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Veröffentlicht am 24.03.2018

Wunsch nach Selbstbestimmung

Tulpenliebe
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17. Jh. Holland. Die 26-jährige Hester Falliaert stammt aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie und liebt nichts mehr als die Malerei, wofür sie auch ein großes Talent beweist. Zu gern möchte sie als Frau ...

17. Jh. Holland. Die 26-jährige Hester Falliaert stammt aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie und liebt nichts mehr als die Malerei, wofür sie auch ein großes Talent beweist. Zu gern möchte sie als Frau Mitglied in der Lukas-Gilde werden, was zur damaligen Zeit noch unmöglich war. Als ihr Vater stirbt, steht sie allerdings mit leeren Händen da und heiratet den Maler Christiaan Blansjaar, um abgesichert zu sein. Allerdings ist ihr Ehemann eifersüchtig auf ihr Talent und macht ihr das Leben zur Hölle, so dass Hester schon bald große Selbstzweifel plagen. Währenddessen schwingt sich in Holland der Handel mit Tulpenzwiebeln in ungeahnte Höhen und ein regelrechtes Handelsfieber bricht aus. Als Hesters Ehemann Christiaan ebenfalls davon angesteckt wird, wittert Hester ihre Chance…
Femke Roobol hat mit ihrem Buch „Tulpenliebe“ einen sehr unterhaltsamen und gleichzeitig spannenden historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, schnell gelingt es dem Leser, in das 17. Jahrhundert einzutauchen, um Hester kennenzulernen und sie bei ihren Gedanken, Gefühlen und ihrem beschwerlichen Weg hin zu ihrem Traum zu begleiten. Die Autorin hat gut recherchiert und den historischen Hintergrund schön mit ihrer Handlung verwoben. Sie gibt dem Leser einen guten Einblick in die damaligen gesellschaftlichen Gepflogenheiten, über den Tulpenzwiebelhandel sowie über das Leben der holländischen Künstler und die Wichtigkeit der Malerei. Ebenso wird die Stellung der Frau zu jener Zeit hervorgehoben, die als Künstlerin wenig bis kaum erfolgreich sein konnte, da es als reine Männerdomäne galt, künstlerisch tätig zu sein.
Die Charaktere sind sehr detailliert ausgearbeitet und mit individuellen Eigenheiten versehen, die sie sehr lebendig und realitätsnah wirken lassen. Hester ist in ihrem Alter eigentlich schon als alte Jungfer gilt. Sie ist künstlerisch sehr talentiert und hat den großen Traum, von ihrer Malerei selbstbestimmt leben zu können. Doch im 17. Jh. war man für solche Ansichten noch nicht reif genug und machte es den Frauen doppelt schwer. Obwohl sie den Tod des Vaters noch nicht ganz verkraftet hat, muss sie sich darum kümmern, wie sie überleben will. So kommt nur eine Heirat in Frage, auch wenn sie ihren Ehemann nicht liebt. Hester geht Kompromisse ein für die Absicherung. Leider entpuppen sich diese als völlig kontraproduktiv für sie selbst, und so mobilisiert sie mit Geduld und kluger Planung ihr Leben als Malerin. Christiaan ist Hesters Ehemann und selbst Maler. Er ist allerdings ein unbarmherziger und neidzerfressener Mann, der ein anderes Talent nicht neben sich duldet. Er denkt nur an sich selbst, ist egoistisch und übt Druck und seine Macht als Ehemann aus, um seinen Willen zu bekommen. Gleichzeitig ist er auch ein gieriger Mann, der nie genug zu haben scheint.
„Tulpenliebe“ ist ein spannender und sehr unterhaltsamer historischer Roman, der ein Sittengemälde Hollands im 17. Jahrhundert zeichnet und Einblicke gibt in die Welt der Künstler und den spekulativen Tulpenhandel. Für Historienfans auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 24.03.2018

Schicksalshafte Toskana

Der Mitternachtsgarten
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Lucy Whittaker hat die Nase voll von London, wo das Schicksal ihr nicht gerade wohlgesonnen war. Deshalb entscheidet sie sich für die ihr angebotene Stelle als Hausmädchen und reist dafür in die Toskana, ...

