"Wir alle haben gelernt, die Wahrheit zu verbiegen, kaum dass wir zu sprechen gelernt haben.
Das mag sich schlimm anhören, aber man sollte bedenken, dass die meisten Menschen nur lügen, um etwas zu schützen, was sie lieben, wie ihre Familie oder ihre Würde oder ihren Ruf.“
Auf der Suche nach der Wahrheit ist auch die sympathische Protagonistin Cory Beth Ainsworth in dem Roman „Das Glück kurz hinter Graceland“ von Kim Wright, der im März 2018 im Ullstein Buchverlag erschienen ist.
Cory ist eine 37 jährige Frau, die in Beaufort, South Carolina lebt und aufwächst. Die meiste Zeit ihres Lebens plagen die hübsche Brünette Zweifel daran, wer ihr richtiger Vater ist. Könnte es gar Elvis Presley sein, mit dem ihre Mutter vor 37 Jahren als Backgroundsängerin aufgetreten ist? Leider ist ihre Mutter, Laura Berry, die von Elvis den Spitznamen Honet Bear bekommen hatte, vor sieben Monaten verstorben und hat damit die Wahrheit mit ins Grab genommen. Cory bleibt also nichts anderes übrig, als sie einen Blackhawk, ein Auto das vermutlich Elvis gehört hat, im Schuppen ihrer Eltern findet, als sich selbst auf die Suche nach der Wahrheit zu machen. Mit dem auffälligen Oldtimer und einem Hund, den sie an einer Raststädte findet, versucht die talentierte Sängerin auf ihrem Roadtrip durch die USA ihrer eigenen Identität näher zu kommen und erfährt dadurch auch viel über ihre verstorbene Mutter.
Zu Beginn des Buches habe ich mich auf eine leichte Sommerlektüre eingestellt, doch mein erster Eindruck hat mich getäuscht, den hinter diesem Buch steckt so viel mehr. Der innere Kampf einer Frau und der schwere Weg zu sich selber und zu seiner wahren Persönlichkeit, den wohl viele Leser nachvollziehen werden können. Ich konnte mich sofort mit der Protagonistin identifizieren und durch ihren Humor und ihre Sicht der Dinge ist sie mir sehr schnell ans Herz gewachsen.
Die Sprachstill des Buches ist sehr angenehm, da die Autorin kurze und prägnante Sätze verwendet, die oft mit viel Humor und Selbstironie gespickt sind. „Laura und Bradley wären mit einer ganzen Kinderschar fertig geworden, weshalb ich nicht verstehe, warum sie sich mit mir begnügt haben. Ein Gewinn war ich ja nicht gerade.“
Auf lange Beschreibungen der Natur wird verzichtet, viel mehr weiß Kim Wright es die Gefühlswelt von Cory sehr gut zu beschreiben, so dass der Leser einen sehr guten Einblick in das Innere der Protagonistin bekommt und all ihre Handlungen genau nachvollziehen kann. Manchmal wird der Leser sogar direkt angesprochen, was mich noch mehr in die Geschichte hineingezogen hat. „Ich weiß, was Sie denken. Sie finden, dass dies ein unpassendes Gespräch zwischen Mutter und Tochter ist, und Sie haben recht.“
Außerdem kommen immer wieder Zeitsprünge in die Vergangenheit vor, die aus der Sicht der verstorbenen Mutter erzählt werden. Durch diese Zeitsprünge bekommt der Leser so Hintergrundinformationen, die Cory nicht hat und kann dann nur bangen, dass Cory diesen Wahrheiten selber auf die Schliche kommt. Die Übergänge sind der Autorin sehr gut gelungen, so dass der Leser ganz genau nachvollziehen kann aus welcher Sicht die Geschichte gerade erzählt wird.
Ich kann dieses Buch nur weiter empfehlen, denn es hat mich sehr begeistert und positiv überrascht. Zum einen ist das Buchcover sehr schön gestaltet und fühlt sich durch seine Struktur besonders angenehm in den Händen an, als auch die Geschichte selbst einfach Balsam für die Seele ist und einem mit positiver Lebenseinstellung erfüllt. Diese Buch ist nicht nur was für Fans von Elvis Presley, denn auch ich hatte keine Verbindung zu diesem Sänger, sondern auch für Leser, die nicht an Musik interessiert sind. Durch diese Lektüre bekommt man jedoch Lust sich die Musik aus der damaligen Zeit anzuhören und mehr über den King des Rock ’n’ Roll zu erfahren.