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Veröffentlicht am 25.02.2018

brisanter Wissenschafts-Thriller - unbedingte Leseempfehlung

Sturm
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"Sturm" ist nach "Blow Out" mein zweiter Thriller von Autor Uwe Laub. Schon von "Blow Out" war ich begeistert, aber "Sturm" legt hier nochmals eine gewaltige Schippe drauf. Doch worum geht es?

In vielen ...

"Sturm" ist nach "Blow Out" mein zweiter Thriller von Autor Uwe Laub. Schon von "Blow Out" war ich begeistert, aber "Sturm" legt hier nochmals eine gewaltige Schippe drauf. Doch worum geht es?

In vielen Teilen der Welt kommt es zu unerklärlichen Wetterphänomenen. Das brisante daran, sie entstehen innerhalb weniger Stunden, sind für die Meteorologen nicht vorhersehbar. Ob in Berlin ein Tornado, ein über Nacht ausgetrockneter See in Australien oder das plötzliche Tauen des Permafrostbodens in Jakutsk. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie völlig unerwartet waren, die Menschen überrascht haben und viele Leben forderten.

Einzig der Meteorologe Daniel Bender scheint eine Idee zu haben, er vermutet dass das Wetter manipuliert wurde. Mittels einer Intrige wurde er aus seiner erfolgreichen Wettersendung gekickt, ihm bleibt nur sein Blog um seine Fans zu erreichen. Laura Wagner ist in der Nähe von Hannover auf einem Umzug, als es zu einem plötzlichen Hagelschauer mit faustgroßen Eisbrocken kommt, geistesgegenwärtig kann sie sich retten, doch ihr kleiner Sohn wird schwer verletzt. Durch Zufall treffen Daniel und Laura zusammen, es schient als wären sie die einzigen, die ein Desaster noch aufhalten können. Viel zu schnell geraten sie in große Gefahr und müssen um ihr Leben kämpfen.

Dow, was für ein fantastischer Wissenschaftsthriller! Ich war hier von der ersten Seite an gefesselt, denn schon der Anfang ist dramatisch mit dem Tornado in Berlin, den man durch Daniels Augen hautnah miterlebt. Man springt von Schauplatz zu Schauplatz, bekommt ein mulmiges Gefühl, da man genau weiß, dass die Wetterphänomene keinen natürlichen Ursprung haben. Der Aufbau ist ähnlich wie bei diversen amerikanischen Katastrophenfilmen. Schnelle Schnitte, verschiedene Handlungsstränge und zwei Protagonisten, die eine Mission zu erfüllen haben, während die Zeit gegen sie spielt. Die Spannung ist permanent hoch und die Handlung temproreich, so dass man das Buch gar nicht beiseite legen möchte.

Daniel und Laura sind zwei sympathische Typen, mit denn ich mitfiebern konnte. Als Leser weiß man mehr als die beiden, denn es gibt immer wieder Kapitel aus der Sicht derjenigen, die für die Wetterphänomene verantwortlich sind.

Man merkt , dass der Autor akribisch recherchiert hat und lernt eine Menge über das Wetter, was ich für sich schon spannend fand. Beim lesen beschlich mich ein mulmiges Gefühl und die Frage, wieviel ist Fiktion, wieviel schon real? Absolut beängstigend die Vorstellung, dass die Beeinflussung des Wetters irgendwann einmal als moderne Kriegsführung genutzt werden kann. Der Thriller ist klasse geschrieben, sehr plastisch, man ist ganz nah an den Protagonisten dran und hat das Gefühl, die Stürme selbst zu erleben.

Fazit: Für mich war dieser Thriller ein absolutes Lesehighlight, hier hat alles gestimmt. Story, Dramatik, Spannung, Figuren und Aufbau. Und auch das Ende war in sich stimmig. Verdiente 5 Sterne.

Veröffentlicht am 30.08.2018

hart und brutal, aber unglaublich fesselnd

Mann am Boden
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"Mann am Boden" war für mich der erste Thriller von Autor Roger Smith, der Klappentext ließ mich einen harten, spannenden Thriller erwarten. Und er verspricht nicht zu viel.

John Turner lebt mit seiner ...

"Mann am Boden" war für mich der erste Thriller von Autor Roger Smith, der Klappentext ließ mich einen harten, spannenden Thriller erwarten. Und er verspricht nicht zu viel.

