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Veröffentlicht am 30.03.2018

Eine Biographie der Jane Austen-Romane und der damaligen Zeit – informativ, interessant und herrlich darin zu schmökern.

Jane Austen. Eine Entdeckungsreise durch ihre Welt
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Haben Sie schon einmal von Mr. Darcy geträumt? Wären Sie nicht auch gern die Auserwählte, der ein Gentleman wie Mr Knightley beim Contredanse sehnsüchtige Blicke zuwirft? Wie es im Herzen der Frauen aussieht, ...

Haben Sie schon einmal von Mr. Darcy geträumt? Wären Sie nicht auch gern die Auserwählte, der ein Gentleman wie Mr Knightley beim Contredanse sehnsüchtige Blicke zuwirft? Wie es im Herzen der Frauen aussieht, weiß keine Autorin so gut wie Jane Austen. Noch heute lieben und leiden viele Leserinnen mit den Schwestern Bennet und Dashwood, und die Welt der englischen Klassikerin fasziniert nicht weniger als vor 200 Jahren. Holly Ivins gewährt uns Blicke hinter die Fassaden der prunkvollen Herrenhäuser und beschreibt mit großer Lust am Detail, wie man sich als Dame schicklich kleidete und wie ein Gentleman seiner Angebeteten formvollendet den Hof machte. Sie erzählt davon, was Mann durfte, Frau aber nicht, für die es sich vor allem nicht ziemte, Romane zu schreiben. Lassen Sie sich entführen in den Alltag in der Regency-Zeit – Holly Ivins weiht Sie ein in die Geheimnisse von Jane Austen…(Klappentext)


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„>>Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit…<<, dass Jane Austen eine der beliebtesten Schriftstellerinnen im englischen Sprachraum ist.“ (S. 9 – Anfang)

Obwohl dieses Buch sehr wohl biographische Informationen bezüglich Jane Austen enthält, so konzentriert sich die Autorin doch sehr viel mehr auf die Romane von Jane Austen und die Regency-Zeit, in der Jane Austen lebte und in der die Romane angesiedelt sind. Ich finde genau DAS ist der große Pluspunkt an diesem Buch.
Biographien gibt es schon genug, aber kein Sachbuch macht einem die Jane Austen-Romane versändlicher, bzw. bringt einem die damalige Zeit nahe, um die Handlungen und Geschehnisse aus dem damaligen Blickwinkel zu sehen. Dieses Sachbuch konzentriert sich genau auf diese Aspekte und ist somit eher eine Biographie der Romane, der Regency-Zeit und enthält noch so viel mehr.

Inhalt:

1.) Lebenssituation von Jane Austen – enthält Informationen über das Leben von Jane Austen und Allgemeines über die gesamte Familie Austen, Schreibbedingungen, ihre Krankheit, über ihren Tod und darüber hinaus.
2.) Janes Welt – Geschichtliches und wie sich dieses in ihren Romanen wiederspiegelt, die Gesellschaft und die Etikette der Regency-Zeit. Dabei bekommt man auch Tipps wie man eine Regency-Tischgesellschaft veranstalten könnte, inklusive aller skurrilen Figuren, die für Jane Austen so typisch sind. Oder Informationen wie:

„Im ersten Weltkrieg gab man traumatisierten Soldaten Austen-Romane zu lesen. Von den tröstlichen Schilderungen einer idyllischen englischen Gesellschaft erhoffte man sich eine genesungsfördernde Wirkung.“ (S. 64)

