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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.04.2018

Berührendes Thema, gut aufgearbeitet, jedoch mit einigen Längen

Der Pub der guten Hoffnung
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Sam und seine Frau Hannah erleben einen Schicksalschlag, der seinesgleichen sucht. Ihr Sohn und einziges Kind stirbt, aber nicht nur das er nimmt noch weitere Menschen
mit in den Tod (ich will nicht allzuviel ...

Sam und seine Frau Hannah erleben einen Schicksalschlag, der seinesgleichen sucht. Ihr Sohn und einziges Kind stirbt, aber nicht nur das er nimmt noch weitere Menschen
mit in den Tod (ich will nicht allzuviel spoilern).
Dieses Ereignis zerrüttet das ohnehin schon fragile Band, das ihre Ehe zusammenhielt, nun versucht jeder für sich die Geschehnisse zu verarbeiten.
Während sich Hannah zunächst komplett abkapselt ergreift Sam die Gelegenheit das (vermeintlich) verlassene Cottage eines Freundes in Irland als Zufluchtsort.
Aber das Cottage ist nicht verweist, dort wohnen eine junge Frau – Hope – mit ihrem Nichten und Neffen. Selber in eine Notsituation geraten, nutzten sie
wiederum das Cottage als Zufluchtsort.
Ich fand den Anfang der Geschichte fulminant, vor allem aufgrund der Vorgeschichte, die die beiden Hauptcharaktere aufzuarbeiten haben. Die Charaktere
und ihr Schmerz sind gut gezeichnet und man nimmt ihnen ihre Trauer ab, auch wenn man vielleicht manchmal nicht für jeden Weg Verständnis hat.
Die Entwicklung Sams in Irland ist ebenfalls einfühlsam gezeichnet und man kann selber die Hoffnung auf ein Weitergehen, auf ein neues Leben, die Sam ergreift,
sehr gut mitempfinden. Natürlich ist auch absehbar, dass sich eine Liebesgeschichte abzeichnet, das ist auch in Ordnung.
Allerdings wird dann irgendwann die Geschichte zu langatmig. Wahrscheinlich zu sehr aus dem Bemühen heraus, für jede Figur ein gutes Ende zu finden, werden immer
neue „Baustellen“ geöffnet, die dann irgendwann das ganze nur zu sehr in die Länge ziehen.
Da wäre mir für die ein oder andere Figur ein offenes Ende mit angedeutetem Ausblick lieber gewesen.
Dennoch ist es insgesamt ein schöner Roman, der niemals seicht ist, sondern schon allein aufgrund des Schicksalschlags der Protagonisten einen berührt und fesselt.

Veröffentlicht am 16.03.2018

Klea und ihr Kampf um Freiheit

Klea-Reihe / Klea und der Ruf der Freiheit
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Klea wächst als Tochter des Oberhaupts von Olbia auf. Doch ihr vermeintlich priviligiertes Umfeld gewährt ihr keine Freiheiten. Zu sehr ist sie zum einen den Zwängen einer Zeit unterworfen, in der Frauen ...

Klea wächst als Tochter des Oberhaupts von Olbia auf. Doch ihr vermeintlich priviligiertes Umfeld gewährt ihr keine Freiheiten. Zu sehr ist sie zum einen den Zwängen einer Zeit unterworfen, in der Frauen kaum Gehör finden und sich spätestens ab der Eheschließung fast ausschließlich nur in ihren Gemächern aufhalten dürfen. Zum anderen sorgt ihre Tante dafür, dass sie sich auch dort nie frei fühlen kann.
Der Charakter von Klea gefällt mir sehr gut, sie ist noch jung und zuweilen sorglos, entwickelt sich aber gut weiter. Nimmt in ihrer jungen Ehe dann Verantwortung wahr und stellt sich auch ihren Gefühlen. Über allen bleibt aber immer das was ihren Charakter im wesentlichen ausmacht, ihre große Freiheitsliebe, ihre Neugier und ihr Wissensdrang.
Auch die anderen Charaktere sind gut gezeichnet, aber manchmal nicht ganz so präzise wie Klea. Am ehesten noch ihre große Widersacherin, ihre Tante, ist als Gegenpol zu Klea noch umfassend(er) dargestellt.
Die Geschichte selber entwickelt sich gut, man ist gleich mittendrin in Geschehen und gerade am Anfang häufen sich die Ereignisse zu sehr. Vielleicht hätte man diese Kumulation etwas auseinanderziehen können, aber andererseits sorgt es tatsächlich auch dafür, dass man immer an der Geschichte dran bleiben will, ja fast schon muss.
Auch Kleas Gefühlswelt wird immer gut erklärt und man kann anhand der äußeren Geschehnisse ihre Entwicklung gut mitverfolgen. Die Ereignisse in ihrem Leben ziehen sie nicht runter, sondern prägen sie und bringen sie und die Geschichte voran.
Auch am Schluß des Romans häufen sich die Ereignisse und hinterlassen so ein zwar offenes Ende, aber auch eines mit viel Ausblick. Man ahnt oder vermutet zumindest, wie sich das ganze weiterentwickeln könnte.
Was mir etwas fehlt ist ein bißchen mehr historischer Hintergrund um die Zeit, in der der Roman spielt. Und auch zum Leben in der kleinen Provinzsstadt und vor allem das Zusammenleben mit den keltischen Ureinwohner hätte nach meinem Geschmack etwas mehr herausgearbeitet werden können.
Aber insgesamt ein spannender Roman, in dem eine starke Frau die Hauptrolle spielt, die man auf jeden Fall weiter begleiten will.