John Turner lebt mit seiner Frau Tanya und der gemeinsamen Tochter seit zehn Jahren in Tucson, Arizona, ursprünglich kommen sie aus Südafrika. Turner hat als Alleinimporteur des "Pool Sharks" Erfolg, lebt in einem schicken Haus mit Pool. Die Ehe existiert nur noch auf dem Papier, jeder lebt sein Leben, das einzige Bindeglied zwischen John und Tanya ist die Tochter und ein dunkles Geheimnis. Alles ändert sich, als Turner in seinem Haus überfallen wird. Drei Männer stürmen bewaffnet ins Haus und der Alptraum beginnt.


Puh, für diesen Thriller braucht man Nerven wie Drahtseile, wer keine blutigen, harten Thriller mag, sollte lieber zu einem anderen Buch greifen. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, bekommt eine super spannende Story geliefert.

Der Autor schreibt in kurzen Sätzen, präzise, beschönigt nichts. Die Armut in Südafrika, der Drogensumpf, Gewaltexzesse, Sex, alles erlebt man hautnah. Ohne großes Vorgeplänkel ist man in der Story drin, lernt John und Tanya kennen. Turners Ehe wird von Abneigung und Hass dominiert. Und einem dunklen Geheimnis, das ihn an seine Frau bindet. Der Aufbau ist genial, die Handlung wechselt zwischen aktuellem Geschehen und Rückblenden in die Vergangenheit. So entsteht ein ganz eigener Drive, Stück für Stück setzt sich die Vergangenheit Turners zusammen. Ein Typ, der in Johannesburg Gewalt erlebte, Drogen nahm. Und irgendwann wird auch klar, was es mit dem Überfall auf sich hat. John hat einen Fehler begangen, das rächt sich jetzt auf bittere Weise. Die Story ist hart, unglaublich brutal, aber auch sehr fesselnd. Am Ende ein richtiges Gemetzel, das dem Leser alles abverlangt. Irgendwie ein ziemlich verrücktes Setting mit kaputten Figuren, erinnert an Filme von Tarantino.

Fazit: Trotz brutalsten Gewaltszenen eine faszinierende Story, vor allem die Vergangenheit Turners in Südafrika. Das war definitiv nicht mein letztes Buch des Autors!

Veröffentlicht am 22.02.2018

das Dreamteam ermittelt wieder

Tod im Hopfengarten
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Der vierte Fall für "Scherlock, Pinkerton & Co", respektive das Hobbyermittlerduo Ludwig Wimmer & Anna, führt uns wieder ins beschauliche kleine Örtchen Wolnzach. Bayern, grüne Wiesen, Hopfenfelder, eine ...

Der vierte Fall für "Scherlock, Pinkerton & Co", respektive das Hobbyermittlerduo Ludwig Wimmer & Anna, führt uns wieder ins beschauliche kleine Örtchen Wolnzach. Bayern, grüne Wiesen, Hopfenfelder, eine wunderschöne Landschaft, ein Ort wo das Leben noch in Ordnung ist. Eigentlich. Denn inmitten von Hopfenfelden werden die Überreste einer Leiche gefunden. Viel ist nicht mehr vorhanden das Aufschluss auf die Identität des Toten geben könnte, so dass die Polizei mit ihren Ermittlungen ganz von vorn beginnen muss.

Damit die Hobbydetektive, die zwar schon bei mehreren Fällen erfolgreiche Tipps geben konnten, diesmal nicht auch noch auf die Idee kommen in einem Mordfall zu ermitteln, kommt Kommissar Karl Konrad auf die glorreiche Idee, die beiden anderweitig abzulenken. Er bittet Wimmer um Mithilfe in einer Serie von Kirchendiebstählen, die bisher nicht aufgeklärt werden konnten. Über mehrere Jahre wurden Heiligenfiguren aus Kirchen im Holledaukreis entwendet, die nie wieder aufgetaucht sind. Da Sommerferien sind kann Anna ihren Großvater tatkräftig unterstützen.

Und dann überrascht sie der Anwalt des Mordverdächtigen noch mit einem Spezialauftrag. Sein Mandant schweigt beharrlich, doch der Anwalt ist von seiner Unschuld überzeugt. Ludwig und Anna sollen Augen und Ohren offen halten, um die Unschuldsvermutung zu untermauern.

