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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.04.2018

eine ruhige, aber lesenswerte letzte Reise

Die letzte Reise der Meerjungfrau
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Mr. Hancock ist zunächst nicht wirklich begeistert von seinem angeblich so großem Glücksfang. Der Kapitän seiner Schiffsflotte hat mir nichts dir nichts eines von Mr. Hancocks Schiffen verkauft – im Austausch ...

Mr. Hancock ist zunächst nicht wirklich begeistert von seinem angeblich so großem Glücksfang. Der Kapitän seiner Schiffsflotte hat mir nichts dir nichts eines von Mr. Hancocks Schiffen verkauft – im Austausch für eine waschechte, ausgestopfte Meerjungfrau, denn mit der – so glaubt der Kapitän – lässt sich das ganz große Geld machen. Und damit hat er nicht unrecht, doch Mr. Hancock muss sich ersteimal an sein neues Geschäftsmodell gewöhnen.

Auch Angelique ist auf Geld aus, allerdings auf eine andere Art. Sie ist auf der Suche nach einem Freier, der sie endlich aus ihrer misslichen Lage befreit und ihren wahren Wert zu schätzen weiß. Sie hängt ihr Herz an alles was funkelt und glänzt.

Dieser historische Roman ist wirklich sehr besonders. Das mystische Bild der Meerjungfrau bleibt durchgehend ein unterschwelliger Teil der Geschichte, drängt sich aber nie so richtig in den Vordergrund. Man fragt sich, ob sie denn nun wirklich existiert oder doch nur Illusion ist. Präsenter sind die Hauptfiguren Mr. Hancock und Angelique mit ihren Sehnsüchten und Wünschen. Beide sind grundverschiedene, aber sehr einnehmende Charaktere, deren Perspektiven die Geschichte sehr abwechslungsreich beleuchten. Die schillernden Nebenrollen, die immer wieder mal Passagen erzählen, runden das Gesamtbild ab. Leider tritt manch einer von ihnen nicht mehr so deutlich in Erscheinung, wie ich mir das gewünscht hätte. Ihre Geschichten haben mich stark beeindruckt.

Imogen Hermes Gowar hat einen wunderbar leichten Schreibstil. Sie schreibt sehr bildlich und anschaulich, wobei die Sprache aber doch leicht altertümlich angehaucht war, sodass der Roman sich schön in das zeitliche Setting eingefügt hat. Ich war von der ersten Seite an begeistert und wurde abwechselnd von ruhigen Passagen und wirklich humorvollen und wortgewandten Dialogen in den Bann gezogen.
Eine lesenswerte letzte Reise der Meerjungfrau!

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Veröffentlicht am 06.03.2018

Chanel bezaubert

Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe
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Als Coco Chanel ihren Liebhaber Boy Chapel durch einen furchtbaren Unfall verliert, bricht für sie eine Welt zusammen. Coco scheint den Verstand zu verlieren und in ihrer Trauer gefangen zu sein. Nur ihre ...

Als Coco Chanel ihren Liebhaber Boy Chapel durch einen furchtbaren Unfall verliert, bricht für sie eine Welt zusammen. Coco scheint den Verstand zu verlieren und in ihrer Trauer gefangen zu sein. Nur ihre Beste Freundin Misia kann sie wieder aufbauen - ihr Rat: ein Parfum zu Boys Ehren, dass die Duftwelt verändern wird. Mit neuem Tatendrang stürzt Coco sich in die Arbeit, begleitet von der ein oder anderen neuen Liebe.

Michelle Marly hat einen zauberhaften historischen Roman geschaffen. Bezaubernd einmal durch die Modelegende Coco Chanel, deren Name allein wahrscheinlich schon einige Frauenherzen höherschlagen lässt. Es macht Spaß einmal hinter die schillernden Kulissen der Modewelt zu blicken und ihre Persönlichkeit näher kennen zu lernen. Zum anderen bezaubert der Roman durch seine leicht romantische Atmosphäre. Der Stil ist sehr lebendig und anschaulich. Es kam mir so vor, als würde ich tatsächlich an Cocos Seite die Straßen entlangschlendern.
Die Protagonistin hat einen sehr ausgeprägten und starken Charakter gegen die anderen Figuren schon fast etwas blass wirken. Doch ich habe sie alle gerne durch ihre Geschichte begleitet.
Obwohl das Cover auf mich recht mädchenhaft und schon fast kitschig wirkt, habe ich den Roman überhaupt nicht so empfunden. Vielmehr war es die Geschichte einer talentierten und selbstbewussten jungen Frau, die genau weiß, wie man die Liebe anpacken muss. Sehr zu empfehlen, nicht nur für Chanel – Fans.

Veröffentlicht am 18.01.2018

wunderbarer Roman

Olga
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Bernhard Schlink schafft mit Olga einen ruhigen, aber sehr emotionales Bild einer starken und manchmal einsamen Frau. Olga und Herbert kennen sich seit Kindesbeinen an und aus guten Freunden werden bald ...

