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Veröffentlicht am 18.03.2018

Glaube, Hoffnung, Liebe

Wer sein Herz riskiert
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1871 Nashville. Seit ihr Verlobter David vor einem Jahr bei einem Eisenbahnunglück starb, trauert die 25-jährige Alexandra Jamison um ihn. Ihre Familie ist in der Stadt hoch angesehen und sie wuchs behütet ...

1871 Nashville. Seit ihr Verlobter David vor einem Jahr bei einem Eisenbahnunglück starb, trauert die 25-jährige Alexandra Jamison um ihn. Ihre Familie ist in der Stadt hoch angesehen und sie wuchs behütet auf. Doch nun ist das Trauerjahr vorbei und ihr Vater will sie in eine arrangierte Ehe mit einem sehr viel älteren Mann zwingen, wohl auch, damit die Familie abgesichert ist. Alexandra hat allerdings andere Vorstellungen von ihrem zukünftigen Leben, möchte sie doch als Lehrerin arbeiten. Deshalb bewirbt sie sich kurzerhand an der Universität für Freigelassene. Als sie die Zusage erhält, stellt ihr Vater ihr ein Ultimatum, aber Alexandra weigert sich, den Wünschen ihres Vaters Folge zu leisten. Sie ist gezwungen, das Elternhaus ohne eigene Besitztümer zu verlassen und trifft auf den Eisenbahnbesitzer Sylas Rutledge aus den Nordstaaten, den Alexandra in den Geschäftsräumen ihres Vaters bereits kennengelernt hat und der sich in Nashville um den Bau einer neuen Eisenbahnstrecke bewirbt. Sylas schlägt Alexandra einen Deal vor: sie unterrichtet ihn in den geschäftlichen Gepflogenheiten der Südstaatler, während er sie dafür in Geld und Naturalien bezahlt. Während Alexandra ihren Unterricht an der Universität aufnimmt und sich immer mal wieder mit Sylas trifft, um ihn zu unterweisen, freunden sich die beiden an. Doch Alexandra kennt Sylas‘ Geheimnis noch nicht…
Tamera Alexander hat mit ihrem Buch „Wer sein Herz riskiert“ einen wunderschönen und gefühlvollen historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, warmherzig und gleichzeitig fesselnd; der Leser wird mit Beginn der Geschichte in eine längst vergangene Zeit katapultiert und darf in Begleitung von Alexandra und Sylas die damaligen gesellschaftlichen Werte und Weltanschauungen kennenlernen. Die Autorin hat die historischen Hintergründe sehr gut recherchiert und mit ihrer Handlung verflochten. Der amerikanische Bürgerkrieg war erst einige Jahre beendet, doch die Rassenproblematik immer noch ein großes Thema. Viele alteingesessene Südstaatenfamilien lebten immer noch mit dem Gedanken an die vergangene Sklaverei und behandelten Farbige wie Aussätzige oder Menschen niederer Klasse. Gleichzeitig versteckten sie