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Veröffentlicht am 13.03.2018

Themsewasser

Ihr Blut so rein - Lacey Flint 3
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Noch hat Lacey Flint ihre Erlebnisse aus dem letzten Fall nicht überwunden, noch ist sie dienstunfähig. Doch sie kann nicht wegschauen als in der Nähe der Themse die Leichen von mehreren Jungen auftauchen. ...

Noch hat Lacey Flint ihre Erlebnisse aus dem letzten Fall nicht überwunden, noch ist sie dienstunfähig. Doch sie kann nicht wegschauen als in der Nähe der Themse die Leichen von mehreren Jungen auftauchen. Den Kindern wurde die Kehle durchgeschnitten und sie verbluteten. Der 11jährige Barney hat etwas beobachtet, er ist ein sehr guter Beobachter, eigentlich sucht er nach seiner Mutter, die seit er ein Kleinkind war verschwunden ist. Und nun versucht er nicht nur herauszufinden, was mit der Mutter geschah, er will auch den nächsten Jungen retten, der in die Fänge des Täters gelangen könnte.

Barney wohnt in Laceys Nachbarschaft, sie pflegen eine lockere Bekanntschaft. Wenn Lacey laufen geht, sehen sie sich manchmal. Ihre Häuser haben sie gegenseitig im Blick. Zunächst möchte sich Lacey ihrer Genesung widmen, obwohl sie ihrer Psychologin nicht richtig vertraut. Insgeheim möchte sie den Polizeidienst verlassen, sie befürchtet wegen ihrer Vergangenheit, die keiner so richtig kennt, immer wieder anzuecken. Aber wenn es um Kinder geht, kann sie nicht einfach wegsehen. Vielleicht ist Barney in Gefahr, Lacey muss einfach herausfinden, was und wer hinter den Taten steckt.

Lacey ermittelt, Barney ermittelt und die Polizei ermittelt. Daraus ergibt sich eine sehr spannende Konstellation, in der der Leser mehr weiß als jeder einzelne Ermittler und doch im Dunkeln tappt. Man wünscht sich, dass Lacey sich so langsam ihrer Vergangenheit stellt und einen festen Platz bei der Polizei oder einem anderen Arbeitgeber findet und auch in Joesburys Leben. Von diesem ist einiges über seinen privaten Hintergrund zu erfahren. Danas Misstrauen gegenüber Lacey erscheint durchaus übertrieben. Barney, dieser tapfere Junge erweckt viel Sympathie, wie schwer ist es ohne Mutter aufzuwachsen und wie einfallsreich geht er vor, wenn er versucht, den Täter finden. Zwar kann man nicht jeden Gedanken nachvollziehen, der in den Köpfen der handelnden Personen steckt, doch tritt dies zurück hinter einem packenden Thriller, der es wirklich in sich hat.

Veröffentlicht am 11.03.2018

Einfall

Wiener Straße
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Über dem Café Einfall ist eine Wohnung frei. Frank Lehmann zieht mit Chrissie, der Nichte des Café-Besitzers, und den beiden Künstlern Karl Schmidt und H. R. Ledigt in diese WG-Wohnung. Man schreibt das ...

Über dem Café Einfall ist eine Wohnung frei. Frank Lehmann zieht mit Chrissie, der Nichte des Café-Besitzers, und den beiden Künstlern Karl Schmidt und H. R. Ledigt in diese WG-Wohnung. Man schreibt das Jahr 1980 zur Zeit der Aktionskünstler und Hausbesetzungen in Westberlin. Im Café übernimmt Frank das Putzen. Und Chrissie quengelt solange nach einen Job, bis sie die Frühschicht übernehmen darf. Derweil übernimmt ein neugieriger Nachbar das Renovieren der Wohnung. Und die Künstler erstellen Kunstwerke.

Vielleicht muss man die 1980er inklusive einer Fahrt nach Westberlin erlebt haben, um sich in dieser schrägen Romankomödie wohl zu fühlen. Beim Lesen der Dialoge fühlt man sich in die alten Zeiten zurückversetzt. Mit großen Augen bestaunte man die große Stadt mit ihrer Subkultur, die wie eine Insel in einem ganz fremden Land lag. Keine Wehrpflicht, Berlinförderung und tosendes Leben in urigen Biergärten und auf den Straßen. Mit jedem „Ist schon offen?“ schmunzelt man erneut, mit jedem frech-aggressiven Spruch von Chrissie grinst man über die Berliner Schnauze, die nicht nur von Berlinern gesprochen wird. Auch die urigen Kunstwerke oder Kunstaktionen vermögen zu überzeugen. Würde da nicht immer mal der neue Kontaktbeamte des Kiez dazwischenfunken.

