Das große Leben eines kleinen Mannes
Dieser Roman orientiert sich an der wahren Geschichte des 1739 geborenen polnischen Grafen Jozef Boruwlaski, der wegen seiner Körpergröße für Furore sorgte. Als er im Alter von neun Jahren von seiner Mutter ...
Dieser Roman orientiert sich an der wahren Geschichte des 1739 geborenen polnischen Grafen Jozef Boruwlaski, der wegen seiner Körpergröße für Furore sorgte. Als er im Alter von neun Jahren von seiner Mutter an eine reiche Adelige verkauft wurde, war er gerade mal so groß wie ein normaler Knabe bei der Geburt, und er blieb Zeit seines Lebens kleiner als einen Meter.
Dass ein solcher Winzling über jede Menge Charme und Esprit verfügte, in mehreren Sprachen parlieren sowie musizieren und tanzen konnte, versetzte die Menschen in Erstaunen und machte ihn zu einem gern gesehenen Gast in den Salons der Reichen, der auf seinen Reisen durch Europa diverse gekrönte Häupter bezauberte.
Doch fast alle, denen er begegnete, sahen in ihm nur eine Art Spielzeug oder Schoßhündchen, eine eigenständige Persönlichkeit mit eigenen Gefühlen und Wünschen mochte ihm kaum einer zugestehen.
Das Buch befasst sich also mit einem brisanten wie auch ergreifenden Thema und regt zum Nachdenken darüber an, wie Personen, die von der Norm abweichen, behandelt wurden und auch heute noch oftmals werden.
Der Erzählstil gefällt mir sehr gut, er wirkt irgendwie altertümlich und passt zur Handlung.
Man kann sich hervorragend in Jozef hineinversetzen, seine Frustration darüber, nicht für voll genommen zu werden und immer auf die Unterstützung anderer angewiesen zu sein, nachfühlen.
Es ist interessant, ihm auf seinem Lebensweg zu folgen, der sich an einigen historisch gesicherten Fakten orientiert, bei dessen Ausgestaltung sich die Autorin aber auch viel dichterische Freiheit genommen hat. Dabei sieht er sich einer Reihe von Problemen gegenüber, alles in allem widerfährt ihm deutlich mehr Negatives als Positives, die Grundstimmung ist dennoch selten wirklich bedrückend.
Allerdings ist der Titel nicht gut gewählt. Jozef entspricht nicht wirklich der Definition eines „Schelms“, der Originaltitel „Joujou“ (Jozefs Spitzname, der sich vom französischen Wort für Spielzeug ableitet) ist treffender.