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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.02.2018

Die Kraft der Liebe

Die Liebe ist stark
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„...Ihre blauen Augen waren unergründlich, er konnte nichts in ihnen lesen. Sie war wie eine Wand, ein endloser Ozean, ein wolkenverhangener Nachthimmel, unter dem er die Hand nicht vor Augen sehen konnte...“

Sarah ...

„...Ihre blauen Augen waren unergründlich, er konnte nichts in ihnen lesen. Sie war wie eine Wand, ein endloser Ozean, ein wolkenverhangener Nachthimmel, unter dem er die Hand nicht vor Augen sehen konnte...“

Sarah hört bei ihre Mutter ein Gespräch, dass nicht für ihre Ohren bestimmt war. Ihr Vater und gleichzeitig der Geliebte ihrer Mutter wollte das Kind nie. Er verlässt Sarahs Mutter. Damit beginnt deren Abstieg. Sarah ist acht Jahre alt, als ihre Mutter stirbt und sie an Duke verkauft wird. Der missbraucht das Kind.
Zehn Jahre später, 1980, flieht sie aus New York. Sie erreicht Pair-a-Dice und wird der Star im Palast der Gräfin. Die Männer stehen bei ihr Schlange und geben dafür den mühsam erarbeiteten Goldstaub. Dass sie innerlich wie abgestorben ist, ahnt keiner von ihnen.
Michael Hosea hat unweit des Ortes eine Farm. Er hat Gott um eine Frau gebeten. Ausgerechnet Sarah, die sich jetzt Angel nennt, soll das sein.
Die Autorin hat einen tiefgründigen Roman über Schuld und Neuanfang geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Es fiel schwer, das Buch aus der Hand zu legen.
Der Schriftstil ist ausgereift. Das zeigt schon das obige Zitat, welches den ersten Eindruck wiedergibt, den Michael hatte, als er Angel gegenübersteht. Die Verwendung passender Metapher gehört zum Handwerkszeug der Autorin, dass sie perfekt beherrscht.
Sehr eindrucksvoll wird Angels innere Leere immer wieder thematisiert. Selbst die Erinnerungen an ihre Kindheit schmecken bitter. Als Michael ihr einen Heiratsantrag macht, reagiert sie ungläubig. Zu oft wurde sie enttäuscht.
Doch dann ist ihr Leben in Gefahr. Michael ist zur Stelle, nimmt sie mit und heiratet sie. Michael ist so anders als die Männer, die Angel bisher kennengelernt hat. Damit kann sie nicht umgehen. Seinen Glauben lehnt sie ab. Dazu haben die Erfahrungen ihres Lebens beigetragen. Sie bietet sich ihm an. Ihre Verhalten wird im folgenden Zitat begründet:

„...Sie kämpfte auf die einzige Art, die sei kannte..“

Zu den sprachlichen Besonderheiten gehören die Gespräche von Michael mit Gott. Sie sind kursiv gesetzt und zeigen Michaels tiefen Glauben. Es sind vor allem Fragen, die er stellt, wenn er nicht weiß, wie es weiter gehen soll. Während Michael vorurteilsfrei auf Angel zugeht und ihr seine grenzenlose Liebe gibt, lässt Paul, Michaels Freund, sie seine ganze Verachtung spüren. Angel kennt nur eine Antwort.

„...Sie hob ihren Kopf und lächelte ihn kalt und tot an...“

Nach und nach öffnet sich Angel gegenüber Michael. Doch es ist ein stetes Auf und Ab. Auf Zeiten der Freude folgt tiefe Verzweiflung. Die vergangenen Jahre haben nicht nur ihre Seele kaputt gemacht, sie haben ihr jegliches Selbstwertgefühl genommen. Uneigennützige Geschenke kennt sie nicht. Sie weiß nicht, was es heißt, wenn man ohne Wenn und Aber um seiner Selbst wegen geliebt wird. Es ist ein schmerzhafter Reifeprozess, denn die Autorin ausgezeichnet beschreibt.
Auch für Michael gibt es Situationen, wo er nicht weiter weiß, wo er seinen Glauben infrage stellt. Doch er findet wieder den Weg zu Gott und vertraut erneut seiner Führung.
Nach und nach erfahre ich, wie Angels Leben in den 10 Jahren verlaufen ist. Es sind nur einige Wenige Episoden, die sie Michael erzählt. Schon die zeichnen ein Bild des Schreckens. Michaels Leben ist ebenfalls nicht glatt verlaufen. Die Grüne und Verhältnisse aber waren völlig andere.
Jedes Kapitel beginnt mit einem Bibelvers oder einem Zitat, die perfekt zu den folgenden Zeilen passen.
Ein sehr persönliches Nachwort der Autorin ergänzt die Geschichte.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hat mich tief berührt und bewegt. Es beweist die Macht der Liebe. Ein Wort von Michael möge meine Rezension abschließen:
„...Meine Liebe ist keine Waffe. Sie ist ein Rettungsseil. Ergreif es und lass es nicht mehr los!...“

