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Veröffentlicht am 08.04.2017

Leider mehr Liebesroman als historischer Krimi, daher diesmal nicht ganz meins. Petra Schier kann das besser.

Vergeltung im Münzhaus
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Köln 1408: Im Haus des Münzwechslers Henns Birboim wird ein Toter aufgefunden - brutal erstochen. Ein Knecht beschuldigt die junge Hebamme Clara des Mordes an ihrem Vater. Offenbar ein Racheakt: Der Tote ...

Köln 1408: Im Haus des Münzwechslers Henns Birboim wird ein Toter aufgefunden - brutal erstochen. Ein Knecht beschuldigt die junge Hebamme Clara des Mordes an ihrem Vater. Offenbar ein Racheakt: Der Tote hatte das Mädchen einst an ein Hurenhaus verpfändet, um seine Schulden zu begleichen.
Im Kerkerturm wird Clara bald ein zweiter Mord zur Last gelegt. Apothekerin Adelina setzt mit ihrer Tochter Griet alles daran, dem unglücklichen Mädchen zu helfen. Unterstützung erhalten sie dabei aus einer Richtung, aus der sie es nie für möglich gehalten hätten ...
(Klappentext)

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Dies ist der 6. und voraussichtlich letzter Teil der Adelina-Reihe.
Jeder Teil ist an und für sich ein abgeschlossener Roman, da dies jedoch in gewisser Weise eine Familiensaga ist, empfehle ich zuvor die vorherigen Teile zu lesen, um gewisse Zusammenhänge zu verstehen.

In jedem Roman dieser Reihe erhält ein anderes Mitglied der Familie Burka eine Hauptrolle. Diesmal ist es die kleine Griet, die hier gar nicht mehr so klein ist, sondern bereits eine junge, erwachsene Frau von 20 Jahren. Sie ist Neklas uneheliche Tochter, welche er einst aus einem Hurenhaus gerettet und zu sich genommen hat.
Ihre beste Freundin Clara wird beschuldigt ihren Vater ermordet zu haben. Das Motiv soll Rache gewesen sein, da er sie einst mit ihrer Mutter an ein Hurenhaus verpfändet hat, um seine Spielschulden begleichen zu können. Es gibt jedoch keine eindeutigen Beweise und auch keine Zeugen, sondern lediglich die Aussagen des Knechts ihres Vaters, der ihr auch gleich noch einen weiteren Mord anhängt.
Die ganze Familie Burka und vor allem Griet machen sich zur Aufgabe den richtigen Mörder zu finden, was jedoch alles andere als ein leichtes Unterfangen ist. Vor allem weil sich zwischen Griet und dem zukünftigen Gewaltsrichter Christan Reese etwas Kompliziertes entwickelt. Und auch er bewahrt ein Geheimnis.

Der Roman beginnt mit einer ruhigen Einführung rund um Adelina, ihrer Umgebung und Familie. Wenn man die vorherigen Teile nicht kennt, erhält man die Info die man braucht um gewisse Zusammenhänge zu verstehen.
Wenn man, wie ich, die Adelina-Reihe von Beginn an verfolgt hat, bekommt man so die Möglichkeit sich sofort wieder zurechtzufinden damit man gleich wieder in die Geschichte eintauch kann.
Trotzdem konnte mich dieser Roman, nicht so fesseln wie ich es von den vorherigen Teilen gewohnt bin.
Zum Einen kommt er meiner Meinung nach nur schwer in die Gänge und nimmt erst etwa ab Seite 70 etwas an Fahrt zu.
Zum Anderen steht hier die Liebesgeschichte von Griet und Cristan so sehr im Vordergrund, sodass der eigentliche Fall in den Hintergrund gedrängt wird. Es herrscht viel Drama, Liebe und Gefühl und die Spannung ist nur vereinzelt vorhanden.
Da ich von Haus aus kein Freund von Schnulzen bin, war ich dementsprechend enttäuscht.

