Profilbild von Goch9

Goch9

Lesejury Star
offline

Goch9 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Goch9 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.03.2018

Das Leben danach

Der Pub der guten Hoffnung
0

Sam und Hannah erleben den schlimmsten aller Albträume. Ihr Sohn Felix ist in Folge eines Selbstmordattentats in einem Zug verbrannt. Er hat mehrere Menschen mit in den Tod genommen. Seine Eltern können ...

Sam und Hannah erleben den schlimmsten aller Albträume. Ihr Sohn Felix ist in Folge eines Selbstmordattentats in einem Zug verbrannt. Er hat mehrere Menschen mit in den Tod genommen. Seine Eltern können diese Tat nicht begreifen, war ihr Sohn doch ein zurückhaltender, ruhiger Mensch. Sie werden von der Presse umlagert und sind nicht mehr in der Lage ihr Leben zu leben. Nachdem Hannah versucht hat, sich das Leben zu nehmen, lebt sie abgeschottet in einer Klinik. Sam versucht Ruhe in einem kleinen Cottage in Wale zu finden. Dort nimmt er das Leben um sich herum wieder wahr und plant einen Neuanfang mit seiner Frau.


Dieser Roman wird unter dem Genre Frauen-/Liebesroman gelistet, weshalb ich die Leseprobe erst gar nicht lesen wollte. Es wäre ein großer Verlust gewesen!

Einige Liebesromanpassagen waren dabei, die man meiner Meinung nach hätte weglassen können, aber ansonsten war es ein beeindruckender Roman. Einem Genre könnte ich ihn jetzt gar nicht zu ordnen.

Das Schicksal der Eltern eines Amokläufers ist sehr sensibel, aber keinesfalls kitschig verarbeitet worden. Die Ängste und Vorwürfe sind immer wieder zu Tage getreten. Es wird aufgezeigt, wie unterschiedlich Männer und Frauen solche Schicksalsschläge verarbeiten. Insbesondere wird deutlich, dass sie Hilfe brauchen und immer wieder unterschiedliche Anreize. Der Neuanfang in Wales, mit aufwendigem Neuaufbau und neuen Aufgaben hat ihnen ermöglicht wieder ein eigenes Leben zu führen. Dass sie dabei neue Lebens-/Liebespartner finden, ist sicher dann doch dem Genre geschuldet.

Die sensible Aufarbeitung des Themas Eltern eines Amokläufers, ohne irgendeine Problematik zu verschweigen, hat mir sehr gut gefallen und das Buch zu etwas besonderem gemacht.
Besonders gut gefallen haben mir die abschließenden Gedanken von Hannah:

„Weißt du, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich heute Felix sagen, dass es immer Hoffnung gibt, solange man diese sich selbst und anderen nicht durch eine unüberlegte, selbstsüchtige Tat raubt. Das Leben hält oftmals für uns nicht das bereit, was wir von ihm erwarten. Aber wenn wir genügsam und geduldig sind, versuchen zu verstehen und offen sind für Neues, dann überrascht es uns mit seiner unglaublichen Schönheit, nicht wahr?“

Das sollten auch wir uns zu Herzen nehmen.


Veröffentlicht am 19.03.2018

Atmosphärische Irland-Krimi

Schweigegelübde (Ein Emma-Vaughan-Krimi 2)
0

In diesem relativ "kleinen" Krimi, er umfasst mal gerade 270 Seiten, werden alle Themen, die mir zu Irland einfallen würden, verarbeitet. Die schlecht angesehene, aber tüchtige Polizistin, die ...

In diesem relativ "kleinen" Krimi, er umfasst mal gerade 270 Seiten, werden alle Themen, die mir zu Irland einfallen würden, verarbeitet. Die schlecht angesehene, aber tüchtige Polizistin, die leider Protestantin, geschieden und alleinerziehende Mutter ist, wird von der katholischen, irischen Macho-Gesellschaft nicht anerkannt. Ihr Ex-Mann gehört zudem auch noch seit 30 Jahren der IRA an, wird wegen seiner Vergangenheit bei der IRA angeklagt und befürchtet eine 15-jährige Haftstrafe. Emma Vaughan selbst ist tabletten-morphinsüchtig als Folge eines Autounfalls mit multiplen Verletzungen und nach diversen Operationen.
Wie nebenbei löst sie zwei Massenmordfälle, legt das Schicksal unehelich geborener Kinder im erzkatholischen Irland offen und zeigt auf, wie brutal und herzlos die kirchlichen Organisationen die Not der Mütter und ihren Kindern ausnutzen. Priester und Erzieher quälen die Kinder nach ihren kranken Vorstellungen mit kranken Verhaltensweisen. Aber das wird heute alles unter den Teppich gekehrt, Auch Emma macht diese Machenschaften nicht publik, weil sie eigene Fehler zugeben müsste und im Endeffekt nichts erreichen würde.