Veröffentlicht am 24.02.2018

Spannend ud magisch

Lilli Luck 1. Vernixt und zugenäht
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„...Der erste Ferientag ist immer der beste, denn da liegen die ganzen Ferien noch vor einem...“

Lilli lebt mit ihren Eltern und den beiden Geschwistern sowie Uroma in einem alten Leuchtturm. Der hat ...

„...Der erste Ferientag ist immer der beste, denn da liegen die ganzen Ferien noch vor einem...“

Lilli lebt mit ihren Eltern und den beiden Geschwistern sowie Uroma in einem alten Leuchtturm. Der hat auch ein Fremdenzimmer. Nun erwarten sie die ersten Gäste.
Die Autorin hat ein spannendes und inhaltsreiches Kinderbuch geschrieben. Es spielt in der Gegenwart, enthält aber eine Spur Fantasy.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Die Schriftgröße ist der Zielgruppe angepasst.
Regelmäßig erzählt die Uroma den Kindern Geschichten von Seeungeheuern und magischen Meereswesen. Dabei regt sie deren Phantasie und Wortbildungsfähigkeit an, indem sie an verschiedenen Stellen eine Pause macht. Dort dürfen die Kinder ergänzen. Diese Ergänzung greift Uroma dann auf. Die Geschichten werden kursiv vom Rest des Textes abgehoben.
Die ersten Bewohner des Fremdenzimmers sind Sara und ihre Mutter. Das Mädchen gibt sich als zickige Prinzessin. Es dauert, bis aus Lilli und Sara Freundinnen werden, und der Leser erfährt, warum Sara anfangs so abweisend ist.
Als Uroma Lilli eine alte Laterne schenkt, stellt diese fest, dass sie magische Fähigkeiten hat. Sie kann die unsichtbaren Meeresbewohner hören und sehen.
Doch auch Linus hat ein Problem. Jemand hat seine Schildkröte aus den Käfig gelassen und buddelt des Nachts Löcher im Garten. Gemeinsam versuchen die Kinder, dem geheimnisvollen Wesen auf die Spur zu kommen.
Daneben gibt es in der Geschichte viele kleine Alltagserlebnisse, die für abwechslungsreiche Ferien sorgen. Gut ausgearbeitete Gespräche fördern einen zügigen Lesefluss. Die Emotionen der Kinder sind nachvollziehbar und verständlich.
Sehr detailliert wird die Wohnung im Leuchtturm beschrieben. Ich hatte sofort ein Bild vor Augen.
Jedes Kapitel beginnt mit einem schönen farbigen Bild. In blauer Schrift wird kurz angedeutet, was der Inhalt der folgenden Seiten ist. Auch innerhalb der Abschnitte sind viele farbige Zeichnungen, die den Text veranschaulichen.
Zwei Doppelseiten sind hellblau unterlegt. Auf der einen besuchen die Kinder das Aquarium, wo Lillis Vater als Meeresbiologe arbeitet, auf der zweiten befinden sie sich auf dem Meer.
Fast am Ende des Buches ist eine besondere Seite, die einem Thema des Buches gewidmet ist. Welchem, möge der künftige Leser selbst herausfinden.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

Veröffentlicht am 23.02.2018

Das Buch hat mich begeistert

Die Blütentöchter
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„...Das schlechte Wetter verlangte den aufgeweichten Boden derzeit mindestens ebenso viel ab wie den Gemütern der Heilbronner. Und eines war gewiss: Sollte nicht bald die Sonne scheinen, würde man Eilika, ...

