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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.02.2018

Modern

App to Date
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Jenny arbeitet an der Uni an einer Dating-App, die unglaublich erfolgreich ist. Aus den verschiedensten Gründen: einerseits ist sie kostenlos, andererseits scheint sie gut zuzuordnen, sodass die Dates ...

Jenny arbeitet an der Uni an einer Dating-App, die unglaublich erfolgreich ist. Aus den verschiedensten Gründen: einerseits ist sie kostenlos, andererseits scheint sie gut zuzuordnen, sodass die Dates erfolgreich verlaufen. Die Forschungen im Hintergrund sammeln unglaublich viele Daten der Nutzer und werten sie aus, um immer besser im Matching zu werden.
Als Jennys Bruder Marc ihr die Dating-App installiert, weil sie gerade Single ist und er gute Erfahrungen damit gemacht hat, setzt er die kriminellen Ereignisse in Gang, die Jenny dazu bringen, ihr ganzes bisheriges Leben, ihre Überzeugungen in Frage zu stellen und umzukrempeln.
Ihr Bruder Marc wird Opfer eines Anschlags. Zum Glück hat sie Jakob kennengelernt, er unterstützt sie, doch dann gerät er in Verdacht, ein Mörder zu sein.
Das moderne Thema verknüpft mit einer Liebesgeschichte und einem durch und durch plausiblen Kriminalfall lässt das Buch zu einer spannenden Lektüre werden. Jenny ist eine sympathische Heldin, man begleitet sie gern durch die Wirren der Geschehnisse und kann gut nachvollziehen, warum sie sich wie entscheidet.
Die anderen Figuren sind weniger detailliert gestaltet, was besonders bei dem Täter dazu führt, dass man das relativ schnell durchschaut hat. Das Ende gestaltet sich fulminant uns clever, eine wirkliche Überraschung gibt es nicht.
Insgesamt ein spannender Kriminalroman mit interessanten Figuren und einem modernen Thema, den man gern liest.

Veröffentlicht am 26.02.2018

Landidylle?

Unterleuten
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Unterleuten ist ein imaginäres Dorf in Ostdeutschland. In 62 Kapiteln kommen einige der Einwohner zu Wort und erzählen, ganz aus ihrer Perspektive, was so abgeht. Dabei sind die einzelnen Perspektiven ...

Unterleuten ist ein imaginäres Dorf in Ostdeutschland. In 62 Kapiteln kommen einige der Einwohner zu Wort und erzählen, ganz aus ihrer Perspektive, was so abgeht. Dabei sind die einzelnen Perspektiven sehr persönlich gefärbt, und die Protagonisten wirken auf den ersten Blick eher unsympathisch. Das gibt sich im Laufe der Zeit, wenn man sie besser kennenlernt, ein wenig (aber nicht vollständig).
Doch genau das macht den Mikrokosmos, den Juli Zeh gewohnt sprachgewandt, erzeugt, so einzigartig, so anrührend, so erbärmlich – mit einem Wort so interessant.
Oben auf geht es um den geplanten Windpark und wer daraus welche Vorteile ziehen kann, unten drunter geht es jedoch um ganz andere Themen, da spielt die Familiengeschichte genauso eine große Rolle wie die DDR-Vergangenheit, Ehekrisen oder persönliche Probleme. Dabei erzählt Juli Zeh humorvoll, immer mit Untertönen, Seitenhieben und durch ihren Sarkasmus eben auch oft mit der Wahrheit einer zweiten Ebene, einer anderen Lesart verknüpft.
Insgesamt entsteht ein Bild von einem ostdeutschen Dorf, das sicher exemplarisch für viele Dörfer und ihre Strukturen stehen kann und den Blick auf die Gesellschaft durchaus verändert.

Veröffentlicht am 26.02.2018

Authentisch

Die amerikanische Prinzessin
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Allene Tew geht 1913 an Bord eines Schiffes, damit lässt sie alles hinter sich, was sie in ihrem Leben bisher erreicht hatte und beginnt von vorn, mit viel Mut, Ehrgeiz und Durchsetzungsvermögen. Dabei ...

Allene Tew geht 1913 an Bord eines Schiffes, damit lässt sie alles hinter sich, was sie in ihrem Leben bisher erreicht hatte und beginnt von vorn, mit viel Mut, Ehrgeiz und Durchsetzungsvermögen. Dabei hat sie mit zahlreichen Rückschlägen zu kämpfen, gibt jedoch nicht auf.
Dieses Sachbuch zeigt auch zeitgenössische Fotos aus dem Leben Allenes. Stilistisch schwankt der Text zwischen Sachbuch und Roman, hält sich allerdings (offensichtlich) an die Fakten und entführt die Leserinnen und Leser damit in eine Zeit des Umbruchs, der Chancen, der Aufstiege und Niedergänge. Es entsteht ein Kaleidoskop aus Wirtschaftsboom, Revolution und Krieg, das sich im Leben Allenes spiegelt und so nachvollziehbar, nacherlebbar wird.