3.) Janes Orte – die geografischen Stationen im Leben von Jane Austen und wie sich diese in ihren Romanen spiegeln, Tipps für eine Tour durch Austens England, welche Roman-Schauplätze und Jane Austen-Museen beinhaltet.
4.) Janes Einflüsse – die Rolle der Frau zur damaligen Zeit, von wem sie sich inspirieren ließ, die Geschichte des Roman-Genres, Reaktionen auf ihre Werke und ihr Ruf im Wandel der Zeit, inklusive moderner Interpretationen.
5.) Janes Romane – hier werden ihre berühmtesten Werke vorgestellt und diese Vorstellung gliedert sich in: Rund um das Buch / Die Geschichte in aller Kürze / Die Romanfiguren / Themen, auf die man beim Lesen achten sollte. Weiters sind hier Informationen über Austen unvollendete Werke enthalten
6.) Jane und die Liebe – obwohl Jane Austen nie verheiratet war, hatte sie durchaus die eine oder andere Romanze, welche sie auch in ihren Romanen verarbeitete. Austen hatte jedoch ebenso gute Gründe ledig zu bleiben. Man erhält hier auch Einsichten wie Hochzeiten damals abliefen. Angefangen von der Brautwerbung, über den Heiratsantrag, das Hochzeitskleid, bis hin zur Hochzeit selbst. Diesbezüglich bekommt man wieder Informationen zu den verschiedenen Heiratskandidaten in ihren Romanen
7.) Verfilmungen – von Fernseh- bis zu Kino-Verfilmungen ihrer Romane mit Informationen zu Drehorten, Schauspielern, Kostümen und auf was man besonders achten oder was man ignorieren sollte. Aber auch Filme über Jane Austen selbst werden hier vorgestellt.

Dies alles wird dem Leser in einem lockeren Plauderton näher gebracht und man hat dabei das Gefühl als würde man der Autorin bei einer Tasse Tee lauschen und mit ihr in Jane Austens Welt reisen.

Fazit:
Ein unglaublich informatives und vor allem auch unterhaltsames Buch, welches ich nicht aus der Hand legen konnte. Für ein paar wenige Stunden versank ich darin und tauchte am Ende nur ungern daraus auf.
Dieses Buch ist nicht nur für eingefleischte Jane Austen-Fans geeignet, sondern auch für absolute Neulinge, denen dadurch die Romane näher gebracht werden.
Ein Buch in dem man immer wieder gerne schmökert und sei es nur, um sich für einen Jane Austen-Roman einzustimmen. Ich bin noch immer völlig begeistert davon!

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 17.03.2018

Diese Ausgabe ist nicht nur vom Cover her eine Augenweide, sondern auch vom Inhalt. Da zahlt sich ein Re-Read definitiv aus.

Stolz und Vorurteil
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Nicht weniger als fünf Töchter haben die Bennets standesgemäß unter die Haube zu bringen. Kein leichtes Unterfangen für eine Familie auf dem Land, die nur über ein bescheidenes Vermögen verfügt. Ausgerechnet ...

Nicht weniger als fünf Töchter haben die Bennets standesgemäß unter die Haube zu bringen. Kein leichtes Unterfangen für eine Familie auf dem Land, die nur über ein bescheidenes Vermögen verfügt. Ausgerechnet die intelligente Elizabeth, das Lieblingskind des Vaters, erweist sich als besonders schwieriger Fall. Zum allgemeinen Unverständnis hat sie die Stirn, den Antrag eines wohlsituierten Pfarrers auszuschlagen. Statt dem Drängen der Familie nachzugeben, folgt Elizabeth hartnäckig ihrem eigenen Urteil ...(Klappentext)

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"Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, daß ein Junggeselle im Besitz eines schönen Vermögens nichts dringender braucht als eine Frau. " (S. 5 - Anfang)

So beginnt Jane Austens Roman "Stolz und Vorurteil" und dieser Satz ist fast so berühmt wie Jane Austen und ihre Romane selbst.
"Stolz und Vorurteil" ist einer ihrer populärsten Romane und somit spare ich mir eine Zusammenfassung des Inhalts.
Es ist ein typischer Entwicklungsroman aus Jane Austens Feder mit viel Liebe zum Detail, der typischen auktorialen Erzählweise mit den bissigen und ironischen Bemerkungen der Erzählerin aus dem "Off" und somit ist es regelrecht erfrischend der Entwicklung der Protagonisten zu folgen.
Fast durchgehend lag mir ein Schmunzeln auf den Lippen, da Jane Austen es wirklich versteht das damalige Sittenbild aufs Korn zu nehmen.

"...<>" (S. 62)

Jane Austen ein literarisches Sittengemälde zu erschaffen, welches vor Ironie und Sarkasmus nur so strotzt.

