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Veröffentlicht am 15.09.2016

Zwischen Stall und Steno

Kraut und Rübchen
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...so stellt sich Katharina Rübchen, 32 und Journalistin, die Überschrift zu ihrem Artikel, den sie über ihr neu gewonnenes Landleben schreiben will, nicht vor. Sie hat von ihrer Tante einen alten Familienbauernhof ...

...so stellt sich Katharina Rübchen, 32 und Journalistin, die Überschrift zu ihrem Artikel, den sie über ihr neu gewonnenes Landleben schreiben will, nicht vor. Sie hat von ihrer Tante einen alten Familienbauernhof geerbt und will nun herausfinden, ob sie für das Landleben geschaffen ist. Ein Haus, das im Schlamm versinkt, poröse Wände und ein löchriges Dach, eine schwang-ere Ziegenherde und eine Art Tagebuch, in dem von Mord die Rede ist - will sie sich das wirklich antun? In den alten Sachen ihrer Tante Marion findet sie ein Tagebuch, das mit dem Datum 13. März 1898 beginnt. Und je weiter sie hier liest, desto mehr Zweifel kommen ihr über ihre weiblichen Vorfahren, die sich allesamt sehr gut mit (Gift-)Kräutern aus kannten und diese auch angewandt haben.

Die Dorfbewohner haben aber auch noch ein anderes Problem: Bauunter-nehmer Froböss will die Häuser des kleinen Ortes aufkaufen und dort ein Einkaufszentrum ansiedeln. Kann Katharina hier helfen?

Elke Pistor begibt sich mit ihrem Landkrimi auf für mich ganz ungewohntes Terrain. Aber genau wie ich es von ihren anderen Büchern gewohnt bin, hat sie mich auch hier sehr gut unterhalten und ich habe wieder etwas gelernt, nämlich über Kräuter. Vor jedem der 19 Kapitel finde ich eine Zeichnung eines Krautes mit genauer Beschreibung.

Die Dorfbewohner werden sehr vielschichtig und interessant beschrieben. Besonders gefallen mir die Ziegen mit den Namen von bekannten Holly-wood-Diven: Rita (Hayworth), Marilyn (Monroe) und Jane (Fonda) zusammen mit ihrem Ziegenbock Ludwig. Aber auch eine kleine Liebesgeschichte bahnt sich an zwischen Katharina und dem Tierarzt des Ortes, den sie schon von klein auf kennt. Dass Katharina die Geschichte aus ihrer Perspektive erzählt finde ich sehr gut und sehr gelungen. Die Seiten aus dem Tagebuch, das Katharina liest, werden kursiv dargestellt und heben sich so gut vom Rest der Geschichte ab.

Die Rezepte, der im Buch angesprochenen Gerichte oder Getränke werden am Schluss des Buches zusammen gefasst. Hier werde ich bestimmt das ein oder andere mal ausprobieren.

Sehr gute Unterhaltung gemischt mit etwas Spannung muss nicht immer blutrünstig sein. Also ran und lesen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spuren in die Vergangenheit

Vergessen
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Die beiden Mädchen Mia und Paula kommen gerade aus der Schule und spielen verstecken. Mia findet Paula und nun muss Paula suchen. Doch die findet sie nicht. Paula ist verschwunden. Eine behandschuhte Hand ...

Die beiden Mädchen Mia und Paula kommen gerade aus der Schule und spielen verstecken. Mia findet Paula und nun muss Paula suchen. Doch die findet sie nicht. Paula ist verschwunden. Eine behandschuhte Hand hat sie in ein Gebüsch gezogen...

Werner Hedelsberg, Wirt einer herunter gekommenen Wirtschaft, die nichts mehr einbringt, hat schlimme Zahnschmerzen. Er erinnert sich an einen alten Freund, Dr. Martin Schlendahl - der ist Zahnarzt. Ihn sucht er auf und versucht Geld zu erpressen. Minuten später kommen Schlendahl und seine Assistentin bei einem Sprung aus dem Fenster zu Tode...

Kommissarin Verena Irlenbusch fühlt sich schuldig am Motorradunfall ihrer Polizei-Partnerin Leonnie Ritte. Sie ist auf der Fahrt zum Tatort verunglückt. Verena hat sich in der Zwischenzeit um ihre demenzkranke Oma Ruth gekümmert. Sie versucht verzweifelt, Job und das Leben mit ihrer Oma unter einen Hut zu bekommen. Nun bekommt Verena einen neuen Partner, Christoph Todt, einen Kotzbrocken, wie er im Buche steht. Und zusammen mit ihm muss sie nicht nur den Tod des Zahnarztes und eines weiteren "Sprungopfers" aufklären, sondern sie muss auch die kleine Mia finden...

