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Veröffentlicht am 08.04.2018

Verschwörung (Buch 2 bzw. Hörspiel 21)

Fünf Freunde auf neuen Abenteuern
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O: Five Go Adventuring Again, 1943. Deutsch ab 1953.
Ich habe das Hörspiel gehört.
Das wäre Band 2 der Buchreihe, jedoch Band 21 der Hörspiele

Anne und ihre Cousine George treffen am Bahnhof auf Annes ...

O: Five Go Adventuring Again, 1943. Deutsch ab 1953.
Ich habe das Hörspiel gehört.
Das wäre Band 2 der Buchreihe, jedoch Band 21 der Hörspiele

Anne und ihre Cousine George treffen am Bahnhof auf Annes ältere Brüder Dick und Julian – die Kinder sind aus ihren Internaten für die Winterferien bei Georges Eltern, ausnahmsweise. Onkel Quentin arbeitet an seinem Buch. Leider wird in diesen Ferien auch ein Hauslehrer ins Felsenhaus kommen, Herr Roland.
Nach Korinthenbrötchen durch die Köchin Johanna erkunden die Fünf – inklusive Georges Hund Timmy – die Umgebung, denn zum verbliebenen Besitz von Georges Familie gehört neben der Felseninsel und dem Felsenhaus noch der Felsenhof, ein vermieteter Bauernhof, des Pächter sich über einen Beruf der Kinder freuen. Dabei entdecken sie Geheimverstecke auf dem Hof und einen Streifen mit einer geheimnisvollen Inschrift. Ob der neue Lehrer helfen kann, den Text zu entziffern? Doch während alle anderen Herrn Roland gleich mögen, ist George misstrauisch: der Lehrer mag ihren geliebten Hund Timmy nicht. Kann man einem Menschen trauen, der Hunde nicht mag?

Wie gewohnt kurzweilig, mit den „alten“ Sprechern, also Oliver Rohrbeck, Oliver Mink, Ute Rohrbeck und Maud Ackermann (und natürlich Hund Timmy) und dem Titellied leider in der Europa-Version.
Gemäß des (vermuteten) Zeitgeists, kann ein Vater (Onkel Quentin) Kinder eigentlich für ziemlich unerwünscht halten, und Kindern zu glauben, wenn ein Erwachsener etwas anderes sagt, ist auch nicht nötig (bitte nicht falsch verstehen: ich kenne ausgeprägte Lügner jedes Alters, doch eigentlich weiß man das als Nahestehender…hier geht es um die grundehrliche George). Nach diesem Buch hätte ich auch heute noch am liebsten ein Haus mit Geheimgang, Geheimfächern und Geheimtür, um ganz ehrlich zu sein. Ach, und was arbeitet Onkel Quentin eigentlich? Es gibt da so ganz angedeutete Bezüge zur nationalen Sicherheit, man darf dann sicher die Entstehung der Geschichte zur Zeit des Zweiten Weltkrieges nicht vergessen. Schwach fand ich hier den Part, in dem George nicht geglaubt wurde, nicht nachvollziehbar aus Sicht aller, die sie kennen.

4 Sterne

Veröffentlicht am 13.03.2018

Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen

Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt
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Mann und Frau. Zum Inhalt. Fragezeichen im Gesicht? Das ist hier Programm. Ich-Erzähler Christoph, Autor einer einzigen, seiner Geschichte, in den Fünfzigern, erzählt von seiner Geschichte mit Magdalena, ...

Mann und Frau. Zum Inhalt. Fragezeichen im Gesicht? Das ist hier Programm. Ich-Erzähler Christoph, Autor einer einzigen, seiner Geschichte, in den Fünfzigern, erzählt von seiner Geschichte mit Magdalena, Schauspielerin. Diese Geschichte ist vorbei. Oder? Er erzählt davon Lena, bald Dreißig, Schauspielerin, die zusammen ist mit Chris, Autor. Irgendwie ist das junge Paar die Wiederholung des älteren Paares, und irgendwie auch nicht. Er erzählt davon auch Chris, in Barcelona, wo Chris gar nicht sein dürfte, noch nicht.

