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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Celia, Rupert und Jack

Vor dem Abgrund
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Nach dem Tod der Mutter macht sich die 16-Jährige Celia Brooks auf die Suche nach ihrem Vater. Der Seemann hat die Familie vor einigen Jahren verlassen, eine Spur führt jedoch nach London. Dort versucht ...

Nach dem Tod der Mutter macht sich die 16-Jährige Celia Brooks auf die Suche nach ihrem Vater. Der Seemann hat die Familie vor einigen Jahren verlassen, eine Spur führt jedoch nach London. Dort versucht sich Rupert Ingram gerade von seinem reichen Vater zu lösen und landet dabei im East End. Wo gerade ein gewisser Jack the Ripper sein Unwesen treibt…

„Vor dem Abgrund“ ist bereits das dritte Buch, welches sich mit dem Schicksal der Familien Ingram und Brooks befasst, trotzdem lässt es sich absolut problemlos ohne Vorkenntnisse lesen. Zwar befinden wir uns in London zu Zeiten des Rippers, dennoch nimmt dieser keinen ganz großen Raum ein. Finnek zeigt uns, dass das „ganz normale“ Londoner Leben eben nicht vor Schock erstarrt ist, sondern die Menschen ihren Alltag weitergelebt haben. Man taucht schnell ein in die Londoner Atmosphäre, sehr bildhafte Beschreibungen schaffen eine lebendige Vorstellung von der Stadt im Jahre 1888. Celia und Rupert als Hauptfiguren fand ich sehr gelungen, man kann sich sehr gut in beide einfinden, was nicht zuletzt an den verschiedenen Perspektiven liegt. Die Handlung ist spannend und lehrreich, man fiebert mit und folgt den Protagonisten gerne durch die Seiten. Der Schreibstil ist sehr ansprechend und flüssig zu lesen. Im Anhang findet man eine Karte und ein Glossar, welches weitere Hintergrundinformationen zur Handlung liefern.
Fazit: Mir hat auch dieses Buch aus Finneks Feder wieder sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Cravenmoore

Der dunkle Wächter
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Ein kleines Dörfchen in der Normandie wird nach dem plötzlichen Tod des Vaters der Zufluchtsort für die Familie Sauvelle. Hier findet die Mutter eine Anstellung bei Lazarus Jann, der eine imposante Spielzeugfabrik ...

Ein kleines Dörfchen in der Normandie wird nach dem plötzlichen Tod des Vaters der Zufluchtsort für die Familie Sauvelle. Hier findet die Mutter eine Anstellung bei Lazarus Jann, der eine imposante Spielzeugfabrik sein Eigen nennt. Die Tochter Irene findet in Ismael ihre erste Liebe. Und der Sohn? Der entdeckt, dass es in dem Anwesen Cravenmoore nicht mit rechten Dingen zugeht…

Die Geschichte startet zunächst sehr verhalten, der Autor gibt dem Leser viel Zeit sich mit Handlungsorten und Charakteren auseinanderzusetzen. Die Familie Sauvelle, aber auch Fabrikant Lazarus werden plastisch beschrieben, man begleitet sie gerne durch die Handlung. Die dichte Atmosphäre hat mir unglaublich gut gefallen. Zafon fängt die heißen Sommertage sehr gut ein, führt einem das Leben in dem französischen Dörfchen lebhaft vor Augen, zeichnet ein äußerst lebendiges, farbenfrohes Bild. Auch die düsteren Komponenten kommen sehr stark raus, mehr als einen leichten Gruseleffekt sollte man aber nicht erwarten. Der dunkle Wächter ist also auch für Leser mit einer nicht ganz so harten Schale gut geeignet. Kleine Ungereimtheiten in der Handlung fallen erfreulicherweise kaum ins Gewicht, man kann sich ganz in der malerisch-gruseligen Geschichte verlieren. Mir hat der dunkle Wächter wieder einmal gezeigt, dass es sich immer lohnt einen Zafon aus dem Regal zu holen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

The Big Apple

City on Fire
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New York, Jahreswechsel 76/77: auf der einen Seite eine Party der High Society. Auf der anderen Seite ein ermordeter Teenie im Central Park. Dazwischen… jede Menge Lebenslinien und Schicksale, die in den ...

New York, Jahreswechsel 76/77: auf der einen Seite eine Party der High Society. Auf der anderen Seite ein ermordeter Teenie im Central Park. Dazwischen… jede Menge Lebenslinien und Schicksale, die in den darauffolgenden Monaten immer wieder ihre Wege kreuzen werden.