Im vierten Fall angekommen, fühlt es sich inzwischen an wie lieb gewonnene alte Bekannte zu treffen. Ludwig Wimmer mit seiner Familie, das Ermittlerteam um Kommissar Karl Konrad und seinen schwäbischen Kollegen Stimpfle sowie einige Bewohner aus Wolnzach. Die Krimis aus der Feder von Alexander Bálly stehen für mich inzwischen für Wohlfühlkrimis, die mit ihren liebevoll gezeichneten Figuren, feinem Humor und ganz viel Mundart punkten. Wichtig ist hier die Atmosphäre und das Lokalkolorit, weniger die Spannung. Wobei die natürlich auch nicht zu kurz kommt. Viel bayrische Mundart, durchsetzt mit dem schwäbischen Dialekt von Kommissar Stimpfle, der sich von Wimmer und Anna nicht die Butter vom Brot nehmen lassen will. Dumm nur, dass die Hobbydetektive ihre eigenen Schlüsse ziehen und der Polizei wieder mal eine Nasenlänge voraus sind. Diesmal lernt man einiges über die diversen Heiligen und ihre Aufgaben, das war für mich echt interessant. Und für mich neue bayrische Begriffe kamen vor, wie z. B. "Ramadama"

Ich habe die Ermittlungen in den beiden Fällen ganz gespannt verfolgt, hatte aber nicht wirklich einen Plan. Die Auflösung war zwar überraschend, aber trotzdem stimmig, am Ende gibt es einen super spannenden Showdown. Ich sag nur: Explosionsgefahr!

Fazit: Unterhaltsamer Regiokrimi mit viel Humor und Lokalkolorit. Wimmer und Anna sind das neue Dreamteam.

Veröffentlicht am 17.02.2018

so geht Thriller - ein absolutes Highlight!

Unter pechschwarzen Sternen
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Schauplatz Berlin: In einer Unterführung wird die inszenierte Leiche einer jungen Frau gefunden. Mit zahllosen Stichen übersät, nackt in einen Umhang gehüllt, mit Kerzen umstellt. Erst als die Kapuze gelüftet ...

Schauplatz Berlin: In einer Unterführung wird die inszenierte Leiche einer jungen Frau gefunden. Mit zahllosen Stichen übersät, nackt in einen Umhang gehüllt, mit Kerzen umstellt. Erst als die Kapuze gelüftet wird, offenbart sich die kranke Psyche des Täters. Anstatt ihres eigenen, sitzt der Kopf eines Widders auf dem Hals der Toten. Thomas Harder und Claudia Vogt sollen die Ermittlungen leiten, zwei Ermittler, wie sie ungleicher nicht sein könnten. Harder ist der typische Einzelgänger, der seinen letzten Fall richtig vermasselt hat. Er erhält nochmals eine Chance, sich zu beweisen. Vogt hat mehrere Fortbildungen für Profiling absolviert, ist jung, dynamisch und will Karriere machen. Klar dass die Zusammenarbeit der beiden Komplikationen mit sich bringt, zumal Harder kein Typ für konventionelle Ermittlungsmethoden ist. Dafür hat er Erfahrung und jede Menge Beziehungen in die Unterwelt. Werden die beiden den Killer stoppen können, bevor er wieder mordet?

Gereon Krantz hat hier ein Debüt vorgelegt, das es in sich hat. Einmal angefangen war ich so gefesselt, dass ich das Buch kaum mehr beiseite legen konnte. Mir gefällt die Art des Schreibens ungemein, sie ist so lebendig, teils derb und mit Ausdrücken gespickt, zeitgemäß. Locker-flockige Dialoge, die richtige Portion schwarzen Humor und vor allem so bildhaft, dass mein Kopfkino permanent in Betrieb war.

Aber letztlich ist es das Gesamtpaket aus Sprache, Story und Protagonisten, das mich überzeugt hat. Eigentlich bin ich kein Fan von kaputten Ermittlern, Harder macht hier eine Ausnahme. Harder ist ein Typ, der nicht mehr an seinem Leben hängt, Todessehnsucht hat. Nur ein winziger Schritt und er landet im Abgrund. So trifft man ihn auch in einer Situation beim Russisch Roulette, das er mit einem sensationellen Abgang beendet. Als er auf diesen Fall angesetzt wird, erwacht so etwas wie Neugier, nochmals alles zu geben um den kranken Killer zu fassen. Wenn da nur nicht dieser dunkle Sog wäre, der ihn immer wieder versucht, mit sich zu reißen. Harder hat meine Neugier geweckt, in seiner Vergangenheit muss es einen dunklen Fleck geben, doch noch wird nicht verraten, was ihn zu dem Mann machte, der er jetzt ist. Je weiter die Story ging, desto sympathischer wurde mir dieser Tpy, der auch eine, zwar gut versteckte, softe Seite hat und über sich hinaus wächst.

