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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2018

Ein Buch wie ein Sahnebonbon

Der zauberhafte Trödelladen
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Seufzend beende ich die Lektüre – was für ein schönes zu Herzen gehendes Buch!
Die 24-jährige Ruby hat von ihrer verstorbenen Mutter einen kleinen Antiquitätenladen in der Valerie Lane Street übernommen. ...


Seufzend beende ich die Lektüre – was für ein schönes zu Herzen gehendes Buch!
Die 24-jährige Ruby hat von ihrer verstorbenen Mutter einen kleinen Antiquitätenladen in der Valerie Lane Street übernommen. Trotz aller Liebe, die sie in diesen Laden hineinsteckt und trotz des intensiven Gefühls, der bis ins 19. Jahrhundert zurückreichenden Vorgeschichte der Räume verpflichtet zu sein, bleibt Ruby finanziell erfolglos. Die anderen Ladenbesitzerinnen in der Valerie Lane unterstützen sie, wo es nur geht, aber es scheint doch der Zeitpunkt zu kommen, an dem Ruby sich ernsthaft überlegen muss, wie ihre Zukunft aussehen soll…
Es war für mich das erste Buch der Autorin, und es war für mich eine Entdeckung in einem Genre, das ich bisher eher selten gelesen habe. Nach wenigen Seiten bereits fühlte ich mich den Ladenbesitzerinnen in der Valerie Lane Street zugehörig und nahm Anteil an ihrem Klatsch und Tratsch oder arbeitete mit ihnen an ihren Ideen. Vor allen Dingen aber fühlte ich mich zwischen ihnen und ihrer Gabe zur bedingungslosen Freundschaft sehr wohl und aufgehoben. Ruby wuchs mir ebenso ans Herz wie ihr durch großen Schmerz seltsam gewordener Vater oder wie Gary, der Obdachlose mit den traurigen Augen. Die Autorin schreibt so herzerwärmend, dass sich im Leser ein wohliges Gefühl ausbreitet. Natürlich gibt es die beschriebene heile Welt nicht. Aber manchmal tut es einfach nur gut, dieser mit leichter und gekonnter Hand erzählten romantischen, gefühlsbetonten Geschichte zu folgen und sich mit diesem Buch ein paar Stunden Leichtigkeit und Wärme zu gönnen, so wie man sich auch einmal der Süße eines Sahnebonbons hingibt.

Veröffentlicht am 07.03.2018

Perverse Mahlzeit, leider etwas fade angerichtet

Gründerjahr
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100 Jahre Bayern, 100 Jahre München, 100 Jahre entsetzliche, geradezu bestialische Mordfälle, 3 Generationen Ermittler. Einen großen Bogen schlägt der Autor in diesem Kriminalroman.
Im Jahr 1918 werden ...


100 Jahre Bayern, 100 Jahre München, 100 Jahre entsetzliche, geradezu bestialische Mordfälle, 3 Generationen Ermittler. Einen großen Bogen schlägt der Autor in diesem Kriminalroman.
Im Jahr 1918 werden kurz hintereinander drei blauäugige, junge blonde Frauen ermordet aufgefunden, alle drei regelrecht „ausgeweidet“. Die Ermittlungen des Kriminaloberinspektor Karl Weinberger und seiner Kollegen verlaufen letztlich erfolglos, dem Täter gelingt die Flucht.
Im Jahr 1948 werden wieder blonde blauäugige Frauen ermordet, auf die gleiche Weise wie 1918 ihrer Innereien beraubt. Jetzt ermittelt der Enkel von Karl Weinberger, Oberinspektor Hans Weinberger, zusammen mit der amerikanischen Polizei in München.
Im Jahr 2017 macht sich Julia Weinberger, Enkelin von Hans Weinberger, daran, die Fälle von 1918 und 1948 für einen Zeitungsartikel aufzubereiten und gerät damit in höchste Lebensgefahr.

In zwischengeschobenen Episoden sehen wir mit den Augen des Täters die Welt, lernen seine verwirrten Gedanken kennen und seine ekelerregenden Handlungsweisen. Diese Episoden empfand ich als sehr intensiv abstoßend beschrieben.
Ansonsten wird die Geschichte folgerichtig erzählt, mit über die Seiten hinweg mäßiger Spannung. Zwar habe ich das Buch gerne gelesen, aber insgesamt habe ich das Gefühl und die Lebendigkeit im Schreibstil vermisst. Es wird berichtet, nüchtern, sachlich, und so bleiben die dargestellten Personen blutleer. Mir haben farbige, weniger nüchterne Schilderungen der Menschen, mit allen Sinnen wahrgenommene Beschreibungen von Örtlichkeiten und Ambiente gefehlt. Der interessante Plot hätte meiner Meinung nach viel mehr ausgearbeitet werden müssen, auch die zeitgeschichtlichen Unterschiede hätten größere Aufmerksamkeit verdient. Kurzum: Ein gut zu lesendes Buch, dem jedoch das Herzblut des Autors fehlt.

Veröffentlicht am 14.02.2018

Russisch Brot mit Herz

Liebesgrüße aus Deutschland
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Gerne schauen wir Deutschen mit Neugier, Bewunderung, oftmals auch mit Kopfschütteln nach Russland, nach dem historischen wie auch dem modernen Russland. Nicht erst seit Dr. Schiwago üben russische Geschichten ...


