„Lila“ und ich – eine Hassliebe
Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: S. FISCHER; Auflage: 1 (20. August 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3100024305
Originaltitel: Lila
Preis: 21,99 €
„Lila“ und ich – eine Hassliebe
„Lila“ gehört ...
Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: S. FISCHER; Auflage: 1 (20. August 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3100024305
Originaltitel: Lila
Preis: 21,99 €
„Lila“ und ich – eine Hassliebe
„Lila“ gehört zu einem Zyklus, der in Gilead spielt. Zuerst konnte man in „Gilead“ John Ames’ Geschichte als Brief an seinen Sohn lesen. In „Home“ (bisher nicht auf Deutsch erschienen, soweit ich weiß) liegt der Blickpunkt auf Jack Boughton, dem Sohn von John Ames’ Freund und Johns Patenkind. In „Lila“ spielt nun John Ames’ 2. Frau die Hauptrolle. Zeitlich ist der vorliegende Roman demnach vor „Gilead“ und „Home“ anzusiedeln.
Marilynne Robinson wurde für ihr Werk mehrfach mit verschiedenen Literaturpreisen ausgezeichnet.
Inhalt:
Die Landstreicherin und Wanderarbeiterin Doll nimmt die verwahrloste kleine Lila an sich, stiehlt sie. Sie kümmert sich liebevoll um das Kind, soweit es in ihrer Macht steht. So hart das Leben in diesen harten Zeiten (1920er Jahre in den USA) auch sein mag, Lila möchte eigentlich nichts anderes haben. Und so stürzt sie in einen Konflikt, als sie schließlich den Reverend John Ames kennen- und in gewisser Weise auch lieben lernt. Beide können sich nie sicher sein, ob Lila wirklich bei ihm bleiben wird.
Meine Meinung:
Ehrlich gesagt hat mich das Buch anfangs ziemlich gelangweilt. Ein anderer hätte es vielleicht abgebrochen, aber ich mache das normalerweise nicht. Ich gebe jedem Buch die Chance, sich zu entwickeln und mich zu überzeugen. Es hat lange gedauert, bis ich mich auf die Protagonistin Lila einlassen konnte. Leider war sie mir nicht besonders sympathisch und konnte zuerst auch nicht mein Interesse wecken. Dies änderte sich, als sie den alten Reverend John Ames kennenlernt. Er ist ein wirklich liebenswürdiger Mensch, der keiner Fliege etwas zuleide tun mag und mit einer sympathischen Unsicherheit alles tut, um für Lila da zu sein. Er lässt ihr jedwede Freiheit.
Schließlich entwickelte sich auch Lila und ich erfuhr in Rückblicken, dass in ihrem früheren Leben doch so einiges passiert war, was mich überraschte. Das führte dazu, dass die Handlung, so karg sie auch sein mag, mich doch noch fesseln konnte. Die vielen Gedanken Lilas und auch die vielen Bibelzitate fand ich aber doch sehr ermüdend.
Eine Sache ging mir total gegen den Strich. Die Autorin springt nämlich ansatzlos zwischen den verschiedenen Zeitebenen hin und her. Es kam einige Male vor, dass ich erst nach etlichen Sätzen gemerkt habe, dass ich mich nun wieder in einem ganz anderen Lebensabschnitt von Lila befinde. Auch die Sprache konnte mich nicht gerade begeistern. Klar, Lila entstammt sozusagen der Gosse, entsprechend unentwickelt ist ihre Sprache. Doch wenigstens die Stellen, die nicht ihre Rede oder ihre Gedanken sind, hätte ich mir in einer vernünftigen Sprache gewünscht. Allerdings dann auch nicht unbedingt solche wirren Schachtelsätze.
Sie las in der Bibel, weil sie dachte, dann würde sie vielleicht kapieren, wovon er oft sprach, worüber er und der alte Boughton lachten, sich stritten, aber gleich flogen ihre Gedanken sonst wohin und landeten sie wieder dort in dem Keller, weiter weg als zuvor. Oder stahl sich mit dem Kind da im Arm davon, flüsterte ihr immerzu ins Ohr, die Wange an ihrem Haar, erzählte ihr, was von dem, was am Wegrand wuchs, gut war zum Essen, gut war zum Heilen, und sie flüsterten und lachten miteinander, wenn sie Schutz vor dem Regen fanden, zusammen alte Lieder sangen, die, die jeder kannte und die doch wie ein Geheimnis waren, wenn du sie einem Kind beibrachtest. Weil manchmal irgendwo gesungen wird, und dann sind genau das die Worte dazu, und du kennst sie auch. Ja, wir sammeln uns am Strome. (S. 220)
Im Endeffekt erging es mir mit diesem Buch wie mit vielen preisgekrönten Büchern. Es hat mich über weite Strecken gelangweilt, aber ich konnte ihm auch seine guten Seiten abgewinnen.
★★★☆☆