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Veröffentlicht am 12.03.2018

Spannender und geheimnisvoller Unterhaltungsroman mit Sogwirkung, der die Neugierde des Lesers so sehr schürt, dass man das Buch einfach nicht weglegen kann, bevor man sich die letzte Seite vorgenommen hat.

Das Haus der geheimen Versprechen
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Australien Gegenwart:

Lauren, eine junge Frau, will sich nach einem familiären Schicksalsschlag endlich abnabeln, und zieht daher von Tasmanien weg, in die Nähe von Sydney, um dort ein neues, selbstständigeres ...

Australien Gegenwart:

Lauren, eine junge Frau, will sich nach einem familiären Schicksalsschlag endlich abnabeln, und zieht daher von Tasmanien weg, in die Nähe von Sydney, um dort ein neues, selbstständigeres Leben führen zu können. Bei ihrem Job in einem Cafe, lernt sie einen attraktiven Dänen kennen, der dem, ganz in der Nähe liegenden Evergreen Spa Hotel, das zur Zeit leer steht, wieder zu neuem Glanz verhelfen soll. Thomas ist ganz angetan von Lauren, die jedoch bislang keinerlei Erfahrungen mit Männern sammeln konnte. Als Thomas im Cafe den Schlüssel zum Westflügel des leer stehenden Hotels vergisst, nimmt sie den Schlüssel an sich, um ihn dem Architekten persönlich vorbeizubringen.

Doch die Neugierde in ihr ist stärker, als sie auf ihrem Weg zu Thomas Unterkunft am Evergreen Spa Hotel vorbei kommt. Sie kann nicht widerstehen und benutzt den Schlüssel, um im Westflügel einen kleinen Erkundungsgang zu machen. Dabei findet sie ein Bündel alter Liebesbriefe, die ihre Neugierde noch weiter schüren. Aber dann wird sie beim Stöbern ausgerechnet von Thomas überrascht, der ihr jedoch nicht böse ist, sondern sie im Gegenteil noch dazu ermuntert, mehr über das Liebespaar herauszufinden, das einst diese Briefe verfasste. Thomas macht kein Hehl daraus, dass er sich für Lauren interessiert und mehr von ihr möchte, als nur eine platonische Freundschaft. Und auch Lauren ist sehr an Thomas interessiert. Da geschieht jedoch etwas, womit beide nicht gerechnet haben und was ihre ersten, zart geknüpften Bande auf eine harte Probe stellt.

Evergreen Spa Hotel 1926:

Die junge Violet bekommt, dank der Fürsprache ihres Ex-Freundes Clive, die Chance, in einem Sterne Hotel arbeiten zu dürfen. Und sie hat den Job mehr als nötig, da ihre Mutter schwer erkrankt ist und bald nicht mehr arbeiten gehen kann. Sie bemüht sich nach Kräften, alles zu geben, damit sie die Stelle auf Probe nicht wieder verliert. Eines Tages jedoch geschieht genau das, was sie eigentlich vermeiden wollte. Sie verliebt sich in einen der reichen Hotelgäste. Sam, der sich zusammen mit seiner Schwester Flora, dessen zukünftigen Ehemann Tony und seinen Kumpanen im Hotel aufhält, ist, als er Violet zum ersten Mal sieht, wie geblendet von ihrer Schönheit und versichert ihr in seinem Überschwang, sogleich seine große Liebe. Was Violet zunächst nicht ahnt, ist, dass Sam stark opiumabhängig ist und sich eigentlich im Evergreen Spa Hotel aufhält, um dort, fern von zu Hause, einen Entzug zu machen. Seine Schwester will ihn dabei mit Kräften unterstützen, doch leider hegt Sam keinerlei Ambitionen in diese Richtung. Stattdessen genießt er lieber seinen Opiumrausch und sucht in der Folgezeit immer öfter Violets Nähe. Diese hofft, dass Sam ihr bald einen Heiratsantrag macht…

Ich habe bereits einige von Kimberley Wilkins Romanen gelesen, die allesamt im Stile einer Kate Morton oder Katherine Webb geschrieben sind- kurz gesagt spannende und geheimnisvolle Unterhaltungsromane mit Sogwirkung, die die Neugierde des Lesers so sehr schüren, dass man das Buch kaum zur Seite legen kann, bis man nicht alles erfahren hat.
Und auch „Das Haus der geheimen Versprechen“, der aktuelle Roman von Kimberley Wilkins, fällt in diese Kategorie. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Während man zum einen der jungen Lauren dabei „über die Schulter“ schauen kann, wie sie tapfer versucht, den Tod ihres Bruders zu überwinden und sich von ihrer allzu besitzergreifenden Mutter abzunabeln, erfährt man zum anderen, wie die junge Violet in den 1920er Jahren hin und hergerissen ist zwischen ihren Verpflichtungen und ihrer ersten großen Liebe.

