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Veröffentlicht am 06.03.2018

Liebevolle Erzählung über Verletzlichkeit und Stolz

Wenn es Frühling wird in Wien
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Eine liebevolle Mischung aus Fakt und Fiktion (wie die Autorin auch selbst sagt) ist dieser kurze Roman. Petra Hartlieb entführt den Leser ins Wien um 1912 und stellt, obwohl die Geschichte viel im Haus ...

Eine liebevolle Mischung aus Fakt und Fiktion (wie die Autorin auch selbst sagt) ist dieser kurze Roman. Petra Hartlieb entführt den Leser ins Wien um 1912 und stellt, obwohl die Geschichte viel im Haus von Arthur Schnitzler spielt, die weniger populären Figuren in den Mittelpunkt. Sie erdenkt sich Biografien für die Bediensteten und diverse Wiener, die ihnen zu dieser Zeit begegnen.

Kindermädchen Marie lernt Buchhändler Oskar kennen, Oskar wiederum Fanni. Fanni und Marie trennen Welten. Zwar handelt der Roman von Liebe und Verletzlichkeit, dennoch begegnen sich die meisten Charaktere mit Anstand und manchmal auch erstaunlicher Offenheit.

Neben der Freude an den kleinen Dingen gibt es auch bedrückende, beklemmende Momente, die die Protagonisten zu durchleben haben. Manche sind frei erfunden, andere stark von Tatsachen beeinflusst oder wirklich passiert.

Dass nicht alles im Roman ein Tatsachenbericht ist, stört nicht. Gewisse schriftstellerische Freiheiten sollte jede Geschichte haben dürfen und hier steht die zauberhafte Erzählung einfach über einem reinen Historienroman. Ein wirklich nettes Buch für zwischendurch, für die Jahreszeit aktuell, um die eigenen Gedanken schweifen und die Seele baumeln zu lassen.

Veröffentlicht am 06.03.2018

Axel Steen ringt mit dem PET und sich selbst

Aisha
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Zwar ist dieser Kopenhagen-Thriller Teil einer Serie, aber er lässt sich auch gut lesen, ohne dass man die Vorgänger kennt. Wer zu “kaputte” Charaktere nicht schätzt, wird vielleicht sogar am besten mit ...

Zwar ist dieser Kopenhagen-Thriller Teil einer Serie, aber er lässt sich auch gut lesen, ohne dass man die Vorgänger kennt. Wer zu “kaputte” Charaktere nicht schätzt, wird vielleicht sogar am besten mit diesem Teil der Axel Steen-Reihe klarkommen.

Kommissar Steen musste eine berufliche und gesundheitliche Auszeit nehmen und kehrt wieder zu seinen Kollegen und Chefs zurück. Er will wieder der Mordermittler sein, der er vor diversen Zwischenfällen (die auch teilweise in diesem Band angedeutet und erklärt werden) war.

Doch das gestaltet sich für ihn schwer genug. Zudem soll er noch mit dem PET zusammenarbeiten, dem dänischen Geheimdienst. Polizei und Geheimdienst konnten sich noch nie richtig gut leiden. Nun ist ein ehemaliger PET-Mitarbeiter tot und natürlich ist naheliegend, dass es etwas mit seiner beruflichen Vergangenheit zu tun hat.

Der erste Teil des Buches kommt aufgrund des erwartbaren Kompetenzgerangels nicht so recht voran, für den Leser bleibt es in Summe aber durch die Rückblenden und privaten Einschüben zu Axel, seiner Familie und seiner aktuellen Freundin durchgehend spannend. Man bekommt genug Luft zum Mitermitteln und kann sich in die Charaktere mit der Zeit gut hineinversetzen.

Ebenso gekonnt wie Autor Jesper Stein am Ende einige Fäden auflöst und Ereignisse in Zusammenhang bringt, schafft er es, einen Cliffhanger nicht wie einen solchen wirken zu lassen. Der Fall ist gleichzeitig abgeschlossen und auch nicht abgeschlossen. Wie das geht? Bitte selbst lesen.

Veröffentlicht am 01.02.2018

Ein spannender Krimi mit einigen Seiten zu viel

Die Eishexe
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Dieser Schwedenkrimi ist grundsätzlich durchgehend spannend und atmosphärisch gut, wenn auch mit Fortschreiten der Ermittlungen teilweise vorhersehbar, einfach weil man als Leser wesentlich mehr Informationen ...

Dieser Schwedenkrimi ist grundsätzlich durchgehend spannend und atmosphärisch gut, wenn auch mit Fortschreiten der Ermittlungen teilweise vorhersehbar, einfach weil man als Leser wesentlich mehr Informationen bekommt als die Protagonisten. Wer viel grübelt, kommt auf einiges auch selbst drauf, man kann aber auch bewusst “den Kopf ausschalten” und sich überraschen lassen.

Die Polizei ermittelt hier in zwei Fällen, da aktuell ein vierjähriges Mädchen verschwunden ist und genau so etwas schon vor 30 Jahren im selben Ort passierte. Bald tauchen noch mehr Parallelen auf und nun wird an der Schuld zweier Teenager gezweifelt, die damals in die Sache verwickelt waren. Läuft ein Hauptschuldiger immer noch frei herum? Und warum sollte er genau jetzt wieder zugeschlagen haben?

Patrik Hedström und die Kollegen gehen vielen kleinen Hinweisen nach, befragen aktuelle und damalige Zeugen und Involvierte und treten dennoch lange auf der Stelle. Zum Glück ist Patriks Frau Erica Falck als Schriftstellerin mit dem alten Fall vertraut und kann wesentliche Hinweise zur Klärung liefern.