Nichtsdestotrotz ist auch dieser Roman lesenswert. Vor allem vom historischen Standpunkt aus. Die Schilderungen des mittelalterlichen Kölns mit all seinen Bewohnern, Regeln und Gesetzen, sowie des damaligen Alltags, wurden von der Autorin wieder wunderbar eingefangen und an den Leser gebracht.
Dies und der flüssige und bildhafte Schreibstil der Autorin sind für mich die Stärken des Romans.
Zudem sind die Protagonisten authentisch gezeichnet und Adelina einer meiner Lieblingscharaktere, welcher ich schon von Beginn an verfolge.

Fazit:
Für mich leider der enttäuschendste Teil dieser Reihe, aufgrund der bereits oben erwähnten Gründe.
Die Stärken dieses Romans sind trotzdem nicht zu verachten. Für Diejenigen, welche sich einen spannenden historischen Krimi erwarten, kann ich nur eine bedingte Leseempfehlung aussprechen.
Falls sich die Autorin dazu entschließen sollte die Reihe doch weiterzuführen, hoffe ich, dass sie dann wieder mehr auf Spannung und weniger auf Schnulze setzt. Das hat Petra Schier nämlich definitiv gut drauf, was die vorherigen Teile beweisen.

Veröffentlicht am 24.09.2016

Meiner Meinung eher Krimi als Thriller,jedoch in einem erfrischenden Erzählstil, wobei die Spannung ziemlich auf der Strecke bleibt

Die Witwe
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Die Frau.
Jean Taylor führt ein ganz normales Leben in einer englischen Kleinstadt: Sie hat ein hübsches Haus und einen netten Ehemann. Glen und sie führen eine gute Ehe.
Der Mann.
Dann kommt der Tag, ...

Die Frau.
Jean Taylor führt ein ganz normales Leben in einer englischen Kleinstadt: Sie hat ein hübsches Haus und einen netten Ehemann. Glen und sie führen eine gute Ehe.
Der Mann.
Dann kommt der Tag, der alles ändert: Sie nennen Glen jetzt das Monster. Er soll etwas Unsagbares getan haben. Und Jeans heile Welt zerbricht.
Die Witwe.
Jetzt liegt Glen auf dem Friedhof, und Jean ist frei. Frei, das Spiel endlich nach eigenen Regeln zu spielen ...
Jean Taylor wird uns sagen, was sie weiß.

(Klappentext)

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Die 2-jährige Bella wird direkt aus dem Vorgarten entführt. Dies ist nicht nur für die Mutter ein Albtraum, sondern auch für den Ermittler Bob Sparkes, da sich manche Zeugenaussagen als falsch erweisen und ihm der Fall zunehmend entgleitet. Bis er einem Hinweis folgt und dieser ihn zu Glen Taylor führt. Ab diesem Zeitpunkt wird es jedoch vor allem für dessen Frau Jean zum Albtraum, der auch mit dem Unfalltod von Glen nicht zu enden scheint.
Wieviel weiß die Witwe wirklich?

Jedem von uns läuft es kalt über den Rücken, wenn man aus TV, Radio oder der Zeitung von verschwundenen Kindern erfährt. Man verfolgt mit angehaltenem Atem die Berichterstattung und wenn nur ein vermeintlicher Täter präsentiert wird, versuchen wir hinter seine Fassade zu blicken. Man sieht die Mütter des Opfers, die Polizeisprecher und den Täter fast täglich über den Bildschirm flimmern oder deren Gesichter in diversen Zeitungen.
Doch was geht in der Frau/Lebensgefährtin des Täters vor? Denn diese bleiben meist im Hintergrund und unbeachtet.
Dieser Krimi (ich weigere mich dieses Buch als Thriller zu bezeichnen) beschäftigt sich mit genau dieser Person im Hintergrund und mit den Fragen, was und wieviel diese Frauen wirklich wissen und wie sie diese Situation durchleben könnten.
In dieser Hinsicht bietet dieser Krimi wirklich etwas Neues und Erfrischendes.