Ebenso spitzzüngig werden hier die skurrilsten Personen porträtiert und dem Leser so auf humorvolle Art und Weise näher gebracht. Man liebt sie, man hasst sie, man bemitleidet sie. Durch so manche bissige Beschreibung kann man das Gefühl des genervt seins der Hauptprotagonistin bezüglich mancher Bekannten und Verwandten mehr als deutlich nachempfinden:

"Sir William Lucas und seine Tochter Maria, ein gutmütiges Mädchen, aber ebenso hohlköpfig wie er, wußten nichts zu sagen. was des Zuhörens wert gewesen wäre, und Elizabeth lauschte ihnen mit etwa demselben Vergnügen wie dem Rattern der Räder." (S.242)

Der Roman ist aber ebenso tiefgründig wie amüsant und auch die Romantik kommt hier nicht zu kurz, enthält der Roman doch eine der größten literarischen Liebesgeschichten.

"Stolz und Vorurteil" eignet sich daher hervorragend, um mit den Werken von Jane Austen zu beginnen und hier möchte ich Euch vor allem diese Ausgabe aus dem Penguin-Verlag ans Herz legen.
Inzwischen kann ich 3 Ausgaben von "Stolz und Vorurteil" mein eigen nennen und die Übersetzung von Andrea Ott ist meiner Meinung nach für Jane Austen-Beginner sehr gut geeignet. Jane Austens Schreibstil wurde hier leicht modernisiert und daher verständlicher. Trotzdem gehen hier der erfrischende Esprit und der Humor einer Jane Austen keineswegs verloren.
Zudem enthält diese Ausgabe Anmerkungen, welche einem viele Bezeichnungen oder Geschehnisse verständlicher machen, sowie ein Nachwort der Übersetzerin selbst, welches interessante Einblicke zu dem Roman besteuern.

Falls in der Schule dieser Roman gelesen und besprochen werden soll, dann ist diese Ausgabe auch in dieser Hinsicht ans Herz zu legen.

Fazit:
Ich weiß nicht wie oft ich schon "Stolz und Vorurteil" gelesen habe, aber dieser Roman begeistert mich immer wieder aufs Neue und zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Mittlerweile besitze ich schon drei Ausgaben von "Stolz und Vorurteil" und die vorliegende Ausgabe ist nicht nur vom Cover her eine Augenweide, sondern auch vom Inhalt. Diese eignet sich aufgrund des leicht modernisierten Schreibstils hervorragend, um mit Jane Austens Romanen einzusteigen.
Von mir gibt es daher eine absolute Leseempfehlung und hoffe, dass noch weitere Jane Austen-Romane in diesem "Kleid" im Penguin-Verlag erscheinen werden.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 07.03.2018

Gelungener Auftakt einer viktorianischen Krimi-Reihe - authentisch, spannend und mit ganz besonderen Charakteren.

Inspector Swanson und der Fluch des Hope-Diamanten
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London 1893, Gordon Wigfield, ein ehrbarer Goldschmied und Damenfreund wurde in seiner Werkstatt auf bestialische Weise ermordet.
Chief Inspector Donald Sutherland Swanson nimmt die Ermittlungen auf.
Doch ...

London 1893, Gordon Wigfield, ein ehrbarer Goldschmied und Damenfreund wurde in seiner Werkstatt auf bestialische Weise ermordet.
Chief Inspector Donald Sutherland Swanson nimmt die Ermittlungen auf.
Doch es bleibt nicht bei einer Leiche. Die Nachforschungen führen Swanson schließlich in die höchsten Kreise der Gesellschaft. Welche Rolle spielen Oscar Wilde und sein Geliebter Lord Douglas? Und was weiß Arthur Conan Doyle?
Die Karten werden neu gemischt, als sich herausstellt, dass der in den Kellern des Londoner Bankhauses Parr am Cavendish Square aufbewahrte „Blaue Hope-Diamant“ eine Imitation ist ...
(Klappentext) - hier wäre es übrigens von Vorteil gewesen nicht gleich zu viel zu verraten.