Veröffentlicht am 23.02.2018

Exzentrisch normal und normal verrückt - eine ganz besondere Familiensaga

Die erstaunliche Familie Telemachus
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Auch jetzt - zwei Wochen nachdem ich den Roman gelesen habe - kann ich ihn immer noch nicht so wirklich fassen. Um was geht es, die Coming of Age Geschichte des 14-jährigen Matty, der mitten in der Pubertät ...

Auch jetzt - zwei Wochen nachdem ich den Roman gelesen habe - kann ich ihn immer noch nicht so wirklich fassen. Um was geht es, die Coming of Age Geschichte des 14-jährigen Matty, der mitten in der Pubertät steckt und meint mit einem besonderen Talent gesegnet zu sein - aber meint das irgendwie nicht jeder Teenager?
Oder eine Mafiageschichte, in die der Familienpatriarch Teddy Telemachus freiwillig- unfreiwillig durch seine neue Bekanntschaft Graciella hineingerät.
Oder ist es die Geschichte seiner drei Kinder, die immer noch in der glorreichen Vergangenheit der Familie gefangen sind und sich von ihren jeweiligen Fähigkeiten zu befreien versuchen. Frankie, der Dinge bewegen kann, aber über keinen Geschäftssinn verfügt und von einer Pleite in die nächste gerät, Irene, die immer gleich eine Lüge erkennt und nicht in der Lage ist Beziehungen einzugehenund Buddy, der in die Zukunft schauen kann und bei dem am Schluß alles zusammenläuft.
Die Geschichte spielt in einem relativ kurzen Zeitraum von Juni bis zum 4. September 1995, wo alles im vom Buddy vorausgesehen Zap Day kumuliert, anschließend gibt es dann noch einen kleinen Ausblick in den Oktober hinein.
Die Kapitel sind immer einer der Hauptfiguren gewidmet, durch die Erzählung der aktuellen Geschehnisse und Schilderung der Ereignisse aus der Vergangenheit bekommt man einen guten Überblick in die Geschichte und die Beweggründe der jeweiligen Hauptfigur.
Die Charaktere sind nicht immer sympathisch (Teddy Telemachus hat leicht chauvinistische Züge, Frankie ist ein Verlierer, der vermeintlich immer nur an sich denkt, Matty ist ein pubertierender Teenager und die nerven ja irgend wie immer ), aber komplex gezeichnet, man lernt viele Facetten ihres Charakters kennen und man kann am Ende der Geschichte wirklich sagen, dass man sie kennengelernt hat und auch dass eine Entwicklung erkennbar ist.
Der Schreibstil ist insgesamt gut und flüssig, aber nicht wirklich mitreißend, die Geschichte entwickelt sich auch manchmal zu langatmig.
Die Zuspitzung dann der Ereignisse um den Zap Day herum ist dagegen gut gelungen und spannend gemacht. Auch gibt es einige Wendungen, die durchaus humorvoll und witzit sind.
Insgesamt ein Roman, der schwer zu fassen ist, die skurrilen Charaktere sind nicht immer liebenswert, die Vermischung verschiedener Genres (Mafiakrimi, Familiensage u.ä) führt mitunter zu etwas langatmigeren Passagen und trotzdem zuweilen mit viel Witz und Esprit und auch überraschenden Wendungen gespickt, so dass man beim Lesen doch wieder dabei bleibt. Im Prinzip entwickelt es sich wie ein Film oder eine Serie, bei der es mal Höhen und Tiefen gibt, aber man doch dabeibleibt, weil man wissen will wie es weitergeht.