Der Schreib- und Erzählstil sind top und man merkt, daß die Autorin Ahnung vom Schreiben hat, ist sie doch auch Journalistin.
Man liest aus verschiedenen Perspektiven und zwar aus der der Witwe Jean, des Ermittlers Bob Sparkes und der Journalistin Kate Waters.
Man blickt hinter die Kulissen des Journalismus und mit welchen Mitteln diese Arbeiten. Dies alleine ist schon schockierend.
Zudem begleitet man den Ermittler Bob und ist somit immer auf dem neuesten Stand der Ermittlungen.
Die Perspektive von Jean Taylor, der Witwe, war aber besonders einprägsam.

Die Charaktere sind durchwegs gut gezeichnet und authentisch. Die Autorin schafft es, dass man sich in jeden Protagonisten hineinversetzen kann. Dadurch schwankt man im Laufe der Story mehrmals um, ebenso bezüglich des Täters. Einmal ist man sich sicher Glen wäre der Täter, dann schwenkt man wieder um und hat einen anderen auf dem Radar.

Die Handlung erstreckt sich ab dem Jahr 2006, in dem die kleine Bella verschwand, bis ins Jahr 2010, in dem Glen den tödlichen Unfall hatte. Dies keineswegs chronologisch, sondern immer mit dazwischengeschobenen Rückblenden. Verwirrend wird es dadurch trotzdem nicht.

Was mir hier jedoch fehlte war die Spannung. Es war zwar interessant, vor allem Jeans Gedanken und Empfindungen, doch so richtig fesseln konnte mich das Buch nicht. Manchmal dümpelte die Story einfach so vor sich hin.
Eine überraschende Wendung sucht man hier ebenfalls vergebens.

Fazit:
Dieser Thriller, welcher keiner ist, sondern eher dem Genre Krimi zugeordnet werden sollte, wird als Bestsellerhighlight angepriesen.
Die Thematik und Storyline sind zwar durchaus interessant und auch der Erzählstil konnte bei mir punkten, aber als Highlight würde ich diesen KRIMI nicht bezeichnen.
Dafür fehlt einfach die Spannung und das gewisse Etwas. Manchmal musste ich mich regelrecht überwinden weiterzulesen. Ich hoffte jedoch immer wieder auf eine überraschende Wendung, welche jedoch schlußendlich auch ausblieb.
Von daher kann ich zwar eine Leseempfehlung aussprechen, jedoch nur mit Vorbehalt und nicht zu großen Erwartungen.
Man sollte sich eben nicht von so reißerischen Ankündigungen wie "Highlight" und "Bestsellererfolg" blenden lassen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kaffeekränzchen mit Mördern/Mörderinnen

Nachmittage mit Mördern
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Wie gehen Mörder mit ihrer zurückliegenden Tat um? Wie leben sie mit dem nicht wieder Gutzumachenden? Wie beurteilen sie selbst ihre Tat?
Ein Jahr lang trifft sich die preisgekrönte Journalistin Sibylle ...

Wie gehen Mörder mit ihrer zurückliegenden Tat um? Wie leben sie mit dem nicht wieder Gutzumachenden? Wie beurteilen sie selbst ihre Tat?
Ein Jahr lang trifft sich die preisgekrönte Journalistin Sibylle Tamin regelmäßig mit einsitzenden oder bereits entlassenen Mördern. Im Mittelpunkt der Gespräche steht aber nicht die genaue Rekonstruktion der Tat, sondern vielmehr das Bild, das die Täter von sich selbst entwerfen. Zehn exklusive Täterbiographien
....(Inhaltsangabe)

