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Veröffentlicht am 21.04.2018

Islamistischer Terror in Marseille

Schwarzer Halbmond
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Der Roman „Schwarzer Halbmond“ von Sarah Samuel ist im Verlag novum premium erschienen. Sarah Samuel ist das Pseudonym des Salzburger Autorenpaares Gerlinde und Harald Niederreiter.
In Frankreich in der ...

Der Roman „Schwarzer Halbmond“ von Sarah Samuel ist im Verlag novum premium erschienen. Sarah Samuel ist das Pseudonym des Salzburger Autorenpaares Gerlinde und Harald Niederreiter.
In Frankreich in der Region von Marseille kommt es 2015 immer häufiger zu Anschlägen auf jüdische Einrichtungen. Die Polizei vor Ort ist der islamistischen Terrororganisation Schwarzer Halbmond nicht mehr gewachsen. Die Abteilung Terrorismusbekämpfung des französischen Geheimdienstes ermittelt auf Hochtouren. Ihr oberstes Ziel ist es die in Marseille ansässige Basis für Schleppertätigkeiten und Drogenhandel zu bekämpfen. Zu diesem Zweck wird die Spezialagentin Sihem Laurent mit marokkanisch-französischer Abstammung als Lockvogel „Michou“ in das Netz der Terrororganisation eingeschmuggelt.
Der Einstieg ins Buch entführt die LeserInnen gleich ins islamistische Netzwerk. Wobei „Schwarzer Halbmond“ gleich erschreckend brutal beginnt. Von Beginn an ist man als LeserIn mitten im Geschehen und hofft dabei inständig, dass der Terror bald vorüber ist. Und doch hat es das Autorenpaar geschafft einen leichten Schreibstil mit dem brisanten und hochaktuellen Thema zu verweben, der durch Sarkasmus besticht und auch in den düstersten Momenten einen Lichtblick gibt.
Ein wirklich lesenswertes Buch. Die Ohnmacht der Polizei ist wirklich erschreckend und man kommt beim Lesen nicht umhin Parallelen zur Wirklichkeit zu ziehen.

Veröffentlicht am 10.04.2018

Viktorianisches England in opulenter Sprache

Die letzte Reise der Meerjungfrau
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Der Roman „Die letzte Reise der Meerjungfrau“ von Imogen Hermes Gowar ist im Verlag Bastei Lübbe erschienen.
England 1785. Einer seiner Kapitäne bringt dem Kaufmann Jonah Hancock von einer Fahrt eine tote ...

Der Roman „Die letzte Reise der Meerjungfrau“ von Imogen Hermes Gowar ist im Verlag Bastei Lübbe erschienen.
England 1785. Einer seiner Kapitäne bringt dem Kaufmann Jonah Hancock von einer Fahrt eine tote Meerjungfrau mit. Mr. Hancock gefällt die Idee, diese Kuriosität, die ganz London den Atem verschlägt, für Geld auszustellen. Schnell steigt Mr. Hancock in die obersten Kreise der Gesellschaft auf und verkauft seine Meerjungfrau schließlich für eine horrende Summe und zieht auch zwielichtige Gestalten an. Doch das Geld macht ihn nicht glücklich und das immer währende Streben nach „mehr“ fordert seinen Tribut.
Lange wusste ich nicht, wohin uns die Autorin mit ihrem Debutroman entführen will. Immer wenn ich die Geschichte einigermaßen zugeordnet habe, gab es eine neue Wendung und neue Fragen in meinem Kopf. Schnell war ich aber vom Schreibstil der Autorin fasziniert, der sehr bildhaft ist und mich beim Lesen wirklich ins historische England entführt hat. Die Sprache ist sehr malerisch, fast schon opulent, wie ein Gemälde mit verarbeitetem Gold.
„Die letzte Reise der Meerjungfrau“ ist mit Sicherheit kein Roman, den man einfach so und schnell lesen kann. Imogen Hermes Gowars Schreibstil muss man beim Lesen erst auf sich wirken lassen, bevor man völlig darin eintauchen kann. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich bin schon ganz gespannt, was von der Autorin noch auf uns zukommt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.03.2018

Vom Altern und der Lebenslust

Die Farben des Lebens
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Der Roman „Die Farben des Lebens“ von Lorraine Fouchet ist 2018 als deutschsprachige Ausgabe im Hoffmann und Campe Verlag erschienen. Die französische Originalausgabe ist bereits 2017 unter dem Titel „Les ...

