Cover-Bild Das Kaff
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 269
  • Ersterscheinung: 09.03.2018
  • ISBN: 9783351037161
Jan Böttcher

Das Kaff

Roman

Familie, Freunde, Erinnerung? Darauf hat Architekt Michael Schürtz nie etwas gegeben. Er ist für die Karriere in die Großstadt gezogen und kehrt nur widerwillig für einen Bauleiterjob in seinen Heimatort zurück. Doch die Menschen kommen ihm näher, als er möchte. Und irgendwann muss er einsehen, dass er nie mehr war als das: ein Nobody aus einem Kaff in der norddeutschen Tiefebene. Und dass sein Leben hier und jetzt beginnen kann. »Mit viel Witz und leiser Wehmut erzählt Jan Böttcher von der Rückkehr ins Kaff als Rückkehr zum Ich.« Benedict Wells »Das Kaff zeigt eindrücklich die Unterschiede zwischen Stadt und Land, Oben und Unten, die kulturelle Kluft. Hier wird der Riss spürbar, der die Welt zurzeit spaltet. Wer die Gegenwart verstehen will, muss Jan Böttcher lesen.« Jan Brandt

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.03.2018

Heimkehr in die Provinz

0

Michael Schürtz, ein Berliner Architekt in den 40ern, kehrt nach Jahren in seine norddeutsche kleine Heimatstadt zurück, was er eigentlich nie wieder tun wollte und wo er jetzt einen Sommer lang einen ...

Michael Schürtz, ein Berliner Architekt in den 40ern, kehrt nach Jahren in seine norddeutsche kleine Heimatstadt zurück, was er eigentlich nie wieder tun wollte und wo er jetzt einen Sommer lang einen Job als Bauleiter angenommen hat. Erstaunlich ist, wie er schnell er, der sich als großspuriger Großstädter gibt und auf die Kleingeister des „Kaffs“ herabschaut, sich ebendort wieder einlebt. Und so wechseln sich Schilderungen über seine Re-Integration (Übernahme der Rolle eines Trainers der Fußballjugend, Treffen mit seinen Geschwistern und dem früheren Chef, Verhältnis mit einer Wohnungseigentümerin des von ihm betreuten Bauprojekts) und sein Leben als kleiner Rebell vor seinem Weggang ab. Eigentlich wird nur über banale, ganz normale Begebenheiten berichtet. Aber gerade darin kann sich der Leser gut wiederfinden. Am Ende verwundert es nicht, dass Michael eine völlig neue Meinung von den Kleinstädtern hat. Gefällig ist der leise, sarkastische Grundton der Geschichte.

Veröffentlicht am 09.05.2018

Kleinstadtleben

0

Micha hatte seinem Heimatort den Rücken gekehrt, aber ein Bauprojekt führt in wieder zurück. In diese Stadt mit all ihren Eigenarten.

Das Cover finde ich sehr ansprechend und es ist mir auch gleich ins ...

Micha hatte seinem Heimatort den Rücken gekehrt, aber ein Bauprojekt führt in wieder zurück. In diese Stadt mit all ihren Eigenarten.

Das Cover finde ich sehr ansprechend und es ist mir auch gleich ins Auge gefallen.

Der Ich-Erzähler Michael Schürtz nimmt den Leser mit in seinen Heimatort, wo er alte Bekannte und Familie wieder trifft. Doch das Leben in der Kleinstadt ist ihm fremd geworden. Ihm, der jetzt Berlin seine Heimat nennt.
Charakterlich kommt mir Micha wie jemand vor, der auf andere hinunterblickt, der seinen Vorteil sucht und mit den Leuten aus seiner Vergangenheit meist eigentlich nichts zu tun haben will, was sich in so einer kleinen Stadt aber nicht vermeiden lässt.
Die Nebencharaktere sind für mich schwer zu fassen. Manche haben zwar einen Anflug von Kontur, aber im Gesamten sind sie einfach zu flüchtig und geraten nicht lange genug in den Fokus des Ich-Erzählers um genug Substanz annehmen zu können.

