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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.04.2018

Einblicke in die russische Kultur der 90-er Jahre

Blasse Helden
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„Blasse Helden“ von Arthur Isarin gibt einen Einblick in die russische Gesellschaft der 1990er Jahre.

Der 32-jährige Anton begibt sich aus Deutschland nach Russland um sich dort für den Unternehmer Paul ...

„Blasse Helden“ von Arthur Isarin gibt einen Einblick in die russische Gesellschaft der 1990er Jahre.

Der 32-jährige Anton begibt sich aus Deutschland nach Russland um sich dort für den Unternehmer Paul Ehrenthal um das Kohlegeschäft zu kümmern. Er erhofft sich ein lockeres und entspanntes Leben. Als Ausländer ohne politische Meinung und moralische Bedenken wird nicht viel von ihm erwartet und er kann sich treiben lassen. Schnell kann er seine neue Freiheit und den Luxus dort genießen. Das Russland der 90-er Jahre ist dekadent und die Diskrepanz zwischen der Oberschicht und dem Volk riesig. Aber die Zeiten ändern sich, Anton muss sich entscheiden, was eine Änderung seines Lebens bedeutet..

In dem Buch begleitet man den Protagonisten in der schnelllebigen Zeit, in der in Russland Bestechung und Korruption Alltag ist. Dem Autor gelingt es gut einen authentischen Einblick in das Leben der russischen Bevölkerung zu geben. Die negativen Begleiterscheinungen des Kapitalismus, die Armut der Bevölkerung, Partys, aber auch die russische Literatur, Filme und Kunst werden authentisch und überzeugend geschildert.

Der Schreibstil von Arthur Isarin ist temporeich, flüssig und zeitweise sarkastisch und ironisch.

„Blasse Helden“ ist ein beeindruckender Debüt-Roman in dem der Autor den Umbruch Russlands faszinierend und erschreckend zugleich schildert. Es ist kein leicht zu lesendes Buch, aber eines das man in Erinnerung behalten wird und das mich nachdenklich zurückgelassen hat.

Veröffentlicht am 01.04.2018

Mutig, wütend, intensiv

MUTIG
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„Mutig“ von Rose McGowan ist ein mutiger, wütender und intensiver Einblick hinter die Kulissen von Hollywood und gleichzeitig die Biografie der Autorin.

Das Buch beginnt in der Kindheit von Rose McGowan. ...

„Mutig“ von Rose McGowan ist ein mutiger, wütender und intensiver Einblick hinter die Kulissen von Hollywood und gleichzeitig die Biografie der Autorin.

Das Buch beginnt in der Kindheit von Rose McGowan. Sie wurde in Italien geboren und lebte mit ihren Eltern in einer Sekte. Nach der Trennung ihrer Eltern wurde sie hin- und hergeschoben bis sie schließlich alleine auf der Straße landete. Die Beziehungen, die sie daraufhin einging waren nicht glücklich gewählt und durch einige unangenehme Begegnungen in Hollywood verlor sie den Halt. Ihr Leben ist davon geprägt, dass ihr gesagt wurde wie unwichtig und wertlos wäre, was sich in ihrem Verhalten widerspiegelt.

Ich fand es schockierend zu lesen, wie sie und auch die anderen Schauspielerinnen bei den Dreharbeiten behandelt wurden. Als Zuschauer sieht man in Hollywood als reich der Schönen und Reichen, aber die Realität sieht ganz anders aus. Die Autorin berichtet offen, mutig und schonungslos von den Missständen, die dort herrschen, von Misshandlungen, Vergewaltigungen und unangebrachten Machtspielen.
Der Schreibstil ist flüssig und eingängig. Ihre offenen Worte sind klar, mutig und rufen Entsetzen hervor. Sie ruft dazu auf, sich nicht alles gefallen zu lassen.

Ein Buch, das wachrüttelt, zum Nachdenken anregt und dafür sorgt, dass man Hollywood mit anderen Augen sieht.