Elke Pistor wirft mich mitten rein in ihre Geschichte, die mit den beiden versteckspielenden Mädchen beginnt. Schon ist die Spannung da und hält ihren hoch gespannten Bogen bis zum Schluss, der für mich so nicht vorhersehbar war.

Ich werde immer wieder mit der Vergangenheit von 5 Freunden konfrontiert, die, bis auf einen, das Geschehene in eine Vergessensschublade gedrängt haben. Aber nicht nur diese Menschen wollen vergessen, sondern auch Verenas Oma vergisst immer mehr und entfernt sich zusehends von dem Menschen, der sie einmal war. Die Beschreibungen, wie Verena alles tut, damit es ihrer Oma gut geht, haben mich sehr berührt.

Berührt haben mich auch die Bilder, die sich in meinem Kopf breit gemacht haben, bei den Beschreibungen, wie die kleine Mia in ihrem dunklen Ver-steck leidet. Und wie ihre Mutter und vor allem ihre Oma alles versuchen, um sie zu finden. Besonders intensiv und greifbar fand ich die Beschreibun-gen um Mia, weil sie in der Gegenwart geschrieben sind.

Eine besondere Brisanz finde ich auch das Verhalten der beiden Ermittler miteinander, das aber über die Zeit der Recherchen dann immer etwas besser wurde.

Der Titel "Vergessen" wurde in dieser Geschichte gleich doppelt behandelt: einmal von den 5 Freunden, die die eine Geschichte aus der Vergangenheit vergessen wollen; zum zweiten Oma Ruth, die nichts an ihrem Vergessen ändern kann und froh ist, eine solch liebevolle Enkelin zu haben.

Elke Pistor hat mich mit ihren authentischen Personen und einer exzellenten Geschichte sehr gut unterhalten. Von dem neuen Kommissaren-Duo hoffe ich bald mehr zu lesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Lügenkonstrukt in Ostfriesland

Das Dorf der Lügen
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In dem idyllischen ostfriesischen Ort Martinsfehn werden Oliver Dellbrink und seine junge, noch unerfahrene Kollegin Viktoria Engel Anfang November zum Claasen Hof gerufen. Hier soll sich jemand herumtreiben. ...

In dem idyllischen ostfriesischen Ort Martinsfehn werden Oliver Dellbrink und seine junge, noch unerfahrene Kollegin Viktoria Engel Anfang November zum Claasen Hof gerufen. Hier soll sich jemand herumtreiben. Bei diesem eher unspektakulären Einsatz erschießt Viktoria den 16-jährigen Rouven Kramer. Aus Angst, dass ihre Karrieren vorbei sein könnten, lassen die bei-den Polizisten die Tat wie Notwehr aussehen. Aber es scheint einen Zeugen zu geben. Die Ermittlungen werden an Hauptkommissar Renke Nordmann vom Revier in Martinsfehn und Nola van Heerden von der Kripo in Leer geführt. Dass niemand im Dorf glaubt, dass Rouven zuerst geschossen haben soll, machen die Recherchen in diesem Kriminalfall nicht leichter...

Barbara Wendelken hat mich mit ihrem Krimi an die wunderschöne frie-sische Nordseeküste entführt. Die Örtlichkeiten werden detailliert beschrie-ben, sodass ich mich in dem kleinen Ort Martinsfehn gleich ein bisschen heimisch fühle. Die handelnden Personen mit ihren verschiedensten Charak-tären wirken bunt, absolut anschaulich und real. Gleich zu Beginn der Geschichte lerne ich z.B. die Polizisten auf der Inspektion kennen und kann mir ein Bild machen. Die weiteren Personen lerne ich im Laufe der Ermitt-lungen kennen oder in Zusammenhang mit Renke Nordmann und seiner pubertierenden Tochter Aleena, deren Tod mich besonders berührt hat. Der Fall selbst wirkt auf mich absolut authentisch und könnte mit kleinen Änderungen heute an jedem anderen Ort der Republik stattfinden.

Die Spannung, die sich von Anbeginn stetig steigert, hält ihren hoch ange-setzten Bogen bis zum Schluss. Durch die dauernden Wendungen und Verwirrungen und das Auftauchen von immer mehr Informationen, fliegen die Seiten nur so dahin und ich konnte das Buch kaum aus den Händen legen, bis ich endlich wusste, wer der Zeuge und wirkliche Täter ist. Dass der eigentliche Fall von Anfang an klar dargelegt wird, tut der Spannung und dem Verharren müssen auf den Ausgang keinen Abbruch.

Der Schreibstil ist leicht, flüssig zu lesen und sehr eingängig. Die Kapitel sind tageweise im Arbeitsablauf der Polizei gestaltet, was mir immer wieder erlaubt eine kleine Lesepause einzulegen.

Ich habe einen Kriminalroman gelesen, der alles hat, was ich mir persönlich wünsche: ganz klar Spannung, eine kleine Liebesgeschichte nebenbei, lebensnahe Personen und Örtlichkeiten, gute Unterhaltung und ein ganz kleines bisschen Humor darf auch nicht fehlen. Alles das habe ich in diesem Buch gefunden.