sich unter dem Mäntelchen der Mildtätigkeit. Ein ebenso großes Thema, das die Autorin in ihrer Geschichte behandelt, ist das Recht auf Bildung, von dem Farbige kaum oder gar nicht profitierten. Der Ausbau des amerikanischen Eisenbahnnetzes findet sich ebenfalls als ein weiterer Blickpunkt in der Handlung wieder. Die Autorin weist in ihrem Nachwort darauf hin, dass sie in ihrem Roman einige historisch belegte Tatsachen verwendet hat, was die Geschichte noch lebendiger wirken lässt.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und punkten mit ihren individuellen Eigenheiten. Sie wirken durchweg lebendig und realitätsnah und der Leser kann sich mit ihren Gedanken, Gefühlen und Gewissenskonflikten gut identifizieren. Alexandra ist eine wohlerzogene junge Frau aus gutem Hause, die für ihre Träume kämpft und sich durchzubeißen versteht. Sie verweigert sich den Wünschen ihrer Eltern und ist gezwungen, mit sehr begrenzten Mitteln auszukommen, was sie ohne zu murren erträgt. Sie besitzt eine mutige Persönlichkeit, wobei sie insgeheim manchmal gern einen Rückzieher machen würde. Doch sie stellt sich den Herausforderungen und ihren eigenen Ängsten und wächst dabei über sich hinaus. Sylas Rutledge ist ein ungeschliffener Diamant: ein selbstbewusster Mann mit einer geheimnisvollen Aura. Er fühlt sich wohler in Jeans und Stiefeln als im Anzug, kümmert sich liebevoll um Pferde und vor allem seinen Hund. Gleichzeitig hält er die Augen und Ohren offen, ist hilfsbereit und zeigt mehr als einmal sein großes Herz. Sylas hat selbst einen großen Schicksalsschlag ertragen müssen und lässt keine Möglichkeit aus, Nachforschungen zu betreiben, um nicht nur sein Gewissen zu beruhigen, sondern auch jemandes Unschuld zu beweisen. Auch die weiteren Protagonisten wie z.B. Ella, Vinson oder auch Mr. White sind starke Persönlichkeiten, die mit ihrem Auftreten und ihren Dialogen die Handlung noch weiter aufgewertet haben.
Die Autorin hat den christlichen Aspekt sehr schön in ihre Geschichte eingearbeitet. Er strahlt durch stille Gebete, Liedertexte und Gesänge hervor und macht deutlich, in welch unterschiedlichen Arten sich Menschen an Gott wenden, um von ihm Hilfe, Zuspruch und Leitung zu erfahren. Die Themen Vergebung und Hoffnung sind hier die zentralen Themen.
„Wer sein Herz riskiert“ ist ein wunderbarer historischer Roman, der viele interessante Themenbereiche in sich vereint, die christliche Botschaft gefühlvoll vermittelt und gleichzeitig eine schöne Liebesgeschichte erzählt. Absolute Leseempfehlung für ein Buch, dass nicht nur unterhält, sondern auch tief ins Herz geht.

