Cover-Bild Unsere verlorenen Herzen
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14,99
inkl. MwSt
  • Verlag: cbj
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 25.09.2017
  • ISBN: 9783570164976
Krystal Sutherland

Unsere verlorenen Herzen

Petra Koob-Pawis (Übersetzer)

Kann es mehr als eine große Liebe geben?

Der 17-jährige Henry war noch nie verliebt. Kein Herzklopfen, keine Schlaflosigkeit, keine großen Gefühle. Bis seine neue Mitschülerin Grace vor ihm steht: in schlabbrige Jungsklamotten gehüllt, mit einem kaputten Bein und einer kaputten Seele. Ihre Zerbrechlichkeit macht sie in Henrys Augen nur noch schöner. Aber Grace lässt Henry kaum an sich heran – bis sie ihn eines Tages völlig unvermittelt küsst. Henry wagt es, zu hoffen. Doch irgendein ungreifbares Geheimnis scheint zwischen ihnen zu stehen ...

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.03.2018

Aufwühlend, emotional und berührend

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"Unsere verlorenen Herzen" ist der Debütroman der Autorin Krystal Sutherland und erzählt die Geschichte von Henry und Grace. Das Buch ist bei weitem nicht das, was ich erwartet hatte: es ist kein einfacher ...

"Unsere verlorenen Herzen" ist der Debütroman der Autorin Krystal Sutherland und erzählt die Geschichte von Henry und Grace. Das Buch ist bei weitem nicht das, was ich erwartet hatte: es ist kein einfacher Young Adult Roman, mit einer kitschigen Teenager-Liebesgeschichte. Es ist kein Roman, der alles rund um die Liebe, das erste Mal und das Herzflattern auf junge Art und Weise erzählt. Es ist ziemlich schwierig, dieses Buch zu beschreiben, denn es handelt von einer aufwühlenden Liebesgeschichte, die schon auf den ersten Seiten des Buches zum Scheitern verurteilt war. Hätte ich ein Zitat auf den ersten Seiten ernstgenommen ("Von Liebe auf den ersten Blick kann also keine Rede sein. Trotzdem ist eine Liebesgeschichte. Na ja. Mehr oder weniger." // Seite 9), hätte ich das wohl auch schon vorher gewusst.

Die Autorin Krystal Sutherland erzählt die Geschichte rund um Henry und Grace sehr emotional und sehr aufwühlend. Anfangs klingt alles kitschig und teeniehaft, wie der junge Henry sich in die außergewöhnliche und etwas sonderbare Grace verliebt. Aber man merkt der Geschichte schon von Anfang an eine gewisse Schwere an, eine gewisse Emotionalität und eine gewisse Zukunftslosigkeit. Je mehr Zeit vergeht und je mehr das Buch voranschreitet, desto trostloser und aufwühlender wird die Geschichte, so dass ich am Ende den Roman zugeklappt habe und mich letztlich einfach nur hoffnungslos traurig gefühlt habe.

Die Geschichte ist auf so viele Arten etwas Besonderes und enthält so viele verschiedenen Schichten an Botschaften, dass sie mich einfach vollkommen abgeholt hat. Sie hat mich dazu gebracht, als Erwachsene selbst nicht weiterzuwissen, selbst keinen Rat für die beiden zu haben und selbst zu hinterfragen, wie ein Buch es schafft, so viel Kummer und Herzschmerz auf den Leser zu übertragen. Es gibt keinen Punkt, an dem ich hätte sagen können, dass Henry etwas falsch gemacht hat, dass er hätte anders handeln sollen, dass er hätte bessere Entscheidungen treffen sollen. Ich hätte wohl alles genauso gemacht wie er – alles auf eine Karte gesetzt und am Ende verloren.

Ihn mochte ich als Hauptprotagonisten ab der ersten Seite (auch wenn ich mich gewundert habe, dass die Geschichte aus seiner Sicht erzählt wird). Er ist ein typischer Teenager und zusammen mit seinen Freunden entstehen mehrmals richtig witzige und humorvolle Szenen, die den Ernst der Geschichte ein bisschen aufgelockert haben. Die drei – Henry, Lola und Murray – geben ein tolles Team ab und der Aspekt der Freundschaft hat mir sehr gut gefallen. Beispielsweise warnt Lola Henry mehrmals vor Grace und will ihn somit beschützen – er hört allerdings nicht auf ihren Rat, wird verletzt und Lola ist trotzdem jederzeit für ihn da und tröstet ihn.

