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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.05.2018

Ungewöhnlich erzählt

Der Gentleman
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"Der Gentleman" ist ein so extravagantes Buch, dass ich es eigentlich nur Lesern empfehlen möchte, die gerne ungewöhnliche Literatur lesen. Schon die Erzählperspektive mit einem (fiktiven) Herausgeber, ...

"Der Gentleman" ist ein so extravagantes Buch, dass ich es eigentlich nur Lesern empfehlen möchte, die gerne ungewöhnliche Literatur lesen. Schon die Erzählperspektive mit einem (fiktiven) Herausgeber, der sich andauernd per Fußnote in die Erzählung des (selbst)verliebten und etwas wehleidigen Ich-Erzählers einmischt, ist wohl nichts für jeden. Wer aber aufgeschlossen ist und Gefallen an ungewöhnlicher Literatur hat, dem möchte ich das Buch umso mehr ans Herz legen.
Die erzählte Geschichte ansich - über die der Klappentext mehr als genug verrät - ist auch etwas verrückt und dabei nett zu lesen, aber eigentlich nichts herausragendes. Eine Mischung aus historischem Roman und Fantasy (oder Steam Punk?). Für mich steht bei diesem Buch aber die Art wie die Geschichte erzählt wird im Vordergrund. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten.

Veröffentlicht am 30.04.2018

Schöne Unterhaltungsliteratur

Wie man die Zeit anhält
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Insgesamt ist "Wie man die Zeit anhält" eine schöne und ungewöhnliche Geschichte. Ich habe schon Geschichten über Zeitreisende oder Vampire gelesen, aber diese Geschichte über eigentlich ganz normale Menschen, ...

Insgesamt ist "Wie man die Zeit anhält" eine schöne und ungewöhnliche Geschichte. Ich habe schon Geschichten über Zeitreisende oder Vampire gelesen, aber diese Geschichte über eigentlich ganz normale Menschen, die langsamer altern als normal, ist neu und interessant für mich. Mit dem Ich-Erzähler Tom, der im 16. Jahrhundert geboren wurde und heute aussieht wie Anfang 40, reist der Leser durch die Kontinente und die Zeit. Es gibt viele Zeitsprünge - die Passagen aus der Vergangenheit werden aber immer wieder mit dem Erzählstrang in der Gegenwart sehr gelungen verknüpft. Toms persönlicher Blick auf das Leben und die prägenden Ereignisse in den verschiedenen Äras fand ich interessant und glaubhaft. Die Liebe kommt natürlich auch ins Spiel, steht aber nicht omnipräsent im Mittelpunkt dieser durchaus lesenswerten Geschichte, die auch einige anderen Themen anspricht.
Negativ aufgefallen sind mir einige (nicht allzu viele) Wiederholungen, die ich unnötig fand: Sätze, die der Autor vielleicht besonders schön fand, oder Informationen, die ich bereits wenige Seiten zuvor gelesen hatte.
Falls man die Geschichte in ihren Einzelheiten zu sehr hinterfragen würde, kämen wohl doch noch ein paar Fragen und Kritikpunkte auf. Vielleicht sollte man das aber einfach sein lassen und das Buch als das nehmen, was es ist: gute, neue Unterhaltungsliteratur.

Veröffentlicht am 09.04.2018

Gute Kurzgeschichten

Schräge Typen
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Tom Hanks' literarisches Debüt sind Kurzgeschichten. Die Stories sind unterschiedlich in Thematik, Handlungsort und Handlungszeit: thematisiert werden Migration in die USA, Freundschaft, Liebe, Kriegstraumata ...


Tom Hanks' literarisches Debüt sind Kurzgeschichten. Die Stories sind unterschiedlich in Thematik, Handlungsort und Handlungszeit: thematisiert werden Migration in die USA, Freundschaft, Liebe, Kriegstraumata und einiges mehr. Dabei wird es auch manchmal witzig, seltener tragisch. Trotz aller Unterschiede sind die Geschichten durch einzelne, kleine Motive miteinander verknüpft, was ich amüsant fand (mögliche Challenge für den Leser: alle Verbindungen finden) - das offensichtlichste Motiv ist hierbei die Schreibmaschine. Mittlerweile ein historisches Werkzeug, das aber in fast allen Geschichten Erwähnung findet. Ansich sind es aber unabhängige Stories, die alle für sich gelesen werden können.