Veröffentlicht am 17.03.2018

Liebe zwischen den Welten

Save Me
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Ruby Bell hat keinen Sinn für Macht, Geld und Luxus. Sie ist ehrgeizig und träumt von einem Studium in Oxfort. Deshalb bleibt sie lieber unauffällig und konzentriert sich auf ihr Stipendium, das sie für ...

Ruby Bell hat keinen Sinn für Macht, Geld und Luxus. Sie ist ehrgeizig und träumt von einem Studium in Oxfort. Deshalb bleibt sie lieber unauffällig und konzentriert sich auf ihr Stipendium, das sie für das elitäre Maxton Hall College erhalten hat und wo sich die Reichen und Schönen die Klinke in die Hand geben. Leider gehört auch James Beaufort dazu, der all das verkörpert, was Ruby verabscheut. Er ist der Partykönig und Wortführer der Collegegemeinde schlechthin. Und ausgerechnet er wird Teil eines Veranstaltungskomitees, dem auch Ruby angehört. Als Ruby ein Geheimnis entdeckt, was besser nicht an die Öffentlichkeit geraten sollte, nimmt sich James ihrer an. Obwohl die beiden wie Feuer und Wasser sind und nichts gemeinsam haben, gibt es eine gewisse Anziehungskraft zwischen den beiden, die nach und nach immer mehr wächst. Wie wird Ruby damit umgehen?
Mona Kasten hat mit ihrem Buch „Save Me“ den ersten Band ihrer „Save“-Reihe vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, warmherzig und prickelt gleichzeitig. Die Autorin versteht es auf wunderbare Weise, den Leser in ihre Geschichten eintauchen zu lassen, wo er sich an der Seite interessanter Charaktere wiederfindet und ihnen bei ihren Gedanken, Gefühlen und ihrem Lebensweg folgen darf. Schauplatz ist diesmal ein Luxuscollege in England, wo sich die Sprösslinge reicher Familien die Klinke in die Hand geben und Jugendliche aus weniger betuchten Familien kaum zu finden sind bzw. nur über ein Stipendium der Zugang gewährt wird. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, so erhält der Leser Einblick sowohl aus der Sicht von Ruby als auch von James, was einen guten Rundumblick ermöglicht. Gleichzeitig erfährt er aus erster Hand, mit welchen Problemen sowohl James als auch Ruby zu kämpfen haben und wie ihre Träume aussehen. Mona Kasten deckt hier das gesamte Gefühlsbarometer ab, denn der Leser leidet mit den Protagonisten, freut sich für sie und hofft und bangt.
Die Charaktere sind liebevoll und detailliert ausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Sie besitzen Ecken und Kanten, wirken individuell und authentisch zugleich. Der Leser kann sich mit ihnen identifizieren und gleichzeitig mit ihnen träumen. Ruby ist eine sympathische und fleißige junge Frau. Sie hat schon lange einen großen Traum, auf den sie hinarbeitet und sich durch nichts ablenken lässt. Sie kommt aus einer liebevollen Familie, deren Werte nicht durch Geld und Oberflächlichkeit bestimmt werden, sondern auf Respekt und Achtung gründen. Ruby erkämpft sich ihre Position durch Zielstrebigkeit, dabei besitzt sie Humor und ein Herz am rechten Fleck. James kommt aus einer reichen Familie und musste sich nie Gedanken über irgendetwas machen. Er wirkt arrogant und überheblich, oftmals regelrecht unsympathisch, keine Party ist sicher vor ihm, um die Zeit totzuschlagen. Sein Leben wurde von seiner Familie schon bis ins kleinste Detail durchgeplant und verlangt von ihm, dies umzusetzen. Doch James hat auch eigene Träume und zeigt sein gönnerhaftes und snobistisches Verhalten nur nach außen hin, nach innen hat er bereits resigniert, denn er fühlt sich von den ihm auferlegten Zwängen regelrecht geknebelt. Auch die übrigen Protagonisten stützen mit ihren eigenen kleinen Episoden die Handlung und machen sie rundum gelungen.
Mit „Save me“ ist Mona Kasten ein sehr gelungener Auftakt für ihre neue Trilogie gelungen. Durch ein spannendes Finale ist der Leser gezwungen, bis zum nächsten Band auszuharren. Ein wunderschöner und romantischer, dabei keinesfalls oberflächlicher Liebesroman, der Sehnsucht nach mehr macht. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 11.03.2018

"Vergebung ist keine einmalige Sache. Vergebung ist ein Lebensstil." (Martin Luther King)

Mehr als nur ein Traum
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60er Jahre. Die 26-jährige Felicitas Jecklin ist eine Überlebende des Holocaust. Nachdem sie Verfolgung und Hass erdulden und sich oftmals verstecken musste, ist sie nun als Fotografin sehr erfolgreich. ...

