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Veröffentlicht am 02.03.2018

Ein überaus geheimnisvolles Erbe

Die Klippen von Tregaron
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Nämlich ein wunderschönes Häuschen auf den Klippen von Tregaron, Wales, steht der Glaskünstlerin Caron ins Haus. Ganz plötzlich und unvermittelt, denn noch nie hat sie von dem Ort gehört, auch der Erblasser, ...

Nämlich ein wunderschönes Häuschen auf den Klippen von Tregaron, Wales, steht der Glaskünstlerin Caron ins Haus. Ganz plötzlich und unvermittelt, denn noch nie hat sie von dem Ort gehört, auch der Erblasser, Brynmore Bowen, ist ihr gänzlich unbekannt.

Doch das Erbe ist an eine Bedingung geknüpft und die ist so geheimnisvoll und gleichzeitig spannend, dass Caron gleich Feuer und Flamme ist. Denn sie soll eine Person auf einem Bild, das in ihrem potentiellen neuen Haus hängt, identifizieren: eine Frau, die ein kleines Kind hält. Und diese Frau sieht ihr selbst so unglaublich ähnlich, dass es ihr die Schuhe auszieht!

Und es gibt auch schon einen ersten Hinweis - ein geheimnisvolles Tagebuch aus dem späten 19. Jahrhundert. Autor ist der Künstler selbst.

Im Umfeld des Hauses trifft sie auf diverse Gestalten, von denen einige - so Anwalt Stan, mit dem sie wegen der Erbschaft zu tun hat und der gutaussehende Gärtner Ioan - sehr nett und zugänglich scheinen, andere jedoch - so die Verwandten des Verstorbenen, die Witwe seines Bruders und ihre (erwachsenen) Zwillinge - ihr Angst einjagen. Ist Caron dort in ihrem Häuschen sicher und hat sie eine Zukunft in Wales?

Was steckt der ganzen Geschichte? Und kann ihre in London lebende Mutter ihr einen Hinweis geben? Ich habe begeistert und gespannt gelesen, mit Caron gehofft und gelitten und war ganz traurig, als das Buch ausgelesen war.

Constanze Wilken hat einen wunderschönen Spannungsroman geschrieben, in dem auch Atmosphäre und Herz eine große Rolle spielen. Die Protagonistin Caron verliebt sich gleich mehrfach und eine Liebe - nämlich die zu Wales und speziell zu Tregaron und Umgebung - kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich habe mich auch gleich mitverliebt und könnte mir gut vorstellen, dass es mich in einem meiner nächsten Urlaube dort in die Gegend verschlagen wird. Und zwar definitiv mit einem der Wales-Romane von Constanze Wilken im Gepäck. Es gibt nämlich insgesamt fünf, von denen ich erst zwei gelesen habe. Gottseidank!

Veröffentlicht am 02.03.2018

So viele tote Frauen

Kaiserschmarrndrama
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und das in Niederkaltenkirchen und Umgebung! Wo es doch so beschaulich ist! Doch den örtlichen Polizisten, den Eberhofer Franz wirft so schnell nichts um, denn er hat ganz klare Prioritäten, die - ja, ...

und das in Niederkaltenkirchen und Umgebung! Wo es doch so beschaulich ist! Doch den örtlichen Polizisten, den Eberhofer Franz wirft so schnell nichts um, denn er hat ganz klare Prioritäten, die - ja, genau in dieser Reihenfolge: Omas leckeres Essen, Bier in Wolfis Kneipe, und Susischatz mit Söhnchen Paul und - lange danach - sein Münchner Spezi Rudi ist. Aber das heißt nicht, dass das ihn vom Ermitteln abhält. Aber alles zu seiner Zeit.

Verwirrend? Zu viele Vorlieben, zu viele Figuren? Dann greifen Sie aber sowas von flink zum Kaiserschmarrndrama - oder beginnen am besten sogar mit "Winterkartoffelknödel", dem ersten der mittlerweile neun Bände um den Eberhofer Franz, seine Familie und das Wohl und Weh von und in Niederkaltenkirchen. Ich bin sicher, Sie werden sich bald gut orientieren können, denn diese Reihe hat Suchtfaktor und das nicht zu knapp.

Rita Falk schreibt witzig, klug und stets mit einem Augenzwinkern - gerade auch in Bezug auf das Bayerische im Buch - und das ist nicht gerade wenig. Doch sie schafft es, auch Nichtbayern im Nullkommanichts auf ihre Seite - und auch die vom Eberhofer Franz zu ziehen. Ratzfatz ist man drin in der Geschichte! Und so hat mich auch "Kaiserschmarrndrama" komplett umgehauen, denn hier geht es um einen wahren Serienmord am schönen Geschlecht!

Im Übrigen kommen die Frauen stets sehr gut weg bei Frau Falk, auch wenn die Männer die Hauptfiguren sind und die lesenden Männer das oft gar nicht merken. Aber Frauen werden in den Eberhofer-Krimis stets mit Achtung behandelt , wenn auch nicht unbedingt vom Protagonisten, so doch auf jeden Fall von der Autorin, die stets auf der Seite ihrer Geschlechtsgenossinnen steht, auch wenn sie das alles andere als vordergründig kommuniziert.

