Glaube, Hoffnung, Liebe
1871 Nashville. Seit ihr Verlobter David vor einem Jahr bei einem Eisenbahnunglück starb, trauert die 25-jährige Alexandra Jamison um ihn. Ihre Familie ist in der Stadt hoch angesehen und sie wuchs behütet ...
1871 Nashville. Seit ihr Verlobter David vor einem Jahr bei einem Eisenbahnunglück starb, trauert die 25-jährige Alexandra Jamison um ihn. Ihre Familie ist in der Stadt hoch angesehen und sie wuchs behütet auf. Doch nun ist das Trauerjahr vorbei und ihr Vater will sie in eine arrangierte Ehe mit einem sehr viel älteren Mann zwingen, wohl auch, damit die Familie abgesichert ist. Alexandra hat allerdings andere Vorstellungen von ihrem zukünftigen Leben, möchte sie doch als Lehrerin arbeiten. Deshalb bewirbt sie sich kurzerhand an der Universität für Freigelassene. Als sie die Zusage erhält, stellt ihr Vater ihr ein Ultimatum, aber Alexandra weigert sich, den Wünschen ihres Vaters Folge zu leisten. Sie ist gezwungen, das Elternhaus ohne eigene Besitztümer zu verlassen und trifft auf den Eisenbahnbesitzer Sylas Rutledge aus den Nordstaaten, den Alexandra in den Geschäftsräumen ihres Vaters bereits kennengelernt hat und der sich in Nashville um den Bau einer neuen Eisenbahnstrecke bewirbt. Sylas schlägt Alexandra einen Deal vor: sie unterrichtet ihn in den geschäftlichen Gepflogenheiten der Südstaatler, während er sie dafür in Geld und Naturalien bezahlt. Während Alexandra ihren Unterricht an der Universität aufnimmt und sich immer mal wieder mit Sylas trifft, um ihn zu unterweisen, freunden sich die beiden an. Doch Alexandra kennt Sylas‘ Geheimnis noch nicht…
Tamera Alexander hat mit ihrem Buch „Wer sein Herz riskiert“ einen wunderschönen und gefühlvollen historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, warmherzig und gleichzeitig fesselnd; der Leser wird mit Beginn der Geschichte in eine längst vergangene Zeit katapultiert und darf in Begleitung von Alexandra und Sylas die damaligen gesellschaftlichen Werte und Weltanschauungen kennenlernen. Die Autorin hat die historischen Hintergründe sehr gut recherchiert und mit ihrer Handlung verflochten. Der amerikanische Bürgerkrieg war erst einige Jahre beendet, doch die Rassenproblematik immer noch ein großes Thema. Viele alteingesessene Südstaatenfamilien lebten immer noch mit dem Gedanken an die vergangene Sklaverei und behandelten Farbige wie Aussätzige oder Menschen niederer Klasse. Gleichzeitig versteckten sie sich unter dem Mäntelchen der Mildtätigkeit. Ein ebenso großes Thema, das die Autorin in ihrer Geschichte behandelt, ist das Recht auf Bildung, von dem Farbige kaum oder gar nicht profitierten. Der Ausbau des amerikanischen Eisenbahnnetzes findet sich ebenfalls als ein weiterer Blickpunkt in der Handlung wieder. Die Autorin weist in ihrem Nachwort darauf hin, dass sie in ihrem Roman einige historisch belegte Tatsachen verwendet hat, was die Geschichte noch lebendiger wirken lässt.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und punkten mit ihren individuellen Eigenheiten. Sie wirken durchweg lebendig und realitätsnah und der Leser kann sich mit ihren Gedanken, Gefühlen und Gewissenskonflikten gut identifizieren. Alexandra ist eine wohlerzogene junge Frau aus gutem Hause, die für ihre Träume kämpft und sich durchzubeißen versteht. Sie verweigert sich den Wünschen ihrer Eltern und ist gezwungen, mit sehr begrenzten Mitteln auszukommen, was sie ohne zu murren erträgt. Sie besitzt eine mutige Persönlichkeit, wobei sie insgeheim manchmal gern einen Rückzieher machen würde. Doch sie stellt sich den Herausforderungen und ihren eigenen Ängsten und wächst dabei über sich hinaus. Sylas Rutledge ist ein ungeschliffener Diamant: ein selbstbewusster Mann mit einer geheimnisvollen Aura. Er fühlt sich wohler in Jeans und Stiefeln als im Anzug, kümmert sich liebevoll um Pferde und vor allem seinen Hund. Gleichzeitig hält er die Augen und Ohren offen, ist hilfsbereit und zeigt mehr als einmal sein großes Herz. Sylas hat selbst einen großen Schicksalsschlag ertragen müssen und lässt keine Möglichkeit aus, Nachforschungen zu betreiben, um nicht nur sein Gewissen zu beruhigen, sondern auch jemandes Unschuld zu beweisen. Auch die weiteren Protagonisten wie z.B. Ella, Vinson oder auch Mr. White sind starke Persönlichkeiten, die mit ihrem Auftreten und ihren Dialogen die Handlung noch weiter aufgewertet haben.
Die Autorin hat den christlichen Aspekt sehr schön in ihre Geschichte eingearbeitet. Er strahlt durch stille Gebete, Liedertexte und Gesänge hervor und macht deutlich, in welch unterschiedlichen Arten sich Menschen an Gott wenden, um von ihm Hilfe, Zuspruch und Leitung zu erfahren. Die Themen Vergebung und Hoffnung sind hier die zentralen Themen.
„Wer sein Herz riskiert“ ist ein wunderbarer historischer Roman, der viele interessante Themenbereiche in sich vereint, die christliche Botschaft gefühlvoll vermittelt und gleichzeitig eine schöne Liebesgeschichte erzählt. Absolute Leseempfehlung für ein Buch, dass nicht nur unterhält, sondern auch tief ins Herz geht.