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Veröffentlicht am 14.03.2018

Auf der Spur des Kristallglases

Das Geheimnis des Glasbläsers
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Heiliges Römisches Reich im Jahr 1452: Glas, das so klar wie ein Gebirgsbach ist, hat selbst Kaiser Friedrich III. noch nie gesehen. Als er zu seiner Hochzeit solche Kelche aus Italien geschenkt bekommt, ...

Heiliges Römisches Reich im Jahr 1452: Glas, das so klar wie ein Gebirgsbach ist, hat selbst Kaiser Friedrich III. noch nie gesehen. Als er zu seiner Hochzeit solche Kelche aus Italien geschenkt bekommt, ist er verblüfft und will dem Geheimnis dieser Kunst der Venezianer auf die Spur kommen. In dessen Auftrag wird der junge Glasbläser Simon ausgesandt, die Rezeptur des Kristallglases zu stehlen. Zusammen mit dem Scherbensammler Ulf, einem starken, aber tumben Mann, und dem Esel Lilli macht er sich auf die gefährliche Reise über die Alpen bis nach Venedig. Tatsächlich kommt Simon dem Geheimnis um das Cristallo nahe. Ein skrupelloser Serienmörder und eine schöne Frau führen Simon dann jedoch mitten in die Schlacht um Konstantinopel.

„Das Geheimnis des Glasbläsers“ ist eine Spionagegeschichte von Ralf H. Dorweiler, die im späten Mittelalter spielt.

Meine Meinung:
Der historische Roman besteht aus 29 Kapiteln mit einer angenehmen Länge sowie einem Prolog und zwei Epilogen. Die Handlung spielt an unterschiedlichen Schauplätzen in den Jahren 1452 und 1453. Diesen Aufbau finde ich gelungen.

Der Schreibstil ist flüssig, anschaulich und detailliert. Der Einstieg in den Roman fiel mir daher leicht. Die Geschichte konnte mich schnell für sich einnehmen.

Die beiden Hauptcharaktere waren mir sympathisch. Vor allem der loyale Ulf ist eine liebenswürdige Figur. Die Personen des Romans wirken allesamt authentisch. Ich habe ihre Reise gerne verfolgt.

Viele dramatische Passagen machen das Buch trotz der recht hohen Seitenzahl spannend und kurzweilig. Die Handlung bietet einige Wendungen und Überraschungen, wirkt an manchen Stellen jedoch ein wenig übertrieben. Darüber hinaus waren mir die Kampfszenen in der zweiten Hälfte des Buches zu üppig dargestellt. Positiv wiederum finde ich es, dass neben den Abenteuern auch die Themen Liebe und Freundschaft Platz in dem Roman erhalten. Insgesamt fühlte ich mich recht gut unterhalten.

Mir hat es gut gefallen, dass der Leser viel über die Kunst der Glasbläserei erfährt. Diese interessanten Hintergrundinfos sind auf gelungene Weise in die Geschichte eingebunden.

Ein Pluspunkt des Romans ist auch das Zusatzmaterial. Neben zwei Karten gibt es eine Übersicht über die Figuren, bei der die historisch belegten Persönlichkeiten gekennzeichnet sind.

Das Cover ist ziemlich düster, verfügt aber über liebevolle Details und passt vom Motiv her perfekt zum Inhalt. Auch der Titel ist treffend gewählt.

Mein Fazit:
„Das Geheimnis des Glasbläsers“ ist ein abenteuerreicher Roman von Ralf H. Dorweiler, den ich vor allem Liebhabern historischer Romane empfehlen kann. Er hat mir unterhaltsame Lesestunden bereitet.

Veröffentlicht am 13.03.2018

Eine Zeitreise in die Jahre des Dombaus in Magdeburg

Die Kathedrale des Lichts
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Deutschland im Jahr 1215: Waisenjunge Moritz musste miterleben, wie man seine Eltern ermordet hat und sein Heimatdorf geplündert wurde. Er fristet ein Leben als Sklave und leidet nach wie vor unter den ...

