Ein unblutiger Krimi mit Humor
Die 32-jährige Journalistin Katharina Rübchen erbt nach dem Tod ihrer Tante Marion ein Haus in Kleinhaulmbach. Eigentlich will sie die Liegenschaft möglichst schnell verkaufen, ist sie ja eine Stadtpflanze ...
Die 32-jährige Journalistin Katharina Rübchen erbt nach dem Tod ihrer Tante Marion ein Haus in Kleinhaulmbach. Eigentlich will sie die Liegenschaft möglichst schnell verkaufen, ist sie ja eine Stadtpflanze und kein Landei. Neugierige Nachbarinnen beäugen Katharina argwöhnisch und sprechen von einer Aufgabe, die sie nach dem Tod von Marion übernehmen soll. Alles recht vage. Keine spricht Klartext. Und so kommt es, dass die Fantasie der Reporterin mit ihr durchgeht, als sie ein altes Tagebuch findet. Dort beschreibt eine Frau namens Hilde, wie sie Frauen von ihren gewalttätigen Männern befreit.
Einen besonderen Kick bekommt die Geschichte als die Polizei wegen eines kürzlich verstorbenen (Ehe)Mannes nachfragt.
Katharinas Kopfkino beginnt sofort zu laufen. Sind ihre Vorfahrinnen Hilda und Tante Marion Mörderinnen?
Erwartet die weibliche Dorfgemeinschaft, dass sie diese Gepflogenheit fortsetzt?
Meine Meinung:
Ein recht amüsanter Land-Krimi, der allerdings auch ernste Themen, nämlich Gewalt und Niedertracht in der Ehe bespricht. Schön sind die Lebensumstände der Vergangenheit dargestellt, in denen Männer ihre Frauen als Eigentum betrachten, mit dem sie nach Belieben verfahren können. Doch diese Männer haben nicht mit der subtilen Wehrhaftigkeit von Kräuterfrau Hilda gerechnet.
Die Autorin bringt die düster aufgeregte Stimmung in Kleinhaulmbach gut zur Geltung. Zu Beginn weiß der Leser nicht, worin diese ominöse Aufgabe für Katharina besteht. Nach und nach lüftet sich das Geheimnis. Ein Immobilienhai will aus dem idyllischen Dorf eine Shopping-City machen.
Der Name des Immobilienspekulanten taucht bereits im Tagebuch Hildas auf. Auch der Altvordere hat mit ziemlich unlauteren Mitteln versucht, Grundstücke in seinen Besitz zu bekommen. Schließt sich hier der Kreis?
Die Protagonisten sind liebevoll gezeichnet. Alle haben so ihre Ecken und Kanten. Katharina wirkt trotz ihrer 32 Jahre manchmal wie eine Pubertierende, doch findet sie zu selbstkritischen Gedanken. Da ist zum Beispiel Nachbarin Mila, die auch nach Jahren als „Fremde“ im Dorf gilt, weil sie zugezogen ist. Oder Tierarzt Alexander oder Björn, Katharinas Chef und Lover in der Stadt. Das Match zwischen den beiden Männern hat mich sehr amüsiert. Vor allem als die Ziegen Björn Auto okkupiert und ruiniert haben.
Ach ja, die Ziegen. Marion hat Katharina drei Ziegen und einen Ziegenbock hinterlassen, die ihrer Leidenschaft, auszubüxen und in fremden Gärten Pflanzen zu fressen, genussvoll frönen. Und dann gibt es noch Herrn Hoppenstedt, den einzigen Vertrauten Katharinas – einen Kater.
Der Schreibstil ist humorvoll und verheißt einige frohe Lesestunden. Gut gefallen haben mir die Pflanzenporträts, die zwischen den einzelnen Kapiteln eingeschoben sind. Hier sind auch höchst giftige dabei wie Blauer Eisenhut oder Fingerhut. Vor der Verwendung dieser Pflanzen als Würze in Speisen wird eindringlich gewarnt!
Fazit:
Dieser Land-Krimi hat mich sehr gut unterhalten. Gerne gebe ich 5 Sterne.