Mein Fazit: Dieses Buch liefert gute Unterhaltung, viel Irlandkolorit und eine sympathische, nicht fehlerfreie Er­mitt­le­rin. Ich würde gerne noch mehr von ihr lesen.

Veröffentlicht am 10.03.2018

Unterhaltsam und amüsant

Planetenpolka
0

Stella Albrecht, Astrologin und intensive Beobachterin ihrer Umwelt, hegt den Verdacht, dass die alte Freundin ihrer Großmutter Cäcilie von Breidenbach nicht eines natürlichen Todes gestorben ist. Laut ...

Stella Albrecht, Astrologin und intensive Beobachterin ihrer Umwelt, hegt den Verdacht, dass die alte Freundin ihrer Großmutter Cäcilie von Breidenbach nicht eines natürlichen Todes gestorben ist. Laut Aussage ihrer Oma Maria war Cäcilie kerngesund. Sie wollte sogar mit ihrer Nichte Undine eine Weltreise unternehmen. Zahlreiche Beobachtungen und Recherchen seitens Ihres Freundes, des Journalisten Ben, bestärken sie in ihrem Verdacht. Vertrauensvoll wendet sie sich an die Polizei. Bei Kriminalkommissar Arno Tillikowski war sie da erst einmal an der falschen Stelle, ohne verwertbare Beweise könne er nichts unternehmen. Und überhaupt halte er von Astrologie gar nichts. Aber Stella ermittelt mithilfe ihres Freundes und ihrer Oma weiter und gegen seinen Willen ist auch Arnos Jagdinstinkt geweckt.

Das Genre Krimödie war mir bis heute unbekannt, hat sich aber als unterhaltsame und amüsante Lektüre erwiesen. Was an Spannung im ersten Drittel fehlte, wurde durch kurzweilige Vorstellung der etwas ungewöhnlichen Hausgemeinschaft der Damen Maria Schmitz, ihrer Tochter Felicitas Albrecht und ihrer Enkelin Stella Albrecht wettgemacht. Die Erbengemeinschaft der verstorbenen Cäcilia von Breidenbach lernen wir durch die Nachforschungen des Journalisten und Freundes von Stella, Ben Glaeser, kennen. Auch der ungläubige, aber durchaus gründliche Kriminalkommissar Arno Tillikowski recherchiert im Rahmen seiner Möglichkeiten. Hausgemeinschaft und das Nachforschungsteam werden uns sicher ebenso wie der nette und hilfsbereite Onkel Otto in den folgenden Fällen dieser neuen Reihe begleiten.
Es hat Spaß gemacht Stella und ihre Freunde beim Fachsimpeln und Schlussfolgern zu beobachten. Ein bisschen über Astrologie oder besser über die Möglichkeiten der Scharlatanerie haben wir lernen dürfen, vor allem dass Vieles mit Beobachtungsgabe zu tun hat.
Ein bisschen mehr Ruhrpott-Slang hätte ich mir gewünscht. Gleich auf Seite 6 wurde ich mit einem Monolog im besten Ruhrpott-Dialekt begrüßt, aber leider fanden die folgenden Dialoge alle in Hochdeutsch statt. Wenn man den Ruhrpott kennt, konnte man allerdings auch ohne Dialekt in Art und Weise des Verhaltens und Gedankenaustauschs den Ruhrpottler erkennen.
Der Kriminalfall schien mir allerdings etwas konstruiert, aber das ist Geschmacksache. Die Kombination Krimi und Komödie ist gelungen. Es war amüsant und kurzweilig. Dafür schon mal danke und ich freue mich auf mehr.

Veröffentlicht am 22.02.2018

Spannend und hintergründig - mehr als nur ein Thriller

Aisha
0

Vizekriminalkommissar Axel Steen wird überraschenderweise an den Tatort eines außergewöhnlich brutalen Mordes gerufen, hatte man ihm doch nach seiner Rekonvaleszenz nur harmlose Fälle zugeteilt. ...