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Hier kommen wirklich nur die Täter zu Wort. Erzählen von ihren Taten und wie es dazu kam, was sie angetrieben hat, wie es ihnen davor und danach erging, kurz vor der JVA und während ihres Aufenthaltes.
Die Autorin bleibt dabei dezent im Hintergrund, lässt sie reden. Nur hin und wieder und nur kurz beschreibt sie die Mimiken und Gestiken ihres Gegenübers.
Manchmal sitzt sie mit den Tätern in gemütlicher Atmosphäre, sofern dies in einer JVA möglich ist, bei Kaffee und Kuchen und genau diese Atmosphäre wird auf den Leser übertragen.
Man hat das Gefühl bei einem Kaffeeklatsch zu verweilen und demjenigen hautnah gegenüberzusitzen und zuzuhören, zumindest solange sie aus ihrer Kindheit, von Oma und Opa oder ihren Ehepartnern erzählen.
Bei so mancher Schilderung läuft es einem kalt über den Rücken, man ist schockiert, fassungslos und möchte weglaufen - bis man sich besinnt im eigenen Wohnzimmer und nicht einem Täter/einer Täterin gegenüber zu sitzen. Diese Atmosphäre wurde wirklich gut getroffen.

Doch auch andere Gefühle beschäftigen den Leser - Mitleid, Trauer und ja, sogar Verständnis. Huch - hab ich das jetzt wirklich geschrieben?
Ja, ich ertappte mich dabei manchem Täter Verständnis für seine Tat entgegenzubringen - ich war selbst schockiert.
Aber wie das Leben so spielt gibt es nicht nur Weiß und Schwarz, Gut und Böse und natürlich muss man auch bedenken, daß hier Täter aus ihrer Sicht erzählen und das ein oder andere verdrehen, um es für seinen Zuhörer schöner klingen zu lassen, oder weil sie es selbst nicht wahrhaben wollten zu was sie fähig waren. Also beim Lesen immer schön aufpassen, um nicht in die Sympathiefalle zu tappen.
Denn nichtsdestotrotz begingen diese Menschen einen Mord (oder auch nicht) und das Opfer hat keine Möglichkeit seine Sicht zu erzählen oder sich gegenüber Anschuldigungen zu wehren. Auch das sollte man nicht vergessen.

Der Schreib- und Erzählstil ist flüssig, fesselnd und trotz der Thematik ruhig und nicht reißerisch.
Die Geschichten sind interessant und schockierend.
Schnell wird klar, daß man Mörder nicht an ihrem Äußeren, ihrem Gehabe oder ihrem Umfeld erkennt, sondern dies auch "Normalos" sein können, die irgendwann austicken und das vielleicht in der Wohnung nebenan (oder sogar man selbst).
Zum Beispiel:
- Ein liebender und hart arbeitender Familienvater, der das Genörgel seiner Frau irgendwann nicht mehr aushielt.
- Ein damals junger Bursch, der sich von seiner Geliebten nicht mehr ausnutzen lassen wollte und im Suff die Beherrschung verlor.

Dieses Buch ist in Kapitel unterteilt und jedes Kapitel beinhaltet die Erzählung und somit die Geschichte eines Mörders/einer Mörderin.
Bis auf ein Mal, wo die Autorin von diesem Stil abweicht und sich auf einmal drei Geschichten von drei Frauen in einem Kapitel finden. Immer abwechselnd und in unterschiedlicher Reihenfolge -> Erzählung der 1. Frau - zack, Ende - Erzählung der 2. Dame - zack, Ende - Erzählung der 1. Frau wird wieder aufgenommen - zack, Ende - Erzählung einer 3. Frau - etc.
Die Autorin versuchte hierbei die Reihenfolge, in welcher sie mit diesen Frauen sprach, wiederzugeben, aber es sorgte nur für Verwirrung. Weshalb sie das bei den Frauen so handhabte ist mir schleierhaft.

