Unterhaltender Selbstfindungsroman mit Herz und viel Humor
Julia Meyer, hat nicht nur einen Allerweltsnamen, auch ihr Job ist nichts Besonderes. Zudem muss sie sich als Statistikerin zugleich mit nüchternen Zahlen und einem nervigen Chef herumschlagen, der ihr ...
Julia Meyer, hat nicht nur einen Allerweltsnamen, auch ihr Job ist nichts Besonderes. Zudem muss sie sich als Statistikerin zugleich mit nüchternen Zahlen und einem nervigen Chef herumschlagen, der ihr Können leider so gar nicht wertschätzt. Auch die liebe Familie scheint die geschiedene Jule auf ein Abstellgleis gestellt zu haben. Als Jules Tochter von ihrem Wunsch spricht, bald aus der Wohnung ausziehen zu wollen, ist die fast Fünfzigjährige innerlich am Boden zerstört. Sie fühlt sich nicht mehr gebraucht. Da kommt ein kurzfristiges Angebot wie gerufen. Ein Orchester benötigt unbedingt eine Musikerin, die für eine erkrankte Kollegin einspringt. Und zwar für einige Tourdaten in Mexiko. Julia ist begeistert und sagt spontan zu. Sie liebt das Musizieren und dass das „Frollein-Salonorchester“ zudem an einem so exotischen Ort spielt, ist ein zusätzlicher Bonus für sie, denn ihre Lust auf einen Urlaub allein, hält sich nach einem Unfall ein Jahr zuvor, während einer Radtour durch Hessen, in Grenzen.
Am Flughafen in Amsterdam, kommt jedoch mal wieder alles anders, als gedacht. In der Maschine sind alle Plätze besetzt und so, kann Jule, erst einen Tag später nachreisen. Als sie endlich am Ziel angelangt ist, wird sie jedoch gebührend und in allen Ehren empfangen. Ein Chauffeur steht bereit, der sie abholt und direkt zu ihrem Job fahren möchte. Zwar staunt Jule nicht schlecht, als sich der Saal als schlichter Konferenzraum entpuppt und auch die übrige Band nicht anwesend ist, doch lässt sie sich von diesen kleinen Komplikationen nicht aus der Ruhe bringen. Sie spielt allein und hält abschließend, als ihr klar wird, dass hier definitiv eine Verwechslung vorliegen muss, eine imposante Rede, damit ihr Chauffeur nicht für seinen Fehler belangt wird. Schließlich musste sie, fern in der Heimat, ja auch schon jahrelang Reden für ihren Chef schreiben und so wickelt sie den Vorstand schnell um ihren Finger. Einer jedoch ist nicht so begeistert von seiner neuen Kollegin in der Chefetage und lässt sie seinen Missmut und Argwohn auch schnell spüren.
Nach der Konferenz wird Jule, zusammen mit ihren beiden Freunden Richard und Ada, die sie kurz zuvor während der mehrstündigen Flugreise kennenlernte, in eine überaus luxuriöse Unterkunft gebracht, die sogar einen hauseigenen Pool beinhaltet. Obwohl Jule am liebsten gleich wieder von dort fliehen möchte, lässt sie sich letztendlich von ihren beiden Freunden bequatschen, noch eine Weile zu bleiben und das Doppelspiel zu genießen. Schließlich scheint es so, als wäre die echte Julia Meyer entweder verschollen oder abgetaucht. Und womöglich hat die Firma, in der Jule Chefin wird, nur auf sie und ihre Fähigkeiten gewartet. Kann Jule, jetzt endlich zeigen, was schon immer in ihr geschlummert hat? Und ist das Interesse, das Chauffeur Carlos an Jule zeigt, echt?
Nachdem ich vor einiger Zeit Mia Sassens heiteren Roman „Ziemlich mitgenommen“, las, wollte ich mir unbedingt ihren neuen Roman zu Gemüte führen, da ich schon „Ziemlich mitgenommen“, witzig und berührend zugleich fand. Übrigens steckt hinter dem Pseudonym Mia Sassen die Autorin Maiken Nielsen, die auch bereits einige historische Romane, Jugend und Reiselektüre geschrieben hat.
Auch in ihrem neuen Roman steht wieder eine sympathische Romanheldin im Fokus, die sich am Scheideweg ihres Lebens befindet und sich darüber klar werden muss, was sie will und vor allem, ob sie sich wirklich weiterhin von ihrem Chef gängeln lassen möchte. Aber auch die Freunde, die sie im Flieger gen Mexiko kennen lernt, haben es in ihrem Leben nicht unbedingt einfach gehabt und sind genau wie Jule selbst, einsamen Außenseiter. Die drei schließen einen Pakt, wollen sich nicht mehr unterordnen und ihr Leben von nun an selbst in die Hand nehmen.
Ich fand, dass die Autorin das Oberthema des Buches, die Selbstfindung, wieder einmal gut und unterhaltsam zugleich umsetzen konnte. Und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Obwohl ich Jules Handlungen zwischenzeitlich etwas extrem fand (was aber viel zum Unterhaltungswert des Buches zuträgt), habe ich mich beim Lesen köstlich amüsiert und könnte mir auch gut eine Verfilmung dieses Romans vorstellen. Selbst eine kleine Love Story hat Mia Sassen eingebaut, die ganz ohne Kitschfaktor auskommt und sich gut macht. Wer Romane mag von Autoren wie beispielsweise Hans Rath, wird auch bei Mia Sassens Romanen ganz auf seine Kosten kommen, da ich den Humor und den Schreibstil der beiden als sehr ähnlich empfinde.
Kurz gefasst: Unterhaltender Selbstfindungsroman mit Herz und viel Humor