Henry ist mir immer mehr ans Herz gewachsen, denn ich habe seine liebevolle, aber auch seine ernste, hinterfragende Seite sehr an ihm bewundert. Er lässt sich nicht unterkriegen, kämpft immer weiter, nimmt sich an den richtigen Stellen zurück, obwohl er am liebsten alles rausschreien würde. Er ist so wundervoll geschrieben, dass die Geschichte drumherum mich noch viel mehr mitgenommen hat. Einfach, weil der Leser Henry nicht helfen kann. Ich wusste selbst nicht weiter und habe mich mehrfach gewundert, wie besonnen und zurückhaltend Henry reagiert hat. Gerade in den Momenten, in denen ich wohl vollends die Kontrolle verloren und einen Schlussstrich gezogen hätte.

Obwohl mir eigentlich alles an dem Buch gefallen hat, gibt es von mir trotzdem nur 4,5 Sterne. Warum? Wegen Grace. Auch sie habe ich sehr lieben gelernt, vor allem, als ich ihre Geschichte und all die Hintergründe verstanden habe. Mein Herz ist in hundert Teile zerbrochen, als alle Karten endlich auf dem Tisch lagen und man ihre komplette Wahrheit kannte. Ich konnte sie so gut verstehen: wie sie mit all dem umgeht, warum sie sich so sonderbar verhält und warum sie sich jedes Glück der Welt aus ihrer eigenen Entscheidung heraus verwehrt. Sie musste schreckliches durchmachen und ihre Trauer, ihr Kummer und ihre Trostlosigkeit verpackt sie in ihrer besonderen Erscheinung. Was ich aber absolut nicht nachvollziehen konnte, war ihr unüberlegtes Verhalten Henry gegenüber. Alles, was in diesem Buch passiert und was von Grace aus geschah, hat er einfach nicht verdient. Und obwohl Grace selbst noch ein Teenager ist, hätte sie das wissen müssen. Auf keiner einzigen Seite fand ich in Ordnung, wie sie Henry behandelt hat – auch wenn es sehr zur Dramatik und zur aufwühlenden Emotion beigetragen hat und das Buch auch nur deswegen so toll und gleichzeitig so traurig ist. Es fiel mir schwer, ihre Argumentation am Schluss hinzunehmen und ihre Rechtfertigung für ihr Verhalten nachzuvollziehen.

Zum Schluss möchte ich betonen, dass jeder, der traurige Enden nicht mag oder es nicht leiden kann, stundenlang nach Beenden des Buches immer noch über die Geschichte nachzudenken ... der sollte wohl die Finger von dem Young Adult Roman lassen. Ich bin zwar auch überhaupt kein Fan von Sad Ends oder davon, dass mich ein Buch traurig und niedergeschlagen zurücklässt, allerdings lässt die Geschichte des Buches das einfach nicht anders zu. Auch wenn ich zum Schluss Tränen in den Augen hatte und mir innerlich gesagt habe: Das kann doch nicht deren Ernst sein, war das Ende meiner Meinung nach perfekt gewählt – und wird mich noch eine lange Weile beschäftigen.

Fazit
"Unsere verlorenen Herzen" ist ein Roman, der genau das behandelt: verlorene Herzen. Die Geschichte ist sehr dramatisch, ausgesprochen aufwühlend und hat mich einfach umgehauen – nicht nur wegen der Figuren oder des Plots, sondern vor allem aufgrund der starken Botschaft. Denn manchmal ist es einfach die falsche Zeit für den richtigen Menschen.

Veröffentlicht am 18.02.2018

Interessant und Abwechslungsreich!

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Grundinformationen:

Autor/in: Krystal Sutherland
Preis: Paperback: 14,99 EUR
Seiten: 378 Seiten
Verlag: cbt Verlag
ISBN: 978-3-570-16497-6
Erschienen: 25.09.2017
Genre: Jugendroman
Sonstiges: ihr Debütroman ...

