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Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine Zeit der Umbrüche in Cornwall

Poldark - Abschied von gestern
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Der Autor Winston Graham beginnt den Roman „Poldark – Abschied von gestern“, der erstmalig 1945 erschienen ist, mit der Rückkehr von Ross Poldark aus Kriegsdiensten im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg ...

Der Autor Winston Graham beginnt den Roman „Poldark – Abschied von gestern“, der erstmalig 1945 erschienen ist, mit der Rückkehr von Ross Poldark aus Kriegsdiensten im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg 1783 ins heimische Cornwall. Ross findet eine veränderte Welt vor. Sein Vater Joshua ist verstorben. Sein Knecht Jud und seine Magd Prudie haben das Haus und den Hof verkommen lassen. Ein besonders herber Schlag für Ross ist, dass seine große Liebe Elizabeth mit seinem Cousin Francis verlobt ist. Er kommt nur schwer über diesen Verlust hinweg und wird während der schwersten Zeit von seiner Cousine Verity getröstet.
Um wirtschaftlich überleben zu können, eröffnet Ross unterstützt von Investoren eine Kupfergrube.
Man erfährt in diesem Roman einiges über das Leben sowohl der reicheren Bevölkerung als auch von Land- und Grubenarbeitern. Die gesellschaftlichen Umwälzungen sind sehr anschaulich beschrieben. Durch die angenehme Übersetzung lässt sich das Buch auch heutzutage flüssig lesen. Ich konnte sehr schön eintauchen in die Zeit der französischen Revolution im Süden Englands. Da es sich bei diesem Roman wirklich um eine Geschichte handelt, die sich mit hoher Wahrscheinlichkeit so hätte zutragen können und sich nicht wie in manchen anderen modernen historischen Romanen sich Zufall an Zufall reiht, kommt die Handlung etwas behäbiger daher und ist vielleicht nicht durchgehend als sehr spannend zu bezeichnen. Dennoch empfand ich dieses Buch nicht als langweilig und empfehle es Lesern, die gerne ruhigere, authentisch wirkende Gesellschafts- und Familienromane lesen mit 4 Sternen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zwischen Downton Abbey und Miss Marple

Die rubinrote Kammer
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Hauptfigur des Romans „Die rubinrote Kammer“ von Pauline Peters ist Victoria Bredon, die 19 jährige verwaiste Tochter eines bekannten Gerichtsmediziners. Victorias Mutter ist früh verstorben und Victoria ...

Hauptfigur des Romans „Die rubinrote Kammer“ von Pauline Peters ist Victoria Bredon, die 19 jährige verwaiste Tochter eines bekannten Gerichtsmediziners. Victorias Mutter ist früh verstorben und Victoria wurde von ihrem liebenden Vater für die Zeit um 1900 herum sehr freiheitlich erzogen. Ihr Vater entstammt altem Hochadel. Voctoria lebt mit ihrem Butler Hopkins in einer Londoner Wohnung, was ihrer Großtante Hermione, die sehr besorgt ist um das Ansehen der Familie, sehr widertrebt. Um finanziell über die runden zu kommen, fotografiert Victoria für eine Zeitung, was sich für eine junge Damen ebenfalls nicht wirklich schickt.
Durch geheimnisvolle Andeutungen von Sir Francis Sunderland, eines hochrangigen Mitarbeiters des Innenministeriums wird Victoria auf ein dunkles Geheimnis ihrer Familie aufmerksam. Als Sir Fancis als einzige Informationsquelle plötzlich stirbt, beginnt Victoria zusammen mit dem Butler Hopkins Nachforschungen anzustellen.
Vor dem historisch interessanten Hintergrund der Frauenbewegung der Suffragetten erlebt man die Aufklärung von Verbrechen und Geheimnissen. Gleichzeitig kommt es auch zu stimmungsvollen und knisternden Liebensmomenten und glanzvollen Auftritten bei Hofe.
Mir hat dieser wunderbar flüssig zu lesender historische Kriminalroman einiges zu rätseln aufgegeben. Der historische Hintergrund des London zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat mir sehr gut gefallen. Stellenweise waren es mir etwas zuviele Zufälle. Dennoch soll so ein buch ja in erster Linie spannende Unterhaltung bieten und das hat es auf jeden Fall getan.
Ich kann mit gut vorstellen, dass Victoria und Hopkins noch weitere Fälle ermitteln werden und vergebe diesem Start in eine vielversprechende Serie 4 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Handlung
  • Lesespaß
  • Cover
Veröffentlicht am 15.09.2016

Heiligt der Zweck wirklich alle Mittel?