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  • Fantasie
Veröffentlicht am 22.01.2018

Rasanter Thriller mit einigen inhaltlichen Schwächen

In eisiger Nacht
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„In eisiger Nacht“ ist der vierte Krimi von Tony Parsons, jedoch der erste der Reihe, den ich gelesen habe. Natürlich gibt es ein paar Anmerkungen, die sich vielleicht leichter mit Kenntnis der vorherigen ...

„In eisiger Nacht“ ist der vierte Krimi von Tony Parsons, jedoch der erste der Reihe, den ich gelesen habe. Natürlich gibt es ein paar Anmerkungen, die sich vielleicht leichter mit Kenntnis der vorherigen Romane erschließen, aber nach meinem Empfinden ist es nicht zwingend erforderlich diese vorher gelesen zu haben.
Zum Inhalt:
Das Thema ist durch die Flüchtlingsbewegung hochbrisant und wahrscheinlich noch länger aktuell: Menschen- und in erster Linie Mädchen-/Frauenhandel. So beginnt der Krimi auch in einer eisigen Nacht in Sarajevo, dem Ort in dem sich eine junge Frau von ihrem Bruder verabschiedet, in einen Transporter zu zwölf anderen Frauen steigt um nach England zu fahren um sich hier eine bessere Zukunft als Krankenschwester aufzubauen. Doch es geschieht ein tragischer Unfall, der Transporter ist ein Kühllaster und die Kühlung schaltet sich ein, so dass Detective Max Wolfe und seine Kollegen beim Auffinden des Lasters die Leichen von 12 Frauen treffen. Schnell ist den Ermittlern klar, dass eine dreizehnte Frau sich im Laster befand und die Suche nach ihr und den Drahtzieher dieses Verbrechens beginnt.
Der Krimi ist leicht zu lesen, der Schreibstil ist sehr angenehm und zumeist wird eine atemlose Spannung aufrecht gehalten. Erfrischend fand ich, dass Max Wolfe nicht dem gängigen Typus eines Detectives entspricht. Wer kennt sie nicht, die ewig sauertöpfischen und miesepetrigen Ermittler, die meist an gebrochenen Beziehungen und an irgendeinem Drogen- und Alkoholproblem leidet. Wolfe kommt ganz sympathisch und geerdet rüber und vor allem kümmert er sich, trotz der Belastung durch seinen bestimmt nicht leichten Job, als alleinerziehender Vater ganz liebevoll um seine Tochter.
Auf das Team um ihn herum bin ich natürlich auch hier zum ersten Mal gestossen und natürlich fehlen mir die Vergleichswerte aus den vorangehenden Romanen, so dass ich nur den Eindruck aus diesem Roman wiedergeben kann. Seine Partnerin Edie ist wesentlich jünger, mit einem verheirateten Mann liiert, offenbart Max zu Anfang des Romans ihre Schwangerschaft. Ich fand sie als Person schwer zu fassen, die Ereignisse um sie herum (ich will nicht zuviel spoilern) wirken eher listenhaft abgearbeitet, als dass sie sehr in die Tiefe gehen. Als handelnde Person würde ich sie eher in einer Nebenrolle als in einer wirklichen Partnerrolle sehen.
Nicht so gut weg kommt am Anfang die direkte Vorgesetzte von Max und dem Rest des Teams DCI Whitestone, die sich während eines Verhörs sehr unprofessionell verhält. Im Laufe des Romans erfährt man aber die Erklärung ihres Handelns, was aber nicht ihr Tun im allgemeinen rechtfertigt.
Insgesamt hat mir der Anfang des Krimis besser gefallen, der Schreibstil ist hier konsequent und die Geschichte ist rasant erzählt, bestimmt natürlich auch mit Hintergrund der brisanten Thematik. Ab etwa der Hälfte des Buches wird es nach meinem Empfinden erheblich schwächer, zu wenig wird über die Ermittlungsarbeit berichtet, dafür spielt der Zufall zu oft das Zünglein an der Waage.
Dazu werden mehrfach Erzählstränge eröffnet, die nichts mit der Geschichte zu tun haben oder auch doch und dann abrupt enden. Dass man mal eine falsche Finte legt ist ja als stilistisches Mittel durchaus gerechtfertigt, aber durch die Kumulation desselben wird es schnell langweilig und auch vorhersehbar.
Das wäre ein weiterer Kritikpunkt, die überraschende Wende fehlt irgendwie, im Prinzip ist alles vorhersehbar und man ahnt schon nach den ersten Seiten, wie der Krimi ausgeht.
Fazit:
Insgesamt handelt es sich bei „In eisiger Nacht“ um einen Krimi, der durch eine starke Anfangssequenz überzeugt, im Laufe der Geschichte jedoch einige stilistische und inhaltliche Mängel aufweist. Die Hauptfigur ist sehr sympathisch und mal eine schöne Abwechslung zum klassischen Bild eines Chefermittlers. Der Schreibstil gefällt mir insgesamt gut, trotz der inhaltlichen Schwächen bleibt man immer gut an der Sache und auch immer gut unterhalten. Ich werde mir die vorangehenden Fälle von Max Wolfe und seinem Team schon mal als Urlaubslektüre vormerken.

