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Veröffentlicht am 09.03.2018

München und ein bestialischer Frauenmörder

Gründerjahr
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Gründerjahr von Michael Gerwien ist nicht, wie nach dem Titel zu erwarten wäre, ein historischer Roman, nein, es handelt sich um einen Kriminalfall, der sich über einen hundertjährigen Zeitraum hinweg ...

Gründerjahr von Michael Gerwien ist nicht, wie nach dem Titel zu erwarten wäre, ein historischer Roman, nein, es handelt sich um einen Kriminalfall, der sich über einen hundertjährigen Zeitraum hinweg zieht.
Die historischen Ereignisse während dieser Zeit werden zwar gestreift, aber im Vordergrund steht eindeutig der Kriminalfall, der im Jahre 1918 München in Angst und Schrecken versetzt.
Ein bestialischer Frauenmörder bringt nach und nach auf grausame und sehr blutige Weise mehrere Frauen um, die alle ein gemeinsames Merkmal haben: sie sind von kleiner Statur, jung, und sie sind alle blond.
Dem Team von Oberinspektor Weinberger gelingt es trotz intensivster Bemühungen nicht, den Täter dingfest zu machen.
Eine lange Zeit von etwa dreißig Jahren vergeht, bis plötzlich, sozusagen aus dem Nichts, der Täter – oder ist es vielleicht sogar ein Nachahmer? – sein blutiges Handwerk wieder aufnimmt. Diesmal ist es der Enkel von Weinberger, Hans, der akribisch ermittelt.
Und nun machen wir einen Sprung ins Jetzt. Im Jahre 2017 findet Julia, die Enkelin von Hans, Dokumente, diese Fälle betreffend. Und da es eine neuerliche Mordserie gibt, beschließt sie, selber zu ermitteln.Neugierig macht sie sich mit Hilfe eines Freundes aus dem Polizeidienst daran, Licht in das Dunkel zu bringen, was sich als nicht ungefährlich herausstellt.
Wir begleiten den Autor durch das München im Jahre 1918, dem Jahr, als Kurt Eisner den Freistaat Bayern ausruft, bis in die heutige Zeit und erleben den Wandel der Gesellschaft auf eine sehr authentische Weise, sehen durch die bildhaften Beschreibungen die Orte der Handlung vor unserem inneren Auge erstehen und begegnen einem Täter, dessen abartige Gedanken und Taten wir durch die detaillierte Schreibweise nachvollziehen können.
Kein noch so grausames, bluttriefendes Detail der Handlungen eines irregeleiteten, kranken Täters bleibt dem Leser erspart. Und das geht wirklich unter die Haut und ist keinesfalls geeignet für Leser mit schwachen Nerven.

Bis auf kleine Einschränkungen hat mir der Roman gut gefallen. Der Schreibstil gestaltet sich, jeweils der Zeit angepasst, sehr realistisch und lebendig und vermittelt uns so ein einfühlsames Bild der jeweiligen Zeit und ihren Gegebenheiten.
Die jeweiligen Ermittler sind allesamt sympathisch und man erfährt auch so einiges aus ihrem Privatleben, was mir persönlich gefällt und die Akteure näher bringt.
Der Spannungsbogen wird konsequent auf einem hohen Level gehalten und auch der Humor blitzt aus manchen Ecken.
Alles in allem fühlte ich mich gut unterhalten und spreche gerne eine Empfehlung aus, mit der Einschränkung: Achtung, dieser Roman ist nichts für Leser mit schwachen Nerven.

Veröffentlicht am 06.03.2018

Oldtimer, Mord und Diebstahl auf Rügen

Taxi nach Rügen
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Abgesehen davon, dass er wilde Träume von schönen Frauen hat, ist Gramzow ein ganz normaler Taxifahrer auf Rügen, der Tag für Tag um seine Existenz besorgt ist.
Und wenn er einen schlechten Tag hat, wirft ...

