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Veröffentlicht am 28.02.2018

Jugend - Liebe - Tod

Die Herzen der Männer
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Schon als Jungendlicher ist Nelson ein Außenseiter. Er ist hochintelligent und er will sich auch nicht vor anderen zum Affen machen. Die alljährlichen Fahrten mit seinem Vater ins Pfadfinderlager genießt ...

Schon als Jungendlicher ist Nelson ein Außenseiter. Er ist hochintelligent und er will sich auch nicht vor anderen zum Affen machen. Die alljährlichen Fahrten mit seinem Vater ins Pfadfinderlager genießt er nur mittelmäßig. Nur Wilbur, der Leiter des Camps, wird zu seinem Vorbild und Freund. Dennoch prägen die Pfadfinder Nelsons Leben. Jahre später wird Nelson selbst zum Leiter der Pfadfinder, gezeichnet zwar vom Krieg, und dennoch ein Freund der Menschen. Bei den Pfadfindern trifft er seinen einzigen Freund Jonathan und dessen Sohn Trevor wieder. Um die Reise durch die Generationen zu erfüllen, erscheint schließlich Thomas, der Sohn des allzu früh verstorbenen Trevor zu seinem Aufenthalt.

Die Erzählung um Nelsons tragische Jugend, mit dem gewalttätigen Vater und die liebevolle, aber schwache Mutter, nimmt einen sofort für den Jungen ein. Man bestaunt seine Intelligenz, seine Gleichmut, das Fehlen einer Anbiederung. Er scheint nicht in die moderne Welt der 1960er zu passen. Kein Wunder also, dass der zu diesem Zeitpunkt schon betagte Wilbur zu einem Leitbild und Vaterersatz wird. Und so erstaunt es nicht, dass Nelson durch Krieg und Verlust gezeichnet den Posten Wilburs übernimmt. Jetzt ist er an der Reihe, jungen Menschen ein Vorbild zu sein. Mit seiner Ruhe, Freundlichkeit und Toleranz versucht er, dem etwas steifen Trevor Verständnis für den Vater zu vermitteln. Weitere Jahre später soll es Nelsons letzter Sommer werden. In diesem Sommer kommt auch Trevors Sohn noch einmal mit. Seine Mutter Rachel begleitet ihn. Die einzige Frau im Pfadfinderlager bewirkt leider kein fröhlicheres Beisammensein, eher im Gegenteil nimmt sie eine Außenseiterposition ein.

Nie ganz gut und selten richtig schlecht, so scheinen sie zu sein, die Männer. Manchmal grausam untereinander, aber doch mit einem Zusammengehörigkeitsgefühl. Ein trunkener Absturz schweißt eher zusammen als das er trennt. Und dennoch werden durch die Erkenntnis, dass Väter auch nur Menschen sind und keine Idole, manchmal Gräben aufgerissen, die kein späteres Verständnis völlig zu schließen vermag. Und so zweigen sie sich von ihrer guten gefühlvollen Seite, aber auch mit einer perfiden Schlechtigkeit, die nach Strafe ruft. Wie geht das zusammen? Wieso sind sie so? Das wird wohl nicht so wirklich geklärt werden können, man hofft, dass bei den meisten die positiven Momente überwiegen.

Ein warmherziges Buch, das zwar auch nicht die unbequemen Wahrheiten ausspart, das eine wenn auch melancholische aber doch positive Stimmung auslöst.

Veröffentlicht am 27.02.2018

Marius

Insel 77
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Ihr Bruder Marius soll im gleichen Helikopter von der Bohrinsel transportiert werden wie sie, zwei Wochen Arbeit, vier Wochen frei. Doch Marius steigt nicht ein und der Pilot wartet nicht. Und dann bleibt ...

Ihr Bruder Marius soll im gleichen Helikopter von der Bohrinsel transportiert werden wie sie, zwei Wochen Arbeit, vier Wochen frei. Doch Marius steigt nicht ein und der Pilot wartet nicht. Und dann bleibt Marius verschwunden. Als die junge Ärztin Kristin wegen eines Notfalls zurück auf die Bohrplattform gerufen wird, macht sie sich sofort auf den Weg. Vielleicht findet sie auf diesem Weg eine Möglichkeit, ihren geliebten Bruder wiederzufinden. Wie so oft kommt es allerdings anders, der Patient ist bereits verstorben und verschwunden und auch auf ihren Bruder deutet nichts hin. Wäre da nicht eine geheime Nachricht, Kristin wäre nahe dran aufzugeben.

Wer würde es nicht verstehen, mit aller Macht versucht Kristin, das Schicksal ihres Bruders zu klären. Kannte sie ihn überhaupt wirklich? Bei ihrer Suche erfährt Kristin einiges über Marius, das sie gar nicht glauben mag. Und doch, nie würde Marius den gemeinsamen Vater im Stich lassen, dem das Leben schon arg genug mitgespielt hat. Es muss etwas passiert sein, etwas, das nicht in Marius’ Hand lag. Auf dieser Bohrinsel scheinen doch eigenartige Dinge zu geschehen, schließlich ist bei Kristins Ankunft schon wieder ein Mensch gestorben. Natürlich ist das Leben auf einer solchen künstlichen Insel hart, aber gerade deshalb wird die Sicherheit doch groß geschrieben.