Veröffentlicht am 01.04.2018

Gut recherchierter historischer Roman

Löwenblut
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„Löwenblut“ ist ein historischer Roman der thematisch an das erste Buch "Blutföhre" der Autorin Monika Pfundmeier anschließt. „Löwenblut“ lässt sich problemlos ohne Vorkenntnisse des ersten Bandes lesen.

Die ...

„Löwenblut“ ist ein historischer Roman der thematisch an das erste Buch "Blutföhre" der Autorin Monika Pfundmeier anschließt. „Löwenblut“ lässt sich problemlos ohne Vorkenntnisse des ersten Bandes lesen.

Die Geschichte beginnt im Jahr 1268. Es geht um den 16-jährigen Konradin. Er ist der letzte Staufer und das Volk hofft auf eine neue Zeit unter seiner Herrschaft. Aber die Kirche hat andere Pläne. Der Papst möchte seine Macht ausweiten und überträgt die Königskrone an den französischen König Charles d’Anjou. Dadurch kommt es unter den Getreuen der Staufer zu Aufständen, die immer wieder grausam und blutig unterbunden werden. Der junge Konradin stellt sich mit seinem Heer gegen Charles, ist aber den Truppen von Charles unterlegen.
In einem zweiten Erzählstrang geht es um Cäcilia, eine starke und ungewöhnliche Frau, die ihrer Zeit weit voraus ist und dadurch immer wieder aneckt.




Der Schreibstil der Autorin passt zum Geschehen. Ich habe einige Seiten benötigt, um mich daran zu gewöhnen, fand ihn dann aber stimmig und gut gewählt.
Insgesamt ist der Roman ausgesprochen gut recherchiert und man erfährt eine Menge interessanter historischer Details.
Die Charaktere wirken authentisch und werden detailliert beschrieben. Die Perspektive wechselt mit jedem Kapitel, die mit dem Namen des Protagonisten, aus dessen Sicht grad geschrieben wird, Ort und Zeit beginnen. Dadurch erhält man einen guten Überblick über das gesamte Geschehen der damaligen Zeit.
Mir gefielen die Kapitel aus der Sicht von Cäcilia am besten, die mir im Laufe der Handlung wirklich ans Herz gewachsen ist.
Die Abschnitte aus der Perspektive von Charles d‘ Anjou haben bei mir Entsetzen ausgelöst. Seine grausame Art und sein unmenschliches Handeln ist nichts für schwache Nerven.

Zu Beginn des Buches findet man ein Personenverzeichnis, dass ich aufgrund der hohen Anzahl der Protagonisten gerne genutzt habe. Am Ende findet man weitere interessante und hilfreiche Details zu den historischen Figuren und Adelshäusern. Diese, der Epilog und das Nachwort haben das gesamte Buch wunderbar abgerundet.

Ich habe diesen gut recherchierten, interessanten, spannenden und recht komplexen historischen Roman gerne gelesen und würde wegen des recht offen gehaltenen Endes gerne eine Fortsetzung lesen.

Veröffentlicht am 17.03.2018

Beklemmend & spannend

Idaho
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„Idaho“ ist das Debüt der Autorin Emily Ruskovich, die 2015 den O. Henry Award gewann.

An einem Tag im August ändert sich für Wade alles. Seine Tochter June verschwindet und seine andere Tochter May ist ...

„Idaho“ ist das Debüt der Autorin Emily Ruskovich, die 2015 den O. Henry Award gewann.

An einem Tag im August ändert sich für Wade alles. Seine Tochter June verschwindet und seine andere Tochter May ist tot, erschlagen, weshalb seine Frau Jenny zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Wegen früh einsetzender Demenz verblassen Wades Erinnerungen an den schicksalhaften Tag immer mehr. Ann, die zu Wade gezogen ist versucht durch verschiedene Puzzlestückchen herauszubekommen, was damals geschehen ist und nimmt schließlich Kontakt zu Jenny auf.

Die Grundstimmung des Buches ist düster und beklemmend. Mich hat die tragische Geschichte gefesselt und durch die Beschreibung der Umgebung konnte ich mir alles recht gut vorstellen, die Gegend einsam und die Menschen ein wenig merkwürdig. Anns Verhalten und ihre Gedanken konnte ich nicht immer wirklich nachvollziehen. Wade war mir ziemlich suspekt, ebenso die Beziehung zwischen Ann und Wade. Wades Demenz wird authentisch und beängstigend dargestellt.