Abgesehen davon, dass er wilde Träume von schönen Frauen hat, ist Gramzow ein ganz normaler Taxifahrer auf Rügen, der Tag für Tag um seine Existenz besorgt ist.
Und wenn er einen schlechten Tag hat, wirft er schon mal einen nervigen Fahrgast kurzerhand aus dem Taxi und setzt ihn, mitten in der Nacht, auf einer verlassenen Straße aus. Dumm nur, dass eben dieser Gast tot aufgefunden wird.
Aber es kommt noch schlimmer. Sein Onkel, Klaus mit Namen, involviert ihn in krumme und ganz und gar nicht ungefährliche Geschäfte. Es geht um den Raub von hochkarätigen Oldtimern, die sich anlässlich einer Oldtimer-Rallye auf der Insel befinden. Und schon gibt es einen zweiten Toten.

Kommissar Radegast und sein Team ermitteln und kommen über Gramzow auf eine heiße Spur. Den sympathischen Kommissar und seinen besten Freund Ole schließt man sofort ins Herz. Obwohl dieser durch die Werftenkrise seinen Job verliert, haben sie doch einen gemeinsamen Traum: Das Segeln und hier insbesondere eine außergewöhnliche Yacht, eine Colin Archer. Ob sich dieser Traum verwirklichen lässt?

Ein Krimi, der sich durch die lockere Art und mit einer gut gewürzten Prise Humor leicht lesen lässt und mich persönlich mehr als einmal zum schmunzeln brachte. Irgendwie mag man es gar nicht glauben, wie zielsicher Gramzow von einer Katastrophe in die andere schlittert.
Aber auch die Ermittlungen sind spannend und interessant, wobei der Fokus eindeutig auf der Figur des leicht trotteligen Gramzow liegt. Aber das tut der Spannung keinen Abbruch und am Schluss hat man das Gefühl, dass man ihn weniger als Verbrecher, denn als Unglücksrabe, der wider seine persönliche Überzeugung in eine Mordermittlung und einen Diebstahl verwickelt wurde, wahrnimmt.

Eine Geschichte, die man als perfekte Lektüre für zwischendurch lesen kann, mit Lokalkolorit, der dem Leser die Schönheit der Insel Rügen fein dosiert nahebringt und auch den handelnden Ermittlern Raum für ein Privatleben lässt.

Mich hat sie gut unterhalten und ich vergebe hierfür gerne 4 Sterne und würde mich freuen, mehr von Radegast & Co lesen zu dürfen.




Autor: Witte
Buch: Taxi nach Rügen

Veröffentlicht am 01.03.2018

Eine Täterin stellt sich

Der Augenblick
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Das Verbrechen kennen wir.
Die Täterin auch.
Wo bleibt die Gerechtigkeit?

Das, lieber Leser, ist nach dem Lesen dieses Buches schwer zu entscheiden.
Denn Irene Matt führt uns tief hinein in die Psyche ...

Das Verbrechen kennen wir.
Die Täterin auch.
Wo bleibt die Gerechtigkeit?

Das, lieber Leser, ist nach dem Lesen dieses Buches schwer zu entscheiden.
Denn Irene Matt führt uns tief hinein in die Psyche einer Täterin, die von vorneherein zu ihrer Schuld steht. Und ganz langsam zweifelt man daran, inwieweit man ihr eine Schuld zuweisen kann. Ein Kind wurde getötet. Und der Fall konnte nicht geklärt werden. Alexandra Keller, aus dem Urlaub zurück, versucht den Fall zu lösen, aber es sind kaum verwertbare Spuren vorhanden. Der Fall scheint aussichtslos.

Aber plötzlich kommt doch noch Bewegung in die Angelegenheit. Eine Frau stellt sich, von ihrem Gewissen geplagt, als die Täterin.Warum sie diese schreckliche Tat begangen hat, weiß sie selber nicht und kann es auch nicht begreifen.