Deutschland im Jahr 1215: Waisenjunge Moritz musste miterleben, wie man seine Eltern ermordet hat und sein Heimatdorf geplündert wurde. Er fristet ein Leben als Sklave und leidet nach wie vor unter den Folgen dieses Traumas. Wenn er an Skulpturen aus Stein arbeitet, vergisst er jedoch sein Leid und vermeidet seine Anfälle von Raserei. Nach einigen Jahren erkennt Meister Bohnsack Moritz‘ Talent. Er nimmt ihn mit nach Magdeburg, wo gerade an der Kathedrale gebaut wird. Der junge Steinmetz und Bildhauer wird auf der großen Baustelle bewundert – allerdings nicht von allen. Besonders seinen Kollegen Gotthart von Saint Leonard quält der Neid auf Moritz. Als beide auch noch um dieselbe Frau werben, fasst Gotthart einen bösen Plan: Der Konkurrent muss endgültig verschwinden…

„Die Kathedrale des Lichts“ ist ein historischer Roman von Ruben Laurin.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus einem Pro- und einem Epilog sowie drei Teilen, die wiederum in Kapitel untergliedert sind. Schauplätze sind neben Magdeburg diverse weitere Orte. Die Handlung spielt vorwiegend im 13. Jahrhundert. Allerdings gibt es mehrere Rückblenden ins dritte Jahrhundert. Dieser Aufbau hat mir zugesagt.

Der Erzählstil ist insgesamt flüssig, angenehm und sehr anschaulich, obgleich einige erzählerische Einschübe den Lesefluss unterbrechen und mich etwas gestört haben.

Ich brauchte eine Weile, um mich in das Buch einzufinden und einen Zugang zu den Charakteren zu bekommen, denn etliche Personen wurden in unterschiedlichen Handlungssträngen eingeführt. Sie werden gekonnt miteinander verwoben, bleiben zum Teil aber etwas blass. Moritz ist kein Hauptprotagonist, der mir sofort sympathisch war. Trotzdem ist er als Charakter interessant.

Einige dramatische Ereignisse machen die Geschichte spannend und trotz der eher hohen Seitenzahl kurzweilig. Dennoch wirkt die Handlung bis zum Schluss weitgehend stimmig. Die Mischung von historischen Begebenheiten, Spannung, Dramatik und Liebe hat meinen Geschmack getroffen.

Die geschichtliche Hintergründe und die Erläuterungen zum Dombau sind gelungen in die Geschichte eingebettet. Sie sorgen für eine lehrreiche Lektüre.

Ein großes Plus ist das Zusatzmaterial des Romans. Neben der Personenübersicht, die ausweist, welche Figuren tatsächlich real waren, gibt es eine Zeittafel und ein Glossar. Interessant ist auch das Nachwort, das die gründliche Recherche des Autors dokumentiert.

Das Cover ist ausgesprochen hübsch und passt auch inhaltlich hervorragend zu der Geschichte. Auch der Titel ist treffend gewählt.

Mein Fazit:
„Die Kathedrale des Lichts“ von Ruben Laurin hat für unterhaltsame Lesestunden gesorgt. Ich kann die Geschichte vor allem Fans von historischen Romanen empfehlen.

Veröffentlicht am 07.03.2018

Wenn Vater und Tochter auf der Flucht sind

Die Rache der Polly McClusky
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Polly McClusky ist elf Jahre alt und hat ihren Vater seit Jahren nicht mehr gesehen, weil dieser im Gefängnis einsitzt. Doch eines Tages steht Nate McClusky überraschend vor ihr, um sie aus der Schule ...

Polly McClusky ist elf Jahre alt und hat ihren Vater seit Jahren nicht mehr gesehen, weil dieser im Gefängnis einsitzt. Doch eines Tages steht Nate McClusky überraschend vor ihr, um sie aus der Schule abzuholen. Im Knast hat er sich die Gang Aryan Steel zum Feind gemacht, die nun ein Kopfgeld auf ihn und seine Familie ausgesetzt wird. Pollys Mutter, seine Exfrau, konnte er nicht mehr retten. Nun soll auch das Mädchen getötet werden. Und das will Nate auf jeden Fall verhindern. Auf der Flucht durch Kalifornien vor den Mördern und der Polizei werden Vater und Tochter bei ihrem gefährlichen Roadtrip zu einem starken Team. Dabei ist Nate jedes Mittel recht, damit Polly wieder ein Leben ohne Angst führen kann.