Grundinformationen:

Autor/in: Krystal Sutherland
Preis: Paperback: 14,99 EUR
Seiten: 378 Seiten
Verlag: cbt Verlag
ISBN: 978-3-570-16497-6
Erschienen: 25.09.2017
Genre: Jugendroman
Sonstiges: ihr Debütroman


Inhalt:
Der 17-jährige Henry war noch nie verliebt. Kein Herzklopfen, keine Schlaflosigkeit, keine großen Gefühle. Bis seine neue Mitschülerin Grace vor ihm steht: in schlabbrige Jungsklamotten gehüllt, mit einem kaputten Bein und einer kaputten Seele. Ihre Zerbrechlichkeit macht sie in Henrys Augen nur noch schöner. Aber Grace lässt Henry kaum an sich heran – bis sie ihn eines Tages völlig unvermittelt küsst. Henry wagt es, zu hoffen. Doch irgendein ungreifbares Geheimnis scheint zwischen ihnen zu stehen ...


Meine Meinung:
Das Cover ist einerseits schlicht gehalten aber andererseits auch ein hingucker. Die Herzen, sowie der Titel passen sehr gut zu dem Buch und ich finde, man hätte keinen besseren Titel wählen können. Vorallem,wenn man das Buch gelesen hat und sich dann mal den englischen Titel anschaut: Our Chemical Hearts , versteht man den Zusammenhang.
Ebenfalls wurde de Inhalt dieses Buches sehr gut umgesetzt.
Es geht um Henry, der noch nie verliebt war. Dies ändert sich aber schlagartig, als Grace Town neu in seine Klasse kommt. Es ist fesselnd mitzuerleben, wie Henry die ganzen Geheimnisse um Grace lüftet. Dazu trägt der Schreibstil auch sehr gut bei, denn er ist fesselnd und Krystal Sutherland hat in meinen Augen mit Unsere verlorenen Herzen einen wunderbaren Debütroman geschrieben.

Das Buch ist von innen wunderschön Aufgemacht und gestaltet. Es wurde nicht nur normal geschrieben, sondern man findet mitten drin auch des öfteren Chatverläufe oder eine Power-Point.

Auch zu den Charakteren kann man einiges sagen, da sich manche im Laufe des Buches echt verändert haben. Henry, die Hauptperson, ist ein 17-jähriger Junge, der sich volle Kanne in Grace verliebt, die aber viele Dinge in ihrem Leben verarbeiten muss und nicht ganz mit allem klar kommt. Ebenfalls bemerkt man bei ihr eine Wandlung im Laufe des Buches. Lola und Murrey, Henrys beste Freunde, sind nochmals Charaktere für sich. La hat oft ihre Finger im Spiel und ist immer für Henry da, ebenso wie Murrey. Doch auch Henrys Schwester Sadie, kurz Suds, spielt zum Ende hin eine immer größere Rolle, vorallem für Henry. Es gibt aber auch Charaktere die Mitten in der Mitte dazu kommen, wie zum Beispiel Maddy.
Generell hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich kann es weiterempfehlen.


Fazit:
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich finde es richtig cool, dass das Buch nicht nur normal geschrieben ist, sondern dass es auch Chatverläufe etc. gibt.
Das Buch bekommt von mir 4,5/5 Sterne.

Veröffentlicht am 11.02.2018

Unsere verlorenen Herzen

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Inhalt:

Kann es mehr als eine große Liebe geben? Der 17-jährige Henry war noch nie verliebt. Kein Herzklopfen, keine Schlaflosigkeit, keine großen Gefühle. Bis seine neue Mitschülerin Grace vor ihm steht: ...

Inhalt:

Kann es mehr als eine große Liebe geben? Der 17-jährige Henry war noch nie verliebt. Kein Herzklopfen, keine Schlaflosigkeit, keine großen Gefühle. Bis seine neue Mitschülerin Grace vor ihm steht: in schlabbrige Jungsklamotten gehüllt, mit einem kaputten Bein und einer kaputten Seele. Ihre Zerbrechlichkeit macht sie in Henrys Augen nur noch schöner. Aber Grace lässt Henry kaum an sich heran – bis sie ihn eines Tages völlig unvermittelt küsst. Henry wagt es, zu hoffen. Doch irgendein ungreifbares Geheimnis scheint zwischen ihnen zu stehen ...