60er Jahre. Die 26-jährige Felicitas Jecklin ist eine Überlebende des Holocaust. Nachdem sie Verfolgung und Hass erdulden und sich oftmals verstecken musste, ist sie nun als Fotografin sehr erfolgreich. Als sie einen Brief von einer Anwaltskanzlei erhält, dass sie Erbin eines Nachlasses in Amerika ist, wundert sie sich zuerst, denn sie hatte angenommen, dass alle anderen Familienmitglieder tot sind. Felicitas verlässt Deutschland mit dem Traum von einem Neuanfang im Gepäck und reist in die USA, um in Mississippi ihr Erbe anzutreten. Felicitas wähnt die Vergangenheit hinter sich. Als weltoffener Mensch hat sie keinerlei Berührungsängste und macht keine Unterschiede zwischen ihren Mitmenschen. Doch sie muss leider hautnah feststellen, dass hier ein schlimmer Kampf Weiß gegen Schwarz geführt wird. Gleichberechtigung gibt es nicht, der Rassenhass ist tief in den Herzen der Menschen verankert. Während Martin Luther King über seinen Traum von Freiheit spricht, wird die Welt um Felicitas zu einem Hexenkessel, der sich immer mehr hochschraubt und auch sie sich in Gefahr befindet…
Elisabeth Büchle hat mit ihrem Buch „Mehr als nur ein Traum“ einen sehr spannenden, vielschichtigen und gleichzeitig anrührenden historischen Roman vorgelegt, den der Leser, einmal begonnen, nicht mehr aus der Hand legen kann. Der Schreibstil ist flüssig und einfühlsam, aber er beschönigt auch nichts. Schon im Prolog wird der Spannungsbogen recht hoch angelegt und steigert sich innerhalb der Handlung immer mehr in die Höhe bis zum finalen Schluss. Die Geschichte erstreckt sich über einen Zeitraum von 1961 bis 1964, gleichzeitig verteilt sie sich auf drei Orte: Deutschland, Mississippi/USA und Vietnam. Die Autorin hat den historischen Hintergrund sehr intensiv und akribisch recherchiert und mit ihrer Handlung verwoben, wobei sie auch historisch belegte Personen in ihrer Geschichte auftreten lässt. Gleichzeitig lässt sie den Leser an vielen problematischen Themen teilhaben. Da geht es zum einen um den Rassismus in den USA, der Kampf Weiße gegen Schwarze und die Bewegung von Martin Luther King. Ebenso erwähnenswert zu der Zeit ist die Verbindung des Ku-Klux-Klans, der Angst und Schrecken verbreitet hat mit seinen brennenden Kreuzen und so manchen Gräueltaten und leider bis heute noch seine Anhänger hat. Zudem wurde zur damaligen Zeit die Anzahl der entsendeten Soldaten nach Vietnam erhöht, wo 1962 dort schon die ersten Luftangriffe auf die vietnamesische Bevölkerung stattfanden. Durch die grandiose Umsetzung der Autorin und durch ihren sehr eingängigen Erzählstil vermittelt sie dem Leser das Gefühl, Geschichte hautnah mitzuerleben.
Die Charaktere sind liebevoll und detailliert ausgestaltet, durch die individuellen Eigenheiten und persönlichen Schicksalen wirken sie sehr authentisch und lebendig. Der Leser kann sich mit ihnen identifizieren und mit ihnen leiden, fühlen, Freude empfinden oder auch Resignation, Wut und Hoffnungslosigkeit. Felicitas ist eine impulsive junge Frau, die bereits einen harten Überlebenskampf hinter sich hat, sich jedoch dadurch nicht unterkriegen ließ, mit ihrer offenen und ehrlichen Art dem Leben die Stirn bietet und positiv in die Welt schaut. Sie hat geht vorurteilsfrei auf die Menschen zu und macht keine Unterschiede zwischen Hautfarbe oder Religion. Felicitas ist hilfsbereit und strahlt eine Stärke aus, die bewundernswert ist. Landon Brown ist Deputy und eine örtliche Größe. Er wirkt meist undurchsichtig und lässt sich nicht in die Karten schauen. Er ist in Mississippi aufgewachsen und kennt die Bewohner der Stadt sehr genau. Birdie ist eine alte farbige Dame, die tief in ihrem Glauben verankert ist und für die Menschen in ihrer Umgebung immer ein offenes Ohr sowie hoffnungsspendende Worte bereit hat. Sie fasziniert durch ihre einzigartige Nächstenliebe und die große Gabe zu verzeihen. Auch die weiteren Protagonisten geben der Handlung mit ihrem Auftreten zusätzlich Spannung und machen die Geschichte rundherum perfekt.
Der christliche Aspekt in diesem Buch wird zum einen durch die eingestreuten Gebete deutlich. Doch es geht hier auch um Vergebung und um Hoffnung. Sehr eindrucksvoll sind die Szenen, die die Ungerechtigkeiten an der farbigen Bevölkerung zeigen und die getreu der Bibel immer auch noch die andere Wange hinhalten. Die Tiefe ihres Glaubens ist beeindruckend und zeugt von Stärke, Mut und dem Vertrauen in Gott.
„Mehr als nur ein Traum“ ist ein eindrucksvoller, historischer Roman, der so authentisch wirkt, dass er den Leser atemlos zurücklässt und noch lange nachhallt, nachdem die letzte Seite gelesen ist. Absolute Leseempfehlung für ein absolutes Highlight und eine unvergessliche Geschichte! Chapeau, Frau Büchle!