„...Das schlechte Wetter verlangte den aufgeweichten Boden derzeit mindestens ebenso viel ab wie den Gemütern der Heilbronner. Und eines war gewiss: Sollte nicht bald die Sonne scheinen, würde man Eilika, Clementia und Imagina auch dafür die Schuld geben...“

Wir schreiben das Jahr des Herrn 1333. In Heilbronn ist der Richter Volmar Laemmlin Vater von Drillingen. Er hofft, die Mädchen bald gut verheiraten zu können, denn viele Heilbronner beäugen sie ziemlich argwöhnisch. Doch ausgerechnet zum jährlichen Jahrmarkt erscheint der Bußprediger Alardus und verkündet, dass von den Mädchen Unheil ausgehen wird. Obiges Zitat stammt von Luitgardes, der Mutter. Sie ahnt nicht, dass der Regen zu einem Hochwasser führen wird und ab dem Moment ihre Töchter in Lebensgefahr sind.
Die Autorin hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Der Liebe von Luitgardis zu ihren Töchtern steht der Egoismus des Vaters gegenüber. Ihm geht es nur um seine Reputation. Die Töchter stören dabei.
Die drei Mädchen sind 16 Jahre alt. Eilika gilt als wild und freiheitsliebend. Die Beschränkungen, die ihr vom Vater auferlegt, kann sie nur schwer ertragen. Clementia ist fröhlich, Imagina meist still und zurückhaltend.
Der Schreibstil des Buches ist abwechslungsreich und ausgereift. Er lässt sich zügig lesen und unterstützt den extrem hohen Spannungsbogen. Doch es gibt auch ruhige Szenen. Eilika verlässt heimlich für wenige Stunden die Stadt. Ihr Empfinden drückt das folgende Zitat aus:

„...Der nasse Boden, die vielen Wildkräuter und das Laub der Bäume gaben zusammen einen betörenden Duft ab, den man in der Stadt nicht wahrnahm. Tief atmete sie durch. Es war ihr, als löste sich nach und nach ein festes Seil, das mehrfach um ihre Brust geschlungen war...“

Es zeigt auch, dass die Autorin den Umgang mit passenden Metaphern ausgezeichnet beherrscht. Gleichzeitig werden in die Geschichte die historischen Gegebenheiten eingebettet. Vor allem die Streitigkeiten zwischen den Stadtherren und der Geistlichkeit, aber auch dem Adel, rufen den Kaiser auf den Plan. Sehr gut hat mir gefallen, dass sein Urteil im damaligen Deutsch eingefügt wurde. Das gibt dem Buch unter anderem seine Authentizität und zeugt von exakter und umfangreicher Recherche der Autorin.
Letzteres beweist sich ebenfalls im Gerichtsprozess. Hier werden alle Möglichkeiten genutzt, um die Spannung auf die Spitze zu treiben. Fehler auf Fehler sorgen für ein stetig neues Urteil, bevor die Entscheidung fällt.
Während der Handlung wird deutlich, dass Luitgardis ihren Töchtern Kraft und Lebensmut mitgegeben hat. Sie finden selbst in schwierigen Situationen einen Ausweg und geben nicht auf, solange nur eine geringe Chance besteht. Allerdings können sie nicht ahnen, dass ihre besondere handwerkliche Gabe sie in Gefahr bringen könnte.
In der Handlug wird deutlich, wie es ein geschickter Redner vermag, Menschen zu manipulieren und für sich einzunehmen. Dabei fragt kaum einer mehr nach Recht und Wahrheit. Niedrige Instinkte wie Neid und Ablehnung werden bedient. Dem gegenüber stehen Werte wie Freundschaft und Einsatzbereitschaft. Auch Rache ist ein starkes Motiv, um anderen zu schaden.
Immer wieder lässt mich die Autorin an den Emotionen der Protagonisten teilnehmen. Einen schwierigen Part hat Katharina. In einer Sekunde der Trauer entwickelt sie unbändigen Hass und lädt große Schuld auf sich. Das folgende Zitat zeigt ihre tiefe Reue.

„...Noch immer hielt sie das Kleid mit den Kirschflecken in beiden Händen. Jetzt presste sie es an ihr Herz. Sie konnte die Tränen nicht mehr aufhalten, sosehr sie sich auch dagegen wehrte. Hatte sie nicht jedes Recht verwirkt zu weinen?...“

Während andere über sich hinaus wachsen, erweist sich Volmar als feige. Statt sich hinter seine Töchter zu stellen, häuft er zuerst Lüge auf Lüge und bringt sich dann in Sicherheit.
Es sind viele Kleinigkeiten, die das Buch zu etwas Besonderen machen, sei es die Beschreibung des Lebens im Tross des Kaisers, die Darstellung der Arbeit mit den Leprakranken oder die Wiedergabe des Lebens in verschiedenen Berufen.
Ein ausführliches Personenverzeichnis zu Beginn, ein inhaltsreiches Nachwort, was Realität und Fiktion trennt, sowie ein Glossar vervollständigen das Buch.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es gehört zu den bisherigen Highlights dieses Jahres.