Meine Meinung:

Der Schreibstil ist locker-leicht, unterhaltsam, schnell und flüssig zu lesen. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen.
Die Erzählweise ist sehr abwechslungsreich. Der Text wird hin und wieder durch Facebook, Chats und Powerpoint Präsentation aufgelockert. Auch einige Anspielungen auf Filme haben mir gut gefallen.

Die Geschichte wird aus Henrys Perspektive erzählt. Dies fand ich sehr interessant, da es selten vorkommt, dass ein Roman aus männlicher Sicht erzählt wird.

Die Handlung und deren Verlauf hat mir gut gefallen. Gefühlvoll ohne kitschig zu sein. Eine Geschichte die ans Herz geht.

Die Charaktere sind sehr lebendig und vor allem sehr besonders und vielseitig bezeichnet.

Ein tolles Jugendbuch, das mir eine unterhaltsame und gefühlvolle Lesezeit beschert hat.

Fazit:

Eine etwas andere Liebesgeschichte, voller Gefühl und speziellen und besonderen Charakteren. Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 29.12.2020

Ein Leseerlebnis, das in Erinnerung bleibt!

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"Ich liebe dich, wie man gewisse dunkle Dinge liebt, heimlich, zwischen Schatten und Seele."


Dieses Buch wollte ich unbedingt lesen, seit ich auf Amazon Prime über den gleichnamigen Film gestolpert bin. ...

"Ich liebe dich, wie man gewisse dunkle Dinge liebt, heimlich, zwischen Schatten und Seele."


Dieses Buch wollte ich unbedingt lesen, seit ich auf Amazon Prime über den gleichnamigen Film gestolpert bin. Da ich (wie bei allen Romanverfilmungen) zuerst das Buch lesen wollte, auf dem die Geschichte basiert, habe ich mir sofort ein Exemplar angefragt und in wenigen Tagen verschlungen. Und nachdem ich "Chemical Hearts" gelesen habe, bin ich noch viel gespannter auf die Umsetzung dieser alles andere als gängigen Liebesgeschichten.


"Das Gefühl war riesig, groß wie die Galaxie, so gewaltig und vielschichtig, dass sich mein armes kleines Gehirn keinen Reim darauf machen konnte. Es war so, wie wenn man erfährt, dass die Milchstraße aus 400 Milliarden Sternen besteht, und denkt: Oh Shit, das ist ganz schön groß. Dein mickriges Menschenhirn wird diese gigantischen Dimensionen nie richtig begreifen können, weil wir für etwas so Großes einfach nicht gemacht sind. So ähnlich war es jetzt auch mit der Liebe."


Das Cover der neuen Auflage aus dem cbt Verlag ist von der Verfilmung abgeleitet und zeigt demnach die beiden Protagonisten. Da ich (wie mittlerweile wohl allgemein bekannt ist) Teil des "Mimimi-keine-Menschen-auf-Cover"-Clubs bin, gefällt mir die Originalausgabe, die unter dem Titel "Unsere verlorenen Herzen" erschienen ist, viel besser. Noch schöner finde ich das Cover der Blanvalet-Ausgabe, welche unter dem Titel "Wer fliegen will, muss schwimmen lernen" zu haben ist. Wer jetzt wegen der verschiedenen Ausgaben und Titel verwirrt ist - vergesst das Cover -, es kommt ja immerhin auf die inneren Werte an 😁... Und diese können sich bei "Chemical Hearts" definitiv sehen lassen. Der reine Text ist nämlich aufgepeppt durch toll formatierte Chatverläufe, eine Powerpoint-Präsentation (jaaa, es sind wirklich die Folien abgedruckt) und Notizen mit Liebesbriefentwürfen.


Erster Satz: "Ich habe mir den Moment, in dem man zum ersten Mal seine große Liebe trifft, immer wie eine Filmszene vorgestellt."


Mit diesem Satz führt uns der 17-jährige Ich-Erzähler in seine Liebesgeschichte ein, von der er selbst sich nicht ganz sicher ist, ob man sie guten Gewissens eine Liebesgeschichte nennen kann. Was zwischen ihm und seiner neuen Mitschülerin Grace im Laufe von drei Monaten vorsichgeht, während die beiden die Redaktion der Schülerzeitung leiten und sich langsam näherkommen, ist nämlich alles andere als eine typische Teenie-Romanze. Stattdessen erinnerte die Geschichte mich mit den ernsten Anklängen, dem trockenen Humor, der teilweise absurden Handlung und den philosophischen Gedanken sehr an einen John-Green-Roman.


