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Veröffentlicht am 25.05.2018

Junger Patrizier klärt Mord, unbeeindruckt von geltenden gesellschaftlichen Stellungen

Der gar schaurige Meuchelmord an einem Ratsherrn
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Norbert W. F. Meier zeigt uns in seinem „Der gar schaurige Meuchelmord an einem Ratsherrn“, in detailreicher Sprache und mit Illustrationen bestückten Beschreibungen, einen kurzen Ausschnitt von Berlin ...

Norbert W. F. Meier zeigt uns in seinem „Der gar schaurige Meuchelmord an einem Ratsherrn“, in detailreicher Sprache und mit Illustrationen bestückten Beschreibungen, einen kurzen Ausschnitt von Berlin im Jahr 1312. Hier passiert ein abscheulicher Mord an einem Ratsherrn. Es scheint auch schon der Täter festzustehen. Doch einer, Otto Wieprecht, schließt sich der gängigen Meinung nicht an und wird sogleich zum Mordermittler bestimmt.

Otto Wieprecht, ein junger, unerfahrener Patriziersohn, hat von nun an alle Hände voll zu tun, um den Täter ausfindig zu machen und überführen zu können. Diese Aufgabe wird ihm anfangs von der Tochter des, an der Mordtat beschuldigten, Knochenhauermeisters Teggels nicht gerade leichter gemacht.

Sophie Teggels ist eine für ihre Zeit sehr selbständige junge Frau. Sie versucht auf eigene Faust die Unschuld ihres Vaters zu beweisen. Zwangsläufig kreuzen sich Otto´s und Sophie´s Wege immer wieder. Langsam entwickelt sich eine zarte Zuneigung zwischen den beiden.

Ist Sophie´s Vater unschuldig? Kann Otto seine Unschuld beweisen und die Liebe von Sophie gewinnen? Doch auch wenn dies so sein sollte, steht der Standesunterschied zwischen dem Patriziersohn und der Handwerkerstochter einer Verbindung im Wege. Oder werden sich die beiden jungen, selbstsicheren Menschen darüber hinwegsetzen können?

Die Geschichte ist geschickt und spannend aufgebaut. Dem Leser – oder zumindest mir – ist bis zur Präsentation der Lösung nicht 100%ig klar, wer nun den Mord begangen hat. Zwischendurch ist mir die, doch sehr detailreiche, Beschreibung immer wieder einmal etwas zu genau geworden, sodass ich das Gefühl hatte, die Handlung der Mordaufklärung aus den Augen zu verlieren und mich keinen Schritt vorwärts zu bewegen. Keine Frage, hilfreich und interessant sind die Illustrationen der damaligen Zeit.

Die Charaktere von Otto und Sophie haben sich von der ersten bis zu letzten Seite kontinuierlich entwickelt. Hin und wieder scheint Otto dem Temperament von Sophie nicht ganz Herr zu werden, doch ihm imponiert die junge Frau, die so ganz anders als ihre Altersgenossinnen ist.

Der Mord wird schließlich rest- und lückenlos aufgeklärt. Den endgültigen Beziehungsstand zwischen Otto und Sophie schuldet uns der Autor. Doch vielleicht treffen wir die beiden ja in einem weiteren Werk von Norbert W. F. Meier einmal wieder? Ich empfehle „Der gar schaurige Meuchelmord an einem Ratsherrn“ all jenen Krimifans die sich gerne mit den geschichtlichen und architektonischen Gegebenheiten des Mittelalters befassen, Krimis mit verschlungenen Wegen zum Täter lieben und nicht unbedingt einen abgeschlossenen Liebesstrang im Krimi benötigen.

Veröffentlicht am 26.02.2018

Erfrischende, ungewöhnliche Liebesgeschichte

Gut gegen Nordwind
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Durch einen Tippfehler schickt Emmi eine Email an die falsche Adresse – zu Leo. Als sympathischer Mitmensch unterrichtet er Emmi von ihrem Missgeschick und schon beginnt eine Email-Bekanntschaft, die mit ...

Durch einen Tippfehler schickt Emmi eine Email an die falsche Adresse – zu Leo. Als sympathischer Mitmensch unterrichtet er Emmi von ihrem Missgeschick und schon beginnt eine Email-Bekanntschaft, die mit fortschreitender Geschichte immer mehr wird.

