Profilbild von brauchnix

brauchnix

Lesejury Star
offline

brauchnix ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit brauchnix über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.09.2018

spannendes Projekt

Land im Sturm
1

Mit „Land im Sturm“ wagt Ulf Schiewe ein ungewöhnliches Projekt. Es handelt sich nicht um eine durchgängig geschriebene Storyline. Vielmehr hat er sich vier wichtige historische Ereignisse herausgepickt, ...

Mit „Land im Sturm“ wagt Ulf Schiewe ein ungewöhnliches Projekt. Es handelt sich nicht um eine durchgängig geschriebene Storyline. Vielmehr hat er sich vier wichtige historische Ereignisse herausgepickt, die die deutsche Geschichte maßgeblich beeinflusst haben. Die erzählt er u. a. mit Hilfe eines ganz speziellen Kunstgriffes, der darin besteht, dass die Darsteller der ersten Geschichte aus zwei drei Familien stammen, und deren Nachkommen übernehmen dann in den späteren Abschnitten die Hauptrollen. So muss man sich als Leser zwar immer wieder von gerade liebgewonnenen Personen trennen aber irgendwie hat man das Gefühl, dass sie nicht ganz verschwinden, weil Urenkel und Ururenkel erscheinen und den Plot weitertragen. Man könnte also sagen, dass Deutschland der Hauptdarsteller ist und mehrere Familien über viele Generationen agieren stellvertretend für die Deutschen.

Ulf Schiewe schaffte es, dass ich in allen Abschnitten Empathie für die Darsteller empfand und mit ihnen teils sehr dramatische und oft auch sehr schwere Zeiten miterleben durfte. Große Schlachten und große gesellschaftliche Veränderungen sind das Thema dieses Buches. Was machten diese Kriege mit den Menschen und mit dem Land. Wie entwickelten sich die demokratischen und politischen Strukturen im Herzen Europas. Wie erlebte das einfache Volk all dies mit.

Ein spannendes Stück Zeitgeschichte in vier Kapiteln. Wer sich darauf einlässt, wird hervorragend und klug unterhalten. Ein bisschen Geschichtsunterricht mit einer Prise Roman. Eine ausgewogene Mischung, die ich uneingeschränkt empfehlen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Abenteuer
  • Geschichte
  • Spannungsbogen
  • Thema
Veröffentlicht am 18.08.2018

sehr schöner Liebesroman

Nichts als Liebe
0

Wer mich kennt weiß, dass ich bei Liebesgeschichten sehr wählerisch bin. Da muss alles passen, sonst gibt es von mir keine Empfehlung. Ich mag keinen Kitsch und keine Weichzeichner. Oft tue ich mir mit ...

Wer mich kennt weiß, dass ich bei Liebesgeschichten sehr wählerisch bin. Da muss alles passen, sonst gibt es von mir keine Empfehlung. Ich mag keinen Kitsch und keine Weichzeichner. Oft tue ich mir mit diesen Roman schwer, die immer nach dem gleich Schema gestrickt sind und die andere Frauen ja ununterbrochen verschlingen können. Deshalb wage ich mich selten an dieses Genre. Dabei mag ich es, wenn Drama und Liebe zwischen zwei Buchdeckeln vorkommen.

Umso mehr zählt also, dass ich „Nichts als Liebe“ ohne Wenn und Aber empfehlen kann. Die beiden Hauptdarsteller, Macy und Elliot, lernen wir bereits als Kinder kennen. Wie zwischen den beiden schnell eine tiefe und innige Freundschaft wächst aus der im Laufe der Jahre mehr wird, das ist einfach toll zu verfolgen. Man spürt die Liebe und Nähe. Dann kommt der Bruch. Viele Jahre später treffen die beiden sich wieder und alle alten Gefühle brechen auf. Dann wird es richtig dramatisch. Das hat mir gut gefallen. Die Autorin hat eine schöne Sprache, die all dies sanft und glaubwürdig beschreibt.

Ein wirklich schöner Liebesroman. Auch für Leserinnen, die so etwas eher mit Vorbehalt lesen.

Veröffentlicht am 18.08.2018

großartig

Das Mädchen, das von Freiheit träumte
1

Wie kann man ein Buch als wundervoll bezeichnen, wo es doch so dramatisch und teils sehr tragisch ist. Man kann, wenn man das Buch von Tilli Schulze gelesen hat. Dabei ist es natürlich auch deshalb bewegend, ...

Wie kann man ein Buch als wundervoll bezeichnen, wo es doch so dramatisch und teils sehr tragisch ist. Man kann, wenn man das Buch von Tilli Schulze gelesen hat. Dabei ist es natürlich auch deshalb bewegend, weil die Autorin hier eine wahre Geschichte erzählt.

Das Leben der kleine Tilli ist schwer, denn es ist eine schwere Zeit. 1939. Krieg, Nazis, faschistisches Denken und faschistische Bedrohung. Tillis Bruder ist taub und wird deshalb zu den Kindern gezählt, deren Leben unwert ist und die man weghaben wollte aus Deutschland. Eine furchtbare Situation.
Aber auch nach dem Krieg muss Tilli ums Überleben kämpfen. Die Russen sind kaum besser als die Deutschen. Bewundernswert ist, wie das Mädchen mit Optimismus und Idealismus durch alle Tiefen geht, nie den Mut verliert, aus innen heraus eine Kraft ausstrahlt, die aus jeder Seite des Buches herausscheint.

