„Sie haben etwas Besseres verdient als dieses Leben hier.“… „Was wollte er nur von ihr? Und warum hatte sie das Gefühl, dass er ihr gefährlicher werden konnte als alle anderen Männer, denen sie bisher begegnet war?“
Als der Farmer Michael Hosea auf der Straße zufällig die Edel-Prostituierten „Angel“, eine Schönheit mit blauen Augen, goldenen Haaren und zarter heller Haut erblickt, ist ihm sofort klar, dass er in eben diesem Augenblick die Frau seines Lebens gefunden hat. Den gottesfürchtigen Mann lässt von diesem Moment an der Gedanke an den schlanken Engel mit dem schönen Steingesicht nicht mehr los und er versucht alles, was in seiner Macht steht, sie aus ihrem tristen Dasein zu befreien. Doch Angel wurde bereits als achtjähriges Kind missbraucht und in die Prostitution verkauft, ihr Herz scheint mittlerweile erstarrt, ihre Gefühle sind unter dicken Mauern begraben. Der stille, gutmütige und gläubige Farmer hat jedoch einen Verbündeten, dem kein Hindernis zu groß ist – er wendet sich hilfesuchend an Gott und bittet ihn um seine Führung. Ob der warmherzige Mann es schaffen wird, das Durcheinander in Angel zu überwinden und deren Gefühlskälte in Zuneigung und schließlich Liebe zu verwandeln?
Einerseits berichtet dieses Buch vom tragischen Schicksal eines ungewollten Kindes, deren Körper bereits in frühester Jugend missbraucht, und deren Seele geschändet wurde, ein Schicksal, das Francine Rivers ihren Lesern deutlich vor Augen führt. Andererseits ist dies die Geschichte der Hoffnung – und zwar der Hoffnung auf die Gnade und Liebe, die alles zu bewältigen vermag… sofern man es zulässt. Und sie erzählt vom Glauben an Gott, der in diesem Buch eine bedeutende Rolle spielt. Michael Hoseas Gebete und Gedanken, seine Zwiesprache mit Gott, werden stets in kursiver Schrift ins Buch eingeflochten.
Die Autorin konzentriert sich in „Die Liebe ist stark“ vor allen Dingen auf die Gefühls- und Gedankenwelt ihrer beiden Protagonisten, widmet sich jedoch auch den einnehmenden Nebenfiguren dieses Buches. Dem Leser werden der Kinderschänder Duke sowie den Bordellwächter Bret Magowan als die beiden Bösewichte dieses Romans vorgestellt, meine favorisierten Nebenfiguren hingegen sind die Mitglieder der liebenswerten Familie Altman, allen voran die sechzehnjährige Miriam. In wunderschöner Sprache und einnehmendem Schreibstil lässt Francine River ihre Leser immer tiefer in die Geschichte eintauchen, sie offenbart in kleinen Stücken die schrecklichen Erinnerungen ihrer Protagonistin, lässt ihre Personen aber auch eine deutliche Wandlung durchleben. Dies wird besonders bei Angel und bei Michaels Schwager Paul sichtbar. Die Autorin schreibt äußerst gefühlvoll und man kann nicht umhin, sich unverzüglich für Angels Geschichte zu erwärmen, wobei der Leser bis zuletzt hofft, dass Angel, die „schöne, wertvolle, wohlbewachte Ware“, aus ihrem Gefängnis ausbricht, ihre Vergangenheit hinter sich lässt und ihren Weg zu Gott und zu Michael findet.
Fazit: mit „die Liebe ist stark“ ist Francine Rivers als einer der renommiertesten Roman-Autoren ein faszinierendes und wunderschönes Werk gelungen, das fesselt, emotional tief bewegt und den Leser dazu bringt, das Buch regelrecht zu inhalieren. Ein Buch voller Liebe, Wärme, Mitgefühl und Glauben – aber auch voller Tragik und Leid. Eine bunte Gefühlspalette mit hohem Niveau – ein grandioses Werk einer Autorin, die man getrost als eine der Besten dieses Genres bezeichnen kann.
Das Buchcover wurde äußerst ansprechend gestaltet – die junge Frau, deren Gesicht für den Leser nicht erkennbar ist, wandelt in sichtlich teurer roter Abendrobe barfuß auf einer Wiese, vermutlich symbolisiert dies die Zerrissenheit der Protagonistin, die sich zwischen zwei völlig verschiedenen Welten entscheiden muss, sich dabei jedoch weder ihrer „alten Welt“, den Bordellen, noch jener des Farmers Michael, zugehörig fühlt. Diese aussagekräftige Optik, die farbliche Gestaltung sowie die Blumenornamente am Seitenrand verlocken dazu, das Buch zur Hand zu nehmen… eine absolute