Veröffentlicht am 23.02.2018

Weltraumabenteuer

Gambler-Zyklus I
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Danny Sims ist ein Gambler. Zu Beginn des Romans tritt er in einem Zirkus auf. Es dauert eine Weile, bis die Leserinnen und Leser erfahren, was es mit den Gamblern auf sich hat. Sie sind Mutanten mit besonderen ...

Danny Sims ist ein Gambler. Zu Beginn des Romans tritt er in einem Zirkus auf. Es dauert eine Weile, bis die Leserinnen und Leser erfahren, was es mit den Gamblern auf sich hat. Sie sind Mutanten mit besonderen Fähigkeiten und werden wegen ihrer Überlegenheit gehasst und gejagt. Als gefährliche Außerirdische auftauchen, braucht die Welt plötzlich die Hilfe der Gambler.
Lange Abschnitte des Romans, der der erste Teil eines ursprünglich vierbändigen Werkes ist, widmen sich der Darstellung der Figuren. Vieles bleibt lange im Dunkel, die Autorin legt großen Wert auf die Charakterdarstellung und möchte die plausible Entwicklung ihres Helden darstellen. Dabei bleibt meines Erachtens die Spannung ein wenig zurück. Erst im letzten Teil nimmt die Handlung Fahrt auf und erzählt ein echtes Weltraumabenteuer.

Veröffentlicht am 06.02.2018

Derb und munter

Rotzhase & Schnarchnase - Möhrenklau im Bärenbau
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Hase hat Bär beklaut. Deshalb unterbricht dieser seinen Winterschlaf, bzw. ihren Winterschlaf, denn Bär ist eigentlich eine Sie, sodass die Bär verwendet wird (aber nicht immer). Wie es sich für weibliche ...

Hase hat Bär beklaut. Deshalb unterbricht dieser seinen Winterschlaf, bzw. ihren Winterschlaf, denn Bär ist eigentlich eine Sie, sodass die Bär verwendet wird (aber nicht immer). Wie es sich für weibliche Figuren gehört, ist Bär sehr mütterlich, sorgt sich um Hase, will mit ihm spielen und ahnt nicht, dass er sie beklaut und betrogen hat.
Doch dann kommt der Wolf ins Spiel, und für Hase wird es wirklich gefährlich. Jetzt ist es gut, dass Bär ihm hilft und das bringt ihn zum Umdenken.
An vielen Stellen ist die Sprache sehr pointiert, witzig, clever genutzt und erzählt eine rasante Geschichten, getrieben von Missverständnissen und Verrat. Andererseits wird seitenlang auf den Köteln herumgeritten, die Hase vertilgt, was ein witziger Nebenschauplatz sein könnte, bekommt so viel zu viel Gewicht, obwohl es zur eigentlichen Geschichte nichts beiträgt.
Sehr ansprechend finde ich die Illustrationen, die mit Blau als einziger Farbe auskommen und eine ganz eigene Atmosphäre schaffen. Die Tiere sind weder süßlich noch disneyartig dargestellt und bekommen so einen ganz eigenen Charakter. Auf den Bildern ist so einiges zu entdecken.
Vermutlich ist die Übersetzung an der seltsamen Die-Bär-Konstruktion verantwortlich, es fragt sich nur, welchen Mehrwert das für den Text bietet.
Schon der Titel lässt auf eine freche Geschichte hoffe: „Rotzhase und Schnarchnase“ und bietet damit auch gleich einen Interpretationsansatz. Der rotzfreche Hasenlöffel amüsiert sich auf Kosten des schnarchnasigen Bären, soweit so gut, so ansprechend. Dazu passen der Schreibstil und die Illustrationen wie die Faust aufs Auge. Sehr schön auch der Versuch, einen Schneemann zu bauen, weil sich hieran gut zeigen lässt, wie sich Hase im Laufe der Geschichte verändert. Für die jungen Leserinnen und Leser – das Buch ist für Sechsjährige konzipiert – ist sicher auch die Geschichte mit der schlappen Möhre (die Hase Bär erst geklaut hat und ihr dann schenkt) ziemlich witzig. Leider wird das nicht durchgehalten.
Trotzdem handelt es sich um ein lesenswertes Buch, das der Zielgruppe sicher das eine oder andere Kichern abluchsen wird.