Beide Handlungsstränge werden im Wechsel vorangetrieben und beide Geschichten fand ich gleichsam spannend. Jedoch konnte ich Violets Naivität leider so gar nicht nachvollziehen; zumal sie sich ausgerechnet in einen Mann verliebt, der unsympathischer und selbstsüchtiger nicht sein könnte. Selbst als sie begreift, was mit Sam los ist, kommt sie immer noch nicht zur Besinnung, was es mir beim Lesen sehr erschwert hat, sie zu mögen.
Dafür fand ich aber die Nebenfiguren, besonders Clyde und Flora sehr sympathisch und facettenreich beschrieben, so dass mich deren Werdegang dann einfach noch ein bisschen mehr interessiert hat. Während Clyde unglücklich in Violet verliebt ist, soll Flora einen reichen Geschäftspartner ihres Vaters heiraten, der jedoch alles andere als ein treuer, liebevoller Mensch ist. Plötzlich beim Lesen geschah es, dass mich die Frage, ob Flora Tony erhören wird, oder sich anders besinnt, noch ein Tickchen mehr in ihren Bann ziehen konnte, als die Liebesgeschichte des eigentlichen Heldenpaars in dem Teil des Romans, der in der Vergangenheit angesiedelt ist.
Jedoch zieht die Autorin dann gegen Mitte des Romans den Spannungsbogen immer mehr an, bis zum „Showdown“.

Und auch Laurens Entwicklung fand ich sehr interessant geschildert. Zwar wirkt es, liest man zunächst die ersten Seiten des Romans, etwas verwunderlich, dass die Heldin mit knapp über dreißig Jahren noch eine Jungfrau sein soll, doch ab dem Moment, als man ihren bisherigen Werdegang erfährt, kann man diesen Punkt dann auch gut nachvollziehen.
Überhaupt hat es mir beim Lesen imponiert, wie sich die Romanheldin ihren Problemen stellt und mit reichlich Durchsetzungsvermögen versucht, schließlich ihren Weg zu gehen, ohne sich von ihrer Mutter gängeln zu lassen. Und auch die Dialoge, die sie mit Tomas führt, fand ich intensiv und unter die Haut gehend geschildert, so dass mich deren Liebesgeschichte sehr anrühren konnte. Ich habe „Das Haus der geheimen Versprechen“ praktisch, trotz der 471 Seiten, in einem Rutsch gelesen, so sehr war ich von den beiden Handlungssträngen gefesselt.

Kurz gefasst: Spannender und geheimnisvoller Unterhaltungsroman mit Sogwirkung, der die Neugierde des Lesers so sehr schürt, dass man das Buch einfach nicht weglegen kann, bevor man sich die letzte Seite vorgenommen hat.

Veröffentlicht am 12.03.2018

Spannender, atmosphärisch dichter Roman, auf zwei Zeitebenen erzählt, in dessen Fokus zwei Frauen am Scheideweg ihres Lebens stehen. Uneingeschränkte Leseempfehlung

Das Sternenhaus
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Nachdem ich vor einiger Zeit bereits einen Roman der Autorin las, der auf zwei Zeitebenen spielte, der mich damals sehr begeistert hat, entschied ich mich dann auch nach kurzem Zögern dazu, dem aktuellen ...

Nachdem ich vor einiger Zeit bereits einen Roman der Autorin las, der auf zwei Zeitebenen spielte, der mich damals sehr begeistert hat, entschied ich mich dann auch nach kurzem Zögern dazu, dem aktuellen Roman von Kimberley Wilkins ebenfalls eine Chance zu geben. Gezögert habe ich zunächst lediglich, weil mir Romane mit Australien oder Neuseelandsetting eigentlich nicht so sehr liegen. Und im Nachhinein war es auch völlig unbegründet, denn die Geschichte um zwei Frauen, die am Scheideweg ihres Lebens stehen, ebenfalls auf zwei Zeitebenen erzählt, liest sich spannend und mitreißend zugleich.