Vizekriminalkommissar Axel Steen wird überraschenderweise an den Tatort eines außergewöhnlich brutalen Mordes gerufen, hatte man ihm doch nach seiner Rekonvaleszenz nur harmlose Fälle zugeteilt. Ein ehemaliger Kollege des dänischen Geheimdienstes PET wurde gefoltert, seine Augenlider wurden bei lebendigem Leibe entfernt und anschließend getötet. Kurze Zeit später entdecken Steen und der ihm zugeteilte PET-Beamte Khalid einen weiteren toten Kollegen. Steen vermutet den Auslöser der Verbrechen in einem 4 Jahre alten Antiterroreinsatz des PET an dem beide Kollegen beteiligt waren. Aber er wird ausgebremst vom Leiter der PET Jens Jessen, seiner Freundin Henriette, auch PET Beamtin, sowie von seinem neuen Partner.
Natürlich ermittelt er auf eigene Faust weiter. Er wird rückfällig in alte Strukturen, gefährdet das Leben seiner Familie und spürt dem Schicksal von Aisha nach.

Dies ist der vierte Band der Steen-Reihe, aber mein Erster.
Axel Steens Vorleben wird immer wieder reflektiert, so dass auch ein Serienanfänger die Hintergründe nachvollziehen kann. Der Thriller ist durchweg spannend, wird in zwei Zeitebenen erzählt und in jeder fieberte ich dem Fortgang entgegen.

Neben dem äußerst brutalen und kniffeligen Fall reißt er viele wichtige und aktuelle Themen an und legt den Finger in die offenen Wunden, zum Beispiel die Antiterrorpraktiken der USA und ihre Zusammenarbeit mit den Geheimdiensten anderer Nationen, Rassismus im Allgemeinen und gegen Moslems im Besonderen, Karrierechancen von Frauen, die immer besser, härter, taffer und flexibler als ihre Kollegen sein müssen.

Der Thriller ist gut strukturiert und logisch aufgebaut. Als Leser hat man immer wieder Information an die Hand bekommen, so dass man munter mitermitteln konnte. Auch bei mir wechselten die Verdächtigen, obwohl der letztlich Verdächtige immer wieder im Spot beleuchtet wurde.

Einige wenige Schwächen, Steens zu lange Befindlichkeitsbeschreibung oder auch bei der Entführung der Kinder, da empfand ich Emmas Einsatz als übertrieben und unrealistisch, haben aber meine Begeisterung nicht getrübt.

Für die Fortsetzung der Reihe ist auch gesorgt. Der Fall konnte nicht in jeder Hinsicht gelöst werden. Einige Fragen blieben noch offen und ich freue jetzt schon auf Steens Strategie und Reaktion.

Veröffentlicht am 25.07.2017

Unterhaltsame Urlaubslektüre

Bea macht blau
0

Beas Welt bröckelt heftig als ihre Tochter Caroline, statt in der Nähe zu studieren, ohne Vorwarnung im weit entfernten Passau mit ihrem Freund zusammenzieht. Als dann ihr Mann Matthias ihr auch noch eine ...

Beas Welt bröckelt heftig als ihre Tochter Caroline, statt in der Nähe zu studieren, ohne Vorwarnung im weit entfernten Passau mit ihrem Freund zusammenzieht. Als dann ihr Mann Matthias ihr auch noch eine neue Partnerin vorzieht, packt sie ihre Sachen um im Baskenland, wo sie jahrelang während der Ferien in der Pension von Maria Geborgenheit und Liebe genossen hat, Ruhe zu finden. Aber Maria ist verstorben. Bei der Suche nach ihrer Schwester, die seit Jahren als Aussteigerin in der Nähe lebt, legt Bea mehr und mehr ihren Ballast ab, findet ihren eigenen Weg und passt sich dem Leben im Baskenland an.

Dies ist eine wunderbare Urlaubslektüre, besonders wenn man ans Meer oder ins Baskenland fährt. Das Buch ist mit leichter und lockerer Hand geschrieben. Die Szenen und die Umgebung sind so bildhaft beschrieben, dass der Leser die Sonne auf der Haut spürt, die Kräuter im Garten und in Angels magischen Gerichten riecht und die Farben in Helenes Atelier spürt. Die Geschichte wird unaufgeregt erzählt. Nichts kann Bea in den Grundfesten ihrer Seele erschüttern. Sie fängt an loszulassen, auch wenn eine ordentliche Portion Wut diesen Prozess begleitet, findet sie ihren Weg.
Nach „Elli gibt den Löffel ab“ ist das mein zweites Buch dieser Autorin, das ich mit Vergnügen gelesen habe. Ich freue mich auf mehr.