Aus meiner Sicht die mit Abstand beste deutsche Regionalkrimi-Reihe aus dem Süden - da müssen sich Kluftinger und Konsorten warm anziehen.

Autorin Rita Falk hat einen wunderbaren Humor, tolle Ideen und bringt alles auf den Punkt - so absurd es zu Beginn auch scheint - so passt es! Auch die Lösung des Falles, die - wie so oft beim Eberhofer Franz - einerseits auf der Hand liegt und andererseits doch überrascht. Wenn Sie wissen wollen, warum, dann hilft nur eines: lesen, lesen, lesen! Womit Sie mir gegenüber im Vorteil sind, denn ich muss nun wieder monatelang auf den nächsten Band warten!

Veröffentlicht am 25.02.2018

Leo Wechsler ermittelt

Nachts am Askanischen Platz
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Im Berlin der 1920er Jahre tickten die Uhren ein wenig anders, als sie dies heute tun. Es war die Blütezeit der Weimarer Republik, falls es eine solche überhaupt gab: denn es herrschten schwierige Zeiten: ...

Im Berlin der 1920er Jahre tickten die Uhren ein wenig anders, als sie dies heute tun. Es war die Blütezeit der Weimarer Republik, falls es eine solche überhaupt gab: denn es herrschten schwierige Zeiten: viele politische Strömungen liefen parallel, gerade die Extreme: die Nationalsozialisten und die Kommunisten bekriegten sich regelmäßig, doch auch in der Regierung gab es keine Partei, die sich längerfristig durchsetzen konnte.


In dieser Zeit treffen wir auf Kommissar Leo Wechsler und seine Familie, die sich mit den Sorgen des Alltags herumzuschlagen haben. Inzwischen ist es eher die politische Instabilität, die der Familie zu schaffen macht - die Wirtschaftskrise macht zumindest den Hauptstädtern nicht mehr ganz so schwer zu schaffen, wie zu Beginn der 1920er Jahre. Doch man genießt auch eine gewisse Freiheit bspw. in Bezug auf das kulturelle Leben in der Stadt, das in Berlin um Längen fortschrittlicher war als in jeder anderen deutschen Stadt - auch wenn man sich allerorts Mühe gab. Gerade auch im kulturellen Bereich boten sich Vergnügungen der eher ungewöhnlichen Art wie bspw das "Kabarett des Bösen", dass schaurige Vergnügungen für Mann und Frau bietet, in der Nähe des Askanischen Platzes. Und des anliegenden Gymnasiums. Beide Einrichtungen werden alsbald in Zusammenhang mit einem Mordfall gebracht, dessen Opfer jedoch nicht identifiziert werden kann. Doch alsbald können Verbindungen zur Sowjetunion hergestellt werden. Kommissar Wechsler und sein Team ermitteln unter russischen Exilanten ebenso wie unter Schülern und Mitarbeitern des Askanischen Gymnasiums.


Susanne Goga entführt ihre Leser tief ins Berlin der 1920er: Sie hat wie immer akribisch recherchiert und wartet neben ihrem mitreißenden Schreibstil auch mit interessanten Fakten auf, die diesmal weit über die Grenzen Berlins hinaus reichen. Ein wirklich tolles Buch, das ich - wie alle vorherigen dieser Reihe - mit großem Genuss gelesen habe. Eine der besten deutschen historischen Krimireihen, wenn nicht gar die beste - ich empfehle sie von ganzem Herzen und zwar nicht nur Freunden historischer Romane und auch nicht nur Krimifreunden: diese Reihe ist etwas für jeden Leser, der gern mal etwas Spannendes, Unterhaltsames und Hochwertiges liest!

Veröffentlicht am 25.02.2018

Einst in Schöneberg

Es geschah in Schöneberg
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Im Berlin der 1920er Jahre tickten die Uhren ein wenig anders, als sie dies heute tun. Es war die Blütezeit der Weimarer Republik, falls es eine solche überhaupt gab: denn es herrschten schwierige Zeiten: ...


Im Berlin der 1920er Jahre tickten die Uhren ein wenig anders, als sie dies heute tun. Es war die Blütezeit der Weimarer Republik, falls es eine solche überhaupt gab: denn es herrschten schwierige Zeiten: viele politische Strömungen liefen parallel, gerade die Extreme: die Nationalsozialisten und die Kommunisten bekriegten sich regelmäßig, doch auch in der Regierung gab es keine Partei, die sich längerfristig durchsetzen konnte.


In dieser Zeit treffen wir auf Kommissar Leo Wechsler und seine Familie, die sich mit den Sorgen des Alltags herumzuschlagen haben. Inzwischen ist es eher die politische Instabilität, die der Familie zu schaffen macht - die Wirtschaftskrise macht zumindest den Hauptstädtern nicht mehr ganz so schwer zu schaffen, wie zu Beginn der 1920er Jahre. Doch man genießt auch eine gewisse Freiheit, die nicht so sehr die Wechslers, sondern eher Randgruppen betrifft. So blühte bspw. trotz des noch lange geltenden § 175 die Homosexuellen-Szene in vollen Zügen: neben einschlägigen Lokalen und kulturellen Einrichtungen existierten sogar Beratungsstellen.