Im Fokus stehen einmal in der Gegenwart Nina, eine Bestsellerautorin, die in ihrer Kindheit stets im Schatten ihrer erfolgreichen Familie stand, bis sie plötzlich, beinahe über Nacht, zur Bestsellerautorin wurde. Ihre historischen Romane verkauften sich millionenfach und eigentlich könnte sich Nina entspannt zurücklehnen, wären da nicht die gescheiterte Beziehung zum ihrem Ex und eine Schreibblockade, die es so gut wie unmöglich macht, dass Nina ihren nächsten Roman zum Abgabetermin abliefern kann.
So zieht sie sich zum Schreiben zurück auf eine entlegene Insel, auf der das Haus ihrer Großmutter Nell steht, die einst ebenfalls ein großes Talent zum Schreiben hatte. Auf Ember Island möchte sie ihren Roman fertig stellen und lernt nebenbei den charismatischen Joe kennen, der ihr unter die Haut geht. Sie scheut jedoch davor zurück, sich auf eine Beziehung mit ihm einzulassen. Als sie im Haus ihrer Großmutter plötzlich viele, versteckte Tagebuchseiten findet, ist ihre Neugierde erwacht und taucht in die Erzählungen eines jungen Mädchens, das auf der damaligen Gefängnisinsel aufwuchs und dort zusammen mit ihrem Vater lebte, ein.

Der zweite Erzählstrang spielt ab 1892 teils auf der britischen Kanalinsel Guernsey, teils auf Ember Island. Im Mittelpunkt des Geschehens steht dort Nells spätere Gouvernante Tilly, deren Großvater früh verstirbt, der jedoch zuvor eine arrangierte Ehe mit einem Geschäftsmann für Tilly ausmachte. Nun sieht sich Tilly dann mit einem Ehemann „geschlagen“ der ein perfides Spiel mit ihr treibt, was zur Katastrophe für Tilly führt. Sie muss sich nun gegen eine männerdominierte Welt behaupten, einen Neuanfang wagen- immer jedoch auch mit der Angst im Nacken, dass ihr dunkles Geheimnis eines Tages aufgedeckt wird.

Mehr zum Inhalt möchte ich an dieser Stelle nicht sagen, damit ich nicht zuviel von der Story verrate, die sich so unglaublich spannend liest. Sicherlich könnte man anmerken, dass die Heldin hier und dort ein wenig naiv erscheint und sich eine Spur zu lang von ihrem Ehemann „gängeln“ lässt. Doch sollte man auch die Zeit bedenken, in der dieser Roman spielt und welche eingeschränkten Rechte die Frauen damals nur besaßen. Natürlich spielt auch die Liebe eine kleine Rolle in dieser Geschichte, doch diese wird beinahe zur Nebensache, da es der Autorin in „Das Sternenhaus“ vielmehr darum geht, die Geschichte zweier Frauen zu erzählen, die lernen müssen sich zu behaupten und Selbstbewusstsein zu entwickeln.
Während ich für Tilly mehr Verständnis aufbringen konnte, als für Nina, die für meinen Geschmack etwas zu sehr in Selbstmitleid badet und sich so klein macht, dass es zeitweilig nervt, schlicht sich besonders die kleine Nell in mein Leserherz, denn sie ist ein abenteuerliches, fantasievolles junges Mädchen, dass den Kopf voller Flausen hat und ihre Gouvernante ziemlich fordert, aber dabei auch eine große Liebeswürdigkeit an den Tag legt.

Der Autorin ist es gelungen, ihre Geschichte so atmosphärisch dicht zu erzählen, dass die Lesezeit für mich wie im Fluge verging, was jedoch auch am bildhaften und mitreißenden Erzählstil liegen mag. Auch die Übersetzung empfand ich als sehr gelungen und zeitgemäß.
Mit ihrem Roman „Das Sternenhaus“ hat es die Autorin endgültig geschafft, mich zu einem Fan ihrer Bücher werden zu lassen und hoffe, dass sie bald Lesenachschub von ihr zu erwarten ist.