Der Roman „Die Farben des Lebens“ von Lorraine Fouchet ist 2018 als deutschsprachige Ausgabe im Hoffmann und Campe Verlag erschienen. Die französische Originalausgabe ist bereits 2017 unter dem Titel „Les couleurs de la vie“ erschienen.
Kims Großmutter hat beschlossen, genug gelebt zu haben. Sie stirbt in einer Klinik in der Schweiz und für ihre Enkelin scheint darauf hin alles zu zerbrechen. Kim, die bei ihrer Großmutter aufgewachsen ist, braucht Zeit zum Nachdenken, um mit dem Verlust zurechtzukommen. Sie beschließt aus ihrem gewohnten Leben auszubrechen, ihre große Liebe Clovis zurückzulassen und an der Cote d’Azur eine ältere Dame zu betreuen. Diese ältere Dame, Gilonne, zeigt der jungen Protagonistin, was es heißt zu leben. Und das Altern nicht dem Verlust der Lebensfreude gleichzusetzen ist. Neben Kim kümmert sich auch noch Gilonnes Sohn um die ältere Dame, doch bald lernt Kim, dass nicht alles so ist, wie es zu sein scheint und ein Familiengeheimnis möchte aufgedeckt werden.
Lorraine Fouchet besticht mit einem malerischen Schreibstil, verwebt gekonnt zwei Erzählstränge miteinander und schafft es, ihre Charaktere liebevoll zu zeichnen. Neben den handelnden Personen erzählt sie die Geschichte auch aus der Sicht von Gegenständen, so lässt sie beispielsweise den Kühlschrank zu Wort kommen und bezaubert durch eine ungewohnte Erzählweise. Das Buch erzählt Altern und zeigt auf, das Leben auch im Alter noch lebenswert ist.
„Die Farben des Lebens“ ist ein Roman mit Tiefgang, der zum Nachdenken anregt.

Veröffentlicht am 18.03.2018

Romantisierung der guten, alten Zeit

Generation Kohl
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1982 gibt Helmut Schmidt sein Amt an Helmut Kohl ab und Deutschland hatte einen neuen Bundeskanzler. Andreas Hock hat mit seinem Buch „Generation Kohl“ eine Hommage an seine eigene Jugend geschrieben und ...

1982 gibt Helmut Schmidt sein Amt an Helmut Kohl ab und Deutschland hatte einen neuen Bundeskanzler. Andreas Hock hat mit seinem Buch „Generation Kohl“ eine Hommage an seine eigene Jugend geschrieben und für seine eigene Generation eine nostalgische Erinnerung und für jüngere Generationen ein „So war das damals“-Erlebnis geschaffen.
Andreas Hock erzählt anhand von politischen Ereignissen und persönlichen Erlebnissen aus einer Ära, in der man noch „zwischen Gut und Böse unterscheiden“ konnte. Die Erinnerung an die „langweilige gute alte Zeit“, soll den LeserInnen die extremen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts in einer immer hektischer werdenden, globalisierten Welt vergessen lassen. „Das Bewusstsein für einen pfleglicheren Umgang mit unserer Umwelt musste sich erst noch herausbilden.“ Hock erinnert an Freundschaften ohne Facebook und Tinder und an den zweiwöchigen Adriaurlaub als Höhepunkt seines Jahres. Nicht nur einmal habe ich mich beim Lesen nach einer Zeit des Friedens und der Sicherheit gesehnt und doch glaube ich, dass die Generation Kohl auch nicht nur in Friede, Freude, Eierkuchen aufgewachsen ist, sondern mit ihren eigenen Problemen kämpfen musste. Andreas Hock hat es geschafft mir, durch die Romantisierung der „guten, alten Zeit“ die Angst vor der Zukunft zu nehmen. Denn der Weltspartag ist auch heute noch wichtig und unsere größte Sorge sollte weiterhin das Waldsterben und der Klimawandel sein.

Veröffentlicht am 11.03.2018

Eine Elvis-lastige Mutter-Tochter-Geschichte

Das Glück kurz hinter Graceland
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Der Roman „Das Glück kurz hinter Graceland“ von Kim Wright ist als Deutsche Erstausgabe 2018 im Ullstein Taschenbuch Verlag erschienen.
Überzeugt hat mich die Autorin schon durch die Wahl des Zitates zu ...

Der Roman „Das Glück kurz hinter Graceland“ von Kim Wright ist als Deutsche Erstausgabe 2018 im Ullstein Taschenbuch Verlag erschienen.
Überzeugt hat mich die Autorin schon durch die Wahl des Zitates zu Beginn des Buches. Wer könnte schönere einleitende Worte zu einem Buch über Rock’n’Roll Geschichte finden, als The Boss, Bruce Springsteen, selbst. Und schon bei diesem kleinen Zitat habe ich mich in eine andere Welt versetzt gefühlt und mich selbst dabei beobachtet „Dancing in The Dark“ zu singen.
Die Hauptprotagonistin Cory schlägt sich nach dem Tod ihrer Mutter als Blues-Sängerin durch. Bis sie im alten Schuppen das legendäre Auto von Elvis Presley entdeckt, den Blackhawk. Für Cory ist das der Beweis. Nun ist sie felsenfest davon überzeugt, die biologische Tochter von Elvis Presley zu sein. Vor 37 Jahren war ihre Mutter Honey dessen Backgroundsängerin. Doch nach einem Jahr verließ sie das Leben auf der großen Bühne, um ihre Jugendliebe zu heiraten. Cory beschließt mit dem Rock’n’Roll-trächtigen Auto, Honeys damalige Route abzufahren. Dabei erfährt sie nicht nur viel über ihre Mutter, sondern auch über Elvis, die 70er und ihren eigenen Platz in dieser Geschichte.
Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus der Sicht der Tochter und der Mutter. Cory und Honey scheinen so unterschiedlich und doch wieder so gleich. Alle Personen, außer natürlich Elvis, sind frei erfunden. Die Orte der Geschichte existieren aber wirklich und so begleitet man Cory nicht nur auf ihrer Reise durch die Vergangenheit, sondern auf ihrer Reise quer durch die USA und fühlt sich selbst auf die berühmte Route 66 versetzt. Meiner Meinung nach ein wirklich lesenswertes Buch.