„Die Rache der Polly McClusky“ ist der Debütroman von Jordan Harper.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus vier Teilen, die jeweils in mehrere Kapitel untergliedert sind. Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven, die sich kapitelweise abwechseln: aus der Sicht von Polly, Nate und anderen Personen.

Der Schreibstil ist recht nüchtern und rau, liest sich aber sehr angenehm und flüssig. Zudem passt er gut zum Inhalt. Einige tolle Sprachbilder werden verwendet. Mir fiel der Einstieg in die Geschichte nicht schwer.

Neben der Grundidee haben mir auch die Charaktere des Romans gut gefallen. Polly und Nate sind zwei reizvolle Hauptprotagonisten. Vor allem der Vater ist durch seine Vergangenheit mit Sicherheit kein typischer Romanheld. Dennoch gelang es mir ganz gut, mich in beide einzufühlen und mit ihnen mitzufiebern. Lediglich die Entwicklung von Polly empfand ich als übertrieben. Dagegen wirken Nate und die sonstigen Figuren recht authentisch.

Durch die wechselnden Perspektiven, aber auch den Inhalt ist der Roman fesselnd. Die Handlung ist schlüssig, an einigen Stellen allerdings überspitzt und daher etwas realitätsfern. Auch waren mir manche Szenen ein wenig zu brutal. Dennoch fühlte ich mich insgesamt gut unterhalten.

Das Cover finde ich sehr gelungen. Der deutsche Titel weicht zwar stark vom amerikanischen Original („She Rides Shotgun“) ab, passt aber auch durchaus.

Mein Fazit:
„Die Rache der Polly McClusky“ von Jordan Harper ist ein spannender Roman mit nur kleineren Schwächen, der mir unterhaltsame Lesestunden bereitet hat.

Veröffentlicht am 04.03.2018

Wieso die Stille überall ist

Stille
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Der norwegische Bergsteiger und Extremwanderer Erling Kagge musste weit gehen, um sie zu erleben, die Stille. Auf seinen Expeditionen zu den beiden Polen und zum Mount Everest ist er fündig geworden. Doch ...

Der norwegische Bergsteiger und Extremwanderer Erling Kagge musste weit gehen, um sie zu erleben, die Stille. Auf seinen Expeditionen zu den beiden Polen und zum Mount Everest ist er fündig geworden. Doch auch in großen Städten wie New York und Oslo kann man sie finden, sagt er. Kagge ist überzeugt, dass die Stille überall ist und wir sie auch in uns selbst finden können. Doch was ist sie überhaupt? Und warum ist sie so wichtig?

„Stille – Ein Wegweiser“ ist ein interessantes Sachbuch von Erling Kagge.

Meine Meinung:
Nach einer Einleitung enthält das Buch 33 Kapitel, in denen unterschiedliche Facetten der Stille beleuchtet werden. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive.

Der Schreibstil ist sehr persönlich und passend zum Thema auch ruhig. Gleichzeitig gelingt es dem Autor, den Inhalt anschaulich zu vermitteln.

Der Leser erfährt einiges von Kagge, denn immer wieder sind Anekdoten eingestreut, die von seinen Extremtouren, aber auch dem Familienleben, dem beruflichen Alltag und Begegnungen mit bekannten Persönlichkeiten wie Elon Musk handeln. Diese Passagen waren allesamt interessant und haben mir gut gefallen.

Neben seinen eigenen Erfahrungen lässt der Autor auch Erkenntnisse aus der Wissenschaft sowie die Überzeugungen bekannter Philosophen einfließen. Die Erläuterungen sind gut nachvollziehbar und untermauern seine Aussagen, die ich schlüssig finde. Dabei übt er auch Gesellschaftskritik. So entsteht ein unterhaltsamer und informativer Mix. Zu keiner Zeit haben mich die Ausführungen gelangweilt. Kagges Äußerungen zum Thema Stille sind größtenteils inhaltlich nicht neu. Jedoch kann ich ihnen fast uneingeschränkt zustimmen. Sie bieten durchaus Denkanstöße.

Insgesamt hat es für meinen Geschmack aber ein wenig an Substanz gemangelt. An einigen Stellen kratzt Kagge nur an der Oberfläche, führt Gedankengänge nicht bis zum Ende aus, sondern bricht abrupt ab. So kann sich zwar der Leser selbst seine eigenen Ideen entwickeln. Zudem wird das Sachbuch explizit als „Wegweiser“ und nicht als „Ratgeber“ deklariert. Ich hätte mir jedoch eine intensivere und tiefergehende Beschäftigung mit dem Thema gewünscht, um etwas mehr aus der Lektüre ziehen zu können.