Kurz gefasst: Spannender, atmosphärisch dichter Roman, auf zwei Zeitebenen erzählt, in dessen Fokus zwei Frauen am Scheideweg ihres Lebens stehen. Uneingeschränkte Leseempfehlung

Veröffentlicht am 12.03.2018

he“ überzeugt auf ganzer Linie. Wunderschöne Love Story mit Tiefgang…

Between the Lines: Wie du mich liebst
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Nachdem nun der gemeinsame Film, in dem Emma, Graham, Reid und Brooke mitgewirkt haben, abgedreht ist, rollt langsam die PR Maschinerie an. Und so muss Emma, wohl oder übel diverse Pressetermine zusammen ...

Nachdem nun der gemeinsame Film, in dem Emma, Graham, Reid und Brooke mitgewirkt haben, abgedreht ist, rollt langsam die PR Maschinerie an. Und so muss Emma, wohl oder übel diverse Pressetermine zusammen mit Reid wahrnehmen, der insgeheim immer noch eine Chance wittert, Emma zurückzugewinnen. Denn Reid hat einen Pakt mit seiner Ex-Freundin Brooke geschlossen, der Emmas und Grahams neue Beziehung ebenfalls ein Dorn im Auge ist. Brooke will Graham für sich gewinnen. Ihr reicht die platonische Freundschaft mit Graham nämlich nicht aus. Und so lässt sie sich einige intrigante Spielchen einfallen, die Graham und Emma wieder auseinander bringen sollen. Reid kommt Brookes Willen nur allzu recht, doch wie sehr will er Emma wirklich zurück? Ist Emmas und Grahams frische Beziehung bereits eng genug, um sämtliche Schwierigkeiten überstehen zu können? Und wie sieht es mit gegenseitigem Vertrauen aus? Diesen wichtigen Fragen muss sich das Paar wohl oder übel stellen…

Nach dem im 1. Teil der „Between The Lines“ Reihe, Emma und Graham zusammenfanden, liegt der Hauptschwerpunkt des 2. Teils nun auf der Festigung ihrer Beziehung, mit allen Schwierigkeiten, die sich aus einer Fernbeziehung nur ergeben können. Und natürlich sind auch Reid und Brooke wieder mit von der Partie, die gezielt versuchen, Emmas und Grahams junge Liebe zu zerstören.

Etwas ist jedoch diesmal anders, als im ersten Teil der Reihe. Die Autorin lässt den Leser nun auch mehr an den persönlichen Hintergründen der Haupt- und Nebenfiguren teilhaben, so dass man deren Motive besser verstehen kann, was mir sehr gut gefiel. Zugegeben, Brooke und Reid werden wohl keinerlei Preise in Bezug auf ihre Sympathiewerte mehr gewinnen können; dafür agierten sie einfach zu egoistisch und gefühllos auf einer bestimmten Ebene, doch zumindest konnte man sich nun besser in das Ex-Paar hineindenken. Und Reid legte gegen Ende des Romans sogar eine für ihn beachtliche Kehrtwende hin, was mich sehr überrascht hat.

„Wie Du mich liebst“, überzeugt aber vor allem mit einer wunderschön dargebotenen Liebesgeschichte voller Tiefgang. Grahams und Emmas Dialoge sind so berührend, dass sie mir beim Lesen direkt unter die Haut gingen und die Lesezeit wie im Fluge verging. Hatte mich der erste Teil der Reihe noch nicht hundertprozentig packen können, geschah es diesmal nun ganz und gar. Selbst Emmas Naivität und Unschuld in gewissen Situationen, die sich aus Reids und Brookes Intrigenspielchen ergab, konnte ich verzeihen, denn zum einen ist hier Emmas Jugend ein entscheidender Faktor und zum anderen gingen Reid und Brooke wirklich sehr überzeugend vor. Und wieder einmal ein persönliches Highlight waren für mich Grahams Gedankengänge. Zum Beispiel, wie er versucht, seiner Eifersucht gegenüber Herr zu werden.

Kurz gefasst: Hier stimmt alles! Der 2. Teil der „Between The Lines Reihe“ überzeugt auf ganzer Linie. Wunderschöne Love Story mit Tiefgang…

Veröffentlicht am 12.03.2018

Ein Pageturner für Fans historischer Romane, britischer Gothic Romane oder einfach guter, unterhaltsamer Bücher!

Das fremde Mädchen
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Im neuen historischen Roman von Katherine Webb, der in der Regency-Epoche (allerdings auf zwei verschiedenen Zeitebenen- vor und nach dem Verschwinden von Alice) spielt, nimmt die junge Waise Alice und ...