Alexandra wendet sich an ihren ehemaligen Ausbilder, den Fallanalytiker Hermann Rau, der eine Therapiegruppe ins Leben ruft und mit dieser Gruppe, bestehend aus sechs straffällig gewordenen Tätern, einem forensischen Psychiater, einem Seelsorger und anderen Teilnehmern versucht, die verschiedenen Taten von Straftätern zu beleuchten. Besonderer Wert wird in Gruppen- und Einzelgesprächen darauf gelegt, die Motive der Tat, bzw. die Auslöser zu solchen Straftaten zu finden.

Abgesehen von den einzelnen Fällen ist es für den Leser interessant, in die Psyche der Täter einzutauchen um zu begreifen, was diese zu ihren Taten veranlasst. Und wenn man den einzelnen Sitzungen folgt, kommt man nicht umhin, sich die Frage zu stellen, ob die Täter nicht auch Opfer waren. In diesem Zusammenhang fragt man sich, inwieweit unsere Gerichtsbarkeit solche Situationen in ihre Urteile einbezieht.

Eine sehr gut ausgearbeitete Geschichte, der man anmerkt, dass die Autorin ihre große Erfahrung als Krisenseelsorgerin und Mediatorin einbringt und die den Leser nicht unberührt lässt. Aber kein Kriminalroman im klassischen Sinne. Hier wird mehr Wert auf die psychologischen Hintergründe der Taten gelegt, was zwar auch sehr spannend ist, aber dem Liebhaber von Action, Tempo und spannender Ermittlungsarbeit nichts bringen wird.

Aus diesem Grund würde ich den Roman diesem Leserkreis nicht empfehlen. Mir persönlich hat der Roman gut gefallen, bis auf eine kleine Kritik am Lektorat, das meiner Meinung nach nicht sorgfältig genug gearbeitet hat.


4 Sterne

Veröffentlicht am 23.02.2018

Gefährliche App

App to Date
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Jenny arbeitet an einem geheimen Forschungsobjekt ihrer Uni in Düsseldorf. Zusammen mit einem kleinen Team hat sie eine Dating App entwickelt, die schon nach kurzer Zeit einen Mega-Erfolg verzeichnet.

Eine ...

Jenny arbeitet an einem geheimen Forschungsobjekt ihrer Uni in Düsseldorf. Zusammen mit einem kleinen Team hat sie eine Dating App entwickelt, die schon nach kurzer Zeit einen Mega-Erfolg verzeichnet.

Eine App, die sehr gut in unsere schnelllebige Zeit passt, denn in kürzester Zeit findet sie den passenden Partner für ein Date, basierend auf den Profildaten der Nutzer. Zu Testzwecken nutzen auch die Mitarbeiter mit verschiedenen Avataren und Profilen diese App um ihre wissenschaftlichen Untersuchungen zu untermauern. Untersagt ist es ihnen aber, diese App auch für private Zwecke zu nutzen.
Jennys Bruder Marc kommt zu Besuch und installiert diese auf ihrem neuen Handy, welches er ihr als Geschenk mitgebracht hat und setzt damit Ereignisse in Gang, die fast zu seinem Tod führen, in einem Mord und in einer Liebesgeschichte für Jenny enden.
Sehr rasant und spannend beschreibt die Autorin, Carine Bernard, die Ereignisse in ihrem locker-leichten Sprachstil mit gut ausgearbeiteten, bildhaft gestalteten Charakteren die sie vor unserem inneren Auge erstehen lässt.
Dieser Roman ist kein typischer Krimi mit einer blutrünstigen Handlung, aber auch kein typischer Liebesroman, da die Romanze, die sich anbahnt relativ schnell vonstatten geht. Da hätte ich mir ein wenig mehr Zeit des Kennenlernens gewünscht.
Ob wohl mir der Täter schon sehr schnell bekannt war, hat mich dieses Buch fasziniert, einfach auch deshalb, weil es eine Thematik behandelt, die ich für sehr brisant halte.
Denn es geht hier um unsere Daten, Daten die permanent gesammelt werden – und wer weiß denn schon, was man damit alles anstellen kann, wenn diese Daten in falsche Hände geraten.
Machen wir uns nichts vor, diese riesigen Datenpools, die in der Zwischenzeit schon existieren und die permanent gefüttert werden machen uns heute schon so gläsern, dass gewisse Organisationen, wenn sie denn dürften, schon alles über uns abfragen könnten, was sie wissen möchten.

