Potenzial ist da
Cover:
Ein schlichter, gräulicher Hintergrund mit dunklem Rahmen. Darauf in blutroter Schrift der Buchtitel und darunter ein rötlicher Handabdruck. An sich schreit dieses Cover in Kombination mit dem Titel ...
Cover:
Ein schlichter, gräulicher Hintergrund mit dunklem Rahmen. Darauf in blutroter Schrift der Buchtitel und darunter ein rötlicher Handabdruck. An sich schreit dieses Cover in Kombination mit dem Titel schon nach Thriller und lenkt den Blick auf sich. Kennt man dann den Inhalt, so liegt eine Vermutung, wessen Handabdruck das sein soll, nahe.
Ich mag besonders Cover wie dieses, die zunächst nur Genre-entsprechend gestaltet zu sein scheinen, um dann während dem Lesen langsam ihre tiefere Bedeutung zu enthüllen.
Inhalt:
Vorweg möchte ich anmerken, dass sich der Übersetzer hier einige Fehler erlaubt hat und Klappentext und Buch sich in einem entscheidenden Punkt widersprechen: dem Namen des Protagonisten. Laut Klappentext geht es um „Marcus Steps Craig“, der im Buch dann aber „Magnus Schritter Craig“ genannt wurde. Warum sein Spitzname in diese furchtbare deutsche Version umbenannt wurde, ist mir absolut nicht klar, vor allem weil andere englische Eigennamen beibehalten wurden. Ich werde im Folgenden trotzdem die Namen aus dem Buch verwenden, da ich mich an diese beim Lesen gezwungenermaßen gewöhnt habe.
Wie im Klappentext schon geschildert, hat Schritter eine besondere Gabe. Diese besteht darin, dass er den „Schein“ von Menschen sieht. Dabei ist der Schein so individuell wie ein Fingerabdruck und zeigt sich Schritter in Form von verschieden farbigem Leuchten, überall da wo ein Mensch stand, gegangen ist oder etwas angefasst und berührt hat.
Durch diese Gabe kommen Schritter und sein Kollege Jimmy einem scheinbar hochintelligenten Serienmörder auf die Spur, der außer seinem Schein keinerlei Spuren hinterlässt. So begibt sich das Team der STU auf die Jagd und wird dabei schon bald selbst zum Gejagten.
Fazit:
Der Inhalt klingt nach einem spannenden und innovativen Thriller, genau deshalb wollte ich dieses Buch auch lesen. In der Umsetzung sieht es leider etwas anders aus. Es gibt viele positive Aspekte, denen aber immer auch etwas Negatives gegenübersteht:
Wenn Kope eines kann, dann ist es perfekt ausgearbeitete Charaktere zu schaffen. Selbst die Nebencharaktere sind so liebevoll gezeichnet, dass man sofort Sympathien und Antipathien entwickelt. Da es sich um den Auftakt einer Reihe handelt, sind die Charaktere natürlich besonders detailliert beschrieben, immerhin soll der Leser eine Verbindung zu ihnen aufbauen und ihnen im besten Fall in weiteren Teilen folgen. Leider wird es hierbei manchmal zu detailliert und es gibt seitenweise Ausschweifungen auf die man bestens hätte verzichten können. Darunter leiden dann auch die Spannung und die eigentliche Ermittlung. So liebevoll wie die Charaktere gezeichnet sind, so „0815“ sind die Spannungselemente. Der Showdown mit dem Täter: vorhersehbar, ein in die Irre führender Schockmoment: durchschaubar, das Ende: lässt nur einen Schluss zu.
In der Ausarbeitung seines Falls hat Kope meiner Meinung nach zu sehr auf typische Stilmittel zurückgegriffen und so die ohnehin wenigen Spannungsmomente ungewollt entschärft. Besonders Schade finde ich das, weil ihm mit der Grundidee um die Gabe von Schritter etwas Neues eingefallen ist, was ich so noch nicht kannte und definitiv neugierig macht. Ob ich so eine Reihe über mehrere Bände hinweg verfolgen könnte, weiß ich nicht, da es doch wenig Spielraum lässt. Bei klassischen Ermittlern kann man als Autor besser variieren wie die verschiedenen Hinweise ans Licht kommen und man den Täter letztendlich überführt. Bei Schritter ist es doch immer so, dass er den Schein sieht und so den Täter identifizieren kann. Zumindest ist dies aktuell mein Eindruck, vielleicht werden wir hier im zweiten Teil auch überrascht.
Abschließend kann ich sagen, dass ich das Buch zwar nicht gelungen finde, aber auch nicht bedauere es gelesen zu haben. Kope verwendet sehr viel Zeit auf seine Charaktere, was den Fall und die Spannung vernachlässigt, gleichzeitig sind die Charaktere aber so tiefgründig dargestellt, dass sich das in gewisser Weise ausgleicht. Betrachtet man das Buch alleine, würde ich es definitiv nicht empfehlen. Hält man sich jedoch vor Augen, dass es sich um einen Reihenauftakt handelt, sieht das schon wieder anders aus. Durch Schritters Gabe ist die Story auf jeden Fall mal etwas Anderes in dem Meer von Thrillern und hat sehr viel Potenzial.
Ich hoffe, dass im zweiten Teil der Fall mehr im Mittelpunkt steht und Kope seinen Ideenreichtum auch für den Ausbau der Spannung nutzt, dann wäre ich durchaus geneigt ihm noch eine Chance zu geben.
„Körpersammler“ kann ich somit denjenigen die mal etwas Neues im Bereich Thriller lesen wollen empfehlen, vor allem hinsichtlich des moderaten Preises und der Kürze des Buches macht man damit nichts falsch. Nur allzu viel Spannung sollte man nicht erwarten und sich auf ausführliche Charakterbeschreibungen und –einführungen einstelllen.