Im neuen historischen Roman von Katherine Webb, der in der Regency-Epoche (allerdings auf zwei verschiedenen Zeitebenen- vor und nach dem Verschwinden von Alice) spielt, nimmt die junge Waise Alice und gleichzeitig Mündel des undurchschaubaren Lord Faukes, die zusammen mit ihrer Angestellten Bridget, abgeschieden auf einem Gut auf dem Land lebt, eines Tages ein junges, verwildertes, fast erfrorenes Mädchen auf, das scheinbar unter Schock steht und schwer misshandelt wurde. Starling, so nennen sie das Mädchen, wächst als eine Art Schwesterersatz, auf dem Gut auf, bis Alice, Jahre später, von einem auf den anderen Tag verschwindet. Doch wie kann das sein? Denn Alice große Liebe Jonathan, dessen Großvater Alices Vormund ist und Alice sind sehr verliebt ineinander und haben geplant, so schnell wie möglich zu heiraten, wenn Jonathan seinen Kriegsdienst für die britische Krone erst einmal abgeleistet hat. Auch hatte Alice Starling stets versichert, immer für sie da zu sein und niemals allein zu lassen. Daher macht Alice Verschwinden keinen Sinn. Bridget und Starling sind mehr als ratlos vor allem, als kurz darauf ein völlig verwirrter und traumatisierter Jonathan zurück kehrt und felsenfest behauptet, Alice wäre tot. Doch sämtliche Familienmitglieder Jonathans sagen dagegen aus, dass Alice heimlich einen anderen Geliebten gehabt hätte und mit diesem schließlich durchgebrannt wäre, nachdem sie Jonathan einen Abschiedsbrief hinterlassen hat. Nur Starling glaubt, dass Jonathan Alice ermordet hat. Doch warum? Gehör schenkt ihr lediglich die mit einem Weinhändler frisch verheiratete Rachel, die in einer lieblosen Ehe gefangen ist und Alice täuschend ähnlich sieht…

Seit Katherine Webbs erster Roman „Das geheime Vermächtnis“ bin ich ein Fan der Autorin, denn ihr gelingt es stets, geheimnisvolle und atmosphärisch dichte Geschichten zu weben, die mich regelrecht fesseln, aber dabei ohne bluttriefende Szenarien auskommen. Stattdessen ist so manches Grauen, das einem beim Lesen erfüllt, dann eher dem Verhalten der Protagonisten zuzuordnen, die auf den ersten Blick völlig harmlos erscheinen, aber dann doch eine solch dunkle Psyche enthüllen, die einem Gänsehaut beschert.
In „Das fremde Mädchen“ ist dann auch keiner der Protagonisten leicht zu durchschauen. Jeder hat seine Geheimnisse, die nur nach und nach enthüllt werden. Ob es die Gouvernante Rachel ist, die sich durch die Heirat mit dem Weinhändler Richard ein wenig mehr Eigenbestimmung und Liebe in ihrem Leben wünscht, Starling, die ihre geliebte Ziehschwester Alice vermisst und dabei dunkle Rachegedanken hegt, Jonathan, der verzweifelt und traumatisiert sein Dasein in einem abgeschiedenen Raum fristet und zunächst sämtliche Kontakte zur Außenwelt meidet, Richard, der alles andere als ein harmloser Weinhändler ist und den Kontakt zu seinem Vater völlig abgebrochen hat oder auch Jonathans Mutter, eine der undurchsichtigsten Personen in diesem Roman. Ist sie nur eine liebende, verzweifelte Mutter oder hat auch sie dunkle Geheimnisse, die sie vor anderen verbirgt?

Den Stein ins Rollen bringt jedoch ausgerechnet die weibliche Hauptfigur Rachel, die am Tage ihrer Hochzeit zufällig Starling begegnet. Starling erkennt sogleich die frappierende Ähnlichkeit Rachels mit der verschwundenen Alice und so ersinnt Starling dann auch sogleich einen finsteren Plan um Jonathan und seine Mutter aus der Reserve zu locken.
Nachdem Rachel mit Jonathan und dessen Mutter bekannt gemacht wurde und erfahren hat, welche Ähnlichkeit sie mit der verschollenen Alice besitzt, keimt in Rachel die Hoffnung auf, dass Alice eine nahe Verwandte von ihr sein könnte und von diesem Zeitpunkt an, lässt sie nichts unversucht, um zusammen mit Starling Licht ins Dunkel zu bringen.

