„...Der Siward, den ich kannte, hätte niemals jemanden vorschnell verurteilt. Übrigen hätte er auch nicht auf Unschuldige geschossen...“
Wir schreiben das Jahr 1066. Die 16jährige Tochter des Earl von Crawfortshire ist ausgeritten, als sie in der Ferne Kampfgeschrei hört. Sie reitet ins Dorf und sieht, wie ihr Vater getötet wird. Sie erkennt den Mann, der ihn nieder sticht und flieht. Dabei stürzt sie im Wald vom Pferd.
Kurze Zeit später wird sie auf den Sklavenmarkt in Edinbury angeboten. Conan, ein normannischer Edelmann, ersteigert sie. Ihr fehlen sämtliche Erinnerungen an die Vergangenheit. Sie nennt sich Adeliza, denn der Name stand auf einem Stein, den sie um den Hals trug.
Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Es ist die Zeit, in der Wilhelm der Eroberer England erreicht hat. Seine Krönung steht kurz bevor.
Conan ist einer seiner Vasallen. Er bekommt den Auftrag, mit seinen Leuten nach Crawfortshire zu
reiten, denn dort ist ein Comte samt seinen Begleitern verschwunden. Sie treffen auf ein verbranntes Dorf und eine geplünderte Burg. Die Haushälterin aber erkennt Adeliza.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Die Autorin hat die Zeitverhältnisse gut eingefangen. Für Adeliza ist Conan anfangs der normannische Feind. Durch ihr Auftreten wird Conan von Anfang an klar, dass er kein einfaches Mädchen aus dem Volk vor sich hat. Trotz der fehlenden Erinnerung wird logischerweise Adelizas Verhalten nach wie vor durch die genossene Erziehung beeinflusst, die sie einst bekommen und die sie geprägt hat. Hinzu kommt, dass sie die französische Sprache beherrscht und durch ihre Schlagfertigkeit auffällt.
Conan erwirbt sich nicht nur die Achtung der Dorfbewohner, sondern auch von Hilde, der skeptischen Amme Adelizas. Das geschieht vor allem durch sein Tun und Handeln. Doch noch agiert eine mächtiger und verschlagener Feind im Hintergrund. Seine Taktik der Verschleierung der feinen Nadelstiche sorgt für einen hohen Spannungsbogen. Ehrgeiz und Machtsucht, Brutalität und Raffinesse leiten ihn. Dadurch ist die Liebesgeschichte zwischen Adeliza und Conan zwar ein wichtiges Element der Handlung, aber eben nur eines neben manch anderen Geschehen.
Gut wiedergegeben wird Adelizas anfängliche innere Zerrissenheit. Conan zieht sie an. Sie möchte sich dem widersetzen. Ein Zitat zeigt ihr Dilemma:
„...Dein Körper ist eine übler Verräter...“
Das Eingangszitat stammt von Adeliza, als sie nach langer Zeit ihrem Bruder gegenübersteht.
Gut charakterisiert werden selbst die Nebenrollen. Ich denke dabei an Thorkel, Conans Freund und Vertrauten, auf den er sich blind verlassen kann, oder die intrigante Eleonore, deren Selbstsucht sie Gefahren übersehen lässt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist eine gekonnte Mischung au Liebesgeschichte und historischen Hintergrundwissen.