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"Die Zeit der Kerzen und der Gemütlichkeit. Die Zeit des dampfenden Kakaos und der duftenden Kerzen. Die Vorweihnachtszeit...." (S. 11 - Anfang)

Ruhig und besinnlich scheint dieser Krimi zu beginnen doch lasst Euch nicht täuschen, denn hier geht es alles andere als ruhig und besinnlich zu. Bereits ein paar Seiten weiter war es das mit der Idylle und die unerklärlichen Morde an Englands Goldschmieden nehmen ihren Anfang - im Jahre 1878.
15 Jahre später - Chief Inspector Swanson wird zu einem Mord gerufen. Ein geachteter und ehrbarer Goldschmied wurde auf bestialische Weise ermordet. Alle Beweise und Hinweise scheinen ins nichts zu führen, bis ein weiterer Goldschmied auf ähnlich brutale Art ermordet aufgefunden wird. Parallelen sind der Beruf und die Räucherkegel die um und auch in den Leichen gefunden werden. Bei den Ermittlungen wird schnell klar, dass diese Goldschmiede gar nicht so ehrbar waren wie es zunächst schien. Jeder von ihnen hat Dreck am Stecken und das nicht zu knapp.
Doch was dies alles mit dem Hope-Diamanten zu tun hat und weshalb die Zeit läuft, tja, das liest man am besten selbst.

Ich liebe viktorianische Krimis aufgrund ihres ganz eigenen Flairs und sofern sie authentisch sind und dieser reizte mich besonders.
Dieser Krimi sprüht nämlich nahezu vor Authentizität. Dies liegt vor allem an den vorhandenen Protagonisten.
Der Großteil der im Buch vorkommenden Personen existierte wirklich. Oscar Wilde, Arthur Conan Doyle und auch die kleine Agatha Christie kreuzen unseren Weg. Aber allen voran Chief Inspector Donald Sutherland Swanson. Ja, richtig gelesen. Dieser Krimi beruht auf eine einst tatsächlich existierenden Person. Ebenso gibt es auch den berüchtigten Hope-Diamanten, wie auch sein Fluch, der angeblich vielen Besitzern Unglück und Tod bescherte.
Mit diesem Wissen erhält dieser Krimi einen ganz besonderen Charme.
Der Autor schafft es auf sehr einnehmende Art und Weise diese Personen auftreten zu lassen, welche den Leser nicht nur einmal schmunzeln lässt.
Die Charaktere sind durchwegs gut und vor allem authentisch gezeichnet und behalten ihren für sie typischen Charme bei.

Die Charakterzeichnugnen sind im Allgemeinen sehr gut gelungen und die an die Zeit angepasste Dialogführung trägt ebenso dazu bei sich in die damalige Zeit zurückversetzt zu fühlen.
Die Zahl der Protagonisten wäre auch durchaus überschaubar gewesen, wenn der Autor bei den Angaben der Namen nicht des Öfteren zwischen der Familien- und Vornamen, sowie der Kurzform der Vornamen switchen würde. Das führte manchmal etwas zur Verwirrung.

Historische Ereignissen werden hier ebenso auf amüsante Weise eingeflochten.

"Es war das Jahr 1893. Jenes Jahr, in welchem die Welt ihr Augenmerk skeptisch auf Neuseeland gerichtet hatte. Man sprach vom Verfall der Moral, man sah sich einer unglaublichen Bedrohung ausgesetzt, man zitterte und schauderte bei dem Gedanken daran, eine Welle weiblicher Gewalt könne amazonenhaft und feministisch auf die heilen Kontinente männlicher Herrschaft schwappen und sie überspülen." (S. 19)

Die Rede ist von der Wahlberechtigung der Frauen und welche Reaktionen diese in der damaligen Zeit auslöste.
Aber auch die Geschichte der Forensik wird hier thematisiert. Diese steckte damals noch in den Kinderschuhen und so etwas wie die Möglichkeit Täter anhand von Fingerabdrücken zu überführen, wurde nur müde belächelt.

"Trotz seiner Offenheit den geheimnisvollen wissenschaftlichen Methoden der noch jungen forensischen Abteilung des Yards gegenüber war Swanson ein skeptischer Mann der alten Schule..." (S. 33)

Der Autor hat hier wirklich viel Zeit und Mühe in die Recherche gesteckt und historische Ereignisse genauso packend beschrieben wie den Krimi selbst.
Der Schreibstil ist flüssig und die Erzählweise packend. Der Plot enthält unzählige Wendungen und die Auflösung war selbst für mich mehr als überraschend. Es gab im Verlauf der Story absolut keine Hinweise und trotzdem war es doch logisch und nachvollziehbar.
Hier wird auch nicht am typisch britischen Humor gespart - morbide und trocken, bissig und treffend, also ganz meins. Daher musste ich mehr als nur einmal laut lachen.

