Trotz meiner Kritik ist auch „Eine heißblütige Lady“ ein schöner Historical mit sehr prickelnden Liebeszenen, wenn auch noch ein wenig Luft nach oben gegeben ist.
Eine heißblütige LadyAls Juliannes Verlobter Harry, plötzlich und unerwartet und viel zu jung stirbt, soll sie stattdessen seinen jüngeren Bruder Michael heiraten. Doch im Gegensatz zu Harry, den Julianne bereits von Kindesbeinen ...
Als Juliannes Verlobter Harry, plötzlich und unerwartet und viel zu jung stirbt, soll sie stattdessen seinen jüngeren Bruder Michael heiraten. Doch im Gegensatz zu Harry, den Julianne bereits von Kindesbeinen an kannte und der ihr mehr wie ein guter Freund in all diesen Jahren war, ist ihr Michael sehr fremd. Zudem gibt ihr sein zurückhaltendes, verschlossenes Verhalten einige Rätsel auf. Dennoch stimmt sie einer Vernunftehe zwischen zu und so findet kurz darauf die Hochzeit statt, die von den Elternteilen der Braut und des Bräutigams gewünscht waren.
Doch bereits in der Hochzeitsnacht lernt Julianne zwei weitere Tatsachen rund um ihren frischgebackenen Ehemann kennen. Zum einen ist er ein zärtlicher, hingebungsvoller Liebhaber, zum anderen weicht er sämtlichen, persönlichen Fragen um seine Person rigoros aus, was sie kränkt, denn er macht zudem kein Hehl daraus, dass er von Julianne eigentlich nur Eines erwartet- dass sie sich im Bett gegenseitig Freude bereiteten, bis ein Erbe gezeugt wurde. Persönliches Interesse an ihrer Person hat er scheinbar außer sexuellen Motiven nicht. Da Julianne sich aber keinesfalls mit einer Vernunftehe zufrieden geben möchte, versucht sie den äußeren Panzer von Michael nicht nur mit Freundlichkeit, sondern auch mit Hingabe und Sex-Appeal zu knacken. Seltsamerweise lassen Juliannes Versuche Michael nicht so kalt, wie er es gerne hätte. Doch er zögert immer noch ihr sein gut gehütetes Geheimnis anzuvertrauen- dass er obwohl der Krieg vorbei ist immer noch im Staatsdienst steht und mit seinen Mitstreitern; darunter auch die attraktive, impulsive und gefährliche Antonia, Jagd auf einen Spion macht. Doch auch Julianne verbirgt etwas vor Michael…
„Eine heißblütige Lady“ ist der dritte Teil der „Notorious Bachelor“ Reihe und meiner Meinung nach sollte man, bevor man sich auf diesen Roman einlässt, zuerst die beiden Vorgängerbände gelesen haben, da der Spionageplot der ersten beiden Teile hier nahtlos weitergeführt wird und für Unkundige der Vorgeschichte daher schnell uninteressant werden könnte.
Ich bin ein Fan von Emma Wildes sehr erotischen historischen Liebesromanen; mir gefallen dabei besonders ihre zeitgemäße Ausdrucksweise und die so manches Mal recht ungewöhnlichen Ausgangssituationen. Auch dieses Mal wird der Leser mit einem Heldenpaar konfrontiert, das eine Vernunftehe eingeht, das Ungewöhnliche daran: die Heldin heiratet den jüngeren Bruder ihres verstorbenen Verlobten, was genug Potential schafft für eine interessante Liebesgeschichte.
Um es vorweg zu nehmen „Eine heißblütige Lady“ ist gut geschrieben und auch Julianne ist eine sehr vielschichtige, intelligente Heldin, die ihr Herz auf dem rechten Fleck trägt. Dennoch gab es auch ein paar Kritikpunkte, die zu Punktabzügen bei mir geführt haben. Erst einmal hatte ich ein großes Problem mit Michaels Darstellung bzw. fand ich, dass seine Charakterentwicklung für eine solch komplexe Ausgangscharakterisierung ein wenig zu kurz kam, da die Autorin nebenbei erneut die Story eines weiteren Liebespaares erzählt, Michaels Entwicklung aber ein wenig mehr Tiefe und Seitenzahlen benötigt hätte, um ihn sympathischer wirken zu lassen.
Seine Verschlossenheit und seine Geheimniskrämerei Julianne gegenüber, fand ich auch bis zu einem gewissen Punkt nicht mehr nachvollziehbar. Sicher Agenten und Spione der Krone mögen das im Blut haben, doch der Grund dafür Julianne am Ende aus allem heraushalten zu wollen, wirkte mir persönlich zu konstruiert, zumal er ja schnell bemerkt hat, dass seine Frau kein naives, kleines behütetes Dummchen ist. So sehr ich auch Romanhelden schätze, die geheimnisvoll gestrickt sind, Michael blieb mir leider auch im Laufe des Buches fremd.
Das andere Pärchen, Antonia und Lawrence, hat ebenfalls eine sehr interessante Ausgangssituation auf den Leib geschrieben bekommen, wobei der Ausgang des Ganzen ein wenig offen geblieben ist, da Antonia am Ende des Buches von Lawrence wahrer Identität noch nichts ahnt. Gerade bei ihnen hätte ich es sehr spannend gefunden, Antonias Reaktion auf Lawrences Enthüllungen nachlesen zu dürfen. Aber vielleicht bekommen die beiden ja auch ein eigenes Buch?
Der Kriminalplot, also die Suche nach einem Spion, die im ersten und zweiten Teil der Reihe seinen Anfang nahm, wird hier weitergeführt, allerdings fand ich diesen nicht ganz so interessant aufgelöst, ich hätte mir da mehr Spannungselemente erhofft, als dann wirklich vorhanden waren.
Kurz gefasst: Trotz meiner Kritik ist auch „Eine heißblütige Lady“ ein schöner Historical mit sehr prickelnden Liebeszenen, wenn auch noch ein wenig Luft nach oben gegeben ist.