Veröffentlicht am 20.02.2018

Klasse Krimi

Tod im Hopfengarten
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„...Ein Körper, stark verwest und teilweise skelettiert, aber sicher nichts für die Archäologen. Den können wir leider nicht dem Denkmalschutz unterschieben. Zu frisch...“

Norbert Wenzel bringt seinen ...

„...Ein Körper, stark verwest und teilweise skelettiert, aber sicher nichts für die Archäologen. Den können wir leider nicht dem Denkmalschutz unterschieben. Zu frisch...“

Norbert Wenzel bringt seinen Schwiegervater Eduard zum Segelflugplatz. Er hat einen Rundflug zum Geburtstag geschenkt bekommen. Während des Fluges ändert sich die Thermik, sodass sie auf einer Wiese notlanden. Eduard hat ein dringendes Bedürfnis – und findet eine Leiche. Der Fall landet zuerst bei Kriminalhauptkommissar Karl Konrad. Der aber hat mit der Aufklärung von Kirchendiebstählen alle Hände voll zu tun, deshalb soll sich der Schwabe Stimpfle des Falles annehmen. Um den Hobbydetektiv und ehemaligen Metzgermeister Wimmer und seine Enkelin Anna von den Ermittlungen im Mordfall fern zu halten, beauftragt Konrad sie, sich wegen der Kirchendiebstählen einmal umzuhören.
Der Autor hat erneut einen fesselnden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Sehr gut werden die örtlichen Gegebenheiten wiedergegeben. Das beginnt schon damit, dass die Voraussetzungen des Segelflugs ausführlich beschrieben werden. Auch die einzelnen Etappen des Fluges darf ich genau verfolgen. Dazu gehört auch, das in den Dialogen jeder in seiner eigenen Mundart reden darf. Als Leser konnte ich mich deshalb mit Bayrisch, Fränkisch und Schwäbisch beschäftigen. Das war aber kein Problem.
Ab und an blitzt ein feiner Humor auf, wie schon das Eingangszitat zeigt.
Während Wimmer und Anna sich wegen der Diebstähle umhören, haben die Kriminalisten erst einmal damit zu tun, die Identität des Toten zu ermitteln. Beide Fälle stoßen auf Schwierigkeiten. Doch Wimmer ist hartnäckig. Anna nimmt unsinnigen Verdächtigungen sofort die Spitze, wie das folgende Zitat beweist:
„...Wieso sollen denn an allem immer nur die Ausländer schuld sein? So a Schmarrn. Solche Einbrüche kriegen wir selbst auch noch hin...".
Stimpfle hat es als Schwabe im katholischen Bayern nicht einfach. Eine älter Dame meint dazu angesichts einer Hausdurchsuchung:
„..Doch i glaub, der junge Mann ist evangelisch! Da find er eh nix!..."
Stimpfle geht es wie mir als Leser. Ich konnte eine Menge über die verschiedenen Heiligen lernen. Gleichzeitig kamen mir einige unbekannte Schimpfwörter unter. Wie auf Stimpfle das Ganze wirkt, bringt er in folgenden Worten zum Ausdruck:
„...Was waren das für Leute, die einem Kirchenmann aus dem 7. Jahrhundert noch heute die Toleranz von Unkeuschheit vorwarfen? Es waren Momente wie diese, in denen er meinte, in Bayern auf einen anderen Planeten gelandet zu sein..."
Gut gefällt mir, dass der Autor Protagonisten kreiert, die mitten im Leben stehen und ihre Ecken und Kanten haben. Dazu gehört insbesondere Gerda Lederer mit ihren trockenen Humor und Konrads Frau Roswitha, die mit ihren praktischen Ideen für neuen Wind in den Ermittlungen um die Diebstähle sorgt. Erwähne möchte ich außerdem Zeynep, eine Frau mit viel mütterlicher Liebe und einem großen Herzen.
Die Mordermittlungen führen in die Familie des Toten, in seinen Freundeskreis und zu den Reichsbürgern, denn die Mordwaffe gibt Rätsel auf. Natürlich gehe ich alle Um- und Irrwege mit.
Am Ende bleibt keine Frage offen.
Der Krimi hat mir ausgezeichnet gefallen. Er hat mich nicht nur gut unterhalten, sondern mir neues Wissen vermittelt. Gleichzeitig macht die Geschichte deutlich, dass es Fanatismus mit all seinen Schattenseiten auch unter der einheimischen Bevölkerung gibt.

