Melisandes Regentschaft
Die Königin des Himmelreichs12. Jh. Die Stadt Jerusalem sowie die umliegenden Kreuzfahrerstaaten, in denen sämtliche große Religionsgemeinschaften und viele verschiedenen Kulturen friedlich zusammen leben, werden von König Balduin ...
12. Jh. Die Stadt Jerusalem sowie die umliegenden Kreuzfahrerstaaten, in denen sämtliche große Religionsgemeinschaften und viele verschiedenen Kulturen friedlich zusammen leben, werden von König Balduin II. regiert. Ihm zur Seite steht Tochter Melisende, die ihren Vater nicht nur unterstützt, sondern gleichzeitig von ihm lernt, wie man ein Volk führen muss. Allerdings sind die Berater des Königs sowie ihm unterstellte Adlige nicht gerade begeistert davon, dass er so wichtige Dinge seiner Tochter anvertraut, denn sie werden niemals eine Frau als seine Nachfolgerin akzeptieren. Selbst ihr eigener Ehemann Fulko von Anjou steht seiner Ehefrau nicht bei Als es dann wirklich dazu kommt, dass König Balduin II. den Thron an seine Tochter abtritt, sieht sich Melisende neben vielen gefährlichen Intrigen auch Missgunst und Neid ausgesetzt. Sie weiß nicht, wer ihr Freund und wer ihr Unterstützer ist. Einzig und allein der Assasine Rashid steht ihr bei und kämpft für ihr Recht auf die Regentschaft. Aber mit Assasine verbindet Melisende noch mehr…
Cecile Barton hat mit ihrem Roman „Die Königin des Himmelreichs“ einen sehr opulenten historischen Roman vorgelegt, der auf wahren Begebenheiten fusst. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, leider auch oftmals etwas langatmig und detailverliebt, was den Lesefluss etwas erlahmen lässt. Die Handlung wird aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt, die eine lässt Melisande in der Ich-Form zu Wort kommen und so den Leser hautnah an ihren Eindrücken, ihren Rückblenden in die Vergangenheit sowie ihre Erlebnisse als Königin teilhaben. Die andere schildert aus der dritten Person heraus das Zusammenspiel von Rashid, Melisande und Fulko. Die Autorin hat viel recherchiert und sich sowohl mit den politischen als auch gesellschaftlichen und religiösen historischen Hintergründen beschäftigt. Ebenso hat sie viel Wert auf die damaligen Sitten und Gebräuche der Menschen gelegt, die sie gut mit ihrer Geschichte verflochten hat. Das Nachwort für den Leser zur Erklärung ist allerdings ein wenig zu kurz gekommen, um hier mehr zusätzliche Informationen zu liefern.
Die Charaktere sind differenziert ausgestaltet, bleiben aber im Großen und Ganzen leider blass und eher eindimensional. Es fehlt ihnen durchweg an Wärme und Lebendigkeit, vielmehr ist es eher so, als wenn man ein Geschichtsbuch aufschlägt und über die damaligen Menschen liest – sie bleiben leider Fremde. Melisende wurde privilegiert geboren und von ihrem Vater gleichberechtigt behandelt. Sie ist eine kluge, gebildete und interessierte Frau, die sich die Wünsche ihres Vaters zu Herzen nimmt und sein Vertrauen nicht enttäuschen möchte. Sie ist mutig und besitzt eine innere Stärke, die ihr dabei hilft, sich ihrem Ehemann offen zu widersetzen. Fulko von Anjou ist ein unbarmherziger Mann, der nur seine eigenen Vorstellungen gelten lässt und keine Empathie für Andersgläubige besitzt. Rashid ist ein Mann, der sich für die Belange der Menschen einsetzt. Gleichzeitig ist er recht fortschrittlich, denn er unterstützt eine Frau als Regentin, was zur damaligen Zeit eher ungewöhnlich und eher eine Männerdomäne war.
„Die Königin des Himmelreichs“ ist ein historischer Roman, der sich zum einen der Persönlichkeit einer mutigen Frau widmet, zum anderen aufzeigt, dass es durchaus Zeiten gegeben hat, in der die großen Religionen meist friedlich in Jerusalem zusammengelebt haben. Ein Buch für alle, die gerne eher Geschichtsbücher lesen und sich keinen gefühlvollen Roman erwarten. Eingeschränkte Leseempfehlung!