Ein zarter Zauber wohnt dieser Geschichte inne
„In Calabria“ ist eine 2017 erschienene Geschichte über den kalabische Kleinbauern Claudio Bianchi, der zurückgezogen auf seiner kleinen Farm lebt. Ab und zu schreibt er kleine Gedichte. Bianchi ist praktisch ...
„In Calabria“ ist eine 2017 erschienene Geschichte über den kalabische Kleinbauern Claudio Bianchi, der zurückgezogen auf seiner kleinen Farm lebt. Ab und zu schreibt er kleine Gedichte. Bianchi ist praktisch ein Eremid, denn er hat nur mit sehr wenigen Leuten etwas zu tun, vermeidet die Gesellschaft der anderen Dörfler und möchte am liebsten eigentlich gar nicht behelligt werden. Lediglich die Gesellschaft seiner Katzen, der Kühe und seiner Ziege verträgt er gut.
An einem Tag erscheint dem ältere Mann ein Einhorn, das majestätisch auf dem Weinberg steht. Fortan zeigt sich das Einhorn immer mal wieder. Insgeheim nennt er es „La Signora“. Er beginnt das Einhorn anzusprechen und fragt es, was es bei ihm sucht. Es antwortet jedoch nie.
Seine jahrelange Erfahrung mit Tieren lässt ihn irgendwann dem wiederholt auftauchenden Einhorn ansehen, dass es trächtig ist. Bianchi bekommt eines Tages Besuch von Giovanna, der Schwester des Postzustellers, der sich von seinem Job etwas entlasten will und daher seine Schwester immer freitags den Dienst übernehmen lässt. Giovanna bekommt das Einhorn zu sehen, und fortan sehen sich die beiden öfter. Sie lernt Bianchi näher kennen und es entspinnt sich ein inniges Band zwischen den beiden.
Auch nachdem das Fohlen geboren ist, bleibt das Einhorn mit seinem Nachwuchs auf der Farm. Es dauert jedoch nicht lange bis Gerüchte um die Existenz der Einhörner ihre Runde machen, und fortan wird Bianchi belagert von Reportern. Doch nicht nur diese wollen etwas von ihm, auch von einem Herrn der Mafia bekommt der ältere Mann Besuch, der Bianchi dazu bringen will, ihm sein Land zu verkaufen. Da die Farm seit Generationen in der Familie der Bianchis ist, denkt der mürrische Kleinbauer gar nicht daran zu verkaufen, und als er nochmal Besuch von dem Mafioso bekommt, gelingt es ihm mit tatkräftiger Unterstützung von Giovanna und dem mystischen Eingreifen des Einhorns, einen Angriff abzuwehren.
Peter S. Beagles Geschichte um das trächtige Einhorn ist eine ruhige. Berühmt geworden mit „Das letzte Einhorn“ handelt auch dieses Buch von ihm von einem Einhorn, kommt aber ganz ohne Heldentum und ohne großartige Szenen aus. Die Interaktion zwischen dem Farmer und dem Einhorn ist subtil und interpretativ, hier erwartet einen definitiv kein Abklatsch von Peter Beagles großem Erfolg, sondern ein eigenständiges Werk in einem ungewöhnlichen Setting.
Der Begegnung zwischen dem Einhorn und Bianchi wohnt ein zarter Zauber inne, obgleich das Einhorn nicht im Mittelpunkt der Handlung steht und vermutlich durch jedes andere Fabelwesen hätte ausgetauscht werden können, aber sie führt Bianchi aber seine verlorenen Tugenden vor Augen und lässt ihn die ihm lange verloren geglaubte innewohnende Liebe wiederfinden.
Als großer Fan des letzten Einhorns, das mich in filmischer Form bereits seit kindlichen Jahren begleitet hat, freue ich mich immer wieder etwas aus Peter Beagles Feder lesen zu können, das mich erneut mit seinen Einhörnen in Berührung bringt. Speziell an der englischsprachigen gebundenen Ausgabe sagt mir die Covergestaltung zu, die ich sehr gelungen und passend finde, da sie mich gedanklich sofort an das Intro vom Film von 1983 bringt.
Ich muss sagen, dass ich die deutsche Ausgabe richtig hässlich finde. Ich habe „In Calabria“ in englischer Originalsprache gelesen und finde das Cover der Ausgabe sehr viel passender.