Veröffentlicht am 19.02.2018

Eine ungewöhnliche Frau

Die amerikanische Prinzessin
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„...Es stecken letzten Endes drei Bücher in „Die amerikanische Prinzessin“. Es ist eine wundersame Lebensgeschichte, die voller Wendungen steckt, dass sie sich für mich fast wie ein Abenteuerroman anfühlt. ...

„...Es stecken letzten Endes drei Bücher in „Die amerikanische Prinzessin“. Es ist eine wundersame Lebensgeschichte, die voller Wendungen steckt, dass sie sich für mich fast wie ein Abenteuerroman anfühlt. Es kann auch als kleine Geschichte Amerikas gelesen werden. Und schließlich ist es meine persönliche kleine Studie über die Frage: Wie geht man mit Verlusten um?...“

Das Eingangszitat stammt aus dem Nachwort der Autorin. Besser und kürzer kann man den Inhalt des Buches nicht zusammenfassen.
Das Buch beginnt und endet im Winter 1954/1955 in einem kleinen blauen Zimmer. Zwischen Prolog und Epilog wird die Lebensgeschichte der Allene Tew aufgeblättert.
Allene wird 1872 in Jamesville in Rock Country in Amerika geboren. Ihr Vater war der jüngste Sohn der Familie und hatte nichts von der Strebsamkeit seiner älteren Brüder. Allene allerdings hatte den Pioniergeist ihrer Vorfahren verinnerlicht. Das zeigt sich schon bei der Wahl ihres ersten Ehemannes. Obwohl sie für ihn nicht standesgemäß war, kommt es zur heimlichen Hochzeit.
Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Es ist ein Sachbuch, kein Roman, und trotzdem wirkt es an keiner Stelle trocken und belehrend. Die Geschichte wird sehr lebendig und lebensnah wiedergegeben. Das fällt schon im ersten Kapitel auf, wo der Pioniergeist der ersten Einwanderer eine Rolle spielt. Neben schönen und bildhaften Landschaftsbeschreibungen erlebe ich den Aufstieg des beschaulichen Städtchens zu einem Touristenmagnet.
Sehr genau wird Allenes Leben erzählt. Ich würde es fast so formulieren, dass sie an ihren Verlusten wächst. Mit jeder Niederlage wird sie stärker. Sie bleibt nie liegen, sie vergräbt sich nicht in ihrer Trauer, sondern sucht immer einen Neuanfang. Eingebettet in diese Lebensgeschichte ist nicht nur die Geschichte Amerikas, sondern ein ganzes Stück Weltgeschichte, sei es die Weltwirtschaftskrise oder beide Weltkriege. Der erste Weltkrieg nimmt ihr den Sohn und – indirekt durch die spanische Grippe – auch die Tochter. Fünf Ehemänner begleiten sie auf ihren Lebensweg. Spätestens nach dem ersten hat sie gelernt, sich finanziell abzusichern.
Ab und an ist bei der Autorin ein Stück Ironie oder Sarkasmus zu spüren, wenn es um Entscheidungen der Weltpolitik geht, wie das folgende Zitat zeigt:
„...Danach konnte sich Amerika wieder beruhigt in seine Neutralität zurücklehnen und währenddessen gut am Krieg verdienen...“
Allene baut sich ihr Leben Stück für Stück auf. Einsamkeit ist nicht ihre Sache, deshalb braucht sie immer wieder einen Mann an ihrer Seite, selbst wenn das bedeutet, dass er neben ihr und nicht mit ihr lebt und in erster Linie an ihren Geld interessiert ist. Durch Heinrich Prinz von Reuß erhält sie ihren Platz im europäischen Adel. Andere zu verheiraten, gehört zu ihren Lebensinhalten. Das reicht bis in höchste Kreise. .Sie sucht sich humanitäre Aufgaben und fördert junge Leute.
Sprachlich fällt der Epilog etwas aus dem Rahmen. Mit treffenden Metapher und romantischen Bildern wird hier ganz kurz das Leben der nun alten Dame skizziert.
Viele Fotos geben den Protagonisten ein Gesicht. Immer wieder finden sich Auszüge aus Briefen, die dem Buch seine Authentizität geben und von der umfangreichen Recherche der Autorin zeugen.
Eine Karte Amerikas auf der ersten Umschlagseite, ein informatives Nachwort, ein Quellenverzeichnis der Bilder, Anmerkungen und ein umfangreiches Personenregister ergänzen das Buch.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. An persönlichen Schicksalen wird ein Stück Zeitgeschichte lebendig.