Claudia Vogt ist alles andere als begeistert, mit Harder gemeinsam ermitteln zu müssen. Sie will nur eines, den Fall schnell klären um sich zu profilieren. Sie ist Frau "Saubermann", gut aussehend, vegan, sportlich, macht Joga und Krav Maga. Während sich Harder von Fast Food und Kippen ernährt, knabbert sie ihre Gemüsesticks bei den Observierungen. Und doch raufen sich die beiden ungleichen Ermittler zusammen, als Vogt zugeben muss, dass Harders Methoden am Rand der Legalität durchaus erfolgreich sind.

Man verfolgt also das neue "Dreamteam" bei den Ermittlungen in Berlin, lernt verschiedene skurrile Typen kennen, ob als Zeugen oder Berater. Wobei, eigentlich sind alle Beteiligten mehr oder weniger skurril, es sind Typen die durch ihre Macken unverwechselbar werden. So präzise beschrieben, dass man sie bildlich vor Augen hat. Ob ein russischer Ganove, ein muskelbepackter Bodybuilder oder ein Psychologe, hier ist wirklich alle perfekt beschrieben und auf den Punkt gebracht. Es sind vielschichtige Charaktere mit Substanz, keine leblosen und austauschbaren Hüllen, wie man sie leider viel zu oft findet.

Der Plot ist dicht, temporeich und mit viel Actionszenen gespickt. In sich stimmig und mit einer Wendung am Ende, dich mich sprachlos gemacht hat. Dabei baut sich die Spannung kontinuierlich auf und gipfelt in einem fesselnden Showdown.

Fazit: Es kommt nicht wirklich oft vor, dass man zwischen all den Krimis und Thrillern eine echte Entdeckung macht. Aber wow, "Unter pechschwarzen Sternen" ist genau so eine Entdeckung, ein Thrillerhighlight von dem ich total begeistert bin. Es ist kaum zu glauben dass es sich hier um ein Debüt handelt. Ich hoffe noch auf viele weitere spannende Fälle für den Ausnahmeermittler Harder!

Veröffentlicht am 13.02.2018

Kommissar Worschädl ermittelt

Tödliche Fälschung
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Schauplatz Linz: Aus dem geplanten Konzertbesuch Kommissar Worschädls wird nichts, denn als er an der Konzerthalle ankommt, ist schon die Polizei vor Ort. Der Bratschist wurde ermordet, das Konzert abgesagt. ...

Schauplatz Linz: Aus dem geplanten Konzertbesuch Kommissar Worschädls wird nichts, denn als er an der Konzerthalle ankommt, ist schon die Polizei vor Ort. Der Bratschist wurde ermordet, das Konzert abgesagt. Tatkräftig steigt Worschädl in die Ermittlungen ein, ein erster Verdächtiger mit passendem Motiv ist schnell gefunden. Doch ist er auch der Täter? Parallel geht es in einem anderen Strang nach Italien, wo die blinde Nina Bertini bei ihrer Joggingtour entführt wird. Ihr Großvater Guiseppe Bertini macht sich große Sorgen, als er Ninas angeschossenen Blindenhund vor seinem Weingut findet.


Zwei Stränge, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Wir lernen den liebenswert kauzigen Kommissar Worschädl kennen, der in einer harmonischen Ehe lebt. Auf der Arbeit ist es allerdings nicht ganz so harmonisch, sein Chef versucht, ihm das Leben schwer zu machen. Worschädl ermittelt mit seiner Lieblingskollegin Sabine Schinagl und taucht in das Musikbusiness ein. Die Befragungen bringen jedoch nicht wirklich eine heiße Spur, auch ist fraglich ob jeder der Beteiligten die Wahrheit sagt. Erst eine waghalsige Verfolgungsjagd, bei der Worschädl seine Höhenangst überwinden muss, bringt den entscheidenden Hinweis.


Fazit: Mir hat der Krimi sehr gut gefallen, er ist für einen Regiokrimi komplex angelegt und punktet mit einem sehr sympathische Ermittler-Duo. Dazu etwas Mundart, die verschiedenen Handlungsorte in Linz und Italien, alles in allem ein gelungener Krimi.