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Veröffentlicht am 19.01.2018

Gelungene Familiensaga

All die Jahre
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Die Geschichte beginnt 2009, Nora ist auf dem Weg zum Krankenhaus, wo ihr ältester Sohn liegt, der gerade tödlich verunglückt ist. Anhand der Gedanken, die ihr durch den Kopf gehen lernt man schon einige ...

Die Geschichte beginnt 2009, Nora ist auf dem Weg zum Krankenhaus, wo ihr ältester Sohn liegt, der gerade tödlich verunglückt ist. Anhand der Gedanken, die ihr durch den Kopf gehen lernt man schon einige Charaktere kennen.
Dann folgt der Rückblick ins Jahr 1957: Nora ist 21 als sie gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Nora Irland verlässt, um nach Amerika auszuwandern.
Die Schwestern sind grundverschieden, Teresa ist lebenslustig und fröhlich, aber auch belesen und klug. Nora dagegen hat nach dem Tod der Mutter, deren Rolle an den jüngeren Geschwistern übernommen. Sie kann nicht aus ihrer Haut und unterliegt den Zwängen ihres Umfelds und ihrer Zeit. Sie folgt ihrem Verlobten Charlie nach Amerika, sie liebt ihn nicht, aber sie muss und wird ihn heiraten. Für ihre Schwester wünscht sie dich eine bessere Zukunft, sie soll eine Ausbildung machen und unterrichten.
Doch Teresa wird schwanger von einem Mann, der sie nicht heiraten wird. Ende der 50er innerhalb der katholischen irischen Gemeinde ein Unding, ein Geheimnis, das nicht an die Außenwelt dringen darf.
Und so entscheidet Nora das Kind als ihres auszugeben und die Geschichte begleitet den Lebensweg der Schwestern und ihrer Familien. Das passiert abwechselnd durch die Darstellung der Gegenwart, die Vorbereitungen auf das Begräbnis und Rückblenden in die Vergangenheit.
Der Schreibstil ist klar und schnörkellos, fast wie die Protagonistin Nora, als stilistisches Mittel gefällt mir das ganz gut.
Was mir aber fehlt ist die Beschreibung der Personen, ich kann mich an keine ausführliche Personenbeschreibung erinnern, man weiß zwar, dass z.B. Patrick einen Schnauzer getragen hat, aber hat nicht das Bild vor Augen, wie ihn die Autorin sonst sieht. Die einzige Person, die ich lebhaft vor Augen hatte, war Charlie, sein Bild ist das komplexeste und er ist nach meinem Empfinden der sympathischste Charakter.
Das Ende bleibt offen, bis auf kleine Hinweise wie sich die Beziehungen entwickeln könnten, der Rest ist dem Kopfkino überlassen. Es wäre schön gewesen, wenn ein paar Geheimnisse mehr aus der Vergangenheit gelöst worden wären insgesamt jedoch eine wirklich gelungene Familiensaga, die es zu Lesen lohnt.