Die Sprache ist im besten Sinne einfach: gut lesbar, aber nicht primitiv.

Ich fühlte mich gut und intelligent unterhalten.

Veröffentlicht am 07.03.2018

Letzter Teil – leider mit Längen

Die Geschichte des verlorenen Kindes
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Ich habe mich mit dem vierten und letzten Band der Neapolitanischen Saga von Elena Ferrante etwas schwer getan. Für mich hatte dieser letzte Abschnitt der Geschichte von Elena und Lila seine Längen. Obwohl ...

Ich habe mich mit dem vierten und letzten Band der Neapolitanischen Saga von Elena Ferrante etwas schwer getan. Für mich hatte dieser letzte Abschnitt der Geschichte von Elena und Lila seine Längen. Obwohl (für mich) wohl die Luft in der Geschichte etwas raus war, ist der Abschluss der Saga aber natürlich ein Muss, wenn man die bisherigen Bände gelesen hat. Wer sie bisher nicht gelesen hat, sollte die Bücher der Reihe nach lesen, angefangen mit "Meine geniale Freundin" - die ausschließliche Lektüre des letzten Bandes macht in meinen Augen wenig Sinn.
Ich möchte garnicht viel verraten über die Handlung - vor allem nicht darüber, was es mit dem titelgebenden verlorenen Kind auf sich hat. Die Handlung setzt an den dritten Band an und spielt in den 1980'er und 1990'er Jahren. Enthalten sind Dramatik, Lebenskrisen, Liebesgeschichten (inkl. -kummer), Freundschaft, familiäre Konflikte und einiges mehr - also wieder eine vielschichtige Geschichte mit umfangreichen Personal. Trotzdem schien die Geschichte für mich manchmal etwas auf der Stelle zu treten - wenn ich die zufriedenen oder sogar begeisterten Rezensionen anderer Leserinnen lese, bin ich da aber wohl alleine (was ok ist).

Erzählt wird die Geschichte von der Autorin wie gewohnt ruhig und sehr angenehm zu lesen.

Trotz meiner Kritik: es ist kein schlechtes Buch und mein Gesamteindruck ist ein positiver. Insgesamt kann ich die vierbändige Neapolitanische Saga besten Gewissens empfehlen.

Veröffentlicht am 21.02.2018

Abgefahrene Familiengeschichte

Die erstaunliche Familie Telemachus
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Es handelt sich bei "Die erstaunliche Familie Telemachus" nicht - wie man nach der Lektüre des Klappentextes glauben könnte - um eine Coming of Age-Geschichte rund um den Teenager Matty, sondern um eine ...

Es handelt sich bei "Die erstaunliche Familie Telemachus" nicht - wie man nach der Lektüre des Klappentextes glauben könnte - um eine Coming of Age-Geschichte rund um den Teenager Matty, sondern um eine Familiengeschichte. Der Autor Daryl Gregory hat die Geschichte der Familie Telemachus geschickt aufgebaut: immer wieder wechselt er zwischen den Protagonisten und den Zeitebenen, was mir gefallen hat. Die Gefahr, die eine solche Erzählweise birgt, nämlich dass die Geschichte etwas langatmig und mit vielen Abschweifungen erzählt wird, umgeht der Autor hier aber gekonnt. Im Gegenteil: die Familienmitglieder nehmen langsam immer mehr Kontur an und scheibchenweise fügt sich die Geschichte zu einem großen Ganzen zusammen. So baut sich subtil Spannung auf, [SPOILER] die sich schließlich in einem fulminanten Showdown entlädt.[/SPOILER]

Wie der Klappentext schon vermuten lässt, geht es hierbei übersinnlich und etwas verrückt zu. Es ist ein Buch, das sich selbst manchmal nicht so ganz ernst nimmt. Eine gewisse Vorliebe für schräge Geschichten sollte man als Leser also mitbringen, um das Buch zu schätzen. Wenn man so etwas mag oder sich neu darauf einlässt, wird man gut unterhalten.

Sprachlich ragt das Buch meiner Meinung nach nicht durch besondere Finesse heraus - es liest sich aber gut und flüssig.

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