„Wenn er ist wie Sie und ich wie Ihre Magdalena und wenn wir dasselbe Leben führen wie Sie beide, dann müssten doch auch unsere Eltern dieselben sein und unsere Freunde, die Häuser, in denen wir leben, die Inszenierungen, in denen ich und Ihre Magdalena aufgetreten sind, die Texte, die Chris und Sie schreiben. Dann müsste die ganze Welt sich verdoppelt haben. Und das hat sie nicht. Nein, sagte ich, das hat sie nicht. Es gibt Unterschiede, Abweichungen. Es sind die Fehler, die Asymmetrien, die unser Leben überhaupt erst möglich machen. Ich habe einmal mit einem Physiker gesprochen, der mir erklärt hat, das ganze Universum basiere auf einem kleinen Fehler, einem winzigen Ungleichgewicht zwischen Materie und Antimaterie, das beim Urknall entstanden sein muss. Hätte es diesen Fehler nicht gegeben, hätten sich Materie und Antimaterie längst wieder aufgehoben und es existierte gar nichts.“ S. 81f.


„Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt“ konnte ich nur sehr langsam lesen, somit wurden die 160 Seiten zu einer viel umfangreicheren Lektüre. Am besten funktionierte das, wenn ich hinterher Zeit hatte für mich – irgendwann war das das Buch, das ich noch gelesen habe, bevor ich unter die Dusche ging oder die Wäsche gemacht habe oder kurz vorm Einschlafen (nicht so gut, ich lag gestern noch lange wach). Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, was würde ich anders machen? Wenn ich wüsste, was passiert, würde ich mich anders verhalten? Warum bleibe ich mit jemandem zusammen, entscheide mich für eine Tätigkeit? Wähle ich einen Brot-Job, den ich hasse, um eine Beziehung führen zu können, wo verbiege ich mich? Wo bin ich der Autor meiner Geschichte, wo nur Schauspieler für die Texte anderer? Ich MUSS aufhören, sonst schreibe ich hier ewig.

Der Text ist nicht einfach zu „verdauen“, ich komme mit dem Anfang klar, mit der Parallelexistenz von Christoph und Magdalena in Chris und Lena. Doch gerade, wenn ich mir dafür eine Erklärung zurechtgelegt habe, fächert der schweizer Autor Peter Stamm das noch weiter auf. Da gibt es noch einen alten Mann, es fällt mir am Ende wieder ein, dass ich von ihm zu Beginn gelesen habe und auch zwischendurch. Auch folgt der 50plus-Christoph dem jungen Paar, dann gibt es diese Hochzeit, die aber schon länger stattfindet, dann ist der Raum leer.

Ein Buch, das verwirrt, anregt, aufregt, in wunderschön unaufgeregter Sprache. Es wird erst in Verbindung mit dem Leser zu einer Geschichte. S. 121 „Ich glaube, das ist es, was ich an Büchern immer gemocht habe. Dass sie unabänderlich sind. Man muss sie gar nicht lesen. Es reicht, sie zu besitzen, sie in die Hand zu nehmen und zu wissen, dass sie immer so bleiben, wie sie sind.“ Nein, hier nicht.
Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen (Heraklit)



Ungeachtet meiner Lesezeit: wirklich? € 20,- für 160 Seiten HC? Ich hätte mir dann dafür doch ein Lesebändchen gewünscht und ein irgendwie passend gestaltetes Vorsatzblatt. Nur so als Anregung.

Veröffentlicht am 06.03.2018

Hauptmann: „Erwähnte ich, dass ich selbst ein überzeugter Kompromissler bin?“

Wiesenstein
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Hauptmann: „Erwähnte ich, dass ich selbst ein überzeugter Kompromissler bin?“ S. 331



Die Handlung beschreibt die letzten rund eineinhalb Jahre im Leben Gerhart Hauptmanns, zwischen Februar 1945, nach ...

