Anders als erwartet, aber richtig toll!
Bird and Sword"Bird and Sword" ist eine dieser typischen Geschichten, bei denen man etwas komplett anderes von der Handlung erwartet und man trotzdem nicht enttäuscht wird. Bei mir ist es normalerweise so, dass ich ...
"Bird and Sword" ist eine dieser typischen Geschichten, bei denen man etwas komplett anderes von der Handlung erwartet und man trotzdem nicht enttäuscht wird. Bei mir ist es normalerweise so, dass ich den Klappentext eines Buches lese und mir so in etwa vorstellen kann, worum es geht. Es entsteht eine Art Gerüst in meinem Kopf, das durch die Erzählungen, das Setting und den Schreibstil nach und nach gefüllt wird. Dieses Mal muss ich sagen, dass ich vollkommen danebenlag – aber schlimm fand ich das überhaupt nicht.
Zunächst einmal muss ich sagen, dass mir der Genre-Mix zwischen Fantasy und Liebesgeschichte sehr gut gefallen hat, denn nach dem Cover hätte ich ja mehr auf eine Fantasygeschichte getippt. Im Nachhinein denke ich allerdings, die Geschichte lässt sich anders besser beschreiben: Eine Liebesgeschichte mit Fantasy-Anteil. Beides nimmt in etwa die Hälfte der Handlung ein, weswegen ich mir vorstellen kann, dass einige überrascht waren, wie sehr die Liebe zwischen Lark und Tiras doch im Vordergrund steht. Viele Leser beschweren sich ja sehr oft, dass mittlerweile wohl kein Buch mehr ohne Liebesgeschichte auskommt, egal ob Fantasy, Thriller oder Science Fiction – und ja, diese Entwicklung habe ich auch mitbekommen, aber da ich eine kleine Romantikerin bin, mag ich das doch gerne. Und so mochte ich auch Lark und Tiras zusammen, denn obwohl sie ein paar Anfangsschwierigkeiten hatten, ergänzen sich die beiden im Laufe des Plots immer mehr. Deshalb fand ich die Liebesgeschichte wirklich toll beschrieben. Die viel gelesene Kritik bezüglich der Tatsache (bzw. eher der Interpretation), dass Tiras Lark ausnutzt, kann ich in diesem Zusammenhang nicht besonders gut nachvollziehen. Zwischen den beiden ist es zwar sicher nicht die Liebe auf den ersten Blick, aber alleine Tiras' Mühe, Lark das Lesen beizubringen, mit ihr Zeit zu verbringen und sie letztlich auch vor ihrem Vater zu beschützen, war für mich aussagekräftig genug. Letztlich ist Tiras immer noch ein König, der Lark ohne Frage anfangs als Druckmittel benutzt hat. Das schließt für mich aber nicht aus, dass er sie lieben gelernt hat.
Zusätzlich – neben der Liebesgeschichte – gibt die Geschichte drumherum auch so einiges her. Denn auch Larks Fluch und Tiras Geschichte nehmen einen großen Raum im Plot ein. Ich persönlich finde das Buch ausgesprochen magisch und einnehmend. Die Wortmagie ist wundervoll beschrieben, ebenso die Anziehung zwischen den beiden Hauptfiguren und die gefährliche, immerwährende Bedrohung der Volgar. Ich muss dazu sagen, dass das Buch nicht gerade durch Action und Dynamik glänzt, aber meiner Meinung nach bedarf es für eine überzeugende Handlung auch nicht immer große Kampfszenen und sich überschlagende Ereignisse. Alleine die Geschichten von Lark und Tiras, ihre Verbindung, die Vielfältigkeit der Wesen im Königreich und die Suche nach der Lösung, sich von den Volgar zu befreien, waren für mich unterhaltend genug, um "Bird and Sword" zu mögen.
Lark konnte mich als Protagonistin überzeugen, auch wenn ich anfangs meine Zweifel daran hatte. Schließlich ist sie stumm, was alleine schon eine Herausforderung ist, dazu kommt allerdings noch, dass sie ihre Magie nicht verwenden kann (eben, weil sie nicht spricht). Ich hatte so meine Bedenken, ob die Autorin es schaffen würde, mit einer solchen Protagonistin eine gute Geschichte zu erzählen, aber ich habe mich eines Besseren belehren lassen. Lark ist toll, außergewöhnlich und eine starke Hauptfigur. Sie findet schon bald einen Weg, sich mitzuteilen, den anderen (und mir) ihre Stärken zu beweisen und mich für sich einzunehmen. Aber auch Tiras fand ich toll. Bei ihm habe ich auch eine Weile gebraucht, um ihn zu mögen, weil mir anfangs seine Motive nicht ganz klar waren, aber auf mich strahlte er eine unglaubliche Verlässlichkeit und Stärke, sowie viel Charisma aus. An vielen Stellen hätte ich gerne mehr über ihn erfahren, denn ich fand, er kam manchmal zu kurz, aber es ist schließlich auch Larks Geschichte, weswegen ich mich schnell damit abgefunden habe.
Amy Harmons Bücher habe ich aus verschiedenen Gründen bisher noch nicht für mich entdecken können, weswegen "Bird and Sword" mein erstes Werk von ihr war. Vergleichen kann ich den Schreibstil daher nicht mit ihren anderen Erscheinungen im Liebesroman-Bereich, allerdings hat mir die Art und Weise, wie sie eine neue Welt entstehen lässt und die verschiedenen Kreaturen darin verknüpft, sehr gut gefallen. Vielleicht hätte ich mir ein bisschen mehr Knistern zwischen Tiras und Lark gewünscht, aber alles in allem bin ich durchaus zufrieden mit der Umsetzung. Jetzt freue ich mich auf Kjells Geschichte.
Fazit
"Bird and Sword" ist ein gelungenes Werk der Autorin Amy Harmon, das mich trotz kleiner, subjektive empfundener, Schwächen überzeugen konnte. Die Liebesgeschichte fand ich toll umgesetzt, der Fantasy-Anteil war einnehmend und die beiden Hauptfiguren einzigartig und facettenreich ausgearbeitet. Zwar hätte ich gerne mehr über Lark und Taris erfahren, aber ich freue mich auch auf den zweiten Band mit Kjell als Protagonisten.