Guter Krimi mit gelungener Atmosphäre
Echo der Toten. Ein Fall für Friederike Matthée (Friederike Matthée ermittelt 1)Gemeinsam mit ihrer Mutter musste Friederike Matthée aus Ostpreußen fliehen. Nun leben sie gemeinsam in einem kleinen Zimmer in Köln, um sich und ihre Mutter durchzubringen, arbeitet Friederike bei der ...
Gemeinsam mit ihrer Mutter musste Friederike Matthée aus Ostpreußen fliehen. Nun leben sie gemeinsam in einem kleinen Zimmer in Köln, um sich und ihre Mutter durchzubringen, arbeitet Friederike bei der weiblichen Polizei. Doch mit ihrem kargen Gehalt ist es nur schwer, durchzukommen, hinzu kommt, dass es Friederike gar nicht so leicht fällt, Befehlen zu folgen, doch nur so entgingen sie dem Auffanglager. Als eines Tages in einem kleinen Dorf in der Eifel ein Mann erschlagen aufgefunden wurde, wird sie von der britischen Royal Military Police zu den Ermittlungen hinzugerufen, da sie sehr gut Englisch spricht. Einem kleinen Jungen, ebenfalls ein Flüchtling, der der einzige Zeuge des Mordes war und dieser seitdem nicht mehr spricht, soll . Doch der ermittelnde, britische Offzier, Richard Davies, gibt Friederike noch zusätzlich Rätsel auf, denn dieser spricht eigentlich selbst sehr gut Deutsch. Nichts desto Trotz beginnen die Beiden gemeinsam zu ermitteln.
Meine Meinung:
Schon das in schwarz -weiß gehaltene Cover, verspricht einen historischen Krimi und auch der Inhalt konnte mich sehr schnell fesseln. Der Schreibstil der Autorin Beate Sauer, die bisher einige historische Romane veröffentlicht hat, war sehr einnehmend. Sie schreibt flüssig und mit klarer Sprache, transportiert dabei aber hervorragend das Gefühl und das Denken der damaligen Zeit. Die gesamte Atmosphäre der Nachkriegzeit, vor allem im Jahrhundertwinter, konnte die Autorin sehr gut darstellen und man fühlte sich beim Lesen in die Zeit zurückversetzt.
Der Fall an für sich war bei dieser Geschichte noch nicht einmal das, mit dem die Autorin mich wirklich begeistern konnte, denn dieser war an manch einer Stelle schon fast in den Hintergrund gerückt und wirkte auch sonst zwar glaubwürdig, aber auch konstruiert. Es waren die Darstellungen der Charaktere und der gesamten Umgebung, die mich hier fesseln konnte. Auch die Denkweisen, die hier noch im Großteil der Bevölkerung stattfanden, konnte die Autorin gelungen aufzeigen. Dieses Gesamtpaket: die Kälte, die teilweise nationalsozialistischen Gedanken, das zum Teil noch Verdrängen, was wirklich vor sich ging bzw. das Leugnen des Wissens, all das konnte die Autorin fundiert und überzeugend darstellen. Alles in allem zeichnet sie ein gelungenes und glaubwürdiges Leben nach dem dritten Weltkrieg, was zum Teil noch vom antisemitischen Denken beherrscht wird.
Auch das Setting konnte mich fesseln, allein dadurch, dass ich hier die Ortschaften zum großen Teil her kenne, brachten mir ein lebhaftes Bild der Umgebung. Aber auch ohne Ortskenntnisse dürfte alles sehr anschaulich beschrieben sein und dem Leser ein gutes Bild der Begebenheiten darstellen.
Ein Erzähler in der dritten Person erzählt diese Geschichte und wechselt die Perspektiven, mal hin zu Friederike, mal zu Richard Davies, aber auch zwei weitere Personen kommen kurz zu Wort, von denen man nicht genau erfährt, um wen es sich dabei handelt. Dabei gibt es immer wieder kurze, gedankliche Rückblicke der Protagonisten, die immer wieder dazu dienen, herauszukristallisieren, was ihnen widerfahren ist.
Friederike hat mir sehr gut gefallen, auf den ersten Blick ist sie eine eher ruhige und zurückhaltende Person, doch spätestens als sie auf den Zeugen Peter trifft, erfährt der Leser, wieviel Herz in ihr steckt. Aber es wird auch sehr gut deutlich, dass sie unter etwas leidet, die Auflösung erfährt man später und ab da stieg meine Bewunderung für diese tapfere und starke junge Frau noch mehr.
Aber auch Davies scheint ein Päckchen mit sich herum zu tragen, man spürt hier deutlich, wie er immer wieder auf das nationalsozialistische Gedankengut reagiert und welche Haltung er dem gegenüber hat. Ich war mir lange Zeit nicht sicher, was ich von ihm halten sollte, doch je näher man ihn erlebt, desto sympathischer wird er. Zusammen sind Friederike ein spannendes und gelungenes Duo, von dem ich hoffe, dass wir noch mehr erfahren dürfen.
Während die Protagonisten mit sehr viel Tiefgang gezeichnet werden, bleibt der Rest zum großen Teil blass und doch gelingt es Beate Sauer, das allgemeine Denken der Bevölkerung glaubwürdig aufleben zu lassen.
Mein Fazit:
Ein Krimi, der mich ganz besonders mit seinem fundierten Beschreibungen der historischen Begebenheiten fesseln konnte. Aber auch die Protagonisten und ihre Entwicklung waren wunderbar umgesetzt. Der Krimi an für sich war zwar soweit glaubhaft, aber blieb für mich alles in allem fast schon Nebensache. Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass es auch hier noch einige Entwicklungen geben könnte und ich wäre mehr als gespannt darauf, mehr von den beiden Protagonisten zu erfahren. Leseempfehlung für alle, die gerne historische Romane aus dieser Zeit lesen, der Fall bleibt ohne blutige Details oder detaillierte Beschreibungen von Gewalt und ist somit auch gut geeignet für Leser von Spannungsromanen, die auf solches gerne verzichten.