Hauptmann: „Erwähnte ich, dass ich selbst ein überzeugter Kompromissler bin?“ S. 331



Die Handlung beschreibt die letzten rund eineinhalb Jahre im Leben Gerhart Hauptmanns, zwischen Februar 1945, nach dem Bombenangriff auf Dresden, von wo er mit seiner Begleitung flüchtet in seine geliebte Villa Wiesenstein in seiner Herkunftsregion Schlesien, heute Polen, bis zu seinem Tod am 6. Juni 1945 sowie seiner Beisetzung.

Autor Pleschinski verbindet für seinen Roman:
•die reine Handlung um die Protagonisten rund um Gerhart Hauptmann, dessen Frau Margarete und deren Entourage aus Masseur, Sekretärin, Köchin, Hausmeister etc.
•viele der Werke Hauptmanns - so ausführlich zitiert, dass sie für den Leser einzuordnen sind, geradezu eine Werkschau
•der historische Zusammenhang wird – meist bildhaft – dargestellt, die Situation im zerbombten Dresden, letzte Kriegstage, Flucht, Vertreibung, das Ende des Schlesiens, wie Hauptmann es kannte
•eine geschichtliche Einordnung, Überblicke

Genau hier liegen für mich die Stärken und Schwächen des Romans:
Mir waren von Hauptmann nur Eckdaten geläufig, ich kannte das Haus auf Hiddensee, wusste nichts von Wiesenstein. Ich kannte die „üblichen Verdächtigen“ seiner Werke. Für mich ist es eine starke Leistung, wie Pleschinski das teils in Vergessenheit geratene extrem umfängliche Werk zugänglich macht, begreifbar – eine wundervolle Einladung zur weiteren Lektüre, die Verlage nutzen dies hoffentlich sinnvoll. Problematisch ist dabei für mich aber im Gegenzug, dass einige Konversationen Hauptmanns wie Fiktion daherkommen, sich aber entpuppen als fast wortwörtlich aus seinen Werken entnommen, aber dennoch nicht als Zitate erkennbar sind (wie im Gegensatz dazu die Zitate aus seinen Werken, bei denen das Vehikel genutzt wird, dass jemand vorliest oder Korrektur gelesen wird). Ich beziehe mich zum Beispiel auf die Unterhaltung S. 59f, dies steht fast wörtlich in „Das Abenteuer meiner Jugend“, recht zu Anfang (als Leseprobe gratis im Internet), ich war zufällig darauf gestoßen. Ja, das Werk ist kein Sachbuch – aber was als Roman daherkommt, sollte für mich auch (reine) Fiktion sein, wo es sich so darstellt.

Der Stil des Romans ist durchaus speziell, wohl angenähert an das Thema. Einzelne typische Sätze sind oft sehr deskriptiv, dann fehlt anderen das Verb: „Massiv wirkte Wiesenstein. Und geräumig. Graue Quader als Fundament, Graniteinfassung um die vergitterten Fenster im Erdgeschoss.“ Dann gibt es wieder überbordend lange mäandrierende Sätze: „Annie Pollack hütete sich, schon gar in diesem Moment [d.i. die Ankunft vor Haus Wiesenstein], auf die national-euphorischen, ja nationalsozialistischen Anwandlungen – kaum als fahrlässig oder blindes Eifern zu beschönigen – des Dichters auch nur anzuspielen: Was der Führer verfügte, war besonnene Tat. – Das Hakenkreuz vor der Ostseevilla hätte er nicht hissen lassen müssen, wenn auch diese Unterwerfung oder, schlimmer noch: dieses Bekenntnis, seine Einkünfte sicherte.“ S. 81 Ich habe das Buch deshalb gefühlt mit nur etwa halber üblicher Lesegeschwindigkeit lesen können, der Stil an sich, der Wechsel zwischen fast militärisch-kurz und ausufernd, dazu der Wechsel zwischen Beobachtung der Handlung, Darstellung des Werks und Geschichtsdarstellung tat sein Übriges: ich kam aus dem Lesefluss, empfand die Wechsel als anstrengend, sie bauten Distanz auf.

