Der Pfau ist tot, der Pfau ist tot... Er kann nicht mehr schrei'n kokodi kokoda
Sie werden mir entgegnen, dass ein Pfau - im Gegensatz zum Hahn, dem Originalhelden dieses Liedes, kein "kokodi" von sich gibt. Stimmt natürlich, aber das ist auch gar nicht wesentlich. Der Pfau, um den es hier geht - zeit seines Lebens ein recht anstrengender Geselle, der mit seiner Fixierung auf die Farbe Blau so manchen Zeitgenossen in die Bredouille brachte - ist nun tot und gewisse Zeitgenossen haben ein Interesse daran, diesen Umstand bzw. bestimmte, damit verbundene Details vor einigen ihrer Mitmenschen zu verbergen. Gar nicht so einfach, aber umso köstlicher zu lesen, was sich Isabel Bogdan hier ausgedacht hat.
Der Pfau ist einer der Bewohner eines stattlichen, gleichwohl abgehalfterten Landsitzes, in dem die Besitzer, überaus sympathische Lordschaften, eine Art Hotel eingerichtet haben, um die alten Gebäude überhaupt halten zu können. Die aktuellen Besucher, die mit dem Pfau und bald darauf mit seinem Tod konfrontiert werden, sind Banker, die sich zu einem Team-Building-Seminar eingefunden haben, begleitet von einer Moderatorin, einer Köchin und dem Hund ihrer Chefin.
Innerhalb der Gruppe und auch in Interaktion mit den überaus bodenständigen und ländlich-unkomplizierten Lordschaften und deren spärlichen Personal gibt es eine spannungsreiche Dynamik gespickt mit einer ganzen Reihe von Missverständnissen. Isabel Bogdan, ihres Zeichens Übersetzerin englischer Romane, zeigt hier, dass sie den englischen Sense of humour genau erfasst hat (zumindest aus nicht-englischer, also meiner Sicht) und locker mit Autoren wie Alan Bennett mithalten kann - dieser Roman steht, so meine ich, ganz in der Tradition von humorvoller, origineller englischer Unterhaltungsliteratur mit Anspruch. Ich kenne das englische Landleben ein wenig und finde, dass die Autorin hier genau den richtigen Ton getroffen und sehr, sehr scharfsinnige Beobachtungen getätigt hat. Ihre Figuren sind ganz außerordentlich gut ausgearbeitet, es macht einen Riesenspaß, Ayleen, die so etwas wie eine Haushälterin auf dem Landsitz ist, die überaus charismatischen Lordschaften oder auch die zur Bankergruppe gehörende Köchin kennenzulernen.
Auch die Entwicklung, die vor allem die Bankergruppe durchlebt, ist eine spannende und vielschichtige - danach nimmt man Teambuilding-Seminare gleich in einem ganz anderen Licht wahr.
Ein kleines, amüsantes Buch, ein richtiges Juwel und ein passendes Geschenk für viele Gelegenheiten, bspw. auch ganz klar für Rekonvaleszenten, deren Verfassung sich nach dieser Lektüre mit Sicherheit ganz außerordentlich bessern dürfte - außer, sie sind von Haus aus humorlos und miesepetrig. Ich empfehle es jedem, der etwas Wärme und Freude braucht, um durch den zwar nicht - wie dem im Buch geschilderten - eiskalten, aber umso graueren Winter zu kommen.