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Veröffentlicht am 15.04.2018

Mit ganz viel Herz und liebevoll geschrieben

Wie Arthur Pepper sich vor seiner Nachbarin versteckte und am Ende doch sein Herz fand
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Seit es mehrere Bücher mit sehr langen Titeln gibt, lohnt es sich auch, diese besonders in Augenschein zu nehmen. Der Titel ist in dunkelblau auf hellem Grund geschrieben und darauf sind mehrere Sachen ...

Seit es mehrere Bücher mit sehr langen Titeln gibt, lohnt es sich auch, diese besonders in Augenschein zu nehmen. Der Titel ist in dunkelblau auf hellem Grund geschrieben und darauf sind mehrere Sachen abgebildet.

Arthur Pepper ist 69 Jahre alt und Witwer. Der Roman beginnt, als sich der Todestag seiner Frau zum ersten Mal jährt. Er ist ganz allein, obwohl er eine Tochter und einen Sohn hat. Aber beide sind schon nicht zur Beerdigung ihrer Mutter gekommen. Er trägt ihnen das nicht nach, sie werden bestimmt ihre Gründe gehabt haben, zudem lebt sein Sohn weit weg in Australien. Die Tochter allerdings kann ihn fast zu Fuß erreichen. - Ab und zu ruft sie ihn an, es sind jedoch irgendwie recht unpersönliche Gespräche. Arthur schiebt das darauf, dass seine Frau sich mehr um die Kinder gekümmert hat, als er schon durch seine Arbeit die Zeit dazu hatte

Doch am heutigen Tag geht es ihm so richtig "dreckig" und er vermisst seine geliebte Frau Miriam unendlich. Da klingelt es an der Tür. Es ist seine Nachbarin Bernadette, die sich, seit er allein ist, ab und an um ihn kümmert und etwas zu essen vorbeibringt. Doch diesmal macht Arthur sich ganz klein, damit Bernadette ihn nicht durch Fenster oder Tür sehen kann. Wahrscheinlich wird sie wohl wieder etwas vor der Tür abstellen.

Was tun heute, soll er seine tägliche Routine unterbrechen? Ja! Er nimmt sich vor, die Sachen seiner Frau in Säcke zu packen und wegzugeben. Er begibt sich die Treppe hinauf ins Schlafzimmer, öffnet den Kleiderschrank und verpackt die Bekleidung seiner verstorbenen Frau. In einem Stiefel ist ein herzförmiges Schmuckkästchen. Es bereitet ihm keine Mühe, es mit einem kleinen Dietrich zu öffnen.
Er findet etwas, das so gar nicht zu seiner Miriam gepasst hat: ein Bettelarmband. Auf einem steht eine Telefonnummer in Indien, Arthur ruft an. - Damit beginnt für Arthur Pepper eine abenteuerliche Reise in die Vergangenheit seiner Frau, denn er wird weitersuchen, woher die anderen Anhänger stammen.

Phaedra Patrick hat ein wundervolles Buch geschrieben über Zwischenmenschlichkeiten, Liebe, Verzicht, wundern und staunen. Wir erleben mit, wie aus dem Eigenbrötler Arthur Pepper ein reiselustiger und mutiger Mensch wird, der sich auch mal traut, Fremde anzusprechen; bei ihm nahe und näher stehenden Menschen geht er mehr aus sich heraus, bis er nicht mehr wiederzuerkennen ist. Eine solche Wandlung ist vielen Menschen zu wünschen.

Die Sprache des Romans ist sowohl bildhaft als auch sehr lebhaft, das Buch lässt sich sehr gut und flüssig lesen, man möchte es nicht aus der Hand legen.

Die Autorin kam auf die Idee, dieses Buch zu schreiben, als sie ihren Kindern ihr Bettelarmband aus der Kindheit zeigte und die Geschichten der einzelnen Anhänger erzählte.

Der Roman erschien im Verlag btb im Februar 2018. Er wurde aus dem Englischen übersetzt von Beate und Ute Brammertz.

Veröffentlicht am 08.04.2018

Wer jagt wen?

Die schwarze Dame
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Privatdetektiv Hogarts Vater ist ein enger Vertrauter des Chefs einer Versicherungsgesellschaft. Als diese eine Außendienstmitarbeiterin, die zudem noch die Nichte des des Chefs ist, in Prag "verliert", ...

Privatdetektiv Hogarts Vater ist ein enger Vertrauter des Chefs einer Versicherungsgesellschaft. Als diese eine Außendienstmitarbeiterin, die zudem noch die Nichte des des Chefs ist, in Prag "verliert", wird Hogard eingeschaltet.

Es geht um einen Versicherungsbetrug. Unersetzliche Bilder, die in einem Prager Museum untergebracht waren, sollen bei einem Feuer vernichtet worden sein.. Die vermisste Versicherungsdetektivin hatte bereits gemeldet, dass es sich allerdings um einen Betrug handele, die echten Bilder nicht verbrannt seien und sie auch die Beweise dafür habe. Aber jetzt fehlt jede Spur von ihr.