Obwohl sich die Autorin im Hintergrund hält, hatte ich das Gefühl, daß sie manchmal wirklich sehr dumme Fragen stellt und dabei eine Sensibilität eines Rasenmähers an den Tag legt (hier scheint die Journalistin durchzukommen).
Ebenso hatte ich das Gefühl, daß sie den Männern mehr Sympathie entgegen bringt als den Frauen. Bei den Damen fallen ihre Beobachtungen und Kommentare des Öfteren schon sehr spitz aus.
Des Weiteren scheinen sich die Motive sehr zu ähneln - im Grunde sind alle "in diese Sache" hineingeschlittert. Einen geplanten Mord findet man hier nicht. Im Grunde alles Affekthandlungen und im Grunde alles nette Menschen die sich die Autorin hier ausgesucht hat.

Fazit:
Dieses Buch gibt interessante Einblicke in die Gedankenwelt von Mördern/Mörderinnen, was sie zu dieser Tat trieb, wie sie damit umgehen und ihrer Selbstreflexion.
Das Motiv war aber immer Ein und das Selbe - ich hätte mir ehrlich gesagt mehr Abwechslung gewünscht. Trotz interessanter Thematik plätschert es irgendwann nur so dahin und man wusste von Anfang an "Aha, wird doch eh wieder eine Affekthandlung sein."
Die Distanziertheit gegenüber Frauen und die Sympathie gegenüber Männern sprang mich auch des Öfteren regelrecht an.

Interessant waren diese Geschichten aber allemal und daher gibt es von mir eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Höllenritt durch Kanada

Those Girls – Was dich nicht tötet
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Die Schwestern Jess, Courtney und Dani sind 14, 16 und 17 und leben auf einer rauen Farm in Kanada. Als ein Streit mit ihrem gewalttätigen Vater aus dem Ruder läuft, müssen sie fliehen. Doch ihr Pick-up ...

Die Schwestern Jess, Courtney und Dani sind 14, 16 und 17 und leben auf einer rauen Farm in Kanada. Als ein Streit mit ihrem gewalttätigen Vater aus dem Ruder läuft, müssen sie fliehen. Doch ihr Pick-up bleibt in einem abgelegenen Dorf liegen, und bald finden sie sich in einem noch furchtbareren Albtraum wieder – wird er jemals enden?...(Klappentext)

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Die drei Mädels hatten es von Anfang an nicht leicht. Der frühe Tod ihrer Mutter, Pflegefamilien und dann auch noch einen gewaltätigen Säufer als Vater, der sich nichts um seine Kinder scherrt.
Ihr Leben ist geprägt von Enttäuschungen, harter Arbeit, Hunger und dazwischen die Angst vor ihrem Vater.
Als ihr Vater nach Wochen von den Ölfeldern zurückkehrt, betrunken und aggressiv, eskaliert die Situation und endet mit der Flucht der Mädchen nach Vancouver.
Vor einer ruhigen Kleinstadt gibt der Pick-up jedoch seinen Geist auf und sie sind gezwungen die Hilfe von zwei Jungen anzunehmen - und ab da beginnt der eigentliche Höllenritt, der ihr bisheriges Leben wie ein Kaffeekränzchen erscheinen lässt.

Man liest aus Jess' Perspektive, der Jüngeren der drei Schwestern und begleitet so die Geschwister durch deren Hölle.
Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd. Die Stimmung wird dabei gekonnt auf den Leser übertragen. Diese ist ist durchgehend beklemmend und von Angst erfüllt. Man spürt die Ängste und Verzweiflung der Mädchen, den Hunger und den Durst.
Die Beschreibung des Settings rundet das Ganze ab und die drückende Sommerhitze drückt einem aus den Poren.
Man kämpft mit den eigenen Emotionen - Wut, Trauer und dann auch etwas Enttäuschung.

