Zähe, eintönige Überfahrt mit einem blassen Hauptcharakter statt einer spannenden historischen Kriminalgeschichte
Das Versprechen der FreiheitLily Shepherd fährt von England mit dem Überseedampfer Orontes nach Australien. Sie wird dort eine Stelle als Dienstmädchen antreten, die dort händeringend gesucht werden. An Bord der Touristenklasse kommt ...
Lily Shepherd fährt von England mit dem Überseedampfer Orontes nach Australien. Sie wird dort eine Stelle als Dienstmädchen antreten, die dort händeringend gesucht werden. An Bord der Touristenklasse kommt sie mit den unterschiedlichsten Menschen in Kontakt, mit denen sie sich Tisch und Kabine teilt. Sie lernt sogar ein Paar der ersten Klasse kennen, das dort aufgrund von Gerüchten nicht beliebt ist und sich ihrer annimmt. Freundschaft schließt sie mit einer Jüdin aus Österreich, die sich kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs Sorgen um die Verbliebenen in ihrer Heimat macht.
Die Stimmung an Bord ist zunächst ausgelassen, es wird gefeiert und Ausflüge auf ihren einzelnen Stationen in Italien und Ägypten unternommen.
Je länger die sich bisher fremden Menschen notgedrungen Zeit miteinander verbringen und die Temperaturen unerträglich steigen, desto angespannter wird die Stimmung. Lily spürt, das nicht nur sie Dinge zu verbergen hat, die sie mit der Überfahrt hinter sich lassen wollte, sondern dass auch das erste-Klasse-Pärchen Eliza und Max, die Geschwister Helena und Edward sowie ihr unangenehmer Tischnachbar George dunkle Geheimnisse verbergen.
Anhand der Beschreibung hatte ich mir einen spannenden, historischen Roman, eine Art historische Kriminalgeschichte versprochen. Der Roman liest sich allerdings äußerst zäh und eine erste an Bord vermisste Person gibt es erst nach knapp 400 Seiten.
Der Roman ist aus der Perspektive der jungen Lily geschrieben, zu der ich keinen richtigen Zugang finden konnte. Im Gegensatz zu den Nebencharakteren blieb sie vergleichsweise blass. Ob die Überfahrt für sie aufgrund ihrer Erlebnisse in der Heimat eine Flucht ist, warum sie aber dennoch nur plant, zwei Jahre zu bleiben, blieb für mich rätselhaft.
Ihr "Geheimnis" sowie die "Geheimnisse" der anderen Passagiere blieben zu lange verborgen, so dass sich die Geschichte, die kaum mehr als eine eintönige, fünfeinhalb Wochen dauernde, Überfahrt beschreibt, unheimlich in die Länge zieht. Mehr als die unerträgliche Hitze, die in epischer Breite beschrieben wird, konnte ich nicht empfinden.