Wie eine Momentaufnahme wirkt die Erzählung. Für ein paar Handlungstage kann man ins Westberlin des Jahres 1980 eintauchen und den Witz des Autors genießen. Wenn man die Welt des Frank Lehmann mag und aus den früheren Romanen kennt, wird man sich über die Wiederbegegnung mit den bekannten komischen Helden freuen und an diesem Ausschnitt aus ihrem Leben gerne teilhaben. Fast wie eine Milieustudie in nicht ganz so ferne Zeiten schlägt Sven Regener eine Brücke in die Erinnerung. Im Geiste hört man den Tonfall, sieht man sie agieren und amüsiert sich über die skurrilen Ideen. Es lebe der Punk, es lebe Berlin und es lebe Frank Lehmann.

Veröffentlicht am 05.03.2018

Der Auftrag

Korrupt
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Eigentlich soll die Agentin Vicki Kahn in ihrem ersten Außeneinsatz nur eine junge Frau nach Südafrika zurückbringen. Der Auftrag gestaltet sich allerdings anders als erwartet. Zum einen erweist sich Linda ...

Eigentlich soll die Agentin Vicki Kahn in ihrem ersten Außeneinsatz nur eine junge Frau nach Südafrika zurückbringen. Der Auftrag gestaltet sich allerdings anders als erwartet. Zum einen erweist sich Linda als weniger kooperativ als angekündigt und zum anderen scheint sie entführt zu werden, bevor Vicki die Vereinbarungen zur Heimreise treffen kann. Ein Abstecher nach Berlin bringt Vicki einige wenige Informationen und so viel Gefahr, dass sie schnellstens nach Süd Afrika zurückkehren soll. Ihr Freund, der Privatdetektiv Fish Pescado, wird inzwischen von einem Anschlagopfer engagiert, um die Hintergründe der Gewalttat herauszufinden.

In diesem Roman hat Vicki Kahn ihren zweiten Auftritt. Aus einigen Andeutungen kann man dies auch herauslesen, für das Verständnis des vorliegenden Bandes ist die Kenntnis des ersten nicht zwingend höchstens vielleicht wünschenswert. Während ihres ersten Auslandseinsatzes, der sie ins kalte Europa führt, hat Vicki einige unerwartet schwierige Situationen zu überstehen. Doch auch daheim in Südafrika geschieht so einiges, auf Oberst Kolingba aus einem anderen afrikanischen Land wird ein Attentat verübt. Er überlebt knapp, aber seine vierjährige Tochter stirbt. Die Mutter ist untröstlich und sie beauftragt Fish mit weiteren Ermittlungen.

In diesem spannenden Roman, der seinen Titel tatsächlich zurecht trägt, ist nichts so wie es scheint. Geschehnisse, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, verbinden sich im Verlauf der Handlung zu einem Ganzen, das einen mal wieder den Glauben an den ehrbaren Politiker verlieren lässt. Präsident auf Lebenszeit, eine Position, die nicht so leicht zu erreichen und schon garnicht leicht zu erhalten ist. Ob das mit dem heutigen Südafrika etwas zu tun hat, kann nicht gesagt werden, zumindest hat es dort vor kurzem einen Wechsel in der Position gegeben, ohne dass das Leben des Vorgängers beendet war. Der in diesem Roman gewählte literarische Kniff führt dazu, dass Seilschaften aufgebaut und genutzt werden. Doch selbst untereinander scheinen die Seilschaften nicht immer zu wissen, wer in welches Lager gehört. Dem Leser wird folgerichtig einiges an Aufmerksamkeit abverlangt, um einigermaßen den Überblick zu behalten, wobei die im Klappentext erwähnten Kindesentführungen unter den verschiedenen politischen Graben- und Machtkämpfen, welche lediglich zum Wohl der Politiker geführt werden, fast zur Nebensache geraten.

Ein verwickelter, aber nicht verworrener Politthriller, der einem jedwede Illusion über ein politisches System nimmt, das hoffentlich hauptsächlich fiktiv ist, auch wenn es möglicherweise Parallelen zur Realität gibt.

Veröffentlicht am 02.03.2018

Der Gipfel

Strandgut
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Leider ist der Einsatz schief gegangen und das vor laufenden Fernsehkameras. Personenschützer Nicolas Guerlain ist in Ungnade gefallen, seit er seinem Schutzbefohlenen Minister Faure zu einem äußerst peinlichen ...

Leider ist der Einsatz schief gegangen und das vor laufenden Fernsehkameras. Personenschützer Nicolas Guerlain ist in Ungnade gefallen, seit er seinem Schutzbefohlenen Minister Faure zu einem äußerst peinlichen Auftritt verholfen hat. Er wird in seine alte Heimat Dauville strafversetzt. Dort soll er die Polizei wegen des kommenden Gipfels beraten, er selbst soll allerdings während des Gipfels unsichtbar bleiben. Als am Strand eine abgetrennte Hand angespült wird, führen die Ermittlungen Nicolas Guerlain in eine ganz andere Richtung. Damit nicht genug, auch sein Nachbar ein älterer Fotograf ist verschwunden.