Gerne schauen wir Deutschen mit Neugier, Bewunderung, oftmals auch mit Kopfschütteln nach Russland, nach dem historischen wie auch dem modernen Russland. Nicht erst seit Dr. Schiwago üben russische Geschichten eine merkwürdige Faszination aus. Wir kuscheln uns lesend in teuere Pelze und trotzen gerne der sibirischen Kälte und allzu oft auch der russischen Realität.
Wie ist es nun, wenn ein in Moskau geborener Autor, der seit 1990 in Deutschland lebt, auf uns Deutsche schaut?

„Wenn ein Russe von den Deutschen spricht, dann sagt er, ihnen fehle das Herz. … alles tun sie ohne Herz, aus bloßem Interesse.“
Herz ist es, Herz zeichnet ihn aus, wenn Kaminer uns zuschaut, wie wir Deutschen jährlich Millionen für Klarsichthüllen ausgeben, um unseren Staat ordentlich in Aktenordnern zu verwalten. Er hält uns auf sehr witzige Weise den Spiegel vor. Er, dessen Kater Fjodor Dostojewski heißt, erzählt uns von der deutschen Erfindung von Russisch Brot und stellt den gewagten Vergleich an zur großen Bedeutung von Brot in Russland, ohne das es keine Oktoberrevolution gegeben hätte.

Man liest und lacht und liest und schmunzelt, und ganz nebenbei lernt man mehr über die russische Seele, als es jedes schlaue Sachbuch vermitteln könnte. Dass beispielsweise das Unterrichtsfach Sport in Russland „physische Kultur“ heißt – das sagt doch alles, nicht wahr?

Veröffentlicht am 11.02.2018

Krimi auf österreichisch

Tödliche Fälschung
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Zwei Erzählstränge, zwei rätselhafte Fälle und ein Ermittlerteam der besonderen Art: Daraus ist dieses Buch gestrickt, und zwar in einem speziellen österreichischen Strickmuster, das mich zu Beginn etwas ...

Zwei Erzählstränge, zwei rätselhafte Fälle und ein Ermittlerteam der besonderen Art: Daraus ist dieses Buch gestrickt, und zwar in einem speziellen österreichischen Strickmuster, das mich zu Beginn etwas befremdete, mir aber schlussendlich sehr gefiel.
Kommissar Worschädl besucht mit seiner holden Gattin Karoline ein Cellokonzert, das nicht stattfindet, weil der Bratschist hinter der Bühne tot aufgefunden wird. Und es wird bei einer Joggingrunde mit ihrem Blindenhund ein blindes junges Mädchen entführt. Dazu kommt auch noch jede Menge Falschgeld. Worschädl und seine Kollegin Schinagl, die mit einer schwer pubertierenden Tochter geschlagen ist, ermitteln von Linz bis nach Italien, mitunter bis hin zur persönlichen Schmerzgrenze, bei der auch Bachblüten nicht mehr helfen können…
Wenn man sich erst einmal in den intelligenten, aber etwas sperrigen Sprachstil eingelesen hat, macht das Buch richtig Spaß. Denn abgesehen von den durchaus spannend aufbereiteten Geschehnissen besticht der Krimi durch seinen teils bissigen, teils liebevollen, immer und überall ganz leise durchblitzenden Humor. Auf eine Fortsetzung darf man hoffen.

Veröffentlicht am 29.01.2018

Schräge lustige Geschichte

Serafinas Geheimnis 1. Dreimal schwarzer Kater
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Die Hexe Serafina und ihr Kater Luzifer, dessen Hobby es ist, gefangene Mäuse zu trocknen, zu pressen und in ein Sammelalbum zu kleben, erhalten einen Hilferuf von ihrem Urgroßonkel Alfred. Sie sollen ...


Die Hexe Serafina und ihr Kater Luzifer, dessen Hobby es ist, gefangene Mäuse zu trocknen, zu pressen und in ein Sammelalbum zu kleben, erhalten einen Hilferuf von ihrem Urgroßonkel Alfred. Sie sollen eilig nach Wurzbach kommen, weil etwas in der dortigen Suppenwürzwürfelfabrik ganz und gar nicht in Ordnung ist. Eilig verlassen die beiden den Zauberwald und sehen sich ganz schnell mit einer Reihe von Problemen konfrontiert…

Die wunderbaren fröhlichen, kindgerecht gezeichneten Illustrationen und die relativ große Schrift suggerieren, rein vom Äußeren her betrachtet, dass es sich bei Serafinas Geheimnis um ein Kinderbuch handelt, geeignet zum Vorlesen vielleicht ab 6, zum Selberlesen ab 8. Bislang konnte ich das Buch noch nicht zusammen mit Kindern lesen, aber aus Erwachsenensicht müssen die Kinder mindestens 10 oder 11 sein, um die Geschichte und seine Zusammenhänge wirklich verstehen zu können. Es gibt zwar herrliche Wortspiele und viele witzige Details, die auch jüngeren Lesern Spaß machen dürften, aber der teils etwas hintergründige Humor, der auch vor ernsteren Themen nicht Halt macht, wäre für Kleinere sehr erklärungsbedürftig! Auch das der Geschichte zugrunde liegende Thema von natürlichen Lebensmitteln in Konkurrenz zu künstlichen Tütensuppen und all den damit verbundenen schwierigeren Wörtern dürfte nur für ältere Kinder gut lesbar sein. Insofern passt für mich die äußere Gestaltung und der zu lesende Inhalt nicht wirklich zusammen. Als Erwachsene jedoch hat mich die schräge Geschichte in seiner humorigen und phantasievollen Erzählweise restlos überzeugt.