"Ein Blick in den Nachthimmel führt mir vor Augen, dass ich nur die Asche von längst verglühten Sternen bin. Ein Mensch ist eine Ansammlung von Atomen, die für kurze Zeit eine geordnete Struktur bilden, um dann wieder zu verfallen. Ich finde meine eigene Unwichtigkeit tröstlich."


Und genau wie eben genannter Autor weiß auch Krystal Sutherland mit ganz besonderen Figuren, Lebensweisheiten und einer fantastischen Atmosphäre zu überzeugen und mit leisen Tönen still und heimlich den Leser um den Finger zu wickeln, zu packen und bis zum Schluss nicht mehr loszulassen. Mit vielen unterschiedlichen Metaphern und Formulierungsweisen versichert sie sich, dass auch wirklich jeder Leser verstehen kann, was sie meint und bringt Gefühle und Gedanken ihrer Figuren wunderbar direkt und erlebbar auf den Punkt. Dabei ist die Balance zwischen Humor und Tragik wunderbar ausgewogen und neben Anspielungen auf Filme, Musik und GIFs werden auch immer wieder philosophische Gedankenergüsse über den Tod, das Universum, die Liebe und andere komplexe Konstrukte miteingeflochten.


"Jetzt begriff ich, warum sich Lola bei Grace an Edie Sedgwick erinnert fühlte. Beide hatten diesen Femme-fatale-Look, diese Aura von Hatte-gerade-eine-Überdosis-und-wurde-mit-einem-Adrenalinschuss-ins-Leben-zurückgeholt. Sie leuchtete, funkelte wie der Nachhall der Sterne, die verglüht waren, um ihre Atome an sie weiterzugeben. Ich hatte noch nie etwas so quälend, herzzerreißend Schönes gesehen."


Zwar startet die Geschichte mit angezogener Handbremse, während Henry von seinem Alltag und anschließend von der ersten Begegnung mit Grace erzählt und ist auch im späteren Verlauf kein Pageturner, dennoch ist "Chemical Hearts" so berührend, authentisch und tragisch, dass man es einfach weiterlesen muss. Berührend und authentisch, klar, aber warum tragisch? Das liegt in erster Linie an Grace´ Geheimnis, dass nicht nur ihre ganze Charakterisierung bestimmt, sondern auch die Dynamik zwischen ihr und Henry mitbestimmt. Direkt nach dem Lesen wollte ich der Geschichte 4,5 oder sogar 5 Sterne geben, doch je weiter die Geschichte nun zurückliegt, desto mehr wird mir bewusst, dass mich doch ein paar Dinge gestört haben. Und das hängt in erster Linie mit ihr zusammen, mit Grace. Sie ist ein wahres Mysterium - unnahbar, nicht greifbar, widersprüchlich, sphärisch und deshalb auch nur äußerst schwammig charakterisiert. Krystal Sutherland hat mit all ihren Figuren versucht, Klischees zu umgehen oder sie zu pointieren - sei es die lesbische beste Freundin, der australische Frauenheld oder die Klatschbase der Highschool -, doch mit Grace Town hat sie leider eines mit voller Breitseite getroffen. Sie hätte das strahlende Herzstück der Geschichte werden können, doch stattdessen zeichnet die Autorin sie über weite Teile der Geschichte als typisches Manic Pixie Dream Girl mit dunklem Geheimnis und versäumt, auf die Gedanken und Gefühle einzugehen, die sie hinter dem Mysterium kultiviert.


"Weil mir nicht klar war, dass man sich in Menschen genauso verlieben kann wie in Songs. Auch wenn ihr Lied dir anfangs nichts sagt, verwandelt sich die unbekannte Melodie schon bald in eine Symphonie und dringt dir unter die Haut. Sie wird zur Hymne im Geflecht deiner Adern, zur Harmonie, eingestrickt in das Gewebe deiner Seele."