Eine toughe Frau ist diese Ärztin Kristin, ihr Bruder muss einfach gefunden werden. In was ist er herein geraten? Hartnäckig bohrt Kristin nach, ohne Rücksicht auf die Gefahr, in die sie sich bringen könnte. Gespannt verfolgt man ihre Nachforschungen, die viel mehr zutage fördern als je geahnt. Packend und rasant wird ihre intensive Suche geschildert, bei der sie auf Hinweise stößt, wobei ihr Bruder durch die Geschichte irrlichtert und ihr immer knapp zu entwischen scheint. Nach und nach wirkt die Handlung immer bedrohlicher und mit jeder Seite sorgt man sich mehr, die Katastrophe scheint unausweichlich.

Ein rasanter Thriller, das Ende vielleicht etwas weit hergeholt, aber ausgesprochen spannend, so dass man ihn in einem Rutsch weglesen kann.

Veröffentlicht am 25.02.2018

Comeback

Der Freund von früher
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Nach einer Durststrecke hat der um die 50jährige Schauspieler Albert endlich wieder Erfolg mit einem Werbespot. Leider hat er nicht viel davon. Sein ehemals bester Freund Oskar findet ihn tot in seiner ...

Nach einer Durststrecke hat der um die 50jährige Schauspieler Albert endlich wieder Erfolg mit einem Werbespot. Leider hat er nicht viel davon. Sein ehemals bester Freund Oskar findet ihn tot in seiner Wohnung. War Albert krank, ist er den Drogen zum Opfer gefallen oder gar einem Mordanschlag? Das ist zunächst nicht klar, doch nach und nach ergeben sich immer weitere Hinweise, die allerdings in keine klare Richtung weisen. Waren die Miethaie hinter ihm her oder sein Agent? Oder verfolgt Oskar eigene Ziele?

Zufällig haben sich Oskar und Albert nach Jahren wieder getroffen. Oskar ist weg aus Mitte, in Spandau möchte er es sich mit seiner Freundin Clara gutgehen lassen. Im allgemeinen Beziehungsstress kommt ihm dieser kleine Ausflug in die Vergangenheit ganz recht. Mal wieder ausgehen, die Sau rauslassen. Doch das bittere Erwachen kommt bevor die Party überhaupt begonnen hat. Albert ist tot. Und alle zerren an Oskar herum, weil sie vermuten, er wisse etwas oder habe etwas. Die Miethaie, die das Haus entmieten wollen und kein Mittel scheuen. Der Agent, der den Kunden über den Todesfall im Ungewissen lässt. Die Freundin Alberts, die von besseren Zeiten auf Ibiza träumt.

Wie schnell kann man in einen Strudel der Ereignisse geraten, wie schnell wird man mitgerissen von Geschehnissen, auf die man keinen Einfluss hat. Von Ferne fühlt man sich an Kafka erinnert, mit Oskar geschieht etwas und er kann nichts tun. Eine Entwicklung bahnt sich an, die sich nicht aufhalten lässt. Je mehr Oskar herum rudert, desto schlimmer scheint es zu werden. Hat man sich erstmal an die ungewöhnliche Kenntlichmachung der wörtlichen Rede gewöhnt, kann man dieser kleinen aber feinen Groteske einiges abgewinnen. Aus etlichen Handlungssträngen wird ein reißender Fluß, der alles miteinander verbindet. Häusermonopoly gegen die alteingesessenen Bewohner. Immer neue Erkenntnisse über Albert, seinen Beruf, sein Liebesleben. Und sein ehemals bester Freund Oskar, der Licht in die Vorgänge bringen möchte, und der sich dabei selbst verstrickt. Dieses Feuerwerk von Ideen ist zum Genießen, Schmunzeln und zum Zähneknirschen vor lauter Aberwitz.

Veröffentlicht am 17.02.2018

Hipster

Harte Landung
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Nach einer Firmenfeier wird die Managerin einer Online-Tauschbörse, Carolin Höller, tot aufgefunden. Offensichtlich ist sie aus dem Fenster gestürzt. Unfall, Mord oder Selbstmord - die Münchener Kommissarin ...

Nach einer Firmenfeier wird die Managerin einer Online-Tauschbörse, Carolin Höller, tot aufgefunden. Offensichtlich ist sie aus dem Fenster gestürzt. Unfall, Mord oder Selbstmord - die Münchener Kommissarin mit irischem Hintergrund Patsy Logan wird mit der Ermittlung beauftragt.
Patsy Logan, deren langjähriger Kollege Konstantin gerade befördert wurde und der nun ihr Vorgesetzter ist, hadert noch ein wenig mit der Situation. Für die Untersuchung scheint sie bestens geeignet, kommt doch die Muttergesellschaft der Firma aus Irland. Schnell stellt sich heraus, dass Carolin Höller wohl nicht freiwillig gesprungen ist. Und nun gilt es den zahlreichen teils unterschwelligen Strömungen in der Firma und auch in Carolins Leben nachzugehen.