Der Schreibstil ist wahnsinnig intensiv, man leidet mit den Darstellern mit. Die Wut auf die teilweise Ohnmacht der Menschen drückt einem die Kehle zu, die Freude über kleine Siege und die Neugierde, wie es weitergeht mit Tilli lassen einen nicht mehr los und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Eine großartige, bewegende, hautnah erzählte Geschichte.

Veröffentlicht am 16.05.2018

Es bleibt spannend

Scythe – Der Zorn der Gerechten
0

Neal Shusterman schafft es, mit seiner Scythe-Trilogie neue Weg zu gehen und eine dystophische Reihe zu entwickeln, die neben dem reinen Unterhaltungswert noch viel mehr zu bieten hat. Die Zukunft der ...

Neal Shusterman schafft es, mit seiner Scythe-Trilogie neue Weg zu gehen und eine dystophische Reihe zu entwickeln, die neben dem reinen Unterhaltungswert noch viel mehr zu bieten hat. Die Zukunft der Menschheit wird durch die Unsterblichkeit und die Heilung fast aller Krankheiten zu einer ganz neuen Welt. Es gelten neue Regeln, neue Gesetze. Gerechtigkeit und Tod sind nicht unbedingt im gleichen Atemzug zu nennen. Die Scythe sorgen nur scheinbar für einen gerechten Tod. Citra möchte dies verbessern, nachdem sie zu Anastasia geworden ist. Auch Rowan als Scythe Luzifer (was für ein Name) ist in Sachen Modernisierung unterwegs. Aber die alten Scythe sind nicht begeistert und beide sind ins Visier mächtiger Feinde geraten.

Auch der zweite Band „Zorn der Gerechten“ hat nichts von der Spannung eingebüßt, die im ersten Band aufgebaut wurde. Die Charaktere werden intensiv beschrieben und man spürt, wie die jungen Leute mit ihren Ämtern reifen und wachsen. Die Sprache ist nur scheinbar einfach, denn es verbirgt sich eine Tiefe und Intensität in der Erzählweise, die auch Erwachsenen Spaß macht. Mir drängen sich fast zwangsläufig die Vergleiche mit „Panem“ auf – im besten Sinne, versteht sich.

Begeistert warte ich auf Teil 3.

Ein Lob auch der Covergestaltung. Eine wahre Freude für jedes Bücherregal.

Veröffentlicht am 05.03.2018

Toller Historoman

Tulpengold
0

Es ist die große Zeit des Tulpenhandels. Tulpen werden mit viel Gold und Geld erworben, sind Kapitalanlagen und Spekulationsobjekte. Jeder möchte mit ihnen in möglichst kurzer Zeit einen möglichst großen ...

Es ist die große Zeit des Tulpenhandels. Tulpen werden mit viel Gold und Geld erworben, sind Kapitalanlagen und Spekulationsobjekte. Jeder möchte mit ihnen in möglichst kurzer Zeit einen möglichst großen Gewinn machen. Eines Tages stirbt auf offener Straße ein Tulpenhändler. Schnell ist klar, er wurde vergiftet. Und er bleibt nicht der letzte Tote.

Währenddessen beginnt der junge Pieter eine Lehre beim großen Maler Rembrandt. In dessen Haushalt ereignen sich bald Dinge, die einen Zusammenhang mit den Morden erkennen lassen. Viele Verbindungen mit den Toten deuten auf den angesehenen Maler oder auf ein Mitglied seines Haushaltes hin.

Pieter ist anders als andere junge Männer in seinem Alter. Sein leicht autistisches Verhalten stößt bei manchem auf Unverständnis und so mancher nutzt seine Schwächen aus, um seine Stärken auszunutzen. Aber Pieter ist schlauer, als so mancher denkt und lernt nach und nach zu erkennen, wer Freund und wer Feind ist und sein analytischer Verstand stellt kluge Berechnungen darüber an, wer der Mörder sein könnte.

Selten habe ich einen so sympathischen und herzerfrischend anderen Helden in einem Histo gefunden. Pieter erobert die Sympathien der Leser im Sturm. Er ist ohne Arglist und frei von Hinterlist. Er ist ein großes Kind und verfügt doch über Fähigkeiten, die man sich viel öfter wünscht. Treue und Aufmerksamkeit und Ehrlichkeit. Und seinen mathematischen Berechnungen über die Liebe, den Tulpenhandel und allerlei anderes zu folgen, macht großen Spaß.

Das Buch ist natürlich auch voller historischer Details über Rembrandt, die Malerei, den Tulpenhandel und den Zusammenbruch des Tulpelhandels. Einfach ein pralles Lesevergnügen.

Liebe Eva, liebe Damen und Herren vom Verlag, bitte unbedingt mehr von Pieter. Ich bin begeistert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Atmosphäre