Frevel im Beinhaus
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Diese Frage kann sich der Leser am Ende von „Frevel im Beinhaus“ stellen. Im Hause Burka wird es bald Nachwuchs geben. Adelina ist mit ihrem zweiten Kind hochschwanger. Das Lehrmädchen Mira und Griet, ...


Diese Frage kann sich der Leser am Ende von „Frevel im Beinhaus“ stellen. Im Hause Burka wird es bald Nachwuchs geben. Adelina ist mit ihrem zweiten Kind hochschwanger. Das Lehrmädchen Mira und Griet, die Tochter von Neklas Burka haben zueinander gefungen und unterstützen Adelina bei ihrer täglichen Arbeit in der Apotheke und beim Fertigen von Heilmitteln. Alles könnte schön und heiter sein, wenn nicht ein schrecklicher Mord seine Schatten über die Familie werfen würde. Ausgerechnet Neklas gerät unter Mordverdacht. Adelina versucht mit ihren Mitteln die Unschuld von Neklas zu beweisen und ihn aus dem Gefängnis zu befreien.
Da ich die Adelina Bände schon sehr lange kenne, waren mir die Figuren von Anfang an sehr vertraut und ich konnte schnell in die Geschichte eintauchen. Aber auch wer die Vorgängerbände nicht kennt, kann dieses Buch genießen, weil vorne ein ausführliches Personenverzeichnis den Einstieg erleichtert und die Kriminalfälle in sich abgeschlossen sind.
Ich empfand den Kriminalfall in diesem Band etwas gemächlicher als in den Vorgängern. Aber Langeweile kommt nicht auf, weil sich natürlich auch die Familie Burka weiter entwickelt. Am Ende wird es dann nochmal richtig spannend, so dass ich die letzten 50 Seiten in einem Rutsch lesen musste.
Ich vergebe diesem Buch 4 Sterne mit einer Empfehlung für Liebhaber mittelalterlicher Krimis. Für Adelina Fans ist das Buch natürlich ein Muss.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zwischen den Kulturen

Der goldene Sohn
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In dem Roman „Der goldene Sohn“ erzählt die Autorin Shilpi Somaya Gowda die Geschichte von Anil Patel, der in einem kleinen indischen Dorf aufwächst. Anil studiert Medizin und schafft es, dass er seine ...