Trotz seiner Einwände, dass er keinerlei Ahnung von Kunst habe, erhält Hogard den Auftrag, sich nach Prag zu begeben und die Versicherungsdetektivin zu suchen. Es sei nicht seine Aufgabe, nach den Bildern oder dem Betrug zu forschen, die Versicherung wolle die Mitarbeiterin wiederfinden, diese habe ja alle Beweise.

Kaum in Prag angekommen, sticht er in ein Wespennest. Er sucht den Mann auf, der sich am meisten für Sammlerstücke interessiert, dieser , der "König von Prag" genannt, hat seine Finger jedoch überall drin und es kommt keiner in die Stadt, ohne dass er darüber informiert ist.
Bei diesem lernt Hogart eine Dame kennen, von der er jedoch seine Finger lassen soll, wie man ihm unmissverständlich und mit Körperkraft beim Verlassen des Grundstückes mitteilt.

Nichts desto Trotz lädt ihn eben diese Dame zum Essen ein. Er folgt dieser Einladung. Allerdings kommen die beiden nicht mehr zu ihrem gemeinsamen Essen, sondern stattdessen gerade eben mit dem Leben davon.

Er erfährt von ihr, dass in Prag ein Serienmörder gesucht wird, der seine Opfer verstümmelt. Hängen beide Fälle, die vermisste Versicherungsdetektivin und der Serienmörder, zusammen? Gott sei Dank hat die Privatdetektivin Ivona Markowic, die Dame, die ihn eingeladen hat, gute Verbindungen zur Polizei wie zur Maffia (dem König von Prag). Auch ihr Bruder und dessen Freund helfen den beiden.

Andreas Gruber hat einen Thriller um den Privatdetektiv Peter Hogart geschrieben, der den Leser mit ermitteln lässt. Kaum meint man, die richtige Spur aufgenommen zu haben, läuft man jedoch wieder gegen eine Wand. Der Spannungsaufbau ist einmalig gut, kaum denke ich, gut - und jetzt, was kann man noch unternehmen, hat einer der Protagonisten die zündende Idee.

Ich danke Andreas Gruber für diesen Thriller und freue mich auf die nächsten Romane, in denen "Peter Hogart ermittelt".

Veröffentlicht am 26.03.2018

Tiefgründig auf dem Weg zur Wahrheit

Der Fall Kallmann
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Leon hat seine Frau und seine Tochter bei einem Fährunglück verloren. Seine Bekannte Ludmilla schlägt ihm vor, in K. eine freigewordene Lehrerstelle für Schwedisch zu übernehmen. So zieht er sieben Monate ...

Leon hat seine Frau und seine Tochter bei einem Fährunglück verloren. Seine Bekannte Ludmilla schlägt ihm vor, in K. eine freigewordene Lehrerstelle für Schwedisch zu übernehmen. So zieht er sieben Monate nach dem Verschwinden seiner Familie dorthin und beginnt seine neue Anstellung in der Bergtunaschule - was soll er auch sonst machen, um aus der tiefen Trauer heraus zu kommen?

Ludmilla ist eine alte Bekannte von Leon und an der Bergtunaschule als Beratungslehrerin tätig. Bei uns sagt man dazu wohl eher Vertrauenslehrerin oder "sozialer Dienst". Sie ist sowohl für die Schüler als auch für die Lehrer zuständig. Eigentlich hatte sie ihren Vorschlag, dass Leon nach K. kommen solle, gar nicht so ernst gemeint, aber er hatte ihr halt so leidgetan.

Ein weiterer Lehrer, Igor (Mathematik und Naturwissenschaften), hatte wohl als einziger der Kollegen Kontakt mit Leons Vorgänger, mit dem beliebten Schwedischlehrer Kallmann.

Kallmann wurde im Deutschen Haus tot aufgefunden. Niemand weiß, ob es ein Unfall, Selbstmord oder Mord war. Die Polizei hat wohl die Ermittlungen eingestellt.

Ein Schüler, Charlie, hatte engeren Kontakt zu ihm. Zwei weitere Schüler bilden eine "Privatdetektei", um Licht ins Dunkel zu bringen. Das gleiche machen Leon, Ludmilla und Igor, nachdem Leon einen Stapel Tagebücher gefunden hat. - Kallmann behauptet darin, in den Augen anderer sehen zu können, ob diese Mörder sind. Hat er einen Mörder entlarvt, der ihn daraufhin ermordet hat?

Håkan Nesser schreibt in seiner bekannt subtilen Weise einen Roman, der immer mehr Fahrt aufnimmt und spannender wird. Wenn man glaubt, JETZT kommt die Lösung, wird man jedoch wieder enttäuscht. Der Roman beginnt im Sommer 1995 und endet nach einer langen Pause mit einer überraschenden Lösung im Frühjahr 2015.

