beekeeper in the USA - leider nur bedingt nützlich für angehende Hobby-Imker in Deutschland
Bob McFarland lebt mit seiner Frau in Los Angeles; in diesem Buch beschreibt er seinen Weg zur Hobbyimkerei und seine Art naturnah zu imkern.
Dem Autor, der auch unter dem Namen HoneyLove einen youtube ...
Bob McFarland lebt mit seiner Frau in Los Angeles; in diesem Buch beschreibt er seinen Weg zur Hobbyimkerei und seine Art naturnah zu imkern.
Dem Autor, der auch unter dem Namen HoneyLove einen youtube Kanal betreibt, ist es ganz besonders wichtig, sich als Hobbyimker von den kommerziellen Wanderimkern der amerikanischen Bestäuberindustrie abzugrenzen. Er betont immer wieder, wie wichtig ihm artgerechte Bienenhaltung ist, bei der weder Profit oder Honig im Vordergrund stehen, sondern das Wohl der Bienen und lehnt den Einsatz von Chemie, auch zur Varroabekämpfung, ab, da dadurch, seiner Meinung nach, nur resistentere Milben gezüchtet werden.
Danach stellt McFarland Grundlagen zur Bienenhaltung, Gerätschaften wie die Langstroth und, wenn auch kurz, die Kenianische Oberträgerbeute ( KTBH) vor, und auch Werkzeug wie Stockmeißel, Smoker und angebrachte Schutzkleidung. Kurz beschreibt er Königin, Arbeiterinnen und Drohnen und das Leben im Bienenvolk.
McFarland imkert mit Langstroth, der in den USA gängigen Beute, arbeitet ohne Mittelwand, sondern befestigt im Rähmchen oben einen Kunststoffstreifen, an dem die Bienen dann artgerecht wild bauen dürfen. Alle 2-3 Wochen schneidet er dann die Rähmchen auseinander, entfernt den ungewollten Wildbau, der in der falschen Richtung angelegt wurde und das Rähmchenziehen verhindert. Dadurch auseinanderfallende Waben sichert er mit Gummibändern, die von den Bienen selbständig enfernt werden, sobald sie nicht mehr benötigt werden. Mittelwände lehnt der Autor kategorisch ab, da es nach seinen Angaben in den USA ausschließlich pestizidbelastete Mittelwände von großen Erwerbsimkern zu kaufen gibt.
Er erklärt auch, wie man an eigene Bienenvölker kommt: durch eingesammelte Schwärme, hauptsächlich durch Paketbienen oder aber durch Ableger. Beim Kauf von Ablegern oder Völkern sollte man dann aber schnellstmöglich die Mittelwände herausschneiden, da diese alle giftverseucht sind. Kurz wird auch erklärt, wie man Ableger bildet oder, wie in den USA mit Schädlingen oder Klimaproblemen, die es hier nicht gibt, umgegangen wird.
Eine Honigernte im Herbst und daraus resultierende Zufütterung lehnt der Autor ab und zeigt seine Art Honig zu ernten, was zu meinem Erstaunen durch Rähmchenumhängen in den oberen Honigraum samt Einsetzen eines Absperrgitters geschieht. McFarland gibt eine Bauanleitung für zwei Eimer, die mit Abflußhahn, Löchern und einem Spitzsieb zum Filtern der ausgeschnittenen, zerkleinerten Waben genutzt werden. Der abfließende Honig wird sofort in Gläser gefüllt und verschlossen.
Mein Eindruck zum Buch:
Es war mal interessant, zu lesen, wie ein Hobbyimker in den USA vorgeht – als Hilfestellung oder Einführung für angehende Imker im europäischen Raum finde ich dieses Buch leider ziemlich unangebracht. Gesetzliche Vorgaben der USA sind genauso wenig hilfreich wie die Hinweise, in welchen amerikanischen Bundesstaaten man Vorsicht mit afrikanisierten Bienen walten lassen muß.
Das spiegelt Nichts wieder, was hier in Deutschland zu beachten wäre.
Insgesamt merkt man in jedem Kapitel, dass dieses Buch ausschließlich für den amerikanischen Markt verfaßt wurde und einfach eine Übersetzung ins Deutsche keinem hilft, der sich hier über Imkerei informieren möchte.
In den in Deutschland gängigen Ratgebern, werden neben Langstroth auch DNM, Zander oder, wenn man es besonders artgerecht möchte, die Bienenkiste sowie hier geltende Gesetze und Bestimmungen vorgestellt.
Ich bin seit mehreren Jahren Hobbyimkerin und kann einiges aus diesem Buch nicht nachvollziehen, beispielsweise diese Panik vor vergifteten Mittelwänden. Weil es meinem Empfinden eines guten Kreislaufes entspricht, schmelze ich dunkle, alte MW ein und gieße mir daraus neue. Der Autor scheint diesen ausgequetschten Rohstoff zu entsorgen oder, zumindest teilweise, für den Beutenanstrich zusammen mit Leinöl zu nutzen. Für mich persönlich entspricht dieses regelmäßige Herausreißen und Abschneiden des in die falsche Richtung angelegten Wildbaus keinesfalls der ständig hochgelobten naturnahen Haltung, bei der man möglichst gar nicht eingreifen soll.
Insgesamt hatte ich mir mehr unter dem Untertitel-Versprechen „Alles, was wir wissen sollten“ vorgestellt: Bei einem Buch, dass auf den deutschen Markt gebracht wird, erwarte ich neben der einfachen Übersetzung auch landesangepaßte Informationen samt der üblichen, wesentlich vielfältigeren Möglichkeiten und Eigenheiten.
Da solche Informationen gänzlich fehlen, kann ich dieses Buch leider nicht weiterempfehlen um sich auf die Hobbyimkerei in Deutschland vorzubereiten, denn das hier sehr einseitig Vorgestellte bezieht sich speziell auf das Vorgehen in den USA. Es gibt viele Ratgeber und Sachbücher, die die Hobbyimkerei in Deutschland thematisieren, viel informativer und sachdienlicher sind – sehr empfehlen würde ich auch einen Kursus, bei dem man nicht nur Wichtiges lernt, sondern auch Kontakte knüpft und vielleicht seinen Imkerpaten findet.