Von der Vergangenheit eingeholt
Der Teufel im GlasAnna Grass ist von Hause aus Archäologin, keine ganz unbedeutende dazu. Nach einem schlimmen Erlebnis – erzählt im Vorgängerbuch – ist sie weder physisch noch psychisch ganz wieder hergestellt. Deshalb ...
Anna Grass ist von Hause aus Archäologin, keine ganz unbedeutende dazu. Nach einem schlimmen Erlebnis – erzählt im Vorgängerbuch – ist sie weder physisch noch psychisch ganz wieder hergestellt. Deshalb ist sie erschrocken und fasziniert zugleich, als sie bei einem kirchlichen Auftrag (unter dem Kreuzgang soll eine Fußbodenheizung verlegt und die alten Grabstellen umgebettet werden) die Leiche eines Paters findet, der wohl erst vor einen Tagen dort versteckt wurde.
Seine Leiche wurde mit alten Ritualen bestattet, die ein „Wiedergehen“ verhindern sollen. Anfangs wird Anna Grass von der Polizei als Sachverständige mit einbezogen. Bald muss sie aber erkennen, dass Major Kandler, eigentlich ein Freund, sehr gegen sie arbeitet. Wie überhaupt bei der Polizeiarbeit keine einheitliche Linie zu sehen ist und Paul hauptsächlich sich um private Befindlichkeiten kümmert. So begibt sich Anna immer wieder auf eigene Faust auf Indiziensuche, vor allem als ein zweiter Toter gefunden wird, Pater Michael war ihr ein guter Freund, er wird gekreuzigt in der Kirche entdeckt.
Der Körper ist genauso rituell platziert, wie Anna es in einem Vortrag erläutert hat. Nun waren beide tote Priester. Als Exorzisten haben eng mit der Psychiatrie zusammengearbeitet. dadurch ist Der bekannte Psychiater Kolma drängt Anna zur Zusammenarbeit, sie fühlt sich von ihm geradezu gestalkt, ist aber auch neugierig auf weitere Zusammenhänge.
Die Spuren führen tief in die österreichische Vergangenheit. Der Vater von Psychiater Kolma war der unrühmlich in die Nazizeit verstrickt, hat es aber auch im Nachkriegsösterreich weiter zu Ruhm gebracht. Ein sehr bedrückender und intensiv recherchierter Handlungsstrang.
Ich fand es aber ausgesprochen schade, dass Leser ohne Vorkenntnis des ersten Buchs ziemliche Kenntnislücken haben, es gibt keine erklärenden Rückblenden, keine Hinweise. Vielleicht ist das der Grund, dass ich die Handlungen und Charakterisierungen der Hauptperson nicht immer logisch fand.
Mich störten auch die kleinmaschigen Beziehung untereinander, alle Figuren, ob von der Polizei, kirchliche Würdenträger, Verdächtige oder Journalisten, waren miteinander verbandelt, verschwägert, oder befreundet. Auch da fehlte mir die Vorgeschichte des ersten Buches.
Das Schlusskapitel löst dann die Geschehnisse etwas überstürzt auf, schade.
Sehr gerne habe ich den leicht ironischen Tonfall gelesen, die ironischen Seitenhiebe auf die Wiener Gesellschaft, das rundet diesen spannenden Krimi