Hallberg hat sich eine tolle Stadt ausgesucht, zu einer Zeit als der Big Apple doch nicht ganz so big war, die Stadt in finanziellen und noch ganz anderen Nöten steckte. Er fängt den Zeitgeist sehr gut ein, beleuchtet sämtliche Gesellschaftsschichten. Verschiedene Blickwinkel, Sprünge in der Zeit, Zeitungsausschnitte, Emails, Briefe und Protokolle. Garth Risk Hallberg lässt keinen Kniff aus um den Roman flüssig und abwechslungsreich zu gestalten. Trotzdem (und ich lese sehr gerne langsame, raumgreifende Geschichten) hatte die Story für mich unnötige Längen, konnte mich einfach nicht wirklich fesseln. Die verschiedenen Charaktere sind durchaus interessant, menschlich und man verfolgt ihr Schicksal mit Anteilnahme; aber völlig gefesselt hat mich die Handlung nicht, manche Stränge fand ich einfach fade und blass. Hallbergs Erzählstil tröstet da durchaus über weite Durststrecken hinweg, letztendlich fehlte mir jedoch das berühmte I-Tüpfelchen. Ein Großstadtroman, bei dem ich mich manchmal fragte, ob er für den Autor nicht etwas zu groß war.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Junge

Boy in the Park – Wem kannst du trauen?
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Dylan Aaronsen verbringt jede seiner Mittagspausen im Botanischen Garten. An einem verschwiegenen Teich versucht er sich in der Dichtkunst. Ein kleiner Junge kommt ebenfalls täglich zu diesem Teich. Doch ...

Dylan Aaronsen verbringt jede seiner Mittagspausen im Botanischen Garten. An einem verschwiegenen Teich versucht er sich in der Dichtkunst. Ein kleiner Junge kommt ebenfalls täglich zu diesem Teich. Doch eines Tages erscheint er mit Verletzungen. Dylan entschließt sich zu handeln und muss dabei entsetzt beobachten wie der Junge von einem Unbekannten entführt wird. Die Polizei tut ihn als Spinner ab und so muss Dylan auf eigene Faust nachforschen. Mit absolut ungeahnten Folgen.

Selten ist mir eine Rezension so schwer gefallen. Nicht, weil mir das Buch nicht gefallen hätte, im Gegenteil. Aber es ist absolut schwierig die Höhepunkte spoilerfrei hervorzuheben. Dieses Buch ist anders, gänzlich anders als man es von Inhaltsangabe und Klappentext erwartet und führt den Leser in absolut ungeahnte Richtungen. Es ist ein Verwirrspiel, verdreht dem Leser den Kopf und lässt ihn oft im Dunkeln tappen. Leider löst der Autor meiner Meinung nach einen Umstand viel zu früh auf, der Spannungsbogen bekommt dadurch einen ordentlichen Dämpfer. Insgesamt fiebert man aber schon mit Dylan mit. Grayson schreibt sehr flüssig, scheut sich nicht harte Worte zu gebrauchen, schafft aber gleichzeitig den Spagat einen Dichter erzählen zu lassen, der weiß wie man sich zart und poetisch ausdrückt.
Boy in the park ist ein düsterer Roman, gleichzeitig aber auch mit nachdenklichen Momenten und kleinen Lachern. Mir hat Graysons Debut sehr gut gefallen und ich bin gespannt was wir aus seiner Feder noch lesen werden.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sechs Tage Kiez

Großer Bruder Zorn
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Berlin, Wedding. Der große, graue, räudige Bellermannplatz. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Die Geschichte von Aris, Box-Promoter kurz vor der großen Fight Night. Die Geschichte von Jessi, einer jungen ...

Berlin, Wedding. Der große, graue, räudige Bellermannplatz. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Die Geschichte von Aris, Box-Promoter kurz vor der großen Fight Night. Die Geschichte von Jessi, einer jungen Mutter, die sich an der Netto-Kasse in ein besseres Leben träumt. Die Geschichte von Serdar, der es nur bis zum Kassierer im stiefväterlichen Unternehmen gebracht hat und sich auf den Boxkampf seines Lebens vorbereitet; weltweit ruhmreiche Boxkarriere nicht ausgeschlossen. Und die Geschichte vom Flaschenfascho, der ein bewegtes Leben hinter sich hat. Sechs Tage erleben wir mit ihnen. Sechs Tage, in denen sich vieles ändert und doch vieles bleibt.
Johannes Ehrmann hat einen authentischen Milieuroman geschrieben, der mich (nach anfänglichen Startschwierigkeiten) mitgerissen hat. Seine Charaktere sind z.T. skurril und dabei doch echt. Man lernt sie alle von verschiedenen Seiten kennen, erlebt ihre Veränderungen hautnah mit. Sie alle sind irgendwie gescheitert, stehen aber trotzdem ihren Mann bzw. ihre Frau. Die Handlung fand ich nicht immer gelungen, ebenso bin ich kein Fan der Berliner Schnauze, die gerade zu Beginn der Story häufig zu Wort kommt. Insgesamt war der Erzählstil aber sehr ansprechend, kleine sprachliche Blüten verstecken sich überall. Atmosphärisch dicht und richtig echt. Großer Bruder Zorn ist definitiv ein gelungener Roman, der unterhaltsame Lesestunden bietet.