Einem Unbekannten kann man doch leichter etwas erzählen als jemanden der direkt gegenübersitzt, der einen kennt, den man trifft. Obwohl…. vielleicht wollen sich ja auch Emmi und Leo nach unendlich vielen Mails endlich treffen – oder doch nicht?

Die Beziehung der beiden wird von Daniel Glattauer – trotz Emailstil – witzig und lebhaft, vom anfänglichen nur bruchstückhaften preisgeben der privaten Details bis zu immer direkterer Form, leicht lesbar und flüssig erzählt.

Das Ende von „Gut gegen Nordwind“ muss man mögen – doch es gibt ja einen zweiten Teil. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt, nur das Cover gefällt mir persönlich nicht so richtig. Es zeigt für mich eher Langeweile oder Depression – und das vermittelt das Buch sicherlich nicht.

Veröffentlicht am 16.02.2018

Liebesgeschichte mit gehöriger Portion Spannung

Someone for you
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„Someone for you“ zeigt uns eine Seite der falsch verstandenen Liebe, die niemand erleben möchte. Spannend, mitreißend, fesselnd, geschickt erzählt, sind nur vier Attribute die mir schlagartig zu diesem ...

„Someone for you“ zeigt uns eine Seite der falsch verstandenen Liebe, die niemand erleben möchte. Spannend, mitreißend, fesselnd, geschickt erzählt, sind nur vier Attribute die mir schlagartig zu diesem Buch einfallen.

Ronja Delahaye lässt uns mit Liv mitleiden und mitängstigen, wenn sie von ihrem gewalttätigen Ex-Freund Niko wiedereinmal gefunden wird. Dieser verfolgt sie seit zwei Jahren durch die ganze Welt. Ständig fluchtbereit leben zu müssen, hat zur Folge, dass Liv sehr wenig Kontakt zu anderen Menschen aufbaut.

Doch dann tritt Elijah in ihr Leben. Er ist so anders. Berührt etwas in Liv, sodass sie es wagt, sich ihm zu öffnen. Aber auch er scheint etwas zu verbergen. Kann er Liv die Sicherheit und Geborgenheit geben, die sie sich so sehnlichst wünscht?

Als auch hier wieder Niko auftaucht, fällt Liv in ihr geübtes Muster und sie flieht, diesmal aber auch um Elijah vor Niko zu schützen.

Nur kurz währt ihre Flucht, als Niko sie wieder findet. Wird Elijah ihr zu Hilfe kommen können? Gibt es für Liv und Elijah eine gemeinsame Zukunft oder steht zuviel Vergangenheit zwischen ihnen, den auch Elijah hadert mit Entscheidungen die er vor Jahren getroffen hat. Kann er jetzt die richtige Wahl treffen?

Die Autorin erzählt die Geschichte beginnend kurz vor dem Kennenlernen von Liv und Elijah, in der sie aber immer wieder Rückblicke einfließen lässt, sodass wir auch von Liv und Nikos gemeinsamer Vergangenheit erfahren. Seine Gewaltbereitschaft ist durch die gewählten Worte spürbar und lässt beim Leser – zumindest bei mir - Wut aufkommen wie ein Mensch nur soviel Grausamkeiten einem anderen im Namen der Liebe antun kann. Liv hingegen ist die zurückgezogene, ängstliche und doch so starke Persönlichkeit. Manchesmal ist mir ihr Verhalten nicht so recht nachvollziehbar, aber dies stört den Geschichtsfluss und die Leseverständlichkeit nicht.

Mit „Someone for you“ hat uns Ronja Delahaye eine Liebesgeschichte in die Hand gegeben, die durch die verdrehte Anschauung eines Gewalttäters ums Überleben kämpfen muss. Ich finde sie leicht lesbar geschrieben, wenngleich auch manche Passagen bei mir Herzklopfen und eben auch aufsteigende Wut hervorgerufen haben. Ich gebe 4 von 5 Punkten und merke noch an, dass dieses Buch sehr wohl zum Nachdenken anregt.

Veröffentlicht am 10.02.2018

So witzig kann nervtötendes Warten klingen

Mondscheintarif
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Cora ist verliebt. Und sie wartet. Wartet auf den einen alles entscheidenden Anruf von ihm. Wird er sich melden? Hat sie das Spiel überreizt? Wie lange sich ein paar Stunden anfühlen können!

Als Cora ...

Cora ist verliebt. Und sie wartet. Wartet auf den einen alles entscheidenden Anruf von ihm. Wird er sich melden? Hat sie das Spiel überreizt? Wie lange sich ein paar Stunden anfühlen können!