Ein Plus ist definitiv das Cover, das durch sein reduziertes Design nicht nur modern, sondern auch äußerst passend zum Thema ist. Der Titel ist sehr auf den Punkt gebracht.

Ich habe das Hörbuch als ungekürzte Ausgabe gehört, bei dem Sprecher Wolfgang Berger einen hervorragenden Job gemacht hat.

Mein Fazit:
Mit „Stille – Ein Wegweiser“ motiviert Erling Kagge dazu, die Stille im eigenen Leben zu suchen. Ein Buch zu einem interessanten Thema, das man jedoch mehr als Unterhaltungslektüre denn als Ratgeber lesen sollte.

Veröffentlicht am 01.03.2018

Wenn die Musik zu Kreisen, Dreiecken und Quadraten wird

Wenn Martha tanzt
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New York im Jahr 2001: Thomas, ein 25-jähriger Mann, ist in die Staaten gereist, um das Notizbuch seiner Urgroßmutter Martha Wetzlaff für sehr viel Geld versteigern zu lassen. Es enthält Skizzen und Zeichnungen ...

New York im Jahr 2001: Thomas, ein 25-jähriger Mann, ist in die Staaten gereist, um das Notizbuch seiner Urgroßmutter Martha Wetzlaff für sehr viel Geld versteigern zu lassen. Es enthält Skizzen und Zeichnungen bekannter Bauhaus-Künstler wie Feininger, Klee und Kandinsky. Der junge Mann hat Martha selbst nie kennen gelernt. Sie wird 1900 als Tochter eines Kapellmeisters in Türnow, einem kleinen Dorf in Pommern, geboren. Von dort geht sie nach Weimar. Walter Gropius wird auf die Frau aufmerksam. Durch das Tanzen erwirbt sie sich den Respekt und die Bewunderung der Bauhaus-Mitglieder. Doch die Nationalsozialisten schließen die Kunstschule und so kehrt Martha zurück in ihre Heimat - das wertvolle Notizbuch im Gepäck. Am Ende des Zweiten Weltkriegs verliert sich ihre Spur. Was ist passiert?

„Wenn Martha tanzt“ ist der Debütroman von Tom Saller.

Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte auf unterschiedlichen Zeitebenen, die sich abwechseln: Der Leser begleitet einerseits den jungen Mann in der jüngeren Zeit, also den Jahren 2001 und 2002. Andererseits taucht man in Marthas Vergangenheit ab – von ihrer Geburt bis ins Jahr 1945. Marthas Sicht drückt sich unter anderem in Tagebuchnotizen aus, ergänzt mit den Worten ihres Urenkels. Dieser Aufbau sagt mir sehr zu.

Der Schreibstil ist größtenteils ungekünstelt, aber angenehm und liest sich sehr flüssig. Ich konnte gut in die Geschichte eintauchen und bin schnell durch die Seiten geflogen.

Die Hauptprotagonistin Martha ist ein ungewöhnlicher und reizvoller Charakter. Ich wurde nicht gleich mit ihr warm. Dies änderte sich jedoch mit zunehmender Seitenanzahl. Zum Urenkel bleibt beim Lesen lange Zeit eine gewisse Distanz, da man über ihn zunächst nicht so viel erfährt.

Die Lektüre ist nicht nur emotional und sehr bewegend, sondern auch spannend. Die Handlung konnte mit einigen überraschenden Wendungen überzeugen.

Auch das Thema des Romans konnte mein Interesse wecken. Generell mag ich Geschichten mit historischem Bezug sehr gerne. Es war lehrreich, mehr über die Bauhaus-Künstler und die Umstände der damaligen Zeit zu erfahren.

Der Titel des Romans klingt nicht nur wundervoll, sondern passt inhaltlich auch hervorragend. Das Cover verströmt eine gewisse Nostalgie, trifft aber nicht ganz meinen Geschmack.

Mein Fazit:
„Wenn Martha tanzt“ von Tom Saller ist ein lesenswerter Roman, der bei mir für unterhaltsame Lesestunden gesorgt hat.