Doch das Buch dreht sich nicht nur um zwei vermisste Kinder. Es hat noch eine sehr aktuelle und eine lang vergangene Komponente zu bieten. Läckberg lässt den Krimi in der Gegenwart spielen, zu einer Zeit, wo gerade auch nach Schweden viele geflohene Menschen kommen und Schutz suchen. Doch das fällt den reservierten Nordländern nicht leicht. Der Leser erfährt hier auch die Gefühle auch der Sicht der Ankommenden, wie die Leute ihnen begegnen, wer freundlich ist und wer nicht. Der Hass, der unter der Oberfläche schwelt, entlädt sich schließlich mit ernsten Folgen.

Tief in die Vergangenheit führen den Leser andere Abschnitte, die zwischen die aktuellen Ereignisse eingeflochten sind. Für sich gesehen sind diese Teile des Buches sehr interessant, sie spielen fast am selben Ort wie die anderen Handlungsstränge, allerdings mehrere hundert Jahre früher. Man wartet nur die ganze Zeit vergeblich, wie und ob die Vergangenheit mit der Gegenwart verknüpft wird. Schlussendlich muss man sagen, dass der Krimi auch ohne diese Abschnitte von damals ein komplettes, funktionierendes Buch wäre und der zusätzliche Handlungsstrang es einfach nur dicker macht.

Veröffentlicht am 16.01.2018

Temporeiche und undurchsichtige Mörderjagd auf hoher See

Woman in Cabin 10
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Hier ist nichts so wie es scheint - oder zumindest wenig. An der Seite der Hauptfigur Laura (Lo), einer Reisejournalistin, begibt sich der Leser auf eine ganz besondere Kreuzfahrt. Ein Schiff, so illuster ...

Hier ist nichts so wie es scheint - oder zumindest wenig. An der Seite der Hauptfigur Laura (Lo), einer Reisejournalistin, begibt sich der Leser auf eine ganz besondere Kreuzfahrt. Ein Schiff, so illuster wie seine Gäste, legt zur Jungfernfahrt ab und an Bord sind neben dem Eigentümer und seiner Frau nur Investoren und Journalisten, die natürlich im besten Lichte über die Ereignisse berichten sollen.

Doch dazu kommt es nicht. Die eigentliche Arbeit tritt vor allem für Laura ab dem Moment in den Hintergrund, als sie ein Verbrechen beobachtet, vielmehr hört. Doch alles, was sie damit in Zusammenhang bringen kann, verschwindet. Wurde die Tat wirklich begangen oder ist Laura doch so labil, dass sie sich das eingebildet hat?

Einiges an Alkohol, wenig Schlaf und Medikamente machen sie nicht zur glaubwürdigsten Zeugin. Doch Laura gibt nicht auf und ermittelt in Miss-Marple-Manier auf eigene Faust auf dem Schiff herum. Dabei bleibt sie als Charakter zu Beginn eher blass und wirkt anstrengend, kann aber am Ende mit persönlicher Entwicklung punkten.

Viel Zeit durchzuatmen gibt es für den Leser in diesem Buch nicht, hinter jedem Gesprächsfetzen oder jeder Bewegung eines Gastes lässt sich die Lösung vermuten. An Spannung und Tempo mangelt es nicht, dies geht jedoch zulasten der einzelnen Biografien, die Personen hätten etwas mehr Tiefe vertragen.

Veröffentlicht am 05.01.2018

Lasset das Leben (neu) beginnen

Gegen Liebe ist kein Kraut gewachsen
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Dieser Roman heißt im Original “The Garden of Small Beginnings”, was ich für den wesentlich passenderen Titel für die Geschichte halte. Es wird damit besser umschrieben, worum es wirklich geht - in der ...

Dieser Roman heißt im Original “The Garden of Small Beginnings”, was ich für den wesentlich passenderen Titel für die Geschichte halte. Es wird damit besser umschrieben, worum es wirklich geht - in der Übersetzung, wo einfach eine Redewendung umgeschrieben wurde, liest es sich “nur” wie ein kitschiger Liebesroman. Doch dieses Buch hat mehr zu bieten und kann auch allen gefallen, die sonst um seichten “Liebeskitsch” einen großen Bogen machen.

Lilian ist Mutter zweier Schulkinder und arbeitet als Illustratorin. Der Beruf lässt sich gut mit ihrem Alltag vereinen. Dieser besteht nicht nur aus den Kindern, auch ihre Schwester Rachel und Kindermädchen Leah. Doch eines fehlt: ein Mann, ein Vater. Das nicht freiwillig - Lilian ist Witwe. Das beeinflusst auch Jahre später noch ihr Leben, ihren Alltag, ihre Träume.

Aus dem Trott, den sie sich eingerichtet hat, herausreißen kann Lilian scheinbar niemand, auch wenn ihre Schwester es immer wieder versucht. Neue Chancen dafür eröffnet ein Gärtnerkurs, den Lilian beruflich belegen muss. Und Kursleiter Edward ist der erste Mann, der die junge Witwe durch Salat, Karotten und Erdbeeren ein wenig aus ihrer Lethargie holen kann. Auch der Rest der Teilnehmer, die zusammen eine so bunte Gruppe ergeben wie ihre Blumen-, Obst- und Gemüsebeete, trägt dazu bei. Ein neuer Freundeskreis und interessante neue Aufgaben (auch beruflich) zwingen Lilian dann doch, ihre Schale abzuwerfen und mit Freude an so vielem teilzuhaben, was das Leben zu bieten hat.

Ein Roman für alle Optimisten, Einsame sowie Familienmenschen und auch für jeden, der tief im Herzen eine kleine romantische Ader hat.