Mit einiger Situationskomik macht sich Nicolas Guerlain bei den Lesern bekannt. Wie er diesen ausfaltbaren Kevlarkoffer seinem Minister entgegen wirft und diesen dabei trifft. Mit solchen Personenschützern bedarf es fast schon keiner Attentäter mehr. Kein Wunder, dass Nicolas in der Normandie landet, dorthin wo man bekanntlich zweimal weint, einmal, wenn man dorthin muss und einmal, wenn man wieder weg muss. Doch wenn es Nicolas kalt überläuft, kommt er schon zu ernsthaften Ermittlungen. Die Gemeinde und auch seine Mutter ist in heller Aufregung über den aufgefundenen Arm und auch der verschwundene Fotograf beschäftigt die Gemüter. Und Nicolas lässt sich nicht so schnell aufs Abstellgleis schieben, ebenso wenig wie seine junge Kollegin Claire.

Wenn man sich erstmal etwas an der Küste Nordfrankreichs orientiert hat, werden einem die etwas urigen handelnden Personen schnell sympathisch. Nicolas Guerlain hängt zwar seiner Vergangenheit nach, was ihn manchmal bei der Ausübung seiner Arbeit behindert, aber wenn er sich im hier und jetzt befindet, ist er ein sehr gewitzter Ermittler, der manchmal gerade die Lücke sieht. Diese Fähigkeit kann er bei diesem verwickelten Fall gut gebrauchen. Lange fragt man sich, wie das alles zusammenpasst, um dann überrascht festzustellen, dass sich doch alles irgendwie fügt. Als erster Band einer Reihe ist dieser Roman für Liebhaber von Frankreichkrimis sehr zu empfehlen und auch jeder, der etwas skurrile Krimis mag, wird seine Freude an dem Buch haben.

Veröffentlicht am 01.03.2018

Ein neues Team

Der Todesmeister
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Viktor Puppe (eigentlich von Puppe) bemüht sich um eine Abordnung an die Mordkommission. Sein neuer Chef ist misstrauisch, was will der Jurist bei den normalen Ermittlern. Allerdings herrscht Personalmangel ...

Viktor Puppe (eigentlich von Puppe) bemüht sich um eine Abordnung an die Mordkommission. Sein neuer Chef ist misstrauisch, was will der Jurist bei den normalen Ermittlern. Allerdings herrscht Personalmangel und so weist er seinen neuen Mitarbeiter dem Team bestehend aus Kenji Tokugawa und Begüm Duran zu. Schon bald wird den dreien der Fall einer am Spreeufer angespülten Mädchenleiche übertragen. Es stellt sich heraus, dass es sich bei der Toten um die Nichte des Justizsenators handelt, was dem Fall einen besonderen Stellenwert gibt. Erstaunlich, dass die Verwandten die Ermittlungen eher behindern.

Ein neues Team findet sich zusammen. Kenji, der Sohn einer Einheimischen und eines japanischen Vaters; Begüm, die alleinerziehende Mutter, und Viktor, mit Wurzeln, von denen er nichts mehr wissen will. Nach einigen Wortgefechten verständigt man sich doch auf eine recht gute Zusammenarbeit, auch wenn es mit Andeutungen und Blicken manchmal hoch hergeht. Schnell ergeben sich Spuren, die auf einen bestimmten Täter hindeuten. Der Fall wird offiziell abgeschlossen, doch die Ermittler gehen heimlich einem unglaublichen Verdacht nach und bekommen Steine in den Weg gelegt. Wie dem begegnen? Aufhören oder Weitermachen? Weitermachen natürlich und so entwickelt sich quasi eine zweite Untersuchung hinter dem Rücken des Chefs.

Berlin, eine pulsierende Stadt, in der es eigentlich nichts gibt, das es nicht gibt. Doch auch in dieser lebendigen Metropole ist es nicht an der Tagesordnung, dass ein junges Mädchen grausam ermordet wird. Man nimmt dem Team den Feuereifer ab, mit dem es die Arbeit aufnimmt. Sie müssen sich erst zusammenraufen und das tun auf eine für den Leser unterhaltsame schlagfertige Weise, die alle gleichermaßen sympathisch werden lässt. Manchmal ermitteln sie einzeln, doch gemeinsam sind sie stark. Sie ergänzen sich in ihren Erfahrungen und Fähigkeiten. Und sie sind authentisch in ihre Umgebung hineingeschrieben. Man fühlt sich versucht, die Plätze und sei es auch nur im Internet aufzusuchen.

Ein lesenswerter erster Band um Viktor Puppe, dem mindestens noch ein zweiter folgen soll. Ein neues Team, das Serienpotential hat.