Als Cora das erste Mal Dr. Daniel Hofmann trifft, ist ihr Aufeinandertreffen eher schmerzhaft - für ihn.

Doch wie heißt es so schön – man trifft sich immer zweimal.

Bei beiden scheint es, als ob Gefühle im Entwickeln sind. Und beide spielen das Spiel „wer darf wen, und vor allem, wann, anrufen“ sehr gut. Vielleicht zu gut?

Cora leidet Höllenqualen während sie auf diesen Anruf wartet.

Wir erfahren den Beginn und die erste Entwicklung von Cora und Daniel in kurzen Rückblicken zwischen den, sehr witzig und unterhaltsam beschriebenen, Höhen und Tiefen des verzweifelten Wartens.

Von so ungefähr: „Der ist es ja gar nicht wert.“, über: „Ich bin zu hässlich für ihn.“ bis hin zu: „Verdammtes Telefon! Läute endlich!“, finden wir die ganze Palette innerhalb kürzester Zeit in Coras Gedanken.

Das relativ dünne Büchlein mit gerade einmal 142 Seiten lässt sich, auch durch den lockeren Schreibstil, leicht und schnell lesen. Die rückblickenden Sequenzen sind gut vom erzählenden Text abgehoben, sodass man immer sofort weiß, ob man in der Gegenwart oder Vergangenheit ist.

Ildikó von Kürthy bringt uns in Mondscheintarif mit uns selbst in Kontakt. Denn, wer kennt dieses Warten nicht auch von sich, zumindest auf die eine oder andere Art und Weise?

Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und durfte einige kurzweilig Stunden mit Cora verbringen.



Veröffentlicht am 31.12.2017

Viel Romantik - wenig Arbeit! Oder doch umgekehrt?

Zeitlang
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Sibylle Leimeister beschreibt in „Zeitlang – Mein Sommer auf der Alm“ ihren Sommer als freiwillige Sennerin auf einer Südtiroler Alm.

Sie erfüllt sich einen lang gehegten Traum und tauscht für einen ...

Sibylle Leimeister beschreibt in „Zeitlang – Mein Sommer auf der Alm“ ihren Sommer als freiwillige Sennerin auf einer Südtiroler Alm.

Sie erfüllt sich einen lang gehegten Traum und tauscht für einen Sommer ihr gewohntes Leben in Deutschland gegen das einer Sennerin mit zwei jugendlichen Hütebuben. Schnell wird ihr klar, dass hier alles anders läuft als sie es gewohnt ist, aber auch anders, als von der vermittelten Agentur beschrieben.

Kein Strom, daher keine Möglichkeit Lebensmittel zu kühlen, warmes Wasser muss extra erwärmt werden, Hygiene wird auf der Alm etwas anders bewertet. Selbstverständlichkeiten werden zur Herausforderung. Große Wandergruppen zu bewirten zur Beinahe-Krise.

Dazu kommt die geizige Bäuerin, die der Sennerin und den Kindern das Leben zusätzlich schwer macht.

Ungeschönt und ehrlich wirkt die Darstellung der drei Monate. Ob Sibylle mit Naturgewalten, Entbehrungen, der Bäuerin, den vielen Wanderern oder körperlichen Blessuren zu kämpfen hat, alles wird in einem locker leichten Schreibstil beschrieben und farbenfroh erzählt. Man lebt und leidet mit Sibylle, möchte das eine oder andere mal der Bäuerin die Meinung sagen oder den betrunkenen Wanderern die Tür weisen.

Sibylle zeigt trotz aller Widrigkeiten ein Durchhaltevermögen, das bewundernswert ist. Ich denke an ihrer Stelle, wäre ich vorzeigt nach Hause gefahren. Auch wenn ich dafür einen beschwerlichen Abstieg samt Gepäck in Kauf hätte nehmen müssen.

Trotz der relativ (für mich) kleinen Schrift und den sehr vielen Zeilen pro Seite, habe ich das Buch, einmal begonnen, nicht mehr aus der Hand legen können. Ich empfehle es all jenen, die romantische Vorstellungen vom Leben auf einer Alm, abseits unserer Annehmlichkeiten, hegen, oder als Einstieg für jene, die sich selber mit dem Wunsch als „Zeitsenner“ beschäftigen.

Die spritzig, witzige Erzählweise von Sibylle Leimeister lässt auch die arbeitsreichsten Tage auf der Alm zu einem Lesevergnügen werden.