Bernhard Schlink schafft mit Olga einen ruhigen, aber sehr emotionales Bild einer starken und manchmal einsamen Frau. Olga und Herbert kennen sich seit Kindesbeinen an und aus guten Freunden werden bald Geliebte. Doch immer wieder werden den Beiden Steine in den Weg gelegt. Sei es anfangs Herberts Adelsfamilie, die gegen die Verbindung ist, oder später dann Herbert selbst, der auf der Suche nach Abenteuern und Weite zu unruhig ist um lange bei Olga zu verweilen. Sie kämpft dafür lernen zu dürfen, Lehrerin zu werden. Er träumt von Expeditionen nach Afrika oder zum Nordpol. Wir begleiten Olga durch ihre 90 Jahre, zwei Kriege, neue Bekanntschaften und ihre Sehnsucht nach der Liebe.
Erzählt wird die Geschichte von Ferdinand, der jüngste Sohn der Familie, bei der Olga zeitweise arbeitet. Er ist wird zu ihrem engsten Vertrauten und begleitet sie den zweiten Abschnitt ihres Lebens. Durch ihn und Olgas Briefe gewinnt der Leser immer tiefere Einblicke in Olgas Geschichte und schon bald kann man Olga schon gar nicht mehr loslassen. Obwohl sie immer ruhig und gelassen wirkt, ist sie doch eine Kämpferin und es macht große Freude von ihr zu lesen. Der Stil ist sehr klar und prägnant, nicht einmal besonders emotional und trotzdem kann man mit Olga fühlen. Überrascht war ich nur hin und wieder von den recht großen Zeitsprüngen, doch Schritt für Schritt wird das gesamte Bild dann zusammengesetzt.

Veröffentlicht am 07.02.2022

von der Angst zu verlieren

Der fürsorgliche Mr. Cave
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Terence Cave hat seine Berufung gefunden. Er ist Antiquitätenhändler, besitzt ein schönes Geschäft und eine Familie, die er liebt. Er war ist glücklicher Mann, doch das Schicksal meint es nicht gut mit ...

Terence Cave hat seine Berufung gefunden. Er ist Antiquitätenhändler, besitzt ein schönes Geschäft und eine Familie, die er liebt. Er war ist glücklicher Mann, doch das Schicksal meint es nicht gut mit ihm. Nach dem Selbstmord seiner Mutter, dem Mord an seiner Frau und dem tödlichen Unfall seines Sohnes Rauben, bleibt Terence nur noch seine 15-jährige Tochter Bryony. Sie zu verlieren ist Terence größte Angst und so versucht er alles, um Bryony vor der Welt zu schützen. Dabei gerät er in eine Abwärtsspirale und verliert jede gesunde Relation zur Gefahr.
Matt Haigs handeln oft von Angststörungen und Depressionen. Seine Geschichten zeichnen sich durch einen sehr bildlichen und atmosphärischen Schreibstil aus. So schafft er es immer wieder mich mit seinen Worten zu berühren. Die Geschichte des fürsorglichen Mr. Cave dagegen empfand ich als beunruhigend, fast schon verstörend. Mr. Cave handelt aus seiner Sicht völlig rational und erklärt sein Verhalten in einem Brief an seine Tochter und natürlich kann man auf diese Art Mr. Caves toxische Gedankengänge auch ein bisschen nachvollziehen, auch wenn sie sich gleichzeitig völlig falsch anfühlen. Während des Lesens habe ich eine Mischung aus Mitgefühl und Abscheu für Mr. Cave empfunden. Das Buch ist aufgrund Mr Caves Gedankensprünge, seines wachsenden Wahnsinns und letztendlich der düsteren Thematik nicht ganz einfach zu lesen. Und doch ist Matt Haig die Umsetzung wieder einmal gelungen.

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Veröffentlicht am 25.06.2021

ungewöhnlicher Roman

Die nicht sterben
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Als eine junge Malerin von ihrem Studium in Paris in das kleine Dorf B. in Rumänien zurückkehrt, hat sie sich zwar verändert, doch die Erinnerungen ihrer Kindheit und die engstirnigen Bewohner des Dorfes ...

Als eine junge Malerin von ihrem Studium in Paris in das kleine Dorf B. in Rumänien zurückkehrt, hat sie sich zwar verändert, doch die Erinnerungen ihrer Kindheit und die engstirnigen Bewohner des Dorfes und ihre Ansichten, sind immer noch dieselben geblieben. Bewegung kommt erst in das Dorf, als auf dem Grab Draculas eine grausam zugerichtete Leiche gefunden wird. Promt will der Bürgermeister die Situation nutzen, Touristen anlocken und einen Dracula-Freizeitpark eröffnen. Die Erzählerin selbst ist mit Fürst Vlad dem Pfähler verwandt und gerät immer mehr in die Fänge der Nacht.
Dieses Buch ist nur schwere zu beschreiben. Fehlte mir zunächst noch der jüngste geschichtliche Hintergrund Rumäniens, um die Ereignisse und Anspielungen zuordnen zu können, so wurde ich im nächsten Moment von einer detailreichen Schilderung aus Vlads Jugend und seinem Werdegang überrascht. Ich musste das Buch mehrmals zur Seite legen, Pause machen, ihm wieder eine Chance geben, bis es mich wirklich packen konnte. Es braucht eine ruhige Umgebung und etwas Konzentration, um den Gedankengängen der Erzählerin, ihrer Verwandlung und den plötzlich mystischen Elementen folgen zu können. Aber der wunderbare Schreibstil der Autorin und die Bilder, die sie über die Geschichte hinweg geschaffen hat, haben mich letztendlich überzeugt.

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