Cover-Bild Auf gegen Napoleon!
24,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Primus in Herder
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 264
  • Ersterscheinung: 01.02.2013
  • ISBN: 9783863120221
Alexandra Bleyer

Auf gegen Napoleon!

Mythos Volkskriege
Die Befreiungskriege gegen das napoleonische Frankreich (1813-1815) jähren
sich zum 200. Mal – Anlass für eine neue, gesamteuropäische Darstellung.
Alexandra Bleyer geht in ihrem Buch auf den spanischen Unabhängigkeitskrieg,
den österreichischen Nationalkrieg, den vaterländischen Krieg Russlands sowie
die deutschen Befreiungskriege ein. Welche Parallelen und welche Unterschiede
bestanden? Welche Wechselwirkungen lassen sich feststellen? Die antinapoleonischen
Kriege wurden als »Volks- und Meinungskriege« geplant und geführt.
Man wollte den übermächtigen Gegner mit seinen eigenen Waffen schlagen:
Nationalkrieg und Propaganda. Aber kann man überhaupt von »Volkskriegen«
sprechen? Provokant gefragt: Wie viel Volk steckte in den Volkskriegen?
Jenseits aller späteren Mythisierung und Legendenbildung sucht Alexandra
Bleyer herauszufinden, was die Menschen tatsächlich bewegte und wie weit die
Propaganda wirksam war.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

ein penibel recherchiertes Sachbuch - empfehlenswert

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Die Historikerin Alexandra Bleyer beschäftigt sich in ihrem Buch mit der Frage „Sind die Befreiungskriege gegen Napoleon wirklich Volkskriege, wie uns die Propaganda es weiß machen will? Oder sind es vielmehr ...

Die Historikerin Alexandra Bleyer beschäftigt sich in ihrem Buch mit der Frage „Sind die Befreiungskriege gegen Napoleon wirklich Volkskriege, wie uns die Propaganda es weiß machen will? Oder sind es vielmehr von den jeweiligen Regierenden gesteuerte (manchmal auch ungewollte) kleinräumige Erhebungen von Menschen, die die Kriege und ihre Auswirkungen satt hatten?“

Um diesem äußerst interessanten Thema näher treten zu können, muss erst die Ausgangslage analysiert werden.

Nach der Französischen Revolution und der Hinrichtung des Königspaars soll das revolutionäre Gedankengut in alle Welt getragen werden. Ganz klar, dass das den absolutistisch regierenden Monarchen in Europa nicht gefällt. Die Gegenmaßnahmen sind auch klar: Krieg gegen die Revolution und Wiederherstellung der alten Ordnung.
Doch hier macht ein ehrgeiziger General den Gegnern einen Strich durch die Rechnung: Napoleon Bonaparte. Er fegt mit seiner Armee, die er zuvor aus allen Bevölkerungsschichten Frankreichs ausgehoben hat, über Europa hinweg. Er erobert ein deutsches Fürstentum nach dem anderen, vertreibt die Machthaber und setzt Mitglieder seiner eigenen Familie als Regenten ein.
Gemeinsam mit seinen militärischen Erfolgen, die ihm den Nimbus des „Unbesiegbaren“ einbringen, benutzt er geschickt die Presse, bzw. deren Zensur, um kleine Siege größer und eventuelle Niederlagen ganz klein erschienen zu lassen. Seine täglichen Berichte von den Schlachtfeldern werden im „Le Moniteur“ veröffentlicht und verbreiten sich in Windeseile in ganz Europa.
Die wechselnden Allianzen, einzelne Separatfrieden und Uneinigkeiten in den verbündeten Herrscherhäusern zeigen die Zerrissenheit in Europas Herrscherhäusern. Langsam beginnt man Napoleons Kriegsberichterstattung zu kopieren und schönt die einzelnen Gefechte. Übertreibungen bei Truppenstärken, Verniedlichung der Verluste usw. sind an der Tagesordnung.

Von einem „Volkskrieg“ kann keine Rede sein, da es den Nationalismus wie er in Frankreich seit geraumer Zeit besteht, in den anderen Ländern nicht gibt. Deutschland ist in zahlreiche, kleine Herrschaftsbereiche unterteilt. Fürsten, Herzöge und Könige versuchen ihre Ansprüche mit und ohne Napoleon zu sichern. Selbst das Königreich Preußen ist noch lange nicht zu jener Größe herangewachsen, wie es (von den Preußen) gerne dargestellt wird. Die Habsburgermonarchie besteht aus vielen kleinen und größeren Gebieten (Erblande), die aus der geschickten Heiratspolitik der Vorgänger resultiert.

Alexandra Bleyer zeigt ein recht reales Bild der damaligen Zeit. Sie untermauert ihre Thesen mit Originalzitaten aus Briefen und Aktenvermerken. Es kommen sowohl Franzosen als auch alliierte Briefeschreiber zu Wort. Auch die Rolle der Schriftsteller(innen) im oft nicht von den Kriegshandlungen betroffenen Hinterland wird eingehend beleuchtet. So lesen wir häufig Lulu von Thürnheims und/oder Caroline Pichlers Briefwechsel – beides wortgewaltige Damen der Habsburgermonarchie. In Deutschland versuchen die Literaten rund um Theodor Körner ein Hohelied auf die „teutsche Tapferkeit“ anzustimmen. Dieses praktizierte „Deutschtum“ führt manchmal zu rechten Auswüchsen. Adelige und Bürger, auf Grund der Erziehung meist der französischen Sprache mächtig, sind angehalten ausschließlich „teutsche“ Worte zu benutzen.

Die Conclusio dieses, 265 Seiten starken, Buches ist, dass das „Volk“ nur seine unmittelbaren Besitztümer verteidigt hat, diese dafür mit Zähnen und Klauen sowie Dreschflegel und Prügel. Die Bauern, Gewerbetreibenden usw. waren lediglich für einen temporären Verteidigungskampf in unmittelbarer Nähe ihres Besitzes zu gewinnen. Die weit entfernten Gebiete interessierten das Volk nicht.

Schreibstil und penible Recherche machen dieses Buch zu einem wertvollen Beitrag der Geschichte rund um die Napoleonischen Befreiungskriege. Für historisch Interessierte steht eine große Anzahl von weiterführender Literaturtipps im Anhang bereit.