Patsy Logan hat etwas Spezielles, sie steht mit beiden Beinen im Leben und doch kann und will sie ihre irischen Wurzeln nicht verleugnen, die ihr zwar keinen Feenglauben bescheren aber doch zu so mancher Eingebung führen. Mit ihrer neuen Partnerin Kris muss sie sich erst zusammenfinden und auch zu hause lauern so einige Probleme mit einem manipulativ wirkenden Lebenspartner. Da wirkt ihr irischer Polizei-Counterpart Ben Ferguson doch sehr erfrischend. Sehr hilfsbereit sind sie allerdings bei Skiller, der Firma, bei der die Tote beschäftigt war. Frau Höller war ein geschätztes Mitglied der Arbeitnehmerschar. Es gehört zur Firmenpolitik, die Mitarbeiter zu verhätscheln, dafür müssten diese sich auch ordentlich ins Zeug legen. Geschwätz, das Patsy Logan natürlich sofort durchschaut.

Deutsch-Irische Verwicklungen und Ermittlungen machen diesen ersten Band einer Reihe um Patsy Logan sehr lesenswert. Patsy ist zum Glück keine dieser Kommissare, die vor lauter eigenen Problemen keine Zeit haben, ihrer Arbeit nachzugehen. Wie jeder Mensch hat sie allerdings schon ein gewisses Päckchen zu tragen, allerdings sind es Lebensumstände, mit denen sie umzugehen hat, die sehr nachvollziehbar sind. Zwar könnte man sich wünschen, sie möge der Idee eines irischen Abenteuers mehr Raum geben, um etwas mehr Leichtigkeit im Leben zu haben. Aber darüber muss natürlich Patsy selbst entscheiden. In ihrem ersten Fall führt ihr Näschen oder die Vorsehung sie schließlich zu einer unerwarteten Lösung, die geschickt komponiert in der Nachschau naheliegend erscheint, die man während des Lesens aber unbeachtet beiseite lässt. Besonders erwähnenswert sind die Schilderungen der Vorgänge aus Carolines Sicht, die großenteils wirklich mitreißend sind. Und der Schluss erfreut mit einem Cliffhanger zu einer neugierigen Frage, die man sich während der Lektüre schon gestellt hat und deren mögliche Beantwortung man mit Spannung erwarten darf.

Veröffentlicht am 16.02.2018

Sylt Guard

Sylter Blut
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Mehrere Einbrüche verunsichern die Inselbewohner. Man könnte Sylt schon als ein lohnendes Pflaster für Einbrecher bezeichnen. Die Sicherheitsfirma Sylt Guard läuft deshalb sehr gut. Doch gerade auf deren ...

Mehrere Einbrüche verunsichern die Inselbewohner. Man könnte Sylt schon als ein lohnendes Pflaster für Einbrecher bezeichnen. Die Sicherheitsfirma Sylt Guard läuft deshalb sehr gut. Doch gerade auf deren Kunden scheinen es die Diebe abgesehen zu haben. Schließlich wird ein Mitarbeiter der Firma tot in dem Haus einer Kundin aufgefunden. Es scheint so als habe er die Einbrüche begangen, schließlich saß er ja an der Quelle sämtlicher Informationen über die Alarmanlagen. Wer aber soll ihn erschossen haben? Hatte er einen Komplizen? Die Sylter Polizei beginnt mit ihren Untersuchungen. Und eine Kollegin vom LKA Kiel wird under cover in die Sicherheitsfirma eingeschleust.

In diesem dritten Band um die LKA Ermittlerin Kari Blom und Hauptkommissar Jonas Voss erfährt der Kommissar endlich von der wahren Identität Karis. Noch immer fühlt er sich zu der jungen Frau hingezogen. Dass sie eine Kollegin ist, macht die Sache allerdings nicht einfacher, eher im Gegenteil. Und auch die Aufklärung der Einbruchserie erweist sich als kompliziert. Zwar hat Sylt Guard nicht viele Mitarbeiter, aber es ist für niemanden ein Motiv erkennbar. Die meisten Angestellten gehören zur Familie des Inhabers und die können ja nicht von den Einbrüchen profitieren wollen.

Kari Blom und Jonas Voss bilden ein sympathisches Team, auch wenn sie nicht wirklich gemeinsam ermitteln können. Es darf ja niemand erfahren, dass sie sich kennen. Und so halten sie sich meist an unterschiedlichen Schauplätzen auf. Doch bei den seltenen Treffen entstehen prickelnde Situationen zwischen den beiden. Besteht eine Möglichkeit, dass sie ihren Gefühlen nachgeben und eine gemeinsame Zukunft haben. Das muss offen bleiben, denn gerade hier ergibt sich der Reiz dieser Reihe. Es prickelt und knistert und bleibt doch in der Schwebe. Hinzu kommt noch ein verzwickter Fall, in dem ein Knäuel unterschiedlichster Beziehungen zwischen den Arbeitnehmern von Sylt Guard entwirrt werden muss, um dem Täter näher zu kommen.