Gelegentlich trat mir auch der Autor zu sehr hervor: ich lerne gerne anhand von fiktiven Romanen über etwas ODER lese ein Sachbuch; im Roman erwarte ich dafür nicht Fakten, sondern eine realistische, an Fakten orientierte Handlung, anhand derer ich die Fakten beispielhaft erlebe – so der Selbstmord der Bekannten aus Furcht vor den einmarschierenden Russen. Pleschinski stellt das einprägsam dar, dennoch liefert er darüber hinaus häufig eine Geschichtsstunde mit reinen Fakten (die Verschiebung der Grenzen Polens zum Beispiel – das sollte er seinen Lesern zutrauen, selbst wenn eventuell jemand dafür Wikipedia bemühen muss). Das wirkt auf mich steuernd, Einfluss nehmend.

Dazu tritt er in einigen Wertungen hervor: „Wann hatte es begonnen, dass man …in öffentlichen Verlautbarungen einfach geduzt wurde? … Wünschen Sie den totalen Krieg? – Das ohrenbetäubende „Ja!“ wäre gewiss schütterer ausgefallen.“ S. 32f Die Bemerkung an sich finde ich originell, doch insgesamt ist mir das alles etwas zu viel, teils zu gewollt. Da wird dieses Monumentalwerk geschrieben, doch gleichzeitig wird dessen Objekt vorgeführt als in einer Blase lebender Opportunist mit starkem Standesbewusstsein – sicherlich auch, aber speziell die damaligen Standesunterschiede waren gewiss nicht untypisch und allein ein Kokon von Bewunderern hat bis heute andere Prominente weiter in ähnlichen Blasen leben lassen. Rechtfertigt das die Anbiederung an die jeweiligen Machthaber? Nein, aber ich kenne jetzt hauptsächlich die Darstellung nach Pleschinski und ein wenig Wikipedia.

Überaus amüsant fand ich hingegen die Passagen über den Kleinkrieg mit Mann oder die Darstellung der völligen Ignoranz der Hauptmanns bei Besuchen der polnischen oder russischen Machthaber, das Hofhalten als Teil einer untergegangenen Welt.

Zusammenfassend fühle ich mich beeindruckt davon, wie tief in die Materie Autor Hans Pleschinksi eingetaucht ist, wie stark er Hauptmanns Werk integrierte und sich stilistisch anpasste. Ich hätte mir etwas mehr Distanz gewünscht hinsichtlich des eigenen Hervortretens und Kommentierens, konnte mit der wohl gewollten Distanz zu den Figuren jedoch durchaus umgehen und habe viel gelernt. Die Lektüre wird sicherlich bei mir weitere Lektüren bedingen, Hauptmann selbst (wobei die späteren Werke eher abschreckten). 4 Sterne

Veröffentlicht am 07.03.2018

Ein Koffer voller Träume, mit der ganzen Welt darin – oder mit Nichts

Bananama
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„Vater sagt, wir sind Aussteiger. ….
Vater sagt: Die Leute verstehen keinen Humor.

Vater sagt: Du kannst jederzeit Bananen haben, wenn du Bananen willst, mein Kind. Aber du solltest wissen, woher diese ...

„Vater sagt, wir sind Aussteiger. ….
Vater sagt: Die Leute verstehen keinen Humor.

Vater sagt: Du kannst jederzeit Bananen haben, wenn du Bananen willst, mein Kind. Aber du solltest wissen, woher diese Bananen kommen, unter welchen Bedingungen die Leute, die sie anbauen und ernten, leben müssen,… .“ S. 10
Vater sagt. Und er erklärt seiner Tochter, der noch nicht zehn Jahre alten Ich-Erzählerin dieser kurzen Geschichte, die Welt, seine Welt, seine Weltanschauung.