Rachel und Starlings Suche nach Alice setzt ca. 12 Jahre nach deren Verschwinden ein, im Jahre 1821 und wie ich finde, ist es der Autorin sehr gut gelungen, das historische Flair dieser Zeitepoche einzufangen. Sowohl was Beschreibungen von Örtlichkeiten, Personen oder Benimmregeln angeht, als auch Sprache und Stil. Man bekommt beim Lesen das Gefühl, als ob sich die Autorin in dieser Zeitepoche besonders aufgehoben fühlt, vom schriftstellerischen Standpunkt aus, was mir dann auch sehr gut gefallen hat und dazu führte, dass dieses Buch zu meinem bisherigen Favoriten unter Katherine Webbs Romanen avanciert ist.
Man bekommt Einsichten in sämtliche Köpfe der wichtigsten Romanakteure geboten, was sie einem näher bringt, oder auch deren diverse Handlungsweisen nachvollziehbar macht, jedoch stets unter dem Vorbehalt, dass man erst gegen Ende des Romans erfährt, was sie zu den Menschen hat werden lassen, die sie sind. Die eigentlich vielschichtigste Romanfigur in diesem Roman ist Jonathan. Seine Kriegserlebnisse lassen sich nicht einfach lesen, dafür werden sie zu eindrücklich und bildhaft geschildert, aber sie sind auch sehr wichtig, damit man als Leser Jonathans seelische Entwicklung nachvollziehen kann. Sämtliche Akteure in Katherine Webbs Roman haben Ecken und Kanten, sind keine einfach gestrickten Personen, was diesen Roman so reizvoll macht.

„Das fremde Mädchen“ lässt sich sehr schwer in eine Sparte einteilen. Historischer Spannungsroman, Liebesroman oder düstere Gothic - irgendwie finden sich von allem hier genannten Elemente in diesem Roman wieder. Wer ein Faible für genannte Bereiche hat, sollte hier definitiv einen Blick ins Buch riskieren- aber Vorsicht, man kann das Buch nicht eher zur Seite legen, bis sämtliche Geheimnisse ergründet sind, da die Autorin hier auch ganz klar mit der Neugierde des Lesers spielt.

Kurz gefasst: Ein Pageturner für Fans historischer Romane, britischer Gothic Romane oder einfach guter, unterhaltsamer Bücher!

Veröffentlicht am 21.01.2018

Überzeugender, auf ganzer Linie atmosphärisch dichter Cosy Krimi, der seine Leser in die viktorianische Ära entführt. Absolute Leseempfehlung!

Das Geheimnis von Wishtide Manor
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Die Witwe Laetitia Rudd, lebt seit dem Tod ihres Mannes, eines Dorfpfarrers, in einer kleinen Mietwohnung. Die Besitzerin des Hauses, Mrs. Bentley, ebenfalls verwitwet und Laetitia haben ein gutes, freundschaftliches ...

Die Witwe Laetitia Rudd, lebt seit dem Tod ihres Mannes, eines Dorfpfarrers, in einer kleinen Mietwohnung. Die Besitzerin des Hauses, Mrs. Bentley, ebenfalls verwitwet und Laetitia haben ein gutes, freundschaftliches Verhältnis zueinander und dank Laetitias Bruder, der ein erfolgreicher Prozessanwalt ist und seiner Schwester immer mal wieder interessante Aufträge als Privatermittlerin zukommen lässt, fehlt es ihnen an nichts, auch wenn sie mit dem Einkommen von Laetitia nicht gerade große, finanzielle Sprünge machen können.
Doch das Blatt ändert sich, als Laetitias Bruder zu Ohren kommt, dass der Sohn eines Mandanten, Charles Calderstone, plant, sich zu vermählen. Was an sich völlig legitim und gewünscht wäre, wenn die besagte Auserwählte, Helen Orme, nicht gerade eine Frau wäre, deren Ruf, laut eines anonymen Briefschreibers, kürzlich in Frage gestellt wurde.