Denn die Story fängt verdammt gut an - ist temporeich, fesselnd, bedrückend und schockierend. Doch dann beginnt es rasch zu schwächeln. Zwischendurch wurde es etwas langatmig und sehr ruhig, um dann wieder etwas an Fahrt zuzunehmen. Es war dann zwar eine gewisse Grundspannung spürbar, an die anfängliche Hochspannung reichte es jedoch nicht mehr heran - als hätte die Autorin den Faden verloren.
Auch ein plötzlicher Wechsel der Perspektive inklusive riesigen Zeitsprung verwirrt den Leser. Als hätte sich die Autorin dafür entschieden einige Kapitel in den Gully zu werfen.

Das Ende ist zwar schlüssig aber zu konstruiert, vorhersehbar und wurde sehr schnell abgehandelt, daß es, kaum hat es begonnen auch schon wieder vorbei war.
Überraschende Wendung? Nur eine kleine, doch auch die zog relativ rasch am Leser vorbei.
Und auch hier hat man das Gefühl als würde ein Kapitel fehlen. Dieses landete vermutlich bei den anderen verlorenen Kapiteln im Gully.
Man hat das Gefühl (ja, schon wieder so ein Gefühl) als hätte die Autorin versucht ganz schnell alles zu Ende zu bringen, um schnell noch ein sentimentales Kapitel hinterschieben zu können. Dies dafür umso ausführlicher.

Fazit:
Ein Thriller mit einem verdammt starken Anfang, schwächelndem Mittelteil und zu rasch abgehandeltem, vorhersehbaren und konstruiertem Ende.
Die Spannung fiel duch die Länge in sich zusammen und konnte nicht mehr in dem Ausmaß aufgenommen werden, wie sie zu anfangs war.
Das Ende war mir dann auch noch zu kitschig. Manchen mag dies gefallen, aber ich bin einfach nicht so die Kitschtype.
Doch der flüssige und auch fesselnde Schreibstil, der die Stimmung der Protagonisten gekonnt auf den Leser transportiert, hat das Buch nochmals rausreißen können. Denn dadurch konnte ich das Buch trotzdem nur selten aus der Hand legen.
Daher gibt es von mir eine Leseempfehlung (zumindest für Hypertoniker, Zartbesaitete und diejenigen die nach einem schockierenden Höllenritt wieder zu Atem kommen müssen und keinen Nerv für noch so ein Erlebnis haben).

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein märchenhafter Schauerroman im klassischen Stil,jedoch m. einigen logischen Schnitzern u. konnte mich auch irgendwie so gar nicht packen.

Der dunkle Wächter
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Carlos Ruiz Zafóns großer Schauerroman
Cravenmoore – so heißt das geheimnisumwobene Anwesen, auf dem der Spielzeugfabrikant Lazarus Jann mit zahllosen seiner Konstruktionen lebt: mechanischen Menschen, ...

Carlos Ruiz Zafóns großer Schauerroman
Cravenmoore – so heißt das geheimnisumwobene Anwesen, auf dem der Spielzeugfabrikant Lazarus Jann mit zahllosen seiner Konstruktionen lebt: mechanischen Menschen, die ihm Diener und Gesellschaft sind und ihn vor den dunklen Schatten seiner Vergangenheit bewahren sollen. Familie Sauvelle, die Lazarus aus seiner Einsamkeit reißt, weckt auch sein mörderisches Geheimnis aus jahrelangem Schlaf. Ein brutaler Mord reißt die Familie aus ihrem neuen Glück. Der Sommer an der blauen Bucht, der so strahlend begann, könnte ihr letzter werden
...(Klappentext)