Veröffentlicht am 10.03.2018

Annies Engel

Drei Schwestern am Meer
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Katharina „Rina“ Kuhlmann ist endlich wieder auf Rügen, um dort zwei Wochen Urlaub mit ihrem Verlobten Daniel bei ihrer Oma Annie zu verbringen. Zu lange schon war sie nicht mehr hier. Annie hat Rina und ...

Katharina „Rina“ Kuhlmann ist endlich wieder auf Rügen, um dort zwei Wochen Urlaub mit ihrem Verlobten Daniel bei ihrer Oma Annie zu verbringen. Zu lange schon war sie nicht mehr hier. Annie hat Rina und ihre Schwestern vor 16 Jahren nach dem Unfalltod der Eltern bei sich aufgenommen und groß gezogen. Aber anstatt sich auf Erholung, Strand und Meer zu freuen, trennt sie sich noch am Ankunftstag von Daniel, der ihr erst einen Heiratsantrag macht, den Rina jedoch ablehnt, da seine Affäre mit einer anderen Ärztin ihr immer noch im Kopf rumspukt. Daniel ist gerade abgereist, als Oma Annie einen Herzstillstand erleidet und mitten im Haus zusammenbricht. Rina leitet sofort Wiederbelebungsmaßnahmen ein, und Oma Annie wird mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. Nach und nach treffen auch Rinas Schwestern Pia und Jana ein – endlich ist das Schwesterntrio nach langer Zeit wieder vereint. Während Annie sich im Krankenhaus erholt, finden die drei Frauen heraus, dass Oma Annie finanzielle Schwierigkeiten und sich auch mit ihrer Schwester Erika überworfen hat. Gleichzeitig versucht Rina herauszufinden, wieso Annie Herztabletten genommen hat und steht plötzlich dem neuen polnischen Inselarzt Miro gegenüber, der ihr bei den Nachforschungen hilft. Aber auch Jana und Pia benötigen Beistand, haben sie doch ebenfalls nicht gerade ein glückliches Händchen in ihren Beziehungen. Und zu allem Überfluss erfahren sie durch Zufall auch noch, dass Oma Annie ein altes Liebesgeheimnis hat, das auch auf ihr Leben Einfluss hat. Da muss man sich erst einmal mit Pfefferlingen und salzigem Karamell stärken, um all diese Informationen zu verdauen…
Anne Barns hat mit ihrem Buch „Drei Schwestern am Meer“ einen wunderschönen Roman über Familie, Geheimnisse, Freundschaften und die innige Beziehung zwischen Schwestern vorgelegt, der bereits durch ein wunderschönes farbenfrohes Cover zur Lektüre einlädt. Der Schreibstil ist herrlich flüssig, warmherzig und gefühlvoll, ab der ersten Zeile findet sich der Leser an der Seite von Rina wieder, erfährt hautnah von ihren Eindrücken, Gedanken und Gefühlen und begleitet sie durch eine turbulente Zeit mit ihren Schwestern und ihrer Oma, obwohl es eigentlich ein Urlaub sein sollte. Die Landschaftsbeschreibungen sind so plastisch und bildgewaltig, die schöne Insel Rügen mit ihren