Laetitia soll vor Ort ermitteln und heimlich und vor allem diskret Erkundigungen über Helen einziehen und wird für diese Zeit als eine Art Gouvernante für Charles Schwestern eingestellt, damit der Schein gewahrt wird.
Als Laetitia, die junge Schönheit, Helen kennenlernt glaubt sie fast, Sir James Calderstone wäre eines Irrtums aufgesessen und fragt sich, was der anonyme Briefschreiber denn bloß mit seiner scheinbaren Verleumdung bezwecken wollte? All das Ganze, um lediglich Geld zu erpressen? Das erscheint der ermittelnden Witwe zu platt, doch dann erfährt Laetitia pikante Details aus Helens Leben über Dritte und sie begreift schnell, dass Helen nicht ganz ehrlich mit ihr war. Dennoch, selbst Helens wahre Geschichte rechtfertigt es jedoch nicht, dass nacheinander mehrere Morde verübt werden an Menschen, die Helen nahe standen, genauso wie auch Helen ein Opfer des Mörders wird. Laetitia ist fest entschlossen den Täter zu fassen, genauso wie ihr Bruder alles versucht, Charles Calderstone, der nun mehr als Verdächtiger verhaftet wird, zu entlasten. Dabei gerät Laetitia selbst in größte Gefahr, selbst wenn der knorrige Ermittler Blackbeard, dem Laetitias Ermittlungen eigentlich ein Dorn im Auge sind, ihr zur Seite steht…

Ich las mit „Liebe macht lustig“ und „Liebe im Spiel“, bereits vor einiger Zeit zwei zeitgenössische Liebesromane der Autorin und war begeistert, wie gut es der Autorin gelungen war, Tragik und Humor in ihren Geschichten glaubhaft zu verbinden und dazu auch ausreichend Tiefgang zu schaffen, selbst wenn es sich dabei um leichte Unterhaltungslektüre handelte.
Mit „Das Geheimnis von Wishtide Manor“, hat sich Kate Saunders nun allerdings einem völlig anderen Genre zugewandt. Und zwar dem historischen Cosy-Krimi. Und ich muss gestehen, dass ich im Vorfeld nie erwartet hätte, dass der Autorin der Genrewechsel dermaßen überzeugend gelingen würde. Das Kate Saunders schreiben kann, wusste ich bereits, doch dass sie nicht nur den historischen Hintergrund, sondern auch die Dialoge der Akteure, deren Sprachgebaren, deren Verhalten etc. so realistisch darzustellen vermochte, dass man zeitweilig das Gefühl hatte, man lese einen Roman, der der viktorianischen Ära entstammt- nun das hat mich schon sehr positiv überrascht!

Laetitita ist eine sympathische, verwitwete Frau mittleren Alters, die nicht nur clever, sondern auch sehr bodenständig geraten ist. Sie hat einen guten Blick für Details, eine ebenfalls gute Menschenkenntnis und ist dazu mit einem schönen, trockenen Humor gesegnet.
Auch die Nebenakteure, wie Laetitias Bruder Fred, Blackbeard oder Mrs. Bentley, sind sympathisch geraten und haben viel Potential zu bieten.
Die Geschichte wird aus Laetititas Sicht, also in „Ich-Form“ erzählt und vorangetrieben und auch wenn ich fand, dass der Roman durchaus einige Dialoge mehr hätte vertragen können, habe ich keinen Punktabzug vorgenommen, weil ich „Das Geheimnis von Wishtide Manor“ ansonsten als nahezu perfekt geschrieben empfand.

Zugegeben, wer höllisch spannende Romanpassagen erwartet, könnte womöglich enttäuscht sein, denn Kate Saunders Roman ist eher dem Genre des Cosy-Krimis zuzuordnen. Dennoch, die Story nimmt, trotz einer gewissen Gemächlichkeit des Erzählens, mehrere unerwartete Wendungen und entfaltet dabei ihren ganz eigenen Reiz und Charme.
Im Nachwort der Autorin, erfährt man, dass einige ihrer Romanfiguren, in Anlehnung an Akteure aus Charles Dickens Werk „David Copperfield“ konzipiert wurden, da Kate Saunders große Bewunderung für die Romane und Erzählungen des Autors hegt. Und so könnte es durchaus von Vorteil sein, Dickens Werk bereits gelesen zu haben, bevor man sich „Das Geheimnis von Wishtide Manor“ zu Gemüte führt. Es ist allerdings nicht zwingend erforderlich, sorgt lediglich für nette, kleine Aha-Momente beim Lesen.

Kurz gefasst: Überzeugender, auf ganzer Linie atmosphärisch dichter Cosy Krimi, der seine Leser in die viktorianische Ära entführt. Absolute Leseempfehlung!