Sprachlich ist das das Buch bildhaft, umschreibend und teilweise etwas eigen in seinem Aufbau und der Satzführung. Man muss beim Lesen genau aufpassen, sonst verpasst man etwas. Dies wäre an sich nichts schlechtes, denn es regt auch zum aktiven Mitdenken an, aber für mich fehlt es dem Text an Schwung, an Elan. Es plätschert eher so dahin, was auch dazu führt, dass die eigentlich kurzen Kapitel sich doch etwas in die Länge ziehen. Das Buch konnte mich nicht gefangennehmen und auch der Unterhaltungswert war kaum vorhanden.

So gerne ich Geschichten über Kleinstädte und ihre Bewohner mit all ihren Eigenarten und Besonderheiten lese, aber hier ist leider kein Funke übergesprungen. „Das Kaff“ war für mich eine Enttäuschung.

Veröffentlicht am 27.03.2018

Verwirrung im Kaff-Flair

0

"An Erinnerungen hat mich immer genervt, dass man sie nicht beherrschen kann." (S. 100)

So ganz wird man seine Heimat niemals los – diese Erfahrung macht auch Michael Schürtz, der eigentlich keineswegs ...

"An Erinnerungen hat mich immer genervt, dass man sie nicht beherrschen kann." (S. 100)

So ganz wird man seine Heimat niemals los – diese Erfahrung macht auch Michael Schürtz, der eigentlich keineswegs vorhatte, in das Kaff seiner Heimat zurück zu kehren. Er tut es trotzdem, für einen Job, aber ist das alles, was ihn dort hält?

Obwohl das, was ich als „Kaff“ bezeichnen würde, keine eigene Fußballmannschaft hätte und damit noch um einiges kleiner ist als das Kaff, das in diesem Roman beschrieben wird, konnte ich mich mit dem Titel doch direkt identifizieren. Hier wird genau das eingefangen, was das Gefühl meines Aufwachsens ausmacht und obgleich ich niemals das Bedürfnis hatte, aus der heimeligen Dörflichkeit auszubrechen, konnte ich mich tatsächlich in den Protagonisten Micha, der genau das energisch versucht hat, hineinversetzen.

Als etwas anstrengend habe ich das Geschwisterverhältnis zwischen Micha und seinem Bruder sowie seiner Schwester empfunden. Durch die Perspektive bekommt man nur den Blickwinkel von Micha selbst mit, doch von dort erschien es mir zwischenzeitlich, als ginge das einzige Problem von ihm selbst aus, als provozierte er die Konflikte beinahe vorsätzlich, wenn nicht bewusst, dann doch mindestens unterbewusst. Aber möglicherweise funktionieren alte Beziehungen, in denen eine Menge schiefgelaufen ist, auch einfach so, und am Ende ist keiner alleine verantwortlich.

Vieles an diesem Roman hat mir gut gefallen, auch wenn es mich im Endeffekt nicht auf die Dauer fesseln konnte. Dabei wäre das Potential durchaus da gewesen, da mir sowohl das Setting als auch der Stil und die Atmosphäre gut gefallen haben. Besonders schön fand ich es, das Gefühl zu haben, dass noch viel mehr hinter den alten Geschichten steckt, als wir erfahren. Das gibt dem Ganzen eine Tiefe, die einen nicht unerheblichen Teil des Reizes ausmacht.

Veröffentlicht am 13.03.2018

Back to the roots

0

Zurück zu seinen Wurzeln, nämlich in ein kleines norddeutsches Dorf, begibt sich Architekt Micha Schürtz nicht ganz freiwillig. Seit Jahren erfolgreich in Berlin ansässig und nahezu ohne Kontakt zur Heimat ...