Trotzdem sollte man nicht allzu zart besaitet sein, denn die Morde sind alles andere als 08/15 und werden hier nicht nur angedeutet.

"Die Hände mit Draht gefesselt. Der Kopf im Nacken. Die Augen entsetzt aufgerissen. Schwache Rauchschwaden stiegen noch immer aus der verbrannten Mundhöhle auf [.....]. Der Mörder hatte den Mann auf den Stuhl gesetzt und ihm das geschmolzene Gold in den Rachen gegossen." (S. 29)

Und das ist die harmloseste vorhandene Beschreibung.

Fazit:
Dies ist der Auftakt einer viktorianische Krimi-Reihe, welche definitiv ganz nach meinem Geschmack ist und das Zeug dazu hat einer meiner Lieblingsreihen zu werden - authentisch, spannend, mit viel britischem Humor und ganz besonderen Charakteren. Von mir gibt es daher eine absolute Leseempfehlung und ich freue mich jetzt schon den 2. Teil zu lesen.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 28.02.2018

Eine wundervolle Hommage an das Lesen und die Queen - britischer Humor trifft auf Tiefsinnigkeit und Bibliophilie.

Die souveräne Leserin
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Die Hunde sind schuld. Beim Spaziergang mit der Queen rennen sie los, um den allwöchentlich in einem der Palasthöfe parkenden Bücherbus der Bezirksbibliothek anzukläffen. Ma'am ist zu gut erzogen, um sich ...

Die Hunde sind schuld. Beim Spaziergang mit der Queen rennen sie los, um den allwöchentlich in einem der Palasthöfe parkenden Bücherbus der Bezirksbibliothek anzukläffen. Ma'am ist zu gut erzogen, um sich nicht bei dem Bibliothekar zu entschuldigen, leiht sich ebenfalls aus Höflichkeit ein Buch aus - und kommt auf den Geschmack. Von da an deckt sie sich jede Woche mit Lesestoff ein und lernt den Küchengehilfen Norman kennen, mit dem sie sich fortan über ihre Lektüre unterhält (wie übrigens auch mit dem verdutzten französischen Präsidenten)...(Klappentext)

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"Auf Windsor gab es ein abendliches Staatsbankett, und als der französische Präsident seine Position neben Ihrer Majestät eingenommen hatte, reihte sich die königliche Familie dahinter auf, und die Prozession setzte sich langsam in Richtung Waterloo Chamber in Bewegung." (S. 5 - Anfang)

Man scheint hier kleine Einblicke in das Leben der Queen, die Hofetikette und die Abläufe von Staatsbesuchen zu erhalten. Ob dies nun wirklich der Wahrheit entspricht sei mal dahingestellt. Sicher ist, wäre ich an der Steller Ihrer Majestät, würde ich mich ebenso in die Welt der Bücher flüchten. Denn genau das tut sie, nachdem sie eines Tages die Bekanntschaft mit einem Bücherbus und einem Jungen namens Norman gemacht hatte. Vor allem durch Norman entdeckte sie die Liebe zur Literatur und zum Lesen. Anfangs war sie in der Hinsicht noch etwas zurückhaltend.

"Man hatte keine Vorlieben zu haben. Ihr Beruf verlangte Interesse zu zeigen, aber keine Interessen zu haben. Und außerdem war Lesen nicht tun. Sie war ein Mensch der Tat." (S. 8)

Doch das änderte sich schnell, je mehr sie in die Welt der Bücher eintauchte. So sehr, dass ihr Staatsbesuche und Eröffnunsgalas lästig wurden und sie es sich erlaubte dafür zu spät zu kommen, ja sogar hin und wieder eine Krankheit vorzuschieben, nur um nicht teilhaben zu müssen und sich stattdessen mit einem Buch zurückzuziehen.
Die Queen verändert sich und entzieht sich zunehmend der Kontrolle des gesamten Hofstaates. Dieser ist darüber alles andere als begeistert und schreitet zur Tat - mit unvorhergesehenen Konsequenzen.