Meine Empfehlung: unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kluftis Herzschmerz

Herzblut
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Der Mord an einem Taxifahrer scheint aufgeklärt und die Pressekonferenz dazu läuft gerade, als ein anonymer Anruf Kommissar Kluftinger aufschreckt. Er ist sich sicher, gerade telefonischer Zeuge eines ...

Der Mord an einem Taxifahrer scheint aufgeklärt und die Pressekonferenz dazu läuft gerade, als ein anonymer Anruf Kommissar Kluftinger aufschreckt. Er ist sich sicher, gerade telefonischer Zeuge eines Mordes geworden zu sein. Emsige Recherchen führen ihn zum Tatort - ohne Leiche, nur mit einer riesigen Blutlache. In einer solchen wird auch das nächste Mordopfer gefunden. Kluftinger selbst geht es im Moment gesundheitlich auch nicht gut. Schmerzen in der. Rist lassen ihn auf ein krankes Herz schließen. Mit Quark, Gemüse und Wasser statt Leberkäs, Kasspatzen und Dunkelbier rückt er dem Übel, sehr zum Leidwesen seiner Kollegen, auf den Pelz. Sogar einen Yogakurs unter Leitung seines Intimfeindes Dr. Langhammer besucht er...

Der 7. Fall für Kommissar Kluftinger und seine Kollegen Hefele, Strobl und Maier ist wieder ganz nach meinem Geschmack. Der Fall wird nach vielen Wirrungen und Wendungen wie immer absolut nachvollziehbar gelöst. Seine Schmerzen lösen sich auch auf, so dass er sogar Urlaubsplänen nicht ganz abgeneigt ist. Wie immer hat das Privatleben meines Kommissars einen gleich hohen Anteil an der Geschichte, wie der Kriminalfall selbst. Und ich liebe die kleinen Fettnäpfchen, in die Kluftinger immer wieder tapst.

Wer Kommissar Kluftinger lieben gelernt hat und einen gut ausgefeilten Kriminalfall zu schätzen weiß, für den heißt es hier: zugreifen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Familientragödie aus der Vergangenheit

Die Stimme des Vergessens
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Nachlassverwalterin Kristina Mahlo wird mit einem neuen Nachlassfall betraut. Der an einem Schlaganfall im Krankenhaus verstorbene Sicher-heitsfanatiker Albert Schettler litt unter Verfolgungswahn. In ...

Nachlassverwalterin Kristina Mahlo wird mit einem neuen Nachlassfall betraut. Der an einem Schlaganfall im Krankenhaus verstorbene Sicher-heitsfanatiker Albert Schettler litt unter Verfolgungswahn. In einem Schrei-ben an den Nachlassverwalter schreibt er von Mord und das Unterlagen hierüber in einem Schließfach liegen. Als Kristina Mahlo diese Unterlagen gestohlen werden, ist sie nicht mehr so sicher, das es hier mit rechten Dingen zugeht und geht dem ganzen mehr nach, als sie sollte. Dabei stößt sie auf eine ungeheuerliche Familientragödie, die nun schon 24 Jahre her ist und die sie mit starkem Engagement aufklären will...

Nachdem ich "das Verstummen der Krähe" schon mit Begeisterung gelesen habe, habe ich mich natürlich sofort auf den neuen Fall von Kristina Mahlo gestürzt. Und ich wurde absolut nicht enttäuscht.

Der mitreißende Schreibstil der Autorin hat mich das Buch fast nicht aus den Händen legen lassen. Gezielt gesetzt Cliffhanger machen das Weiterlesen zu einem Muss. Ist Kristina auch manchmal mit ihrem Latein am Ende, findet sie doch zusammen mit Freundin Henrike und Assistentin Funda immer neue Wege um den Geheimnissen, die sich immer wieder auftun, auf die Spur zu kommen.

Alte Bekannt, wie Kristinas Eltern, Assistentin Funda, Freundin Henrike, ihren Dauerfreund Simon und seine Hündin Rosa, Arne, und auch Krähe Alfred aus dem Vorgängerbuch wieder zutreffen und noch mehr Privates oder Neues von ihnen zu erfahren, hat mir großen Spaß gemacht. Dass die Geschichte in München und Umgebung spielt macht sie für mich noch interessanter, da ich auf manchen Wegen "mit spazieren" kann und mich auskenne.

Sabine Kornbichler schafft es auch mit diesem Buch ohne viel Blutvergießen eine Spannung aufzubauen, die sich bis zum Finale hin noch steigert. Sie erzählt diese perfekt konstruierte Geschichte absolut lebendig und nachvoll-ziehbar. Das macht das Lesen zu einem Genuss.

Unbedingt lesen!