Kreidefelsen und den hellen Strandabschnitten samt der kleinen Muschelfundstücke hat man regelrecht vor dem inneren Auge und damit ebenfalls einen kleinen Kurzurlaub bzw. eine Auszeit vom täglichen Allerlei. Aber nicht nur mit gefühlvollen Dialogen und tollen Beschreibungen der Örtlichkeiten nimmt die Autorin den Leser für sich ein, sie macht ihm auch mit wunderbaren Rezepten den Mund wässrig, die im Buchanhang zum Nachmachen einladen.
Die Charaktere sind sehr liebevoll und detailliert ausgearbeitet und werden beim Lesen schnell zu guten Freunden, die man nicht missen möchte. Durch ihre individuellen Eigenheiten ergänzen sie sich auf wunderbare Weise und wirken sehr authentisch und wirklichkeitsnah. Rina ist eine sympathische Frau und die älteste der drei Schwestern. Sie plagt sich immer noch mit Schuldgefühlen in Bezug auf den Unfalltod ihrer Eltern. Sie wirkt sehr beherrscht und pragmatisch, dabei ist sie innerlich von Zweifeln geplagt, wie es mit ihr weitergehen soll. Pia ist Künstlerin und hat wie Rina gerade ihre Beziehung beendet. Jana, das Küken, studiert Psychologie und hat ebenfalls eine Beziehung, die zum Scheitern verurteilt ist. Aber Pech in der Liebe und die Sorge um Annie schweißt die drei Schwestern noch enger zusammen. Während der Dialoge puschen sie sich gegenseitig mit Ideen und beenden die Sätze des anderen, was ihre Verbundenheit noch stärker zum Ausdruck bringt. Oma Annie ist eine herzensgute Frau, die schon ewig ein Geheimnis mit sich herumträgt. Sie ist eine sehr gute Köchin, und hat mit viel Liebe ihre drei Enkelinnen aufgezogen, ihnen die richtigen Werte wie Zusammenhalt und Anstand beigebracht. Annies Freundin Thea ist eine gutmütige Frau, die nicht nur als Friseurin eine gute Figur macht, sondern auch wie eine Glucke über die drei Schwestern wacht und sie mit allem versorgt, was ihnen gerade Not tut. Miro ist ein sympathischer Arzt, der selbst einen großen Schicksalsschlag zu verkraften hatte und sich erst nach und nach davon erholt. Dabei hilft ihm der Zusammenhalt der Schwestern sehr. Auch die anderen Protagonisten wie Erika, Franzi und selbst Daniel tragen mit ihrem Auftritt zu einer rundum gelungenen und unterhaltsamen Geschichte bei.
„Drei Schwestern am Meer“ ist ein tolles Buch über Familie, Werte, Freundschaft, Liebe, Zusammenhalt und Verlässlichkeit, und Anne Barns einmal mehr ein Garant für tolle Unterhaltung. Die Geschichte wärmt das Herz und erhellt dunkle Stunden, sie macht süchtig nach mehr (Meer)! Absolutes Highlight und ein tolles Kopfkino! Eine Fortsetzung wird sehnsüchtig erwartet!!! Bis dahin sollte man alle im Buch enthaltenen Köstlichkeiten schon einmal auf Vorrat anlegen…