Zugutehalten muss man der Geschichte, dass das MPDG-Klischee (für alle, die nicht wissen, wovon ich spreche: eine Frauenfigur, oft in Arthouse Filmen, die grüblerischen jungen Männern beibringt, das Leben zu genießen und ihre Welt durch exzentrische Eigenheiten durcheinanderbringt, dabei aber kaum eine wirkliche Persönlichkeit hat) hier von der Autorin selbst aktiv aufgebracht wird und der Erzähler bestreitet, dass sie als solche bezeichnet werden kann. Ausflüge zu verlassenen Bahnhöfen inklusive unterirdischem Fischteich, spontane Roadtrips in den Nationalpark und nächtliches Philosophieren über Sternenstaub sprechen da aber eine andere Sprache. Dazu kommt, dass Grace hier eindeutig an einer psychischen Krankheit leidet (aus Spoilergründen werde ich hier nicht weiter darauf eingehen), dies aber leider weder thematisiert noch problematisiert wird. Stattdessen schwärmt Henry abwechselnd von ihrer Absonderlichkeit und ärgert sich über sie. Dass man Grace also weder besonders gut verstehen kann, da ihr Verhalten professionell eingeordnet wird, noch mit ihr fühlen kann, da ihre Persönlichkeit hinter dem MPDG-Mysterium fast vollständig untergeht, führt also dazu, dass man sie allgemein wenig sympathisch findet und wenig mit ihr anfangen kann.


"In diesem Moment wurde mir klar, dass Grace Town ein zersplittertes Stück Glas war, an dem ich mich immer wieder schneiden würde, wenn ich mich auf sie einließ. (...) Ich dachte, dass auch ich sie im Geheimen lieben könnte, zwischen Schatten und Seele. Vielleicht wäre es das Beste. Vielleicht gehörten meine Gefühle für Grace Town genau dorthin, in die Dunkelheit, wo sie nie als Licht gelangten."


Der männliche Ich-Erzähler Henry Page hat mir im Gegensatz zu ihr aber sehr gut gefallen. Nicht nur weil diese in dem Genre ohnehin viel zu selten zu finden sind, sondern auch da Henry genau die richtige Art von Erzähler ist. Die von der klugen, charmanten, witzigen, reflektierten wenn auch ein bisschen unsicheren Sorte. Die, die an die große Liebe glauben. Die, die man während des Lesens am liebsten fest in den Arm nehmen und vor der Welt beschützen würde. Die, die man einfach lieben muss, egal was sie anstellen. Seine lockere, aber intensive Art, die Welt und andere Personen zu beschreiben hat auch unter anderem dazu geführt, dass ich mir so viele tolle Stellen rausgeschrieben habe, wie schon lange bei keinem Roman mehr. Ich hoffe, ihr verzeiht mir, den Zitate-Spam 😊.


"Liebe ist ein naturwissenschaftlicher Vorgang. Manchmal dauert dieser Vorgang ein ganzes Leben und wiederholt sich in Endlosschleife, manchmal nicht. Manchmal wird eine Supernova draus, die irgendwann verglüht. Wir alle sind chemische Herzen. Macht das die Liebe weniger wunderbar?"



Das offene Ende hat mich mit Grace ein bisschen versöhnt, ist für uns LeserInnen aber natürlich nicht besonders zufriedenstellend. Doch Ende hin oder her, jetzt wird heute Abend erstmal der Film geschaut...



Fazit:


"Chemical Hearts" ist kein Buch, das mit spannender Handlung fesselt, aber eines, das tief berührt. Der tolle Erzählstil, die atmosphärischen Lebensweisheiten und wunderschöne Metaphern machen die Geschichte zu einem Leseerlebnis, das in Erinnerung bleibt.

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Veröffentlicht am 01.08.2020

Eine deutlich andere Liebesgeschichte.

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Eine deutlich andere Liebesgeschichte. Zwischendurch musste ich mich wirklich durchzwingen, da mir der Schreibstil persönlich nicht so zusagte. Die vielen Selbstzweifel waren zwar sehr berechtigt, haben ...

Eine deutlich andere Liebesgeschichte. Zwischendurch musste ich mich wirklich durchzwingen, da mir der Schreibstil persönlich nicht so zusagte. Die vielen Selbstzweifel waren zwar sehr berechtigt, haben mir aber auf Dauer nicht so gut gefallen. Trotzdem habe ich es geschafft, dass Buch zu lesen und war am Ende glücklich, dass ich es getan habe. Ich denke man kann einiges aus der Geschichte mitnehmen und eine andere Sicht auf viele Dinge erhalten.

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