Fiktives, kriminalistisches "Kabinettstückchen" auf einem Luftschiff anno 1880 ....
"Himmelsliebe" von Gitta Edelmann erschien als TB, 2018 im Gmeiner-Verlag, München.
Es handelt sich bei dem Roman, der in der Reihe "Historischer Roman" und unter "Spannung" vom Gmeiner-Verlag verlegt ...
"Himmelsliebe" von Gitta Edelmann erschien als TB, 2018 im Gmeiner-Verlag, München.
Es handelt sich bei dem Roman, der in der Reihe "Historischer Roman" und unter "Spannung" vom Gmeiner-Verlag verlegt wurde, eher um eine utopische Alternativgeschichte, die bereits beim Vorgänger (Badisches Wiegenlied) begann und die Geschichte 'umschrieb': Die Länder Deutschland und Frankreich hatten in ein geeinigtes "Frankoallemannien" gemündet, in dem sowohl deutsch als auch französisch gesprochen wurde. Besonderen Wert legte man auf die Rechte der Frauen, die auch sprachlich ihren (etwas witzigen, wie ich finde) Ausdruck fand. So wurden aus "Luftschiffern und Luftschifferinnen" also Luftschifferi, aus Preußen, Briten und Russen beiderlei Geschlechts die Preußi, Briti und Russi.
"Die Welt der Himmelsliebe" klärt im Anhang über die Idee zum Roman auf, über die Sprache, die Frauen und den emanzipatorischen Ansatz, der zu dieser Zeit des ausgehenden 19. Jhd. wahrlich noch in den Kinderschuhen steckte bzw. kaum vorhanden war; über die Luftschifffahrt, andere Länder, die Sage um Rungholt und historische Figuren (ihres Adelstitels beraubt, die wurden in Frankoallemannien abgeschafft), die ohnehin spärlich in dem Roman vorkommen und die Utopie zu Himmelsliebe selbst.
Ich empfehle (so habe ich es praktiziert zum besseren Verständnis des Romans), den Anhang zuerst zu lesen, was den "Leseri" ein genaueres Bild vermittelt, was zu erwarten ist, ansonsten aber nichts vorwegnimmt.
Die Kapitänin Alberta Lefort begibt sich mit allerlei Bordpersonal, darunter die Kommunikatorin Annie Dupont, die eine wichtige Rolle spielen wird, aber auch Seitensteuerin Emma und einigen männlichem technischen wie wissenschaftlichem Personal auf eine Forschungsreise ins Wattenmeer - so die offizielle Version, in Wahrheit soll die "Himmelsliebe" den sagenumwobenen Schätzen Rungholt's auf die Spur kommen bzw. diese bergen, bevor es die Britis tun... Letztere werden durch den angesehenen Luftkapitän James MacAllister vertreten, der Alberta aus früherer Zeit durchaus zugetan ist.... Die Reise verläuft jedoch nicht wie vorgestellt, da Sabotageakte zur Zwischenlandung zwingen und es einen Mord an Bord der Himmelsliebe gibt, den Alberta, unter Berücksichtigung der Directiven, mit ihrem ersten Offizier Friedrichsen lösen muss, um die Fahrt fortsetzen zu können.
Der kriminalistische Teil des Romans sorgte in meinem Falle nicht unbedingt für Spannung; anfangs waren mir auch die technischen Details zu ausufernd. Hauptsächlich geht es im Roman um die Beziehung der Geschlechter, wobei ein emanzipatorischer Ansatz zu finden ist, der jedoch teils auch klischeehaft besetzt ist. Nur der Protagonist Friedrichsen, der eine sympathische Entwicklung nahm, konnte mich überzeugen, alle anderen Figuren blieben mir fremd und ich konnte keine wirkliche Nähe zu ihnen herstellen. Zu Beginn des Romans schienen mir (gewollt) die Geschlechterrollen eher ins Gegenteil verkehrt, so dass Männer allzu anhänglich beschrieben wurden...
Ich sehe den Roman weder in der Rubrik "historischer Roman" noch unter dem Untertitel "Spannung" als sehr gelungen gelistet. Er ist eher ein emanzipatorisches Schelmenstück auf einem Luftschiff, das natürlich von einer Kapitänin geleitet wird, in dem ich jedoch die eigentlich witzige Idee nicht sehr kunstvoll umgesetzt empfinde. Man hätte mit Sicherheit mehr daraus machen können. Mich konnte der Roman leider nicht überzeugen, daher vergebe ich 3 Sterne und 79° auf der Skala der "Histo-Couch".