Dieses Büchlein ist eine wahre Hommage an die Queen, aber vor allem an die Literatur und das Lesen selbst. Eine Geschichte über Bücher, wie sich das Leseverhältnis durch zunehmendes Lesen verändert, man sich selbst verändert.
Dies alles sieht man hier am Beispiel der Queen, welche sich nur noch mit Büchern und dem Lesen beschäftigen möchte. Auch sie verändert sich - wird zunehmend offener, direkter, quasi mehr sie selbst. Ihr Hofstaat hingegen sieht das jedoch als schleichende Vergreisung - die Schrullen einer alten Lady.
Dadurch ergeben sich äußerst witzige Dialoge, die den typisch trockenen und oft bissigen britischen Humor beinhalten.

">>Ich spinne hier nur mal ein paar Gedanken, Ma'am, aber es wäre sicher hilfreich, wenn wir eine Presseerklärung des Inhalts herausgeben könnten, dass Ihre Majestät neben englischer Literatur auch ethnische Klassiker liest."<<
>>An welche ethnischen Klassiker hatten Sie da gedacht, Sir Kevin? Das Kamasutra?<<"
(S. 43)


Doch auch tiefsinnige Gedanken, die jeden Bibliophilen beschäftigen sind hier enthalten.

">>Für mich<<, so schrieb sie, >> ist Literatur ein riesiges Land, zu dessen fernen Grenzen ich mich aufgemacht habe, die ich aber unmöglich erreichen kann. Und ich bin viel zu spät aufgebrochen. Ich werde meinen Rückstand niemals aufholen.<<" (S. 46)


Endlos könnte man aus diesem Büchlein zitieren und ebenso endlos darin verweilen.

Fazit:
Ich tauchte für paar Stunden darin ein, schmunzelte, lachte und nickte des öfteren bestätigend wenn es um die Liebe und die Gefühle zur Literatur ging. Es ist ein Buch in dem ich mich regelrecht zu Hause fühlte und wie gerne wäre ich noch bei der Queen und ihren Büchern verblieben.
Alan Bennett schreibt locker-flockig, mit viel Witz und doch auch so eindringlich und mit Tiefe. Daher bekommt dieses bibliophile Büchlein von mir eine absolute Leseempfehlung und mit Sicherheit war dies nicht mein letzter Bennett.

In diesem Sinne - "Man legt sein Leben nicht in seine Bücher. Man findet es in ihnen" (S. 97)

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 27.02.2018

Selten konnte mich eine Autobiografie so packen und gut unterhalten.humorvoll mit viel Selbstironie, aber auch direkt und schonungslos

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Bruce Dickinson ist ein einzigartiges Universalgenie. Er ist seit über fünfunddreißig Jahren gefeierter Sänger der erfolgreichsten Heavy-Metal-Band der Welt - Iron Maiden. Er ist gleichzeitig Pilot (er ...

Bruce Dickinson ist ein einzigartiges Universalgenie. Er ist seit über fünfunddreißig Jahren gefeierter Sänger der erfolgreichsten Heavy-Metal-Band der Welt - Iron Maiden. Er ist gleichzeitig Pilot (er fliegt die Ed Force One, die bandeigene 747!), Motivationsredner, Drehbuch- und Romanautor, Radiomoderator und war jahrelang erstklassiger Fechter auf Weltklasseniveau. Von seinen Fans wird er regelrecht verehrt. Jetzt erzählt er die besten Geschichten aus seinem abenteuerlichen Leben, darin schreibt er auch über seinen dramatischen Kampf gegen den Zungenkrebs, der ihm beinahe das Leben gekostet hätte.

Iron Maiden sind mit über 90 Millionen verkauften Alben und über 2.000 Konzerten eine der erfolgreichsten Rockbands aller Zeiten. Bruce Dickinson ist darüber hinaus auch als Solokünstler regelmäßig in den Charts zu finden. Seine Memoiren hat er handschriftlich selbst verfasst...
(Klappentext)

♫♫♫♫♫


Die Band "Iron Maiden" begleitet mich schon nahezu mein ganzes Leben - von meiner rebellischen Jugend ausgehend bis heute, noch immer etwas rebellisch, aber zumindest etwas ruhiger geworden. Ich bin also Iron Maiden-Fan durch und durch. Daher war diese Autobiografie für mich Pflicht und ich muss gestehen, ich bin mehr als nur positiv überrascht, sondern regelrecht begeistert.