Zurück zu seinen Wurzeln, nämlich in ein kleines norddeutsches Dorf, begibt sich Architekt Micha Schürtz nicht ganz freiwillig. Seit Jahren erfolgreich in Berlin ansässig und nahezu ohne Kontakt zur Heimat erhält er nun einen Auftrag zu einer Bauleitung ebendort. Er sagt sich, dass sein Aufenthalt nicht von langer Dauer ist.

Zumal seine beiden Geschwister noch dort ansässig hat, zu denen er in den Regel gar kein, in Ausnahmefällen ein sehr kompliziertes Verhältnis pflegt.

Aber eigentlich ist Michas Verhältnis zu allem im Dorf kompliziert oder zumindest komplex, so zu seinem ehemaligen Verein - er war in seiner Jugend ein begeisterter Fußballer - wie auch zu früheren Freunden.

Micha drückt es natürlich viel cooler aus, aber er fühlt sich seinem ehemaligen Umfeld bestenfalls fern. Um die Wahrheit zu sagen, er fühlt sich überlegen.

Ja, es ist eine Fassade, die zunächst präsentiert wird, eine Fassade, die im Handlungsverlauf zu bröckeln beginnt. Ob sie schlussendlich zusammenbricht oder aber wieder aufgebaut wird - oder ob ein ganz neuer Weg beschritten wird, das sollte der potentielle geschätzte Leser doch bitteschön selbst herausfinden.

Ein Buch, mit dem ich es mir nicht leicht gemacht habe, wahrlich nicht. Zwar konnt mich bereits das Thema "aus der Stadt zurück ins Dorf und was dann?" mich nicht so recht begeistern, zu sehr folgte der Autor aus meiner Sicht einem aktuellen Trend. Doch das hat mich bei Juli Zehs "Unterleuten", einem Roman, in dem das Dorf sozusagen als eigenes Universum fungierte, auch nicht gestört und so startete ich durchaus offen in die Lektüre.

Interessant ist die Perspektive des Ich-Erzählers, eben jenes Micha, der alles andere als ein neutraler Beobachter, sondern im Gegenteil sehr stark in alle Entwicklungen involviert ist. Das heißt, dem Leser wird Michas Geschichte auf einem sehr persönlichen Level übermittelt, wechselnde Stimmungen und Einstellungen des Erzählers inklusive.

Aber leider tat ich mich ziemlich schwer, in dieses Buch reinzukommen. Der Autor kann schreiben, sicher: der Charakter der erzählenden Person, also Micha, wird in seiner Entwicklung eindringlich transportiert. Was also fehlt? Ich empfand die gesamte Handlung als zu wenig packend, ich habe mich zwar ganz gut auf die Chraktere einlassen können, muss aber im Nachhinein sagen - so richtig spannend fand ich das nicht.

Irgendwann schlich sich mir der Gedanke ein, dass Jan Böttcher einem Trend der Um-die-Vierzig-Autorengeneration folgt: aus der Stadt auf das Land, in vielen Fällen zurück zu den Wurzeln. Ich habe eigentlich nichts gegen diese Welle, mag viele der Romane, wie bspw. "Leinsee" von Anne Reinecke oder auch das bereits erwähnte "Unterleuten", in dem die Thematik jedoch ungleich komplexer ist. Doch dieser Roman war nicht so ganz meines.

Ob es daran liegt, dass das Buch von einem Mann geschrieben wurde? Dass Fussball eine nicht gerade geringe Rolle spielt, wenn auch eher als Symbol für eine Zugehörigkeit?

Ich glaube nicht. Vielleicht fehlt mir nur ganz einfach der Zugang zu Jan Böttchers Gedanken und zu seinem Stil! Genau deswegen möchte ich andere Leser ermutigen, zu diesem Buch zu greifen und es vorbehaltlos auf sich wirken zu lassen. Es kann sehr gut sein, dass das Resultat ein ganz anderes ist als in meinem Fall!