Die Autorin beschreibt ihre Charaktere sehr detailliert, facettenreich und realistisch, aber so richtig sympathisch war mir keiner von ihnen. Auch scheint keiner von ihnen wirklich glücklich zu sein.

Der Schreibstil ist angenehm und lässt sich flüssig lesen. Ich musste immer weiterlesen, da ich die ganze Zeit gehofft habe, die Wahrheit zu erfahren. Dabei erfährt man im Verlauf der Geschichte unendlich viele Einzelheiten, von denen ich mich immer gefragt habe, ob sie noch wichtig werden und die weitere Fragezeichen in meinem Kopf entstehen ließen. Leider ist das Ende recht offen gehalten und ich bin mit unzähligen Fragen zurückgeblieben.

Im Nachhinein muss ich sagen, dass das Cover unglaublich gut zu dem Buch passt. Es ist düster, atmosphärisch und geheimnisvoll.

Mich hat das Buch gefesselt und die Sprache der Autorin hat mir gut gefallen. Empfehlen kann ich es nur Lesern, für die viele offene Fragen und Platz für eigene Gedanken am Ende eines Buches zufriedenstellend sind.

Veröffentlicht am 10.03.2018

Auf den Spuren einer gescheiterten Liebe

Eine Liebe, in Gedanken
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„Eine Liebe in Gedanken“ ist nach „Die Glücklichen“ der zweite Roman der Hamburger Autorin Kristine Bilkau.

Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt. Einmal befindet man sich im Jahre 1964, ...

„Eine Liebe in Gedanken“ ist nach „Die Glücklichen“ der zweite Roman der Hamburger Autorin Kristine Bilkau.

Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt. Einmal befindet man sich im Jahre 1964, in der Zeit in der Toni und Edgar von einer gemeinsamen Zukunft träumen und dann fünfzig Jahre später in der die Tochter von Toni mehr über das Leben und die unglückliche Liebe ihrer Mutter erfahren möchte.

Toni und Edgar träumen von einer gemeinsamen Zukunft. Nachdem Edgar aus beruflichen Gründen nach Honkong gegangen ist, soll Toni ihm bald folgen. Nach einem Jahr des Wartens, erträgt Toni die Situation nicht mehr und löst die Verlobung und möchte weiterleben. Aber weder Toni noch Edgar können die gemeinsame Zeit vergessen…

Fünfzig Jahre später möchte Tonis Tochter nach dem Tod ihrer Mutter mehr über diese Liebe erfahren, die sie nur aus Erzählungen und den Unterlagen der Wohnungsauflösung kennt und möchte den inzwischen über 70-jährigen Edgar besuchen. Sie möchte ihren Vater kennenlernen und endlich mehr über ihn erfahren.

Der Schreibstil von Kristine Bilkau ist angenehm, leicht poetisch, lebendig und lässt sich flüssig lesen.
Während ich Edgars Art mit Toni zu umzugehen sowohl verbal als auch schriftlich nur schwer nachvollziehen konnte, wodurch er mir nicht wirklich sympathisch wurde, fand ich Tonis Gefühle und Sehnsüchte sehr gut dargestellt. Ihr Zwiespalt zwischen ihrem Entschluss sich von Edgar zu trennen, um einen Neubeginn zu starten und der Sehnsucht nach ihm, fand ich sehr nachvollziehbar.

Die Charaktere wirken ebenso authentisch wie die Hintergründe der Geschichte von Toni und Edgar.
Tonis Leben verlief nicht gradlinig und man kann mit ihr mitfühlen. Selbstbetrug und Täuschung sowie Erwartungen an sich und die Umwelt sind einige der Themen, die zwischen den Zeilen stehen und die dafür sorgen, dass das Buch auch nach dem Lesen noch nachklingt.

Ich habe das Buch gerne gelesen und kann es jedem, der auch gerne zwischen den Zeilen liest nur empfehlen.