Rainer Vogt, Mitarbeiter einer solchen Stelle und - soweit damals möglich - offen homosexuell, wird tot in seiner Wohnung aufgefunden. Kurz darauf wird Gewaltanwendung festgestellt und natürlich ermittelt die Polizei vor allem in diese Richtung. Es stellt sich heraus, dass Rainer Vogt überaus beliebt war - wer hat einen so sympathischen Menschen auf dem Gewissen?


Schnell stellt sich heraus, dass es eine Verbindung zu einem überaus angesagten und aufstrebenden Modehaus gibt, in dem es gerade einen Vorfall bei einer Modenschau gab, bei dem alles auf einen Anschlag hindeutet.


Susanne Goga entführt ihre Leser tief ins Berlin der 1920er: Sie hat wie immer akribisch recherchiert und wartet neben ihrem mitreißenden Schreibstil auch mit interessanten Fakten auf. Ein wirklich tolles Buch, das ich - wie alle vorherigen dieser Reihe - mit großem Genuss gelesen habe. Eine der besten deutschen historischen Krimireihen, wenn nicht gar die beste - ich empfehle sie von ganzem Herzen und zwar nicht nur Freunden historischer Romane und auch nicht nur Krimifreunden: diese Reihe ist etwas für jeden Leser, der gern mal etwas Spannendes, Unterhaltsames und Hochwertiges liest!

Veröffentlicht am 21.02.2018

"Do you know what it's like to hate

Westend
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when it's way down deep inside?" (Violent Femmes - Promise)

Dies ist nur einer von vierzehn Songs auf der Playlist, die "Westend Berlin 1983", ein Politdrama der Extraklasse in Bildern begleitet und ...

when it's way down deep inside?" (Violent Femmes - Promise)

Dies ist nur einer von vierzehn Songs auf der Playlist, die "Westend Berlin 1983", ein Politdrama der Extraklasse in Bildern begleitet und dem Leser/Betrachter dabei hilft, sich stante pede in die 1980er zu versetzen, wohlgemerkt in die erste Hälfte dieses einerseits so unauffälligen, andererseits jedoch durchaus ereignisreichen Jahrzehnts, an dessen Ende der Beginn der Auflösung der DDR stand.

Davon ist jedoch hier, im Jahre 1983, noch nicht das Geringste zu spüren: die RAF und ihre Splittergruppen sind noch sehr aktiv, die Hausbesetzerbewegung befindet sich auf ihrem Höhepunkt, linke politische Kräfte unterschiedlicher Ziel- und Schwerpunktsetzung bestehen, formieren sich, fallen auseinander - und der Bhagwan ist auf seinem Siegeszug durch die deutschen Landen - allenthalben bilden sich Kommunen seiner Gefolgsleute, der sogenannten Sannyasins. Eine wilde, eine bewegte Zeit, auch wenn nicht jeder das alles mitbekommen hat.

Wir befinden uns im Zentrum des Geschehens - mitten in Berlin (West) und begleiten den V-Mann Otto - Kontaktperson des Verfassungsschutzes - bei - ja, bei seinem Alltagsgeschäft, in dem es darum geht, sein Amt aus windigen Geschäften, aktuell aus dem Schmücker-Prozess, rauszuhalten. Dabei hat er sowohl mit der einen - staatlichen - als auch mit der anderen - subversiven - Seite zu tun und stürzt den Leser damit in die wildesten Verwicklungen.

Auch wenn die Bilder teilweise etwas dunkel sind, die Schrift etwas schwer entzifferbar, manche Gesichter nicht individuell genug gezeichnet sind - zumindest ich älteres Semester sehe das so - hat mich das Buch zutiefst begeistert und in die 1980er katapultiert, in die Anfänge meiner politischen Bewusstseinsbildung.

Man erfährt hier viele Einzelheiten, ich könnte mir vorstellen, dass "Neulinge" gegebenenfalls etwas googeln müssen, um wirklich durchzusteigen, um alle Nuancen, Facetten und Abwege zu erfassen, doch es lohnt sich!

Wer etwas über die linksradikale Szene und ihre Netzwerke - ja, die gab es auch vor der Zeit der Mobiltelefone und das nicht zu knapp - sowie über den Kampf gegen sie erfahren will und dies auf effiziente, anschauliche, umfassende - einfach eine ganz besondere Art und Weise tun will, der greife zu diesem Buch. Aus meiner Sicht DAS Geschenk auch für junge Erwachsene, denen die Eltern den Geist ihrer Zeit - eben den Spirit der Eighties - vermitteln wollen. Aus meiner Sicht ein Politcomic aller- aber wirklich allererster Sahne: fundiert, mitreißend, polarisierend, anregend, bewegend, ab und an an passender Stelle auch mal abstoßend - eben einfach perfekt!