In dem Roman „Der goldene Sohn“ erzählt die Autorin Shilpi Somaya Gowda die Geschichte von Anil Patel, der in einem kleinen indischen Dorf aufwächst. Anil studiert Medizin und schafft es, dass er seine praktische Ausbildung an einem großen Krankenhaus in Dallas absolvieren kann.
In einem anderen Erzählstrang wird die Geschichte von Leena verfolgt. Sie wächst im gleichen Dorf auf, ihre Eltern sind aber nicht so wohlhabend wie Anils Familie. Für Leena wird eine Hochzeit arrangiert. Ihr zukünftiger Mann soll ziemlich reich sein und da Leena eine sehr gute Tochter ist, käme es ihr nicht in den Sinn, sich gegen eine arrangierte Ehe mit einem ihr unbekannten Mann aufzulehnen. Schon nach kurzer Zeit wird klar, dass sie in der neuen Familie nie glücklich werden wird. Sie muss die Arbeit der Dienstmädchen und Köchin erledigen und wird von den Familienangehörigen mit Ausnahme zweier Kinder, überhaupt nicht als Person geschätzt.
Während Anil in den USA Fuß fasst und seine Karriere vorantreibt, muss Leena ihren Ehemann verlassen, was in Indien eine sehr große Schande bedeutet.
Die Autorin erzählt die beiden Erzählstränge sehr anschaulich. Die eingeführten Charaktere werden zusammen mit den jeweiligen Örtlichkeiten sehr gut beschrieben, so dass man eine sehr gute Vorstellung gewinnt. Die Welt von Leena hat mir persönlich etwas besser gefallen. Anils Arbeit im Krankenhaus fand ich ebenfalls sehr interessant und ich konnte es sehr gut nachvollziehen, wie er sich als kleiner unbedeutender Assistenzarzt gefühlt hat. Seine Privatleben mit seinen Mitbewohnern und Freunden hat mich jetzt nicht so fasziniert. Dennoch konnte ich auch diese Abschnitte sehr flüssig lesen.
Die Lebensgeschichten der beiden Hauptfiguren finden auf sehr gewinnende Art zueinander, es gibt nicht das platte Happy End, wie man es vielleicht erwarten würde. Dennoch geht es mir am Ende etwas zu glatt auf, aber das ist mein persönlicher Geschmack. Wer gerne Liebesgeschichten liest, Interesse hat an der indischen Lebensweise und ein gewisses Verständnis für medizinische Inhalte aufbringt, hat bestimmt viel Freude an diesem Roman.
Ich vergebe diesem Buch 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Abenteuer auf Yucatán

Das sprechende Kreuz
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Im Roman „Das sprechende Kreuz“ thematisiert Tereza Vanek den sogennanten Kastenkrieg, einen Unabhängigkeitskrieg der Maya Bevölkerung auf Yucatán im 19. Jahrhundert. Der Titel bezieht sich auf den Kult, ...

Im Roman „Das sprechende Kreuz“ thematisiert Tereza Vanek den sogennanten Kastenkrieg, einen Unabhängigkeitskrieg der Maya Bevölkerung auf Yucatán im 19. Jahrhundert. Der Titel bezieht sich auf den Kult, des sprechenden Kreuzes, der von den Rebellen, „Cruzoob“ genannt, praktiziert wurde.
Im Zentrum stehen zwei Schwestern österreichischer Herkunft, die in Valladolid einen Laden mit europäischen Spezialitäten führen. Johanna, die couragiertere der beiden, verliebt sich in einen Mexikaner, dem sie in den Dschungel von Yucatán folgt. Unklar über den Verbleib ihrer Schwester versucht Kornelia einerseits den Laden weiter zu führen und andererseits ihre Schwester zu retten.

Die Figuren und Handlungsorte sind sehr anschaulich beschrieben, so dass man sich die Stadt Valldolid in den Jahren um 1870 sowie die Protagonisten sehr gut vorstellen kann. Der historische Hintergrund ist sehr gut recherchiert, ohne dass der Roman Lehrbuch mäßig wirkt.

Der Roman zeichnet sich vor allem durch abenteuerliche Flucht- und Rettungsaktionen aus. Die Liebesgeschichte ist mit sehr viel Fingerspitzengefühl eingeführt und wirkt zu keinem Zeitpunkt übertrieben oder kitschig. Durch die überschaubare länge der einzelnen Kapitel und regelmäßige Perpektivwechsel bleibt die Spannung durchgehend hoch. Die schöne, flüssig zu lesende Sprache macht aus dem Buch eine hervorragende Reiselektüre.

Ich empfand den einen oder anderen Ausflug in den Dschungel für eine europäische Frau als eher unwahrscheinlich oder zumindest für eine bodenständige Frau wie Johanna äußerst leichtsinnig. Dennoch handelt es sich um eine spannende Geschichte, die sich so hätte abspielen können. Das Ende war für mich sehr positiv und überhaupt nicht voraussehbar, was das Buch schön abrundet.

Da ich mich durchwegs gut unterhalten fühlte, vergebe ich eine Leseempfehlung mit 4 Sternen.