Und das erschreckt mich zutiefst, vor allen Dingen die Tatsache, wie sorglos die Menschen alles mögliche über sich preisgeben und demzufolge auch perfekt manipuliert werden können.

Fazit: Neben der eigentlichen Geschichte ist dieser Roman nicht nur ein Buch, welches mich gut unterhalten hat, sondern auch ein Roman, der mich sehr sehr nachdenklich macht.



Meine Empfehlung und 4 gute Sterne

Veröffentlicht am 19.02.2018

Ein "tierischer" Mörder

Rindsmord
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Der kleine, normalerweise harmlose Dexterbulle „Olli“ soll auf seiner Weide einen Mann totgetrampelt haben. Keiner mag das glauben, ist Olli doch eigentlich eher ängstlich und zieht sich vor Fremden zurück. ...

Der kleine, normalerweise harmlose Dexterbulle „Olli“ soll auf seiner Weide einen Mann totgetrampelt haben. Keiner mag das glauben, ist Olli doch eigentlich eher ängstlich und zieht sich vor Fremden zurück.
Was hatte der Tote also an sich, dass er so grausam zu Tode kam?

Bei dem Toten handelt es sich um den Bankdirektor Westermann, einen angesehenen Mann und Kunstförderer, der hohes Ansehen genoss.

Zu Unrecht, wie sich im Verlaufe der Ermittlungen herausstellt, denn der Ermordete schien ein nicht so ganz einwandfreies Doppelleben zu führen, sein Name erscheint bei den Ermittlungen in Verbindung mit Geldwäsche, Anlagebetrug und mehr.Und er hatte ein besondere Vorliebe für junge, brünette Damen.


Für mich ist es der erste Roman dieser Autorin. Kirsten Raab hat hier ein ungewöhnliches Setting geschaffen und die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Die Ermittler, Petersen und Hansen, sind beide sehr sympathisch und harmonieren sowohl im Privaten als auch bei den Ermittlungen. Beide haben so ihre kleinen Schwächen, so hat Petersen den Tod seiner Frau noch nicht überwunden und Hauke Hansen hat kein so glückliches Händchen in der Wahl seiner Frauenbekanntschaften. Was mir gefällt, man bekommt zwar einen Einblick in das Privatleben, was für den Leser der die Vorgängerbände nicht kennt, sehr vorteilhaft ist, aber es dominiert die Handlung nicht.

Viele Verdächtige, viele mögliche Motive, aber nichts Konkretes. Die Ermittlungen verlaufen zwar akribisch genau, aber so schön unaufgeregt.

Auch das macht Lesespaß, denn man kann der Geschichte genüsslich folgen

und seine eigenen Gedanken und Schlüsse ziehen.

Die sich allerdings bei mir bis zum unvorhergesehenen Schluss als falsch erwiesen haben.


Der Krimi spielt zwar in der norddeutschen Provinz, aber man wird nicht mit Landschafts- oder Ortsbeschreibungen überfrachtet. In diesem Sinne ist es für mich auch nicht ein Krimi mit viel Lokalkolorit, dennoch konnte ich mir das Umfeld recht gut vorstellen. Petersen und Hansen sind zweifellos die tonangebenden Charaktere der Handlung, die Nebenfiguren sind zwar auch interessant, bleiben aber dennoch im Schatten derselben zurück.

Das Ende erschien mir dann etwas gehetzt und nicht so ganz ausgearbeitet, aber das ist für mich der einzige Kritikpunkt, ansonsten hat mir der Krimi mit diesen zwei sympathischen Protagonisten, seinem ungewöhnlichen Tatort und dem lockerleichten Schreibstil gut gefallen.

Auf jeden Fall freue ich mich schon auf weitere Fälle von Kirsten Raab und ihre Ermittler. Ich vergebe hier 4 Sterne mit viel Potenzial nach oben.

Autor: Kirsten Raab
Buch: Rindsmord