"Ich war schon zwei Stunden über Murmansk gekreist, aber die Russen ließen uns einfach nicht landen. >>Landeerlaubnis verweigert<<, teile man mir mit breitem Mr. Chekov-Akzent mit." (S. 9 - Anfang/Vorwort)

So beginnt Bruce Dickinson seine Autobiografie und ab diesem Zeitpunkt konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Und er beginnt dabei ganz von vorne -

"Meine frühere Kindheit war gar nicht mal so übel: lange Spaziergänge im Wald, Kaninchenlöcher, die magischen Sonnenuntergänge eines Winters im Flachland und Frost, der unter dem purpurnen Himmel glitzerte." (S. 13)

- von seiner frühen Kindheit an, in einfachsten Verhältnissen, über seine Jugend, sein Leben mit und ohne Iron Maiden, bis hin zu seiner Krebserkrankung.

Was Privates betrifft, erhält man tiefe Einblicke in das Leben und Denken von Bruce Dickinson:

+wie Bruce durch seinen Onkel die LIebe zu Flugzeugen entdeckte

+weshalb er sich nie tätowieren ließ
seine Erfahrung mit Mobbing, da er anders war, nämlich ein absoluter Nerd

"Bücher, die Bibliothek, das Schreiben und die Schauspielerei wurden zu meiner Zuflucht." (S. 32)

+sein Leben im "Oundleschen Alcatraz" (privat. Internat), wo noch die Prügelstrafe zum guten Ton gehörte und die ersten Berührungen mit dem Fechten und Rock Bands erfolgte.

+über den Beginn seiner Zeit bei Iron Maiden und die damaligen Modesünden

"Die Bandfotos jener Zeit, in Schritthöhe betrachtet, ließen an die Auslage eines Gemüseladens denken, gut bestückt mit Paprika, Auberginen und Silberzwiebeln." (S. 161)


+ wie so manche Idee eines Songs entstand und seine Erwartungen an die Band und an sich selbst

"Ich suchte nach dem Heiligen Gral der Unschuld und der Erfahrung. Meine Vision war noch unscharf, aber meine Berufung war glasklar. Unterhaltung, ja, aber über allem anderen stand die Wahrheit." (S. 60)

+ sein Ausstieg und seine Solo-Projekte und sein Wiedereinstieg bei Iron Maiden

+was die Diagnose Krebs in ihm auslöste und sein Weg durch die Chemo-Hölle

Dies alles in einem unglaublich packenden Erzählstil mit viel Witz und einer großen Prise Selbstironie, welche mich oft laut auflachen ließ.

Doch auch direkt und schonungslos, ohne jedoch reißerisch zu wirken. Hier geht es ausschließlich um ihn selbst - Bruce Dickinson, daher werden Geburten, Hochzeiten, Scheidungen und Auseinandersetzungen innerhalb und außerhalb der Band nicht thematisiert. Und um ehrlich zu sein habe ich diese Themen auch absolut nicht vermisst. Das liegt vor allem daran, dass alles andere so viel interessanter und mitreißender war.

"Meine Absicht war es einzig und allein, eine gute Geschichte zu erzählen."

Bruce, you did it and you rocked it!

Fazit:
Selten das mich eine Autobiografie so packen und gut unterhalten konnte. Eine Autobiografie wie der Autor selbst - außerordentlich humorvoll und mit viel Selbstironie, aber auch direkt und schonungslos ehrlich zugleich.
Der unbeschreiblich gute Schreib- und Erzählstil machen diese Autobiografie zu einem wahren Leseerlebnis, sodass dieses Buch sogleich zu einem meiner Lese-Highlights 2018 katapultiert wurde.
Von mir gibt es daher natürlich eine absolute Leseempfehlung. Vor allem für Iron Maiden-Fans ist diese Autobiografie ein absolutes Must-Have und ist aufgrund seiner qualitativ hochwertigen Ausgabe das Geld wert.

© Pink Anemone (mit Fotos, Leseprobe, Buch-Trailer)