Das Kind sagt: „Das Wort Banane habe ich schon längst beerdigt.“ S. 11Sie beerdigt vieles, im Garten, Wörter, die ihr der Vater vermittelt, der sie bald daheim beschult (in Österreich ist das möglich, für alle deutschen Leser dieser österreichischen Autorin https://de.wikipedia.org/wiki/Hausunterricht, in Deutschland ist das geradezu ein Sakrileg). Auch Tiere werden von ihr beerdigt und vielleicht einige Träume. Währenddessen ordern die Eltern im Internet, einiges davon werden sie nie verwenden.

Vom Verlag Kremayr & Scheriau erwarte ich das ja: besondere Bücher. Gewiss kein Mainstraim, nicht das gefällige Buch für nebenbei. Besondere Themen, ein besonderer Stil. Atmosphärisch schreibt Simone Hirth, meist düster. Ich mag mir das Alter der Protagonistin kaum vorstellen, der Klappentext behauptet sechs Jahre – ohne von mir gefundenen Beleg dazu im Text. Es wird nur auf S. 92 darauf verwiesen, die Tochter werde das Internet frühestens mit zehn Jahren benutzen dürfen, sie könnte also vielleicht (hoffentlich?) neun sein. Warum das wichtig ist? Das Buch verstört. Apokalypse oder psychische Krankheit (der Eltern? des Kindes?), Wahnvorstellung oder überbordende Phantasie, und wer, bitte schön, ist eigentlich tot? Vater sagt. „Der Bettler aber stand auf, ging zum Sozialamt und beantragte Mindestsicherung, die er dann auch bekam und von der er sich als Erstes atmungsaktive Turnschuhe, ein Smartphone und eine Espressomaschine im Retrodesign kaufte.“ S. 116


Aussteiger sind sie, aber mit einem goldenen Sicherheitsnetz. Dazu ein goldener Käfig für die Tochter, wenn auch nur mit ziemlich vielen Broten. Und die Mutter verändert sich. Und Vater sagt munter weiter, wie er die Welt sieht. Und die Tochter steht da und soll das verstehen und die Autorin schreibt darüber mit bildgewaltigen Bildern. „Jetzt gerade ist mir das Schweigen lieb. Es hat mehr Ende in sich.“ S. 133 Und überhaupt, der Koffer.




Kein Buch für Leser mit festen Erwartungen. Ich dachte bei dem Koffer permanent an dieses Ende von „Man in Black“, als der Blick von der Erde zurückgeht und die Erde in einer Murmel ist. So in etwa sollte man denken können. Das Buch wird Leserschaften spalten. Die Gestaltung ist wie immer phänomenal – von Lesebändchen über Vorsatzblätter passend zum Titel, Umschlaggestaltung von Cover und darunter.

Bewertung? Uff. Ich konnte es nicht aus der Hand legen, die Sprache ist genial, atmosphärisch, bildgewaltig, oft düster, und ich fühle mich jetzt…vermutlich genauso, wie sich das Mädchen dauernd fühlt. Fragen, Ängste, Befürchtungen. 4 Sterne (es könnten alles zwischen 3 und 5 sein, fragt mich morgen, übermorgen – im Moment ist es mir gerade „zu viel“). Ein Buch für eine Leserunde.







Hier ist ein Interview mit der Autorin https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.waldachtal-gehen-mitgefuehl-und-menschliche-waerme-verloren.bbfae0ef-16f0-424c-ae4c-807717c9e7f8.html

Veröffentlicht am 23.02.2018

Das Mädchen, das mit dem Feuer spielte

Verdammnis
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Vorab: ich mag die Reihe wirklich sehr, ich habe mit den Filmen angefangen, sowohl alle schwedischen Verfilmungen gesehen als auch die erste englischsprachige (man ist da ja SCHON wieder dran), wenn auch ...