Veröffentlicht am 10.03.2018

Das Schicksal hängt am seidenen Faden

Das Leben ist ein Seidenkleid
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Maja lebt allein und arbeitet als Verkäuferin in einem Warenhaus, aber das fühlt sich einfach nicht richtig an. Sie liebt schöne Stoffe und hat tausend Ideen im Kopf, was sie daraus mit Nadeln und Faden ...

Maja lebt allein und arbeitet als Verkäuferin in einem Warenhaus, aber das fühlt sich einfach nicht richtig an. Sie liebt schöne Stoffe und hat tausend Ideen im Kopf, was sie daraus mit Nadeln und Faden zaubern könnte. In ihrer Freizeit fertigt sie Modellskizzen an und schlägt sich oftmals die Nacht um die Ohren, um etwas Neues für sich zu schneidern. Denn Kleider machen Leute und sind die Haut, die der Träger von sich zeigt. Maja träumt schon lange davon, ihre Mitmenschen mit der richtigen Kleidung auszustatten, doch das letzte Quäntchen Mut zur Selbständigkeit fehlt ihr einfach noch. An den Wochenenden fährt sie Essen für Senioren aus, und bei einer dieser Auslieferungen lernt sie Leonard kennen, einen alten Gentleman mit Stil und Charme, aber auch mit einer gewissen Traurigkeit, die Maja anrührt. Die beiden freunden sich an, und Maja erfährt, dass Leonard seiner Frau Luise hinterhertrauert, die ebenfalls ein großes Stilgefühl besaß und den schönen Dingen nicht abgeneigt war. Als Leonard Maja erlaubt, Luises altes Zimmer zu betreten, glaubt Maja sich im Himmel: es ist voll von alten Schätzen, Schnittmustern und wunderbarer Kleidung und den passenden Accessoires. Leonard nimmt Maja ein Versprechen ab, denn er hat in ihr etwas erkannt, was Maja Mut kosten wird…
Tanja Wekwerth hat mit ihrem Buch „Das Leben ist ein Seidenkleid“ einen wunderschönen und gefühlvollen Roman vorgelegt, der den Leser von der ersten Seite an bezaubert und auch dann noch nachhallt, wenn die letzte Seite gelesen ist. Der Schreibstil ist flüssig, poetisch und emotional. Schnell findet sich der Leser an der Seite von Maja wieder, die sich während eines Jobs, der sie nicht ausfüllt, in eine Welt träumt, die sie aufblühen lässt. Majas Gefühle und Gedanken liegen vor einem wie ein offenes Buch. Gleichzeitig lässt die Autorin die wunderschöne Welt der Schneiderei in ihrem Roman auferstehen, lässt ihre Protagonistin schon am Stoff erkennen, was man daraus so alles an herrlichen Dingen entstehen lassen kann. Bereits die Beschreibung der Stoffe ist so bildhaft, dass man diese vor dem inneren Auge regelrecht vor sich liegen sehen kann. Ob es sich um Schnittmuster, Knöpfe oder Stoffe handelt, die Kreativität entsteht im Kopf.
Die Charaktere sind sehr liebevoll und detailliert ausgearbeitet, sie alle wirken aufgrund ihrer individuellen Eigenschaften so realitätsnah und authentisch, dass der Leser das Gefühl hat, sie persönlich zu kennen. Maja ist eine sympathische und zurückhaltende junge Frau, die ihr Dasein in der Damenoberbekleidung eines Kaufhauses fristet, dabei hat sie tausend Ideen im Kopf für wunderschöne Kleidung. Ein Stück Stoff zaubert ein Leuchten in ihre Augen und setzt ihre Phantasie in Gang. Sie wünscht sich nichts mehr, als eigene Kreationen zu nähen und den Menschen ein neues „Kleid“ bzw. Outfit zu verpassen, in dem die sich wohlfühlen und das ihre Vorzüge herausstreicht. Doch leider fehlt Maja noch die nötige Courage, um ihre Träume zu verwirklichen. Leonard ist ein stilvoller älterer Witwer, der nicht nur gut kochen kann, sondern auch den gewissen Weitblick und eine Weisheit besitzt, die seinem Alter und seinen Erfahrungen geschuldet ist. Er ist Maja ein Mentor und väterlicher Freund, der sich um sie sorgt und ihr versteckt Ratschläge und Denkanstöße bietet, die nach und nach in Maja Wurzeln schlagen. Jack ist der Enkel von Leonard, der als Architekt erfolgreich ist, aber in der Liebe die Niete gezogen hat. Majas Mutter ist eine selbstsüchtige Frau, die gleichzeitig missgünstig auf ihre eigene Tochter ist und ihr durch ihre kalte und berechnende Art zu verstehen gibt, dass sie Maja nicht unterstützt. Auch die anderen Protagonisten wie Freundin Nora, die Seniorengruppe, Norbert Blüm oder auch ihre Vorgesetzte aus dem Kaufhaus bringen weiteres Leben in diese wunderschöne Handlung und machen aus ihr eine rundum gelungene Geschichte.
„Das Leben ist ein Seidenkleid“ ist ein wahres Kleinod – eine Cinderella-Geschichte, die aus Liebe, Freundschaft, Zusammenhalt und Träumen besteht und das Herz warm hält, wenn es draußen eisig kalt ist. Dieses Buch kann man immer wieder lesen und wird von der Handlung zutiefst berührt und wie von einer warmen Wolldecke eingehüllt. Absolute Leseempfehlung für ein Highlight! Chapeau, hier stimmt wirklich alles!