Die Kapitel sind zeitgleich nach den einzelnen Protagonisten getrennt und in dort der Ich-Form geschrieben.

Zusammenfassend ist zu sagen, es ist immer wieder schön, einen so stimmigen Roman von dem hochdekorierten Schriftsteller zu lesen.

Das Buchcover lädt zum Lesen ein; der Roman erschien bei btb in der Verlagsgruppe Randomhouse,
ISBN 9783442757282

Veröffentlicht am 13.03.2018

Freundschaft geht über alles

Kleine Stadt der großen Träume
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Fredrik Backman schreibt in seinem neuen Buch "Kleine Stadt der großen Träume" von Freundschaft - Freundschaft in guten wie in ganz schlechten Zeiten.

Aber er schreibt auch über den Sport Eishockey, dem ...

Fredrik Backman schreibt in seinem neuen Buch "Kleine Stadt der großen Träume" von Freundschaft - Freundschaft in guten wie in ganz schlechten Zeiten.

Aber er schreibt auch über den Sport Eishockey, dem sich ein ganzes Städtchen verschworen hat. Die Juniorenmannschaft muss Meister werden, damit in die Stadt investiert wird, damit die Sponsoren "am Puck" bleiben.



Im Städtchen Björnstadt ist man für oder gegen Eishockey, man gehört zu den "Björnstädter Bären" oder nicht. Da macht es nichts aus, ob man arm oder reich ist. Doch in anderen Bereichen, nämlich bei den Eltern, beachtet man das sehr wohl.

Fredrik Backman schreibt über die Freundschaften von Erwachsenen aber insbesondere von Jugendlichen, 15- und 17-jährigen. Er berichtet uns, was diese Freundschaften aushalten können - und auch, wie schnell sie zerbrechen können.

Ich habe selten ein dermaßen fesselndes Buch gelesen. Die Spannung brennt in jeder Zeile.
Immer wieder war ich drauf und dran, zum Ende vorzublättern - doch ich habe es natürlich nicht getan. Ich habe jeden spannenden Satz ausgekostet. - Und am Ende fand ich es schade, dass das Buch schon ausgelesen ist.

Dieses Buch kann ich Euch ganz besonders empfehlen.

Veröffentlicht am 06.03.2018

Mord in der Normandie

Strandgut
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Benjamin Cors hat so eine besondere Note, seinen Roman immer wieder spannend zu halten. Häufiger zu Beginn manches Kapitels nimmt er dessen grob umschriebenes Ende vorweg, und macht damit uns Leser neugierig. ...

Benjamin Cors hat so eine besondere Note, seinen Roman immer wieder spannend zu halten. Häufiger zu Beginn manches Kapitels nimmt er dessen grob umschriebenes Ende vorweg, und macht damit uns Leser neugierig.

Nicolas ist als Personenschützer eines Politikers angestellt, als ihm in Cannes ein grober Schnitzer passiert. Daraufhin wird er von seinem Chef nach seinem Heimatort Deauville abgeordnet, um die dortige Polizei zu beraten. Im Casino in Deauville wird in wenigen Tagen der Gipfel stattfinden. Nicolas ist dort lediglich als Berater tätig und darf nicht eingreifen.

Da überschlagen sich die Ereignisse, die wahrscheinlich nichts mit dem Gipfel zu tun haben. Eine abgehackte Hand wird angeschwemmt. Ein alter Fotograf verschwindet vom Trawler seines Freundes, er ist wohl über Bord gegangen. Nicht zuletzt verschwindet ein Gast aus dem Hotel, in dem Nicolas' Mutter eine Boutique betreibt.

Nicolas wohnt über der Wohnung des vermissten Fotografen. Er findet in seinem persönlichen Briefkasten ein Bild mit einer Drohung, ähnliche landen bei der Polizei. Ist der Gipfel in Gefahr?

Abgesehen von einem seit drei Jahren andauernden persönlichen Trauma, ist Nicolas hilflos. Die Polizei von Deauville möchte seine Beratung nicht, sie möchte auch die neue Praktikantin nicht gerade jetzt beschäftigen. So sind sie froh, dass sich die beiden zusammentun.

Die Handlung wird immer spannender, man hat gar nicht damit rechnen können.

Benjamin Cors hat einen für den Leser atemlosen Roman geschrieben.

Ich empfehle diesen Roman sehr. Er ist der erste einer neuen Reihe mit dem Personenschützer Nicolas

Es wurde herausgegeben bei dtv, ISBN 978-3-423-21716-3

"Benjamin Cors ist politischer Fernsehjournalist und hat viele Jahre für die ARD Tagesschau, die ARD Tagesthemen und den Weltspiegel berichtet. Heute arbeitet er als landespolitischer Korrespondent für den SWR. Er ist Deutsch-Franzose und hat die Sommer seiner Kindheit in der Normandie verbracht. 2016 erhielt er den Friedrich-Glauser-Preis (Debut-Krimi-Roman)" (dtv)