Vorab: ich mag die Reihe wirklich sehr, ich habe mit den Filmen angefangen, sowohl alle schwedischen Verfilmungen gesehen als auch die erste englischsprachige (man ist da ja SCHON wieder dran), wenn auch nicht der Reihenfolge nach, dann habe ich die Lagercrantz-Fortsetzung Band 5 gehört, aber nicht sehr gemocht, jetzt gehe ich chronologisch durch die Reihe und bin noch bei den „echten“ Millenium-Bänden (also vom gestorbenen Stieg Larsson geschrieben), alles als Hörbuch. Diesen zweiten Band der Reihe habe ich in nur einem Wochenende gehört, was für mich als klassische „Unterwegs-Hörerin“ bedeutet, dass ich am Text hing.


Worum geht es? Nun, Journalist Mikael Blomkvist und seine Kollegen in der Millenium-Redaktion beschließen in Zusammenarbeit mit dem freien Journalisten Dag Svensson eine Ausgabe ihrer Zeitschrift dem Thema Mädchenhandel zu widmen. Parallel begleiten Kapitel den letzten Abschnitt der Weltreise von Lisbeth Salander sowie ihren rechtlichen Betreuer Bjurman, der nach Rache an ihr sinnt. Als Lisbeth nach Schweden zurückkehrt und Mikael abends noch bei Dag vorbeifährt, beginnt mit einer Gewalttat ein Strudel von Ereignissen, der alle Beteiligten involviert.

Ja, wie bereits oben geschrieben, das ist gut lesbar/hörbar und war sehr spannend, auch wenn ich manchmal überrascht registriert habe, wie viel Zeit Autor Stieg Larsson hier den verschiedenen Handlungszweigen gelassen hat: da sucht sich Lisbeth schon einmal einen Job als Putzfrau bei der Polizei, um eine Zugangsmöglichkeit ins polizeiliche Computersystem zu finden, und kalkuliert dafür anscheinend Monate; vom Film her wirkt das alles viel dichter gedrängt, ohne dass das Buch etwa langatmig wäre. Ich war durchgängig begeistert – bis zum Ende. Ich wusste ja schon, dass man Teil 1 allein lesen/hören/sehen kann, Teil 2 und 3 eigentlich zusammengehören, und mag so etwas schlicht immer noch nicht. Teil 2a und 2b? Dann lieber ein ganz ganz dickes Buch, das ist sonst „Unzucht mit Abhängigen (Bookaholics)“.


A propos Unzucht mit Abhängigen: fiel noch jemandem auf, dass dieses Thema zum Schluss nicht wirklich relevant war? Ich meine, ja, man hat da schon am Ende einen Täter und seinen Gehilfen, aber nimmt diese eher als Täter in einem anderen Zusammenhang wahr, weshalb die ursprüngliche Suche nach den Mädchenhändlern eigentlich komplett untergeht. Es trifft vielleicht nicht ganz die Kriterien eines MacGuffin, aber von der Verwendung her schon https://de.wikipedia.org/wiki/MacGuffin.


Und wer bitte hat vom deutschen Verlag diese, sorry, SUPERDÄMLICHEN Titelübersetzungen verbrochen, die kein Leser zweifelsfrei den jeweiligen Bänden zuordnen kann? Verdammnis, Verschwörung, Vergebung…VERdummung! Der Originaltitel „Flickan som lekte med elden“ bedeutet „Das Mädchen, das mit dem Feuer spielte“ und ist mehrfach aussagekräftiger.




Einen Stern Abzug für die zwei genannten losen Fäden, schon erzieherisch. Zu empfehlen ist’s dennoch. Dietmar Wunder liest die verschiedenen Personen (auch die Frauen, alte Leute, etc.) genial.


Verblendung (Millennium I) http://www.lesejury.de/rezensionen/deeplink/86691/Product

Verfolgung (Millennium IV, nicht mehr von Stieg Larsson) http://www.lesejury.de/rezensionen/deeplink/83631/Product