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Nach dem Tod ihres Mannes ist es um die Familie Sauvelle nicht gut bestellt, hat er ihnen doch Unmengen an Schulden hinterlassen.
Da kommt das Angebot des Spielzeugfabrikanten Lazarus Jann ganz recht. Simone Sauvelle und ihre beiden Kinder, die 15-jährige Irene und ihr jüngerer Bruder Dorian, ziehen in ein malerisches Dörfchen an der Küste der Normandie. Simone wird auf dem riesenhaften Anwesen Cravenmoore als Haushaltshilfe eingestellt.
So freundlich und sympathisch der Hausherr ist, so unheimlich ist auch sein Anwesen mit all seinen mechanischen und teils lebensgroßen Spielzeugen. Ebenso geheimnisvoll ist die Bedingung die dieser an die Familie stellt - niemals die Spielzeugwerkstatt und den Westflügel betreten, in dem seine schwerkranke Frau seit 20 Jahren lebt und niemand zu Gesicht bekommen soll.
Die Familie lebt sich schnell ein - Simone geht gewissenhaft ihrer Arbeit bei Lazarus nach, Dorian widmet sich seinem neuen Hobby Kartographie und Irene freundet sich mit der jungen Köchin Hannah an und erlebt ihre erste Liebe mit deren Cousin Ismael.
Als jedoch Hannah unter mysteriösen Umständen im Wald um Cravenmoore zu Tode kommt, ist es vorbei mit der Idylle. Ismael und Irene machen sich auf die Suche nach der Ursache für Hannah's Tod und diese führt sie in die dunkle Vergangenheit von Cravenmoore und seinen düsteren Geheimnissen.

Dieses Schauermärchen ist geprägt von einer poetischen Sprache und erinnert daher an so manchen klassischen Schauerroman.
Ohne blutige Gewaltszenen, dafür mit kleinen Schauerelementen und ruhig gehaltener Spannung, begleitet man die Protagonisten durch die Geschichte. Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet und die Geschichte gut durchdacht und schlüssig.

Man merkt jedoch, daß dies ein sehr frühes Werk des Autors ist, in dem sein Schreibstil noch nicht ganz ausgereift ist.
Dazu kommen noch diverse logische Schnitzer seitens des Autors - da ist es z.B. im Hochsommer um 20:00 tiefste Nacht, dann wirft der Mond glitzerndes und silbriges Licht auf das Meer und im nächsten Moment wirft auf einmal die untergehende Sonne einen blutroten Streifen auf dieses Meer - diese Beispiele könnten noch endlos weitergeführt werden.
Des Weiteren weist die Geschichte des Öfteren langatmige Stellen auf, aus denen der Autor einiges mehr hätte herausholen können und daher plätschert es manchmal nur so dahin.

Dies ist ein sehr früher Roman des Autor Carlos Ruiz Zafón und eigentlich der 3. Teil seiner "Nebel-Trilogie".
Weshalb der Verlag entschied zuerst diesen Teil zu veröffentlichen und nicht mit dem ersten Teil zu beginnen erschließt sich mir nicht und steht wohl in den Sternen des Verlaghimmels.

Fazit:
Der Klappentext kann leider nicht das halten was er verspricht - nämlich einen spannenden Schauerroman.
Die Geschichte plätschert manchmal nur so vor sich hin und konnte mich so gar nicht packen. Des Öfteren ertappte ich mich dabei, daß meine Gedanken abschweiften und ich, wie die Spielzeuge von Lazarus, nur mechanisch vor mich hin las.
Hinzu kommt der noch unausgereifte Schreibstil des Autors und diverse logische Schnitzer, welche mein Lesevergnügen trübten.
Jedoch erkennt man hier schon das Potenzial des Autors. Vor allem in der poetischen Sprache im klassischen Stil. Dies konnte mich, als Fan klassischer Gothicnovellen, begeistern. Auch die Geschichte selbst beinhaltet Potenzial, wenn auch nicht genutzt, und Schauerelemente.
Für Leser, die noch nicht von anderen Werken des Autors verwöhnt wurden, Liebhaber poetischer und klassiischer Schauerromane sind und sich nicht von logischen Ungereimtheiten beeindrucken lassen, kann ich eine Leseempfehlung aussprechen.
Für alle anderen wird es wohl eher enttäuschend.