Lucy Whittaker hat die Nase voll von London, wo das Schicksal ihr nicht gerade wohlgesonnen war. Deshalb entscheidet sie sich für die ihr angebotene Stelle als Hausmädchen und reist dafür in die Toskana, um dort auf dem Castillo Barbarossa neu zu starten. Hauptsache, London liegt hinter ihr. Leider lässt sich ihre neue Arbeitgeberin Vivien Lockhart, eine einstmals berühmte Hollywood-Größe, erst einmal nicht blicken, sodass Lucy sich erst einmal mit deren Assistentin Adalina zufrieden geben muss und auf ein Zusammentreffen mit der geheimnisvollen Vivien noch warten muss. Als Lucy durch Zufall ein altes Tagebuch findet, ist ihre Neugier geweckt und sie beschließt, den Dingen auf den Grund zu gehen…
Victoria Fox hat mit ihrem Buch „Der Mitternachtsgarten“ einen unterhaltsamen und gleichzeitig spannenden Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd zugleich, der Leser findet sich schnell an der Seite von Lucy wieder und begleitet sie auf Schritt und Tritt, erfährt dabei ihre Gedanken und Gefühle und gleichzeitig erlebt er auch eine spannende Reise in die Vergangenheit ins Jahr 1972. Die Handlung wird in zwei Zeitebenen erzählt, die eine gibt die Gegenwart um Lucy wieder, die andere schildert die Vergangenheit von Vivien. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr bildhaft und geben dem Leser die Möglichkeit, in Gedanken in der wundervollen Toskana zu wandeln und sich wie auf einem Kurzurlaub in Italien zu fühlen.
Die Charaktere sind sehr differenziert angelegt und individuell ausgestaltet. Aufgrund ihrer Eigenheiten wirken sie sehr authentisch und realitätsbezogen. Lucy ist eine junge Frau, die noch Träume hat, aber in jüngster Vergangenheit sehr verletzt wurde, wodurch so mancher Wunsch zerplatzt ist. Sie ist hilfsbereit, offen und fleißig, aber auch sehr neugierig, weshalb sie natürlich in Dingen stöbern lässt, die sie eigentlich nichts angehen. Doch ihre Erkenntnisse helfen ihr dabei, ihr eigenes Leben neu auszurichten. Vivien ist eine geheimnisvolle Frau, die erst einmal nicht in Erscheinung tritt, sondern nur aufgrund der Tagebucheinträge lebendig wird. Sie wuchs in einem streng gläubigen Elternhaus auf und musste unter ihrem hartherzigen und brutalen Vater leiden, was sie dazu veranlasste, der Familie so schnell wie möglich den Rücken zu kehren. Sie baute sich unter vielen Schwierigkeiten eine Karriere in Hollywood auf und verliebte sich, doch leider stand diese Liebe unter keinen guten Stern, es kam zu einer Tragödie, die Vivien veranlasste, fortan zurückgezogen zu leben. Sie hat sich praktisch ein eigenes Gefängnis geschaffen. Adeline ist Viviens Assistentin und übt gleichzeitig nicht nur die Rolle der Vermittlerin zwischen Lucy und Vivien aus. Auch die übrigen Protagonisten steigern die Spannung der Handlung durch ihr Erscheinen.
„Der Mitternachtsgarten“ ist ein fesselnder Roman über dunkle Familiengeheimnisse, Schicksalsschläge, Liebe und Vergangenheitsbewältigung. Ein Buch für alle, die gern Geschichten über verschiedene Zeitebenen und unterschiedliche Lebenswege lesen und dabei selbst rätseln möchten, was am Ende wohl herauskommt. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 17.03.2018

Die Frauengang vom Chiemsee

Drei aus dem Ruder
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Die 50-jährige Gynäkologin Henriette, gerade von einem Unfall genesen, folgt dem Rat eines befreundeten Psychologen und entschließt sich zu einer Kur in einem Luxussanatorium für psychosomatische Krankheiten ...

Die 50-jährige Gynäkologin Henriette, gerade von einem Unfall genesen, folgt dem Rat eines befreundeten Psychologen und entschließt sich zu einer Kur in einem Luxussanatorium für psychosomatische Krankheiten in direkter Lage zum Chiemsee, die ihr auch die nötige Distanz zu ihrem Ehemann Georg und ihren bereits erwachsenen Zwillingen Gilda und Gabor gönnt und somit Zeit für Sinnfragen ermöglicht. Dort trifft sie auf die 40-jährige Fernsehköchin Coco von Kost und die junge wie kindlich wirkende Mieke. Während Mieke, schwanger von einem bereits verheirateten Mann, von allem total hingerissen ist, macht Coco ihr Bekanntheitsgrad zu schaffen und fühlt sich langsam von ihrem Erfolg überrollt. Sowohl Henriette als auch Mieke und Coco suchen nach Lösungen für ihre Probleme und lernen sich dabei immer näher kennen. Werden die Frauen zu Freundinnen und wie sehr sind sie bereit für einen Neubeginn?
Annette Lies hat mit ihrem Buch „Drei aus dem Ruder“ einen sehr unterhaltsamen Roman vorgelegt, der am Puls der Zeit liegt und die alltäglichen Probleme und Herausforderungen, die wir Leser uns allen stellen müssen, auf humorvolle und flüssige Art und Weise erzählt. Der Schreibstil ist eingängig und versprüht einen gewissen trockenen Humor, der manchmal leicht ins Sarkastische übergeht. Der Autorin gelingt es mit Charme und Witz, den Leser schnell in den Bann zu ziehen und an die Seite von Henriette zu stellen, aus deren Perspektive die Handlung erzählt wird. Die Beschreibungen der Klinik und der Umgebung sind malerisch und erinnern mehr an ein Ferienresort denn an eine sanatorische Einrichtung, wobei ja beides der Gesundheit und dem Wohlbefinden dient. Auch die Themen, die die Autorin anspricht, kommen aus dem alltäglichen Leben und beschäftigen viele Leser gleichermaßen. Da geht es um das eheliche Zusammenleben, wobei die Partner sich kaum noch etwas zu sagen oder Gemeinsamkeiten haben. Oder um Erfolgsdruck aufgrund eines gewissen erarbeiteten Bekanntheitsgrades. Die immer wieder auftauchende Frage ist: wie geht es jetzt weiter?
Die Charaktere sind sehr liebevoll und gemäß ihren individuellen Eigenheiten ausgearbeitet worden. Sie wirken durchweg wie Personen aus dem täglichen Leben, Menschen, die man auf der Straße trifft oder auch zu Nachbarn oder Freunden hat. Gerade deshalb kann der Leser sich sehr gut mit ihnen identifizieren. Henriette ist eine sympathische und patente Frau, die sich jahrelang um Mann und Kinder gekümmert hat. Sie verbreitet Optimismus, dabei ist sie innerlich zerrissen, denn sie hadert mit ihrer Situation. Jahrelang hat sie sich von ihrem Ehemann bevormunden und unterbuttern lassen. Dabei ist sie eine gute Ärztin und hat alles andere noch nebenbei gewuppt. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, wo bei ihr das Maß voll ist und sie einen Ausweg sucht. Coco ist eine Frau, die unter ihrem Bekanntheitsgrad leidet, der sie immer mehr in ihrem Handeln einschränkt. Nach Außen gibt sie sich schlagfertig und zynisch, oftmals auch verletzend und wie ein Snob. Aber damit will sie die Welt nur auf eine falsche Fährte locken. Mieke, das Küken in diesem Dreiergespann, ist fröhlich und noch ein junger Hüpfer. Allerdings leidet sie unter gewissen Zwängen, die sie nicht unter Kontrolle hat. Noch dazu ist sie schwanger, und der Gedanke an ein Kind macht ihr Angst. Die weiteren Protagonisten wie z.B. der Segellehrer oder auch Henriettes Ehemann bringen weitere Spannung in die Handlung und beleben sie zusätzlich.
„Drei aus dem Ruder“ ist ein rundum gelungener und dabei spritziger Frauenroman mit handfesten Charakteren und Themen, die tagtäglich jeden von uns beschäftigen. Eine Geschichte mit Augenzwinkern, aber auch mit einem Tritt in den Hintern für den, der es nötig hat. Eine absolut verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 04.03.2018

„Blumen sind die Liebesgedanken der Natur“ – Bettina von Arnim 1785-1859

Die Kamelien-Insel
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Seit mehr als 10 Jahren sind Sylvia und Holger verheiratet und leben in einer der besseren Stadtteile Münchens. Sie ist eine erfolgreiche Unternehmensberaterin und er arbeitet als Immobilienmakler. Über ...

Seit mehr als 10 Jahren sind Sylvia und Holger verheiratet und leben in einer der besseren Stadtteile Münchens. Sie ist eine erfolgreiche Unternehmensberaterin und er arbeitet als Immobilienmakler. Über die Jahre haben sich die beiden auseinandergelebt, die Karriere war immer wichtiger als ihre Beziehung. Eines Tages erfährt Sylvia, dass sie nach dem Tod einer Tante eine Insel in der französischen Bretagne geerbt hat. Holger möchte diese schnellst möglichst verkaufen, doch vorher will Sylvia das Erbe in Augenschein nehmen und reist nach Frankreich. Kaum dort angekommen, fühlt sich Sylvia angekommen an diesem wunderschönen Fleckchen Erde und möchte sich davon nicht trennen. Als sie den Inselgärtner Mael kennenlernt, ist es Liebe auf den ersten Blick, was ihren Entschluss noch bestärkt, das Erbe zu behalten. Doch ihr Ehemann will den Verkauf so schnell wie möglich über die Bühne bringen ohne Rücksicht auf Verluste oder seine Ehefrau. Wird Sylvia sich gegen Holger durchsetzen und die Insel behalten können?

Tabea Bach hat mit ihrem Buch „Die Kamelieninsel“ einen sehr unterhaltsamen Roman vorgelegt, der den Leser gedanklich an einen zauberhaften Platz in Frankreich entführt und an einer spannenden Geschichte teilhaben lässt. Der Schreibstil ist flüssig, gefühlvoll und bildhaft, schnell findet sich der Leser an der Seite von Sylvia wieder, begleitet sie auf Schritt und Tritt und hat dabei die Möglichkeit, ihre Gedanken und Gefühle hautnah mitzuerleben. Die Landschaftsbeschreibungen sind so bildgewaltig und farbenfroh, sie lassen vor dem inneren Auge eine wunderbare Gegend entstehen, die den Leser während der Lektüre konstant begleitet und ihm das Gefühl von Wind in den Haaren, den Geruch des Meeres in der Nase sowie umweht vom Duft der Kamelien vor Ort zu sein. Die Spannung wird gemächlich aufgebaut und steigert sich im Verlauf der Handlung langsam bis zum finalen Schluss.

Die Charaktere sind sehr schön ausgestaltet und in Szene gesetzt worden. Sie alle besitzen individuelle Eigenheiten und wirken aufgrund dessen sehr realitätsnah und authentisch. Sylvia ist eine sympathische Frau, die die letzten Jahre karrieretechnisch durchs Leben gehetzt ist. Sie hat sich an einen gewissen Lebensstil gewöhnt und sich ebenso im Zusammenleben mit ihrem Ehemann Holger eingerichtet. Doch wirklich glücklich wirkt sie nicht. Die Ehe ist nunmehr eher eine Zweckgemeinschaft, Gefühle sind da kaum noch vorhanden. Zu Beginn wirkt Sylvia oftmals naiv und unbedarft, fast zu gut für diese Welt, was man bei einer Geschäftsfrau nicht vermutet, doch sie vertraut auf ihren Ehemann und kann sich gar nicht vorstellen, dass der sein eigenes Süppchen kocht und keinen Gedanken an sie verschwendet. Aber je länger Sylvia sich in Frankreich aufhält, umso mehr entwickelt sie sich in eine selbstbewusste und starke Frau, die sich nichts vormachen lässt und die an ihren Träumen und Wünschen festhält, um diese zu verwirklichen. Holger ist ein egoistischer und selbstverliebter Mann, der nur an seinen eigenen Vorteil denkt und dem es völlig egal ist, wen er dadurch verletzt. Er lügt und betrügt, um seine Ziele zu erreichen. Solenn ist eine misstrauische Frau, die die Dinge beobachtet und sich nichts vormachen lässt. Oftmals wirkt sie ziemlich unterkühlt und ablehnend, doch sie hat ein gutes Herz und steht den Menschen zur Seite, die sie in ihr Herz geschlossen hat. Mael ist ein eher undurchsichtiger Mann, der sich um die Inselgärten kümmert. Er wirkt immer so, als trage er ein Geheimnis mit sich herum und gibt sich eher distanziert, wenn auch freundlich. Auch die übrigen Protagonisten geben der Handlung durch ihre kleinen Episoden zusätzliche Impulse.

„Die Kamelieninsel“ ist ein wunderschöner Unterhaltungsroman, der neben Intrigen, Verrat, Verlust und Freundschaft auch eine Liebesgeschichte beinhaltet. Eine Leseempfehlung für all jene, die sich gern beim Lesen an ferne und zauberhafte Orte träumen, um dort aufzutanken!

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Veröffentlicht am 03.03.2018

Die Wahrheit liegt in der Vergangenheit

Die Mitternachtsschwestern
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Die Berufstaucherin Willows ist rund um den Globus unterwegs. Die Unterwasserwelt übt von jeher eine Faszination auf sie aus. Vielleicht liegt es auch daran, dass sie ihre Eltern durch ein Schiffsunglück ...

Die Berufstaucherin Willows ist rund um den Globus unterwegs. Die Unterwasserwelt übt von jeher eine Faszination auf sie aus. Vielleicht liegt es auch daran, dass sie ihre Eltern durch ein Schiffsunglück verlor, als sie noch ein Kind war und danach bei ihrer Tante Hope aufwuchs, zu der sie aber nie eine enge Beziehung hatte. Schon lange versucht sie, mehr über ihre Mutter Charity und ihren Vater herauszufinden, aber ihre Tante gibt nur spärlich Informationen preis, was auch ein Grund für ihre Entfremdung ist. Eines Tages folgt Willow einer Einladung zu einer Fotoausstellung über Unterwasserwälder. Der Fotograf war ein alter und enger Freund ihrer Mutter. Willow, die neugierig geworden ist, beginnt im Leben ihrer Eltern und vor allem ihrer Mutter nach der Wahrheit und vor allem nach Antworten zu suchen. Dafür taucht sie sogar nach dem alten Schiffswrack, auf dem ihre Eltern ihr Leben verloren haben. Der Fund einer Handtasche und einer Halskette werfen immer mehr Fragen auf. Waren ihre Eltern glücklich, oder hatte ihre Mutter einen Geliebten? Nach und nach versucht Willow, das Puzzle über ihre Familie zusammenzusetzen…
Tracy Buchanan hat mit ihrem Buch „Die Mitternachtsschwestern“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der durch gekonnt miteinander verknüpfte unterschiedliche Zeitebenen einiges an Spannung aufbaut und mit einer überraschenden Auflösung besticht. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, zudem etwas mystisch und düster angehaucht. Dem Leser wird es leicht gemacht, regelrecht in die Geschichte einzutauchen. Die Handlung wird in zwei verschiedenen Perspektiven erzählt, die eine behandelt die Gegenwart um Willow und ihre Suche, die andere schildert die Geschehnisse in der Vergangenheit um die drei Schwestern Charity, Hope und Faith. Durch das Verweben von Gegenwart und Vergangenheit ist der Leser Willow immer einen Schritt voraus, wird jedoch selbst vom Finale überrascht. Die Beschreibung der einzelnen Tauchgänge und auch der Unterwasserwelt sind sehr farbenfroh und lassen Bilder im Kopf entstehen.
Die Charaktere sind sehr detailliert ausgestaltet und mit Leben versehen. Sie wirken durchweg authentisch und realitätsnah. Willow ist eine sympathische junge Frau, die bis heute den Tod ihrer Eltern nicht wirklich verarbeitet hat. Zu viele Geheimnisse stehen dazwischen, die Willow unbedingt lüften möchte. Sie ist stur und eine Kämpfernatur, gleichzeitig ist sie neugierig, freundlich und hat ein Herz. Willows Mutter Charity wirkt erst noch recht oberflächlich und naiv, doch je mehr der Leser von ihr erfährt, umso interessanter wird sie, denn sie verbirgt ihre wahren Gefühle hinter einer Maske, die sie ihren Mitmenschen zeigt. Schmerz und Verletzungen lässt sie sich nicht anmerken und täuscht damit jeden in ihrem Umfeld. Gleichzeitig ist sie eine Frau mit vielen Träumen. Hope, Charitys Schwester, ist eine undurchsichtige Person, die erst einmal nicht sehr sympathisch wirkt. Sie ist all die Jahre in ihrem Heimatort geblieben und führt dort ein Café. Sie konnte Willow die verlorene Familie nicht ersetzen, gleichzeitig hatten die beiden Schwierigkeiten, eine engere Bindung miteinander aufzubauen. Hope ist eine Geheimnisträgerin, die nur widerwillig Informationen preisgibt, allerdings ist sie auch eine einsame Frau, die sich selbst nach Nähe sehnt. Niall ist ein alter Freund aus der Kindheit der drei Schwestern, dessen Auftauchen in der Gegenwart Willow dazu bringt, sich endlich auf die Suche nach der Wahrheit zu machen.
„Die Mitternachtsschwestern“ ist ein durchweg spannender Roman über Familiengeheimnisse, Verlust und Schmerz sowie über die Suche nach der Wahrheit. Die geschickte Mischung aus Gegenwart und Vergangenheit lassen die Geschichte